Kapitel 17.

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"Hallo, ist jemand dran?", fragte Logan als ich nicht antwortete und ich schluckte. Dann riss ich mich zusammen. "Logan, ich bin's Lauren.", sagte ich und hörte, wie er am anderen Ende der Leitung tief einatmete.

"Lauren? Was...warum... Ich meine.. gibt es einen Grund für deinen Anruf?" Genau das gleiche fragte ich mich auch. Gab es einen Grund oder war ich einfach nur völlig verzweifelt und brauchte jemanden, der mit mir sprach? Für den nächsten Satz, den ich sagte, hätte ich mich am liebsten geohrfeigt.

"Ich vermisse dich, Logan." Stille am anderen Ende der Leitung. Ein Räuspern, dann ein leises Lachen. Das ganz eindeutig das einer Frau war. Das Geräusch war wie ein Schlag in den Magen. Wie hatte ich nur so dumm sein können? 'Ich denke an dich, jeden verfluchten Tag!' - Das hatte er gesagt, als wir uns das letzte Mal gesehen hatten. Es war eine Lüge gewesen, das wurde mir jetzt schmerzlich bewusst.

"Ich.. Entschuldige, ich wusste nicht, dass...dass du Frauenbesuch hast.", stammelte ich und versuche zu ignorieren, dass mir Tränen in die Augen stiegen. "Lauren, du hast dich nach unserem Zusammentreffen nicht gemeldet. Ich dachte, du meldest dich nie mehr, dass es für dich gelaufen ist. Sag mir, wie lange hätte ich auf dich warten sollen?" Logan klang ruhig und bestimmt und das machte es alles nur noch schlimmer.

"Du hast recht, es tut mir leid. Vergiss, dass ich angerufen habe." Am anderen Ende der Leitung hörte ich schmatzende Geräusche und ein tiefes Grollen. "Mila, nicht jetzt, Schatz. Ich telefoniere.", flüsterte Logan, doch ich bekam jedes Wort mit, das er sagte. "Also Lauren, wo waren wir.." Ich legte auf und starrte das Telefon in meinen Händen an, als wäre es für all das Chaos in meinem Leben verantwortlich.

"Scheiße verdammte!", brüllte ich schließlich los und warf das Telefon in eine Ecke meines Zimmers, wo es zersprang. "Nein!" Ich hechtete auf es zu und nahm das Objekt meiner Zerstörung in die Hände. "Nein.", schluchzte ich noch einmal. In dem Telefon war Matthews Nummer gespeichert gewesen. Wie sollte ich ihn jemals wieder erreichen können, ohne direkt bei ihm vorbeifahren zu müssen?

Tränen der Wut und der Verzweiflung rannen meine Wangen hinab und ich warf die Überreste meines Telefons wieder zurück auf den Boden. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Konnte es noch schlimmer kommen? Ich glaubte, nicht. Langsam ließ ich mich auf mein Bett sinken und vergrub das Gesicht in den Händen, weinte, bis ich keine Tränen mehr vergießen konnte.

Ich fühlte mich wie in einem schlechten Film. Einem Drama, das kein Ende zu nehmen schien und für das sich der Regisseur immer neue Katastrophen ausdachte. Und in dem ich die verdammte Hauptrolle spielte. Wäre das alles nicht so tragisch, hätte ich darüber lachen können.

Eine Frau, die sich zwischen zwei Männern entscheiden konnte und letztendlich alleine nach Hause ging und sich die Augen ausheulte. Es war ein Trauerspiel.

Nachdem ich mich einigermaßen beruhigt hatte, dachte ich nach. Über alles: über mich und meinen schwierigen Charakter, meine Kurven und meine Zukunft. Über Logan, der sich bereits eine neue Frau geangelt hatte und über Matthew. Immer wieder über Matthew.

Wie konnte mich ein Mann nur so schnell aus der Fassung bringen, sich in kürzester Zeit in mein Herz schleichen? Es war lächerlich und das wusste ich und doch konnte ich nichts dagegen tun. Ich hatte mich in ihn verliebt. In seine Augen, seinen arroganten Charakter, seine perversen Machenschaften. In sein ganzes Wesen. Und das machte mir Angst. Ich wollte mich nicht binden, mich nicht wieder verletzen lassen. Aber so wie es jetzt war, getrennt von ihm, war es noch viel schlimmer.

Jetzt wusste ich auch, warum ich Logan angerufen hatte. Ich hatte versucht, meine Gefühle zu leugnen, wollte mir selbst zeigen, dass ich eigentlich noch an meinem Ex hing, statt an Matthew. Zwar hatte es weh getan, Logan mit seiner neuen Flamme zu hören, andererseits war der Schmerz viel größer wenn ich daran dachte, dass ich Matthew verloren hatte.

Plötzlich war ich zutiefst entschlossen, Ihn zurück zu gewinnen, ihm zu erzählen, was mein verdammtes Problem war. Ich stand auf und zog mich um. Nichts schönes, nichts ausgefallenes. Einfach nur Jeans und Pullover. Ich wollte mich ihm öffnen, ihm alles erklären und ihn nicht mit aufreizenden Klamotten ablenken. Ich wusste nicht einmal, ob ich heute morgen zusammenpassende Unterwäsche angezogen hatte. Aber das war mir auch egal.

Ich wollte ihn nicht ins Bett kriegen. Zumindest nicht sofort. Ich wollte mich mit ihm versöhnen. Schnell schlüpfte ich noch in Mantel und Schuhe, schnappte meine Handtasche, dann ließ ich die Haustür hinter mir zuknallen.

Im Flur rannte ich beinahe in die alte Frau Smith hinein, die gerade dabei war, den Flur zu wischen. "Nanu, liebes, wohin wollen Sie denn so stürmisch?", fragte die und hielt sich an ihrem Wischmob fest.

"Ich muss mein Herz retten." Mit diesen Worten rannte ich an ihr vorbei und die Treppe hinab. Ich musste zu Matthew. Auf der Stelle.

Lustful - Erwachte BegierdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt