Kapitel 19.

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"Lauren!", rief er aus und sprang von seinem gepolsterten Schreibtischstuhl auf. Sofort hatte er den Tisch umrundet und war auf mich zugestürmt, sodass ich gerade noch die Tür schließen konnte, bevor er mich in eine enge Umarmung riss.

"Matthew.. Ich.. Es tut mir..", stammelte ich, doch ich konnte nicht zu ende reden, denn er verschloss meinen Mund stürmisch mit seinem. In seinem Kuss konnte ich Verzweiflung, Erleichterung aber auch Wut spüren und es tat so unglaublich gut, mich ihm hinzugeben.

Ich musste zugeben, dass unser Wiedersehen anders geplant gewesen war, schließlich hatte ich damit gerechnet, auf Knien vor ihm herumrutschen und ihm anflehen zu müssen, mich anzuhören, aber so war es hundertmal besser.

"Pscht. Du. Musst. Dich. Nicht. Entschuldigen.", hauchte er zwischen seinen Küssen, während eine seiner Hände auf Wanderschaft ging. Ich keuchte, als er meinen Hintern erreichte und spielerisch hineinkniff.

Er ließ ab von meinen Lippen und vergrub sein Gesicht in meinem Nacken, leckte ihn, hauchte federleichte Küsse darauf. "Ich dachte, ich sehe dich nie wieder. Ich dachte wirklich, du hättest mich für immer verlassen.", murmelte er und ich bekam eine Gänsehaut bei seinen Worten.

"Matthew, wir waren nie zusammen.", keuchte ich, als seine Zunge die empfindliche Stelle unter meinem Ohr fand und ich hörte, wie er leise knurrte. Das Geräusch schoss ohne Umwege in meinen Unterleib und ließ mich feucht werden. Verdammt, dieser Mann war sowas von erotisch!

"Wir waren vielleicht nicht offiziell zusammen, aber du weißt, was ich meine.", sagte er leise und ich nickte. Ja, ich wusste, was er meinte, ich hatte schließlich genauso gefühlt.

Plötzlich löste er sich von mir und hielt mich auf Abstand. "Wie bist du eigentlich hier reingekommen?", fragte er und ich grinste. "Durch die Tür." Ich deutete mit dem Kopf hinter mich und Matthew folgte meinem Blick, dann runzelte er die Stirn. "Was du nicht sagst.", sagte er sarkastisch und ich zuckte die Schultern. "Du hast doch gefragt."

"Stimmt, das habe ich. Ich dachte aber auch nicht, dass Miss Carter heute so überaus witzig ist." Er schenkte mir einen Blick, der bedeutete, dass ich absolut nicht witzig gewesen war. "Nein, aber mal im Ernst, Beccy ist besser als jeder Wachhund, sie lässt so schnell niemanden rein." Beccy, so hieß das blonde Topmodel also, gut zu wissen.

"Nunja, ich habe mich als deine Schwester ausgegeben und habe als Vorwand, einfach so in dein Büro stürmen zu dürfen, einen Krankheitsfall in der Familie vorgeschoben.", erklärte ich ihm und Matthew fiel die Kinnlade herunter. "Und das hat sie dir geglaubt?", fragte er entsetzt und ich zuckte die Schultern. "Ich bin adoptiert. Ich habe somit keinerlei Ähnlichkeit mit dir.", sagte ich so ernst wie möglich und er starrte mich an. Dann lachte er schallend los und zog mich wieder in seine Arme.

"Mein Gott, Lauren. Du bist wirklich unglaublich!", lachte er und ich spürte die Vibrationen an meiner Wange. "Ich weiß.", murmelte ich nur und kuschelte mich tiefer in seine Arme. Ich spürte, wie er sich beruhigte, dann drückte er mir einen Kuss auf den Scheitel.

"Komm, wir setzen uns.", schlug er vor und zog mich mit zu seinem Stuhl. Er setzte sich und hob mich auf seinen Schoß und plötzlich fühlte ich mich wie ein kleines Mädchen. Seine Arme hatte er fest um mich geschlungen und sein Kinn auf meine Schulter gelegt.

"Ich bin so froh, dass du wieder zurück gekommen bist.", sagte er und ich nickte. "Ich hatte Angst, dass du mir eine Abfuhr verpassen würdest. Wenn ich gewusst hätte, dass du so reagieren würdest, hätte ich dich früher verlassen.", versuchte ich zu scherzen, doch die Erinnerung daran, wie niedergeschlagen er nach meiner Abfuhr gewesen war und wie sehr mein Herz geschmerzt hatte, schnürte es mir die Kehle zu.

Er zwickte mir in die Seite. "Mach das verflucht nochmal nie wieder! Ich habe wegen dir die letzten Wochen so gut wie nicht geschlafen und jede Minute überlegt, wie ich dich zurückgewinnen könnte.", seufzte er und ich wandte den Kopf, um ihn anzusehen. Tatsächlich sah er sehr müde aus; dunkle Ringe lagen unter seinen Augen und er war ziemlich blass. Rasiert hatte er sich vermutlich seit über einer Woche nicht mehr. Ich strich ihm leicht über's Kinn.

"Es tut mir so unendlich leid. Ich war einfach überfordert, ich hatte Angst.. Ich war dämlich." Seine eisblauen Augen fixierten mich und ein strenger Zug bildete sich um seinen Mund. "Ich will nicht, dass du Angst vor mir hast. Ich will, dass du mir vertraust.", sagte er und ich senkte den Blick. "Ich vertraue dir auch. Irgendwie. Es ist nur.. ach ich weiß auch nicht. Das ist alles so viel, alles zu schnell. Wir kennen uns doch überhaupt nicht.", murmelte ich und ich merkte, wie sich Matthews Hand um meinen Nacken schlang. Ich sah wieder auf.

"Dann lernen wir uns kennen, Lauren. Warum versuchen wir es nicht einfach mal andersrum? Wir führen eine Beziehung und lernen uns erst mittendrin kennen?", fragte er und ich zog skeptisch die Augenbrauen hoch. "Du weißt schon, dass man sich eigentlich erst kennen sollte, bevor man eine Beziehung eingeht, oder? Ich meine, was ist, wenn ich hässliche Geheimnisse hüte oder furchtbar schlechte Angewohnheiten haben, die dich in den Wahnsinn treiben? Zum Beispiel könnte ich ziemlich vulgär sein, beim Essen schmatzen oder merkwürdige Geräusche machen, wenn mir langweilig ist.", gab ich zu bedenken und Matthew lachte.

"Ich bin auch vulgär. Das Schmatzen kann man sich abgewöhnen und was die merkwürdigen Geräusche bei totaler Langeweile angeht: ich lasse einfach keine Langweile aufkommen. Auf deine hässlichen Geheimnisse bin ich allerdings gespannt!" Er stupste mit dem Zeigefinger auf meine Nase und ich kicherte.

"Du bist ziemlich überzeugt davon, dass es mit uns passt.", warf ich ihm vor und er nickte eifrig, sodass eine braunen Haare um sein Gesicht flogen. "Ich bin sogar so dreist zu behaupten, dass du es genauso siehst! Und außerdem, warum sollten wir es nicht ausprobieren? Das Leben ist zu kurz, um alles so stark zu überdenken! Warum nicht mal im Hier und Jetzt leben, spontane Entscheidungen treffen, mal etwas riskieren?", fragte er und ich überlegte kurz. Dann nickte ich. "Du hast recht, riskieren wir es!"

Matthew lächelte strahlend, drehte mich auf seinem Schoß herum und küsste mich liebevoll und zärtlich. "So gefällst du mir, Lauren." Einen Augenblick blieben wir so verschlungen sitzen, bis er unruhig wurde. "Ich habe dich von der Arbeit abgelenkt, bitte entschuldige.", sagte ich und beeilte mich, von seinem Schoß zu kommen, doch er drückte mich nur noch fester an sich. "Du darfst mich jederzeit ablenken.", flüsterte er und drückte mir noch einen Kuss auf die Lippen, dann ließ er mich frei.

Ich richtete meine Klamotten und ging zur Tür, doch bevor ich sie öffnete, drehte ich mich noch einmal zu ihm um. Er hatte die Ellbogen auf dem Tisch aufgestützt und schaute mir hinterher. Ich lächelte ihn an und er erwiderte es. "Ich hole dich morgen Abend ab, ok?", fragte er und ich nickte. "Mehr als ok.", dann öffnete ich die Tür. Beccy schaute mir neugierig entgegen und lächelte leicht und bevor ich die Tür zu Matthews Büro schließen konnte, ertönte noch einmal seine tiefe Stimme.

"Ach, Beccy, wenn Miss Carter demnächst wieder auf der Matte stehen sollte: lass sie bitte ohne Umschweife zu mir. Ich möchte nicht, dass meine Freundin warten muss."

Ich sah Beccys zutiefst verwirrtes Gesicht noch vor mir, als ich bereits auf der Straße stand und ein Taxi herbeiwinkte.

Lustful - Erwachte BegierdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt