Kapitel 37.

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Ich erwachte als ich merkte, wie sich die Matratze unter mir bewegte und sich zwei Arme um mich schlangen. Schläfrig öffnete ich meine Augen einen Spalt breit, doch das Zimmer lag in völliger Dunkelheit, sodass ich sie wieder schloss und mich enger an den warmen, starken Körper hinter mir schmiegte. „Bitte entschuldige, ich wollte dich nicht wecken.“, murmelte Matthew und sein warmer Atem kitzelte mich am Hals. „Nicht schlimm. Du darfst mich immer wecken.“, antwortete ich und genoss das Gefühl völliger Geborgenheit.

 „Es ist schön, dich hier zu haben. In meiner Wohnung. In meinem Bett. Es fühlt sich richtig an.“, redete er weiter und ich gab einen laut der Zustimmung von mir. Es war zwar schön und gut, dass er jetzt wieder seine zärtliche Seite zeigte, nachdem er vor wenigen Stunden einen solch abrupten Abgang gemacht hatte, doch es war mitten in der Nacht und ich war eindeutig zu müde, um jetzt ein langes, emotionales Gespräch zu führen.

 Doch Matthew war anscheinend anderer Meinung. „Weißt du, es hat sich noch nie so richtig angefühlt, jemanden im Arm zu halten, zu küssen, zu lieben. Du bereicherst mein Leben, Lauren. Und das meine ich tatsächlich genauso, wie es sage. Ich bin sehr sehr froh darüber, dass wir uns kennengelernt haben.“ Seine Lippen streiften meinen Hals und ich seufzte, als ich mich in seinen Armen drehte. Er wollte reden? Von mir aus. Wer brauchte schon Schlaf?

 „Es ist schön, das aus deinem Mund zu hören.“, flüsterte ich, als er seine Arme so positionierte, dass ich meinen Kopf auf sie legen konnte. Wäre es nicht so dunkel gewesen, wir hätten uns direkt in die Augen geschaut. „Es tut mir leid, wie ich mich vorhin benommen habe.“ Aha, eine weitere Entschuldigung. „Ich war ziemlich verwirrt. Hatte ich etwas falsches gesagt?“, fragte ich ihn und ich spürte, wie er sich erneut anspannte.

 „Es..es wäre mir einfach lieber, wenn wir nicht darüber reden würden.“ Er rückte ein Stück von mir ab, entfernte sich von mir. Doch so schnell wollte ich nicht aufgeben. Ich rutschte wieder näher und legte meinen Kopf auf seine Brust, meinen Arm legte ich über seinen Bauch. Ich hielt ihn, wo er war. Er sollte mich nicht ausschließen. „Ich würde aber gerne wissen, was damals vorgefallen ist.“ Er spannte sich noch weiter an, atmete gepresst. „Lauren, Baby. Nein. Ich möchte wirklich nicht darüber reden. Es ist nicht gerade die schönste Erinnerung, die ich an diese Zeit habe.“

 Das hörte sich ziemlich übel an. „Du kannst mir alles sagen, Matthew. Ich bin für dich da und ich werde dich nicht weniger lieben...“ Als dieses Wort heraus war, biss ich mir auf die Zunge. Verdammt noch mal! Ich wollte doch nicht so schnell damit herausrücken! Ich hielt den Atem an. Matthew regte sich unter mir. „Was hast du da gerade gesagt?“, fragte er und ich räusperte mich. Mein Hals war immer noch gereizt. „Ich..nichts. Gar nichts.“, versuchte ich zurück zu rudern, doch er hatte mich genau verstanden. Er drehte sich ein wenig und ich hörte ein Klicken. Sanfter Lichtschein durchflutete den Raum und ich blinzelte. Matthew hatte sich auf einen Ellbogen gestützt und schaute mich an. Ich schaute einfach zurück. Ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte.

 „Du liebst mich?“, fragte er zärtlich und ein sanfter Ausdruck erfüllte seine schönen blauen Augen. Ich schluckte. Jetzt war es sowieso schon zu spät.  Ich konnte nicht zurücknehmen, was ich gesagt hatte, also nickte ich nur. Matthew kam näher, sein dichtes Haar fiel ihm ins Gesicht und er strich es wirsch zurück. „Du liebst mich.“, wisperte er. Wieder nickte ich. Plötzlich lag ich auf dem Rücken, er über mir. „Sag es nochmal, bitte.“, bat er, als er seine Hände an meine Wangen legte und auf mich herab schaute. „Ich liebe dich.“ Drei schlichte Worte, doch die Bedeutung schien in Matthew einzuschlagen wie ein Blitzschlag. Mit einem Knurren fanden seine Lippen die meinen und seine Hände streichelten mein Gesicht. Er hatte mein Bekenntnis zwar nicht erwidert, doch sein Mund auf meinem war Antwort genug.

 Nach einer Ewigkeit löste er sich von mir und seine Augen glitzerten Belustigt. „Was ist?“, wollte ich wissen und er berührte mit seinen Fingern seine Lippen. „Ich fürchte deine Bazillen hatten gerade genug Zeit, um auf mich über zu springen.“, witzelte er und ich verdrehte die Augen. „Du hast angefangen mit dem emotionalen Gespräch!“, verteidigte ich mich und er nickte. „Das stimmt. Und du hast das Gespräch zum Highlight meines ganzen Tages gemacht.“ Wieder verdrehte ich die Augen. Dieser Mann konnte wirklich furchtbar kitschig sein.

 Erst jetzt fiel mir wieder ein, dass er mir auf meine Frage zu seiner Vergangenheit noch immer keine Antwort gegeben hatte. Also versuchte ich es noch einmal. „Um nochmal auf vorhin zu kommen. Diese Meinungsverschiedenheit...“ „...ist nicht mehr von Bedeutung.“ Er ließ sich wieder auf seine Seite des Bettes fallen und streckte seine Hand nach dem Lichtschalter aus. „Nein!“, stoppte ich ihn und er hielt mitten in der Bewegung inne. „Matthew, bitte schließ mich nicht aus! Ich möchte wissen, was dich bedrückt! Warum willst du nicht darüber reden?“, fragte ich ihn und krabbelte zu ihm.

 „Weil es nichts darüber zu reden gibt! Es ist vorbei, Lauren, okay? Meine Vergangenheit soll nicht unsere Zukunft belasten! Ich will dich in nichts mit hineinziehen, mit dem du nichts zutun hast! Und es ist unwichtig. Es ist Vergangenheit, abgeschlossen, vorbei. Also hör bitte auf, immer wieder zu bohren. Ich werde nicht mit dir darüber reden!“ Seine Stimme klang entschieden und ich senkte den Blick. „Gar nicht?“ „Nein!“ „Das ist dein letztes Wort?“ „Ja.“ Ich wusste, dass ich jetzt aufhören musste, sonst würde dieser Abend in einem Streit enden. Somit rutschte ich zurück auf meine Seite des Bettes und drapierte die Decke um mich herum.

 Ich betete meinen Kopf auf meinen Arm und starrte die Wand an. Er wollte wirklich nicht darüber reden. Das hieß, dass es noch viel übler sein musste als vorher von mir angenommen. Was, wenn er in irgendwelche illegalen Geschäfte verwickelt war? Innerlich zuckte ich die Schultern. Und wenn schon, er meinte, dass es vorbei wäre, dass er unsere gemeinsame Zukunft nicht damit belasten wollte. Ich musste ihm glauben. Er wollte mich nicht gefährden, mir nicht weh tun, also war es wohl besser, wenn ich es gut sein ließ. Auch wenn mir das nicht gefiel. Vielleicht würde ich ihn irgendwann dazu bringen, sich mir anzuvertrauen. Denn wenn er wirklich eine gemeinsame Zukunft mit mir aufbauen wollte, dann durfte es keine Geheimnisse zwischen uns geben. Nichts, was in irgendeiner Weise einmal zwischen uns geraten könnte.

 Um mich wurde es wieder schwarz. Matthew hatte das Licht ausgemacht und er schien zu überlegen, wie er sich jetzt mir gegenüber verhalten sollte. Plötzlich rollte er sich zu mir und umschlag meinen Körper wieder mit seinen Armen. Er sagte nichts, hielt mich einfach nur fest und ich wusste, dass es ihn belastete, dass er es mir nicht sagen konnte oder sagen wollte. Ich schloss die Augen. Als ich beinahe weggedämmert war, hörte ich ihn.

„Ich liebe dich.“

Lustful - Erwachte BegierdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt