Kapitel 26.

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"Was hältst du davon, wenn du nächste Woche den Rest meiner Familie kennenlernst?", fragte Matthew mich, als ich mir gerade eine Gabel mit Spaghetti in den Mund schob. Vor Schreck verschluckte ich mich und er musste um den Tisch eilen, um mir auf den Rücken zu klopfen.

"Ein einfaches 'Nein' hätte es auch getan.", sagte er leicht angefressen und ich trank einen Schluck Wasser, bevor ich ihm antwortete. "Matthew, glaubst du nicht, dass das ein bisschen früh ist?", fragte ich ihn und beobachtete, wie sich sein Gesichtsausdruck von beleidigt zu stark entschlossen veränderte.

"Wir vögeln miteinander und ich habe dich gerade zum Essen ausgeführt. Außerdem möchte ich nicht, dass das mit uns so schnell endet, also nein, ich denke nicht, dass es zu früh ist.", antwortete er und ich verdrehte die Augen.

"Mein Gott, du kannst wirklich unglaublich romantisch sein.", meinte ich seufzend und sah ihm in die blauen Augen. Wieder mal fiel mir auf, was für ein außerordentlich attraktiver Mann Matthew Caulfield war. Und ich saß gerade mit ihm bei einem gemütlichen Italiener. Meine Freude war grenzenlos, aber das wollte ich ihm nicht zeigen.

"Ich brauche nicht romantisch zu sein, um klar zu machen, dass du mir gehörst. Und das soll ruhig jeder wissen." Er biss von seiner Pizza ab und dabei blieb ein Stück Käse in seinem Mundwinkel hängen. Ich beugte mich über den Tisch und wischte ihn mit dem Finger weg. Dann setzte ich mich wieder richtig hin und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Ich bin nicht dein Eigentum, Matthew, ich gehöre dir nicht. Ich bin lediglich eine Frau an deiner Seite und das vermutlich auch nur für eine bestimmte Zeit.", gab ich zurück und beobachtete, wie sich seine Augen zu Schlitzen verengten. Er warf das angebissene Pizzastück vor sich auf den Teller und funkelte mich an.

"Warum sagst du sowas?", fragte er und ich zuckte die Schultern. "Weil es die Wahrheit ist.", antwortete ich leise und ließ den Blick auf den Teller vor mir sinken. Mir war der Appetit vergangen.

Plötzlich griff Matthew nach meiner Hand und umschlang sie mit seinen viel größeren. Die Wärme die von ihnen ausging krabbelte meinen Arm empor und ich bekam eine Gänsehaut.

"Sieh mich an.", befahl er und ich gehorchte. Ich biss mir auf die Zunge; bei ihm kam ich mir vor wie ein dressierter Hund. Ich tat immer, was er von mir wollte. Ihm hingegen schien das mehr als zu gefallen, denn sein Mund hatte sich zu einem kleinen Lächeln verzogen.

"Lauren, du bist nicht nur irgendeine Frau an meiner Seite. Du bist die Frau, nach der ich schon so lange gesucht habe. Du bist liebevoll, witzig und temperamentvoll. Du bietest mir die Stirn und das gefällt mir. Ich möchte gar nicht darüber nachdenken, dich irgendwann zu verlieren und ja, von mir aus kannst du jetzt wieder sagen, dass wir uns kaum kennen und dass das alles viel zu schnell geht; aber mal ehrlich, warum sollte ich meine wahren Gefühle für dich verstecken, nur weil wir uns nicht so lange kennen, wie andere Pärchen?" Seine Tonlage war ernst und ich musste schlucken.

Irgendwo hatte er ja recht, aber andererseits hatte ich Angst davor, dass wir einen Fehler machten. Dass wir uns lieber besser kennenlernen sollten, bevor wir voreilige Entschlüsse fassten.

"Matthew, ich weiß nicht.. Wie gesagt, wir vögeln miteinander, das hast du sehr gut ausgedrückt vorhin. Wir ziehen uns gegenseitig furchtbar stark an und landen dann im Bett, aber das hier ist irgendwie keine richtige Beziehung, oder? Wo ist die Zeit geblieben, in der man sich kennenlernt, in der man immer mehr Fehler an der anderen Person findet...", begann ich, doch er unterbrach mich mit einer Handbewegung. Ich biss mir auf die Zunge.

"Lauren, das hört sich beinahe so an, als möchtest du negative Dinge an unserer Beziehung finden. Wenn du das hier nicht möchtest..." Er zeigte zwischen uns hin und her "..dann sag das. Wenn du gehen willst, dann geh. Ich werde dich nicht aufhalten." Er wurde immer ernster und ich schüttelte eilig den Kopf.

"Nein, darum geht es nicht. Ich finde nur, dass es zu schnell geht." Er seufzte. "Was möchtest du von mir? Willst du, dass ich abends mit Blumen und Pralinen vor deiner Tür stehe und dich auf Knien anflehe, mit mir auszugehen? Dass wir erst furchtbar viele Dates ohne Anfassen haben, bevor ich mich durchringen kann, dich zu küssen, weil ich Angst haben muss, dass es dir zu schnell geht? Sag es mir! Von mir aus werde ich das tun! Denn ich will dich nicht verlieren, Lauren!"

Bei seinen Worten musste ich anfangen zu lachen. "Es gefällt mir, wenn du mich anfasst.", sagte ich schließlich und leckte mir leicht über die Lippen. Sein Blick blieb an meiner Zunge hängen und er knurrte leise. "Das will ich auch hoffen, denn ich glaube nicht, dass ich die Hände von dir lassen könnte, selbst wenn du mich darum bitten solltest."

Die Spannung zwischen uns ließ langsam nach und ich drückte seine Hand. "Vermutlich hast du recht. Wir sollten uns nicht verstellen. Wir sind einfach win merkwürdiges Paar." Er schüttelte den Kopf. "Wir sind nicht merkwürdig, unsere Beziehung ist halt einfach sehr körperlich ausgelegt." Ohja, und wie sie das war. Als ich an unsere Bettaktion von vorher dachte, kribbelte mein Unterleib.

"Hast du noch Hunger oder kann ich dich jetzt zu dir nach Hause bringen und da weitermachen, wo wir aufgehört haben?", fragte Matthew und seine Augen glitzerten. Ich seufzte und schob meinen Teller von mir. "Na los, bring mich schon nach Hause, du unersättlicher Teufel.", gab ich zurück und konnte gar nicht so schnell gucken, wie er aufgesprungen war und ein paar Geldscheine auf den Tisch warf. Dann griff er nach meiner Hand und zog mich aus dem Restaurant.

Lustful - Erwachte BegierdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt