30. März 2016

291 8 0
                                    

30.03.2016; Malte:

Sonnenstrahlen kitzelten mich im Gesicht, als ich am Morgen des ersten Tourtages aufwachte. Ich blinzelte gegen das helle Licht an, dass durch das Fenster schien und merkte, dass Henning auf meinem nackten Oberkörper lag. Ich spürte seine Berührungen, seine Nähe, die Hitze des gestrigen Abends wieder auf meiner Haut und seufzte wohlig auf. Erst da fiel mir auf, dass mir total kalt war und dass mein Freund die ganze Decke für sich beansprucht hatte. Zitternd zog ich einen Teil der Decke über mich, wodurch Henning wach wurde. Müde schaute er mich an, schaffte es noch nicht, beide Augen zu öffnen, da die Sonne ihn so blendete. Dabei grinste er breit. Mein Herz schlug Purzelbäume, als seine Finger sanft meine Haut berührten, von meinem Hals über meine Brust und meinen Bauch bis zum Bund meiner Boxershorts strichen. Ich legte meine Hände an Hennings Wangen und bedeckte sein ganzes Gesicht mit kleinen Küssen, ehe ich meine Lippen auf seine drückte. Ihm entwich ein wohliges Seufzen, als er den Kuss erwiderte und ich ihn in die Kissen zurückdrückte, mich auf ihn drehte. Vorsichtig biss er mir auf die Unterlippe, bat um Einlass. Ich öffnete meine Lippen und gewährte ihn ihm. Ganz langsam und innig küssten wir uns. Meine Hände fuhren durch seine Locken und seine warmen Fingerspitzen malten Muster auf meinem Rücken. Die Härchen auf meinen Armen und im Nacken stellten sich auf und die Gänsehaut, die ich bekam, ließ mich erschauern. Erregt stöhnte ich in den Kuss, der immer inniger wurde. Die Hitze, die gestern Abend in diesen vier Wänden geherrscht hatte, kehrte zurück und jagte durch meinen Körper. Ich ergriff den Stoff von Hennings Shorts, doch er packte meine Hände. "Nicht.. wir können jetzt nicht.. die Jungs.. in zehn Minuten." Murmelte er gegen meine Lippen. Ich grummelte frustriert vor mich hin, zupfte wieder an dem Stoff, der seine Mitte bedeckte. "Tut mir leid.. Ich will dich auch, wirklich. Aber es geht nicht.. Ich liebe dich!" Flüsterte Henning, strich über meine Wange. Seine Augen schauten mich so liebevoll an, dass ich meinen Frust einfach vergaß. Was machte er bloß mit mir? "Ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr." Antwortete ich und strich ihm seine Locken aus der Stirn. Eine Autohupe vor dem Proberaum ließ uns zusammenzucken. "Mal schauen, wer uns da stört." Brummte ich und löste mich schweren Herzens von meinem Freund. Henning setzte sich auf, als ich zum Fenster tapste. "Sevi ist da." Verkündete ich, als unser Schlagzeuger aus dem Transporter sprang und herüber kam. Schnell flitzte ich zurück zu Henning und wir verkrochen uns unter der Decke, bis nur noch unsere Augen herausguckten. Es war fast schon albern, aber wir fanden es unfassbar witzig, als Sevi hereinkam und uns verdutzt musterte. "Ooookay, ich will nicht wissen, ob ihr was an habt, oder nicht. Ich geh jetzt einfach wieder raus und wenn ich wieder herein komme, seid ihr abfahrbereit." Bestimmte er und ging rückwärts wieder raus. Kaum, dass die Tür zu war, brachen wir in Gelächter aus. "Hast du.. hast du den Blick gesehen?" Japste Henning, ich hielt mir den Bauch. "Wir hätten ein Foto machen sollen, hahaha!" Noch immer lachend traten wir fünf Minuten später angezogen auf den Hof. Mittlerweile war auch Chrissi da, er wurde von seinem Mitbewohner Jonas gebracht. Sevi sah erleichtert aus, als er uns bemerkte. "Na endlich! Los, räumt euren Krempel in den Bus." Er zeigte auf den Transporter, hinter den noch ein Anhänger gekoppelt war. Wir nickten und begannen, die Instrumente einzuladen, während Sevi und Chrissi sich um die Technik kümmerten. Etwas über eine Stunde später, rollten wir endlich vom Hof. "Jetzt geht's los! Jetzt geht's los!" Gröhlten wir hinten im Wagen, und Sevi drückte ein paar Mal auf die Hupe. Ja, jetzt ging es los. Tour. Live. Musik. Und ich konnte es kaum erwarten.

Severin:

Zwei Raucherpausen, einen Pinkelstopp und einen doppelten Zickenanfall später rollten wir auf den Hinterhof des FZW in Dortmund. Gott sei Dank! Zehn Minuten länger und ich wäre ausgerastet. Martin, unser Fotograf, hatte bereits nach zwanzig Minuten verlangt, bei McDonalds zu frühstücken, was ich knallhart abgelehnt hatte. Chrissi hatte kurz darauf auf Toilette gemusst, mit der Ausrede, dass er das in der Aufregung am Morgen völlig vergessen hatte. Ich musste nach der Hälfte der Strecke erstmal eine rauchen und Henning und Malte hatten auf den letzten Kilometern wie kleine Mädchen herumgealbert, bis Chrissi sich zwischen sie gesetzt hatte. Das hatte in empörtem Gezeter, einem schmollenden Sänger und einem bockigen Bassisten auf der Rückbank geendet. Malte hatte mir bis eben gerade immer wieder in den Rücken getreten. Ich rieb mir genervt die Augen und öffnete meine Tür, um auszusteigen und die Schiebetür zu öffnen. "Raus." Blaffte ich meine Band an, sie duckten sich an mir vorbei und huschten durch den Hintereingang ins Gebäude. Ich rauchte noch eine und folgte ihnen dann. In der Garderobe schauten mich drei unschuldige Gesichter an, und trällerten ein übertriebenes "Es tut uns leid, Sevi." Ich lachte auf. Auf die Chaoten konnte man ja doch nicht böse sein. "Idioten." Ich schüttelte grinsend den Kopf. Und dann kam die Aufregung zurück und Panik brach aus. Wir rannten zwischen dem Auto und der Bühne hin und her und bauten schonmal auf, während unsere Crew nach und nach eintraf und Licht und Sound einstellte. Dann begann der erste Soundcheck. Und dann der zweite. "Hammer, das klingt super! Ich hab das so vermisst!" Rief Chrissi begeistert, wir stimmten ihm zu. Es klappte perfekt, wir waren sehr zufrieden, als wir schließlich in der Garderobe saßen und das Publikum eingelassen wurde. Ich trommelte wieder mit meinen Sticks auf dem Tisch herum, meine Macke, wenn ich nervös war. Chrissi lief auf und ab und knetete seine Finger. Malte und Henning.. Ja, lassen wir das. "Gleich ist es soweit. Das wird so krass! Das wird so krass, so krass, so krass!" Rief Chrissi, und dann kam auch schon jemand von der Crew rein. "Es geht los in 10 Minuten." Verkündete er, wir standen auf und steckten uns unsere In-ears in die Ohren. Wir umarmten uns, sprachen uns Mut zu und dann scheuchte man uns zur Bühne. Das Publikum rief schon nach uns, und als das Licht ausging, schrieen und pfiffen sie ungeduldig. Mit zittrigen Beinen stiegen wir die Treppe zur Bühne hinauf und stellten uns in Position. "2, 3, 4!" Brüllte ich und das Konzert begann.

Vielleicht, vielleicht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt