Kapitel 4.

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Stinksauer und verletzt stapfte ich die Straße entlang und versuchte, nicht irgendetwas kurz und klein zu schlagen. Am liebsten hätte ich meinen Kopf gegen eine der massiven Backsteinmauern der Häuser geschlagen, um mich dafür zu bestrafen, dass ich auf diesen Mistkerl reingefallen war. Ich hätte es wissen müssen! Oder nein, was noch viel schlimmer war, ich hatte es von Anfang an geahnt und hatte trotzdem keinen Rückzieher gemacht. Ich war eine dumme, naive Gans die von dem ganz großen Happy End geträumt hatte. So bist du nun mal, Carter. Du verrennst dich immer viel zu schnell in irgendwelchen Geschichten. Ich seufzte, denn das stimmte tatsächlich. Ich war ein Mensch, der immer nur das Positive in etwas sah und naiv daran glaubte, dass sich alles zum Guten wenden würde.

Ich war so in Gedanken versunken, dass ich zusammenzuckte, als ich hart an der Schulter gepackt und zurück gezogen wurde. "Endlich hab ich dich erreicht. Verdammt nochmal, warum bleibst du denn nicht stehen, wenn ich dich rufe?!", herrschte Matthew mich an und mir klappte der Mund auf von so viel Dreistigkeit. "Soll das ein Scherz sein? Wenn ja, dann ist das ein verdammt schlechter!", gab ich zurück und schlug seine Hand weg, die noch immer auf meiner Schulter lag. "Ich scherze nicht. Niemals." Matthews Blick war kalt und ich wäre beinahe einen Schritt zurückgewichen. Doch ich widerstand dem Drang. Er sollte nicht denken, dass er mich einschüchterte, auch wenn das tatsächlich der Fall war. Stattdessen stemmte ich die Hände in die Hüften und funkelte ihn an.

"Du bist so ein verfluchtes Arschloch, Matthew Caulfield.", zischte ich und ich sah, wie der Ausdruck von Erstaunen über sein Gesicht huschte. Anscheinend redete man sonst nicht so mit ihm. Was vielleicht auch besser ist, schließlich ist er Anwalt. Ich verdrängte diesen Gedanken und schüttelte den Kopf. Ich konnte nicht glauben, dass er, nachdem, wie er mit mir umgegangen war, die Nerven hatte, mir Vorwürfe zu machen und verwirrt tat. "Ich bereue es, dich kennengelernt zu haben. Wie hast du mich nur so blenden können? Wie konntest du so mit mir spielen?! Wie...", wollte ich ihm weiter Vorwürfe machen, doch er legte mir eine Hand auf den Mund und brachte mich somit zum Schweigen."Wovon redest du verdammt nochmal?!", fragte er laut und ich drehte den Kopf um zu sehen, wie die anderen Menschen auf der Straße auf uns reagierten; es interessierte sie nicht. Oder zumindest taten sie so. Ein Mann der einer Frau die Hand auf den Mund legte und sie anherrschte? Anscheinend ganz normal. Niemand ging dazwischen. Die Gesellschaft von heute.

Da wir ja sowieso ignoriert wurden, ging ich noch einen Schritt weiter. Ich wich zurück, riss seine Hand von meinem Mund und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige. "Du bist erbärmlich, Caulfield! Absolut erbärmlich!", schrie ich und sah zu, wie er seine Hand zu seiner flammend roten Wange hob. "Was zum...", setzte er verwirrt an, doch ich schüttelte nur den Kopf. "Halt den Mund, ich will davon nichts hören. Einen schönen Abend wünsche ich dir noch und viel Spaß mit dieser Kira." ,äffte ich und grinste hämisch. Dann zupfte ich meine Kleidung zurecht und wandte mich um. "Aber Lauren, Kira ist nicht..." Ich hörte ihm nicht länger zu und rannte los. Ich wollte ihn nicht länger sehen, wollte ihn nicht länger hören. Ich musste nach Hause und mich schnellstens mit Eis und einem kitschigen Film um mein geschundenen Herz kümmern, bevor es noch auf die Idee kam, völlig zu zerbrechen.

Erst als ich um die nächste Ecke gebogen und mir sicher war, dass Matthew mir nicht gefolgt war, verlangsamte ich meine Schritte und schnappte nach Luft. Ich lehnte mich gegen eine Hauswand, beugte mich vor und stützte mich mit den Händen auf meinen Knien ab. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Ich hatte das Gefühl, Teil eines schlechten Filmes zu sein, in dem sich alles darum drehte, mich in den Wahnsinn zu stürzen; ein bescheuerter Exfreund, der mich nach wenigen Wochen durch eine Neue ersetzte und dann auch noch ein sexbesessener Anwalt, der mich in seinem Büro vögelte und sich im nächsten Atemzug bereits darum kümmerte, ein Date mit einer Kira auszumachen. Ich musste mich zusammenreißen, dass das hysterische Kichern, dass sich einen Weg in meinem Hals nach oben bahnte, nicht hervorbrach. Ich schien tatsächlich nur Arschlöcher anzuziehen.

Lustful - Erwachte BegierdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt