Kapitel 36.

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Als ich am nächsten Morgen aus einem tiefen, traumlosen Schlaf erwachte, fühlte ich mich ziemlich beschissen. Mein Kopf drohte zu platzen und meine Nase triefte. Noch dazu hatte sich in meinem Hals ein unangenehmer Schmerz gebildet. Ich stöhnte und setzte mich in dem weichen Bett auf, nur um mir wenige Sekunden später die Lunge aus der Brust zu husten. Ich versuchte leise zu sein, doch Matthew regte sich bereits neben mir und blinzelte mich verschlafen an.

"Lauren? Ist alles in Ordnung?", fragte er und stützte sich auf seinen Ellbogen. Ich zuckte die Schultern. "Ich glaube, dass ich gestern ohne Schuhe in der Parkgarage rumgelaufen bin, war nicht so gut.", antwortete ich und wurde von einem weiteren Hustenanfall geschüttelt. Wimmernd hielt ich mir den Kopf und ließ mich zurück in die Kissen sinken. Sofort war Matthew auf mich zugerobbt und legte seine Hand auf meine Stirn. "Verdammt, Baby, du glühst ja!", rief er aus und bevor ich ihm antworten konnte, war er auch schon aus dem Bett gesprungen und aus dem Zimmer geeilt.

Ich hatte nicht die Kraft, um ihm hinterher zu laufen, also blieb ich einfach wo ich war und schloss die Augen. Ich hoffte, dass dies zumindest meine Kopfschmerzen lindern würde. Doch vergeblich. Irgendjemand hatte sich anscheinend in meinem Kopf eingenistet und hatte Spaß daran, mit einem Presslufthammer hinter meinen Augen zu arbeiten. Stöhnend warf ich mich auf die Seite und zog mir das Kissen über den Kopf. Ich hasste es, krank zu sein. Eigentlich war ich nicht sehr wehleidig, aber wenn es um eine laufende Nase, Fieber und Husten ging, verstand ich keinen Spaß. Ich hörte, wie jemand ins Zimmer kam. „Ich habe William angerufen und ihn losgeschickt, um dir Medikamente zu holen.", sagte Matthew und ich spürte wie die Matratze neben mir einsank.

Er zog mir vorsichtig das Kissen weg und legte einen nassen Waschlappen auf meine Stirn. „Ich hoffe, das ist nicht der von gestern Abend.", Ich wollte grinsen, musste jedoch husten und krümmte mich. „Denkst du wirklich so schlecht von mir?", fragte er und lehnte sich zu mir, um mir einen Kuss auf die Wange zu geben, doch ich schob ihn schwach von mir. „Nicht, ich bin krank. Ich steck dich noch an." „Baby, ich könnte mir nichts schöneres vorstellen, als den ganzen Tag mit dir im Bett zu liegen und gemeinsam zu sterben.", scherzte er und ich warf ihm einen vernichtenden Blick zu.

„Machst du dich etwa über mich lustig?", wollte ich wissen und er setzte seinen ernsten Blick auf. Der mich eindeutig eingeschüchtert hätte, wenn nicht das kleine Grübchen gewesen wäre, das verriet, dass er sich das Grinsen verkneifen musste. „Das würde mir niemals einfallen." „Du bist furchtbar.", seufzte ich und drehte ihm den Rücken zu. Es war schon schlimm genug, dass ich krank war, jetzt musste ich mich auch noch mit einem gutgelaunten Mann herumschlagen, der anscheinend keinerlei Mitleid mit mir hatte. Das Leben meinte es wahrlich nicht gut mit mir.

„Hey. Du weißt, ich mache nur Spaß." Matthew hatte sich über mich gelehnt und schaute mich an. Seine blauen Augen funkelten. „Die Masche funktioniert nicht. Du bekommst keinen Sex. Ich bin kurz davor zu sterben." Ich hustete und Matthew lachte. „Lauren, ich bin kein Nymphomane! Mir würde nicht mal in den Kopf kommen, dich jetzt um Sex zu bitten." Ich spürte wie ich rot wurde und vergrub meinen Kopf weiter im Kissen. „Würdest du auch nicht bekommen.", murmelte ich und wieder lachte er. Anscheinend sorgte ich bereits am frühen Morgen für Entertainment. Ich sollte damit mein Geld verdienen. Dieser Gedanke ließ mich für einen Moment richtig klar werden und ich drehte mich wieder zurück, um Matthew anzuschauen.

„Wie sieht das jetzt eigentlich aus? Bin ich tatsächlich deine „persönliche Assistentin"?" Er nickte. „Ja, du fängst an für mich zu arbeiten, sobald du wieder gesund bist." Ich kniff die Augen zusammen. Für ihn war das tatsächlich alles schon beschlossene Sache. „Wenn ich nicht krank wäre, würde ich dir jetzt gehörig die Meinung sagen. Du hast schon wieder alles geplant, ohne mich richtig in alles einzuweihen.." Matthew wollte bereits protestieren, doch ich winkte ab. „...aaaber ich bin zu müde, als dass ich mich jetzt mit dir streiten will, also lass ich es jetzt einfach auf sich beruhen. Aber begeistert bin ich davon nicht. Eigentlich sollten wir die Arbeit und privates von einander trennen." Ich gähnte und nieste. „Eigentlich.", setzte ich hinterher und kuschelte mich weiter in die Decke, die über mir ausgebreitet war. Matthew seufzte erleichtert.

„Manchmal kannst du erschreckend zahm sein. Ich habe bereits mit einem Wutausbruch der allerersten Klasse gerechnet.", erklärte er und fuhr mir leicht mit seinem Daumen über die Wange. „Wie wäre es, wenn du noch ein bisschen die Augen zu machst und ich koche dir eine Suppe? Ich wecke dich, sobald William mit den Medikamenten zurück ist." Ich nickte. Das hörte sich nach einem wunderbaren Plan an. Ich schloss also die Augen und versuchte, den Hustenreiz zu ignorieren, der meine Hals bereits wieder zum Kratzen brachte. Ich spürte weiche Lippen auf meiner Wange und wollte bereits wieder protestieren, doch dann hörte ich schon, wie die Schlafzimmertür geschlossen wurde. An das hier konnte ich mich eindeutig gewöhnen.

„Lauren? Baby. Wach auf." Ich wurde leicht an der Schulter gerüttelt und schlug verschlafen die Augen auf. Matthew hatte sich direkt über mich gebeugt und streichelte meine Wange. „Was ist?", murmelte ich und hustete. Achja, ich war ja krank. „Die Medikamente sind da. Hier, nimm die Tabletten und danach isst du ein wenig Suppe. Die Wärme wird dir guttun." Er reichte mir drei Tabletten und ein Glas Wasser und ich nahm sie dankend an. Als ich das Glas geleerte hatte, nahm Matthew es mir ab und stellte es auf den Nachtschrank, dann hob er etwas vom Boden auf. Es war ein Betttablett und darauf stand eine dampfende Schüssel mit Suppe, eine Tasse Tee und ein Stück Zwieback. Ich grinste.

„Meine Güte, du bist wirklich gut darin mich zu bemuttern. Daran könnte ich mich gewöhnen.", sagte ich und setzte mich richtig hin, damit er das Tablett über meine Beine stellen konnte. Er lächelte. „Je schneller du wieder gesund bist, desto schneller habe ich wieder etwas von dir." Ich stöhnte. „Ich wusste es! Dir geht es gar nicht um mein Wohlbefinden im Allgemeinen, sondern darum, dass du so schnell wie möglich wieder ran darfst!", sagte ich vorwurfsvoll und er lachte. „Wer könnte es mir verdenken bei einer solch erotischen Frau? Glaube mir, jeder Mann würde so reagieren.", verteidigte er sich und ich verdrehte die Augen.

„Ihr seid triebgesteuerte Tiere.", antwortete ich und nahm einen Löffel von der heißen Suppe. Erstaunt riss ich die Augen auf. „Mhh! Wow, Matthew, die ist wirklich gut!", sagte ich und er grinste. „Tja, ich bin nicht nur gut im Bett.", sagte er und ich kicherte. „Du bist wirklich unglaublich!" Er grinste noch immer, als er sich neben mir lang machte. „Erzähl mir was neues." Sein Lächeln war strahlend und wieder fiel mir der abgebrochene Eckzahn auf. Ich fragte ihn danach und er wurde plötzlich still. „Es...war eine Meinungsverschiedenheit.", antwortete er und es kam mir vor, als würde er nicht weiter darüber reden wollen. Doch ich ließ nicht locker. „Eine Meinungsverschiedenheit? Du hast dich geprügelt?" Er schaute mir nicht in die Augen, als er antwortete. „Sowas ähnliches."Ich grinste.

„Matthew Caulfield hat sich geprügelt. Hat dein Gegner denn jedenfalls auch was abbekommen?" Ich konnte gar nicht so schnell schauen, wie er plötzlich wieder aus dem Bett war und auf die Tür zuging. „Ich muss noch etwas arbeiten. Wenn du fertig bist, stell das Tablett einfach auf den Boden, ich hole es nachher raus. Ach und zieh dir etwas an. Ich habe dir einen Pullover und eine Jogginghose von mir hingelegt." Mit diesen Worten war er zur Tür hinaus und ich blieb vollkommen verwirrt zurück. Was zum Teufel war das denn? Warum hatte er so komisch reagiert? Ich musste ihn unbedingt irgendwann noch einmal darauf ansprechen.

Ich aß die Suppe auf, leerte den Tee und bis zweimal in den Zwieback, doch die Medikamente begannen bereits zu wirken und machten mich schläfrig. Somit ließ ich den Zwieback Zwieback sein und stellte das Tablett weg. Dann griff ich nach der Kleidung von Matthew und schlüpfte hinein. Eine enge Boxershorts von Calvin Klein, eine große graue Jogginghose und ein Pullover mit dem Logo seiner Kanzlei. Ich grinste. Ich sollte also für ihn Werbung machen, was? Ich legte mich zurück, schlüpfte unter die Decke und schloss die Augen. Meine Gedanken kreisten um Matthews merkwürdige Reaktion auf meine Frage, bis ich schließlich erneut einschlief.

Lustful - Erwachte BegierdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt