Kapitel 33.

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Die Autofahrt zurück verlief beinahe schweigend. Nur ab und zu durchbrach Matthew die Stille, wenn er mich nach meinem Befinden fragte. Ich gab ihm jedes Mal dieselbe Antwort: Ein Schulterzucken. Ich wusste es nämlich verdammt nochmal selbst nicht. Einerseits fühlte ich mich furchtbar - mein peinlicher Abgang und der Streit mit seiner Familie nagten an mir- andererseits konnte ich noch immer nicht glauben, dass Matthew neben mir im Auto saß, die rechte Hand locker auf meinem Oberschenkel.

Wieder einmal spürte ich seinen Blick auf mir und seufzte „Wenn du mich noch einmal danach fragst, wie es mir geht, springe ich aus dem Auto, versprochen.", knurrte ich und hörte ihn leise lachen. Ich liebte es, wenn er lachte; der dunkle Ton ging mir durch und durch und verpasste mir ein wohliges Kribbeln im Bauch. „Lauren, ich möchte einfach nur...", setzte er schließlich doch an und ich öffnete die Beifahrertür. Natürlich hatte ich vorher auf die Straße geachtet - gänzlich lebensmüde war ich schließlich doch nicht.

„Lauren, mach die scheiß Tür zu!", fluchte Matthew und ich sah in seinem Blick, dass er deutlich panisch war. Lachend schloss ich die Tür wieder und klopfte ihm auf den Oberarm. „Mach dich locker, Casanova. Wenn du gerade tatsächlich geglaubt hast, dass ich aus einem fahrenden Auto springe, dann möchte ich nicht wissen, was für ein Bild du von mir hast.", antwortete ich ihm und merkte, wie die Stimmung im Auto umschlug. Plötzlich war nichts mehr von der der Ernsthaftigkeit zu spüren, die noch wenige Augenblicke zuvor zwischen uns geherrscht hatte. Matthew knurrte neben mir. Ein Laut, der beinahe sofort zwischen meine Beine schoss und mich erzittern ließ. „Lauren Carter, du machst mich verrückt!", schnaubte er und ich grinste ihn an.

„Das beruht auf Gegenseitigkeit." Seine Hand drückte meinen Oberschenkel und wanderte an ihm hinauf. „Ist es sehr selbstsüchtig, wenn ich dich schon wieder will und es mir scheiß egal ist, was im Laufe des Abends alles passiert ist?", fragte er und ich musste mir ein Stöhnen verkneifen. Dieser Mann war wirklich unersättlich. Einer seiner Finger war an der Laufmasche meiner Strumpfhose angekommen und zupfte leicht an dem malträtierten Stoff. Immer, wenn er meine nackte Haut berührte, zuckte ich zusammen und verfluchte ihn innerlich dafür, dass er mich so leicht erregen konnte. Er war eine verdammt gefährliche Waffe. Und das wusste der Mistkerl, seinem bösen Grinsen nach zu urteilen.

„Ich finde Strumpfhosen verdammt sexy an dir.", murmelte er und schaffte es mit diesen einfachen Worten, dass ich völlig vergaß, dass ich mich vor einer guten halben Stunde unelegant auf die Nase gelegt und den vermutlich peinlichsten ersten Eindruck bei seinen Eltern hinterlassen habe, der wohl möglich war. „Und ich finde dich verdammt sexy.", flüsterte ich heiser und sog den brennenden Blick, den er mir zuwarf, förmlich in mich auf. Plötzlich zog er seine Hand von meinem Bein weg und legte sie zu der anderen ans Lenkrad. Das Leder knatschte gefährlich, als er es umklammerte. Ich starrte ihn verwirrt an.

„Wenn ich nicht meine Hände von dir lasse, dann halte ich rechts an der Straße, versohle dir den Arsch und ficke dich. Und dann interessiert es mich nicht die Bohne, wer es mitkriegt und vermutlich die Polizei ruft!" Ich erschrak wegen seines inbrünstigen Ausrufs und merkte gleichzeitig, wie mir immer heißer wurde. Das war bereits das zweite Mal an diesem Abend, dass er mich auf seine Vorliebe hinwies und - scheiße nochmal, auch wenn ich davon absolut keinen Schimmer hatte, ich wollte es! Ich wollte ihn! „Dann tu es. Halt an!", wimmerte ich und rutschte unruhig auf dem weichen Ledersitz herum. Der Blick, den er mir jetzt zuwarf, war noch brennender als der erste. „Was hast du da gerade gesagt?", fragte er und betonte jedes einzelne Wort. „Halt an!", wiederholte ich meine Worte und beobachtete, wie seine Augen anfingen zu glänzen und seine Hände sich noch mehr um das Lenkrad krampften. „Du willst, dass ich dir den Hintern versohle und dich danach ficke?"

Er klang ungläubig und dennoch unglaublich stolz. „Ja. Jetzt sofort.", verlangte ich und griff mit meiner Hand nach seinem Bein. Er rutschte zur Seite. „Nicht anfassen!", warnte er und ich zog schmollend meine Hand zurück. Er schaute wieder zu mir, ein schiefes Grinsen auf den Lippen. „Lauren, ich will dich auch, glaub mir. Und ich bin so kurz davor zu tun, um was du mich bittest. Aber nein, ich will dich bei mir Zuhause. In meinem Bett. Damit ich weiß, dass du mir gehörst.", erklärte er und ich verdrehte die Augen.

„Matthew, scheiße nochmal, du weißt doch, dass ich dir gehöre!", brach es aus mir heraus, bevor ich mich stoppen konnte. Verdammt, war ichvollkommen verrückt geworden? Ich gehörte ihm nicht. Ich gehörte niemandem außer mir selbst. Ich wollte nicht, dass er irgendwelche Besitzansprüche gegen mich erhob und ich wollte auch nicht so behandelt werden. Ich war eine starke, eigenständige Frau. Lauren Carter, hör dich an. Wenn du weiterhin so hart dagegen angehst, könnte es vielleicht irgendwann unglaubwürdig wirken. Ach Mensch, da war sie wieder: Diese piesackende innere Stimme. Ich hatte sie nicht vermisst. Oder etwa doch? „Lauren? Lauren!"

Matthews Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Ich hatte nicht gemerkt, dass ich völlig weggetreten war und starrte ihn an. „Hey, ist alles in Ordnung? Du bist plötzlich ganz blass geworden." Er klang besorgt und ich mühte mir ein kleines Lächeln ab. „Entschuldige, ich war in Gedanken.", erklärte ich ihm und er seufzte. „Du willst es doch nicht." „Wie bitte?" „Du willst dich nicht versohlen lassen. Nicht von mir und auch von sonst niemandem." Ich erschrak. Konnte er etwa Gedanken lesen? „Matthew, das ist es nicht. Es macht mich an, wenn du mir sagst, was du mit mir vorhast. Andererseits habe ich bedenken, ob ich dazu gemacht bin, weißt du, was ich meine? Ich habe so etwas noch nie gemacht und ich habe keinen blassen Schimmer, ob ich nicht schreiend vor dir weglaufen würde, wenn du mich schlägst. Gewalt war nie etwas, mit dem ich mich auseinandersetzen musste." Lügnerin. Ich biss mir auf die Lippe.

Wieder änderte sich sein Gesichtsausdruck und wieder einmal merkte ich, wie sprunghaft dieser teuflisch erotische Mann neben mir war. „Lauren, bitte. Ich will dich doch nicht misshandeln! Du stellst mich da, als wäre ich ein verfluchter Frauenschläger! Das bin ich nicht und das will ich auch nicht sein. Niemals, wirklich niemals würde ich einer Frau gegen ihren Willen etwas aufzwingen, dass sie nicht will. Versteh mich nicht falsch, natürlich will ich dir irgendwo Schmerzen bereiten. Aber der Grat zwischen Lust und Schmerz ist sehr schmal. Und manchmal geht beides Hand in Hand. Ich kann dir Lust bereiten, Lauren. Tief gehende, alles verschlingende Lust. Aber dafür musst du in meine Welt eintauchen. Dir zeigen lassen, was ich meine. Probiere es aus. Und wenn es dann nichts für dich ist, dann können wir das Ganze immer noch lassen."

Ich zuckte zusammen. So dachte er darüber? Friss oder stirb? Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Natürlich hatte ich Bescheid gewusst, als ich mich auf ihn eingelassen hatte, aber jetzt, wo er es mir gerade heraus ins Gesicht gesagt hatte, dass das Ganze zwischen uns beendet wäre, wenn ich nicht mitspielte, wurde mir ganz komisch. Ich merkte, wie der Wagen anhielt und schaute mich um. Wir waren in einer Tiefgarage und Matthew war gerade dabei, um den Wagen herumzugehen. Wenige Augenblicke später wurde meine Tür geöffnet und er hielt mir die Hand hin. Friss oder stirb.

Lustful - Erwachte BegierdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt