März 2016; Malte:
"Hey.. aufwachen, Dornröschen!" Vernahm ich die amüsierte, raue Stimme von Henning. Er strich sanft durch meine Haare, während ich versuchte, meine Augen aufzukriegen. Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen, als ich es endlich schaffte und ihn neben mir liegen sah. "Guten Morgen. Hab ich so lange geschlafen?" Flüsterte ich und schmiegte mich noch enger an ihn, als sowieso schon. "Morgen. Es ist halb elf, also ja. Ich bin schon eine Weile wach, wollte dich aber nicht wecken. Du hast so süß geschlafen." Antwortete er und fuhr mit den Fingerspitzen meinen Arm auf und ab, ließ sie dann über meine Tshirt bedeckte Brust streichen und über meinen Bauch. Vorsichtig zupfte er am Saum des Shirts, schob es dann etwas hoch und strich über meinen nackten Bauch. Seine Berührungen brachten mein Herz zum rasen und wohliger Schauer überkam mich. Ich seufzte glücklich auf und vergrub mein Gesicht an Hennings Hals, um die Stelle unter seinem Ohr zu küssen, an der er so empfindlich war. Als er aufstöhnte, grinste ich zufrieden gegen seine warme Haut. "Du.. ich.. Gott, wieso kennst du mich so gut?" Grummelte er und grinste mich an, als ich mich über ihn beugte und ihn verträumt anschaute. "Weil ich dich liebe. Dich liebe, liebe, liebe!" Ich fuhr mit der Hand durch seine braunen Locken, die vom Schlafen ganz wirr waren. Henning lächelte mich an, strich eine meiner Strähnen, die sich aus meinem Zopf gelöst hatten, hinter mein Ohr. "Und ich liebe dich!" Er zog mich zu sich herunter und stupste mit seiner Nase leicht gegen meine. Sein Atem kitzelte in meinem Gesicht und wir küssten uns endlich, zärtlich. Seine Hand vergrub sich in meinen Haaren, während ich seine Seite streichelte und ihn damit erschauern ließ. Ein leises Stöhnen drang aus seiner Kehle. Sofort bekam ich Gänsehaut und die Härchen in meinem Nacken stellten sich auf. Es war verrückt, was wir für eine Wirkung aufeinander hatten. Wir waren jetzt seit eineinhalb Jahren zusammen und jeden Tag aufs Neue war es, als hätte ich mich erst gestern in ihn verliebt. Er brachte mich jeden Tag um den Verstand, mit seiner Stimme, seinen Berührungen, seinen Küssen. Ich konnte nicht genug von ihm bekommen und fragte mich, womit ich ihn überhaupt verdient hatte. Aber genug von den Sentimentalitäten. "Wir müssen aufstehen.." Murmelte ich widerstrebend, Henning seufzte. "Wieso immer dann, wenn es am Schönsten ist?" Schmollte er, ich küsste seine Nasenspitze. "Weil es dann umso schöner ist, wenn es weiter geht. Für's Erste hilft vielleicht eine kalte Dusche." Zwinkerte ich und Hennings Augen wurden groß. "Weiter? Wie.. was.. meinst du..? Heute Abend, wir.." Stammelte er und ich stand lachend auf. Henning setzte sich abrupt auf. "Warte, nein, du kannst mich jetzt nicht einfach so hier sitzen lassen! Malte!" Jammerte er, als ich meine Sachen zum Duschen zusammen suchte und zur Tür ging. Hastig ging er an seinen Koffer und riss ebenfalls sein Duschzeug an sich. Als ich zufrieden mit der Tatsache, dass ich ihn verrückt machte, die Tür öffnete, stolperte ich in Chrissi hinein, der wohl gerade anklopfen wollte. Erschrocken sprang er einen Schritt zurück und kratzte sich mit seinem typischen Grinsen am Kopf. "Morgen.. gehst du duschen?" Fragte er, ich nickte. "Henning kommt auch mit."
Severin:
Ich hörte, wie Chrissi auf dem Flur mit Malte sprach und ging näher zur Tür. "..Henning kommt auch mit." Antwortete der Bassist gerade. Stille. "Natürlich.. Henning kommt auch mit." Wiederholte Chrissi bitter. Seufzend drückte ich die Türklinke herunter und trat auf den Flur. "Leute, kommt einer von euch mit runter? Ich hab echt Hunger und gleich räumen sie das Frühstück bestimmt weg. Chrissi?" Ich sah ihn vielsagend an und er verstand den Wink mit dem Zaunpfahl. "Ja, ich komme mit. Dann gehe ich danach duschen." Nickte er und ging ins Zimmer zurück, um seine Sachen aufs Bett zu werfen. Während Malte und Henning mich verwirrt musterten, warf ich ihnen einen warnenden Blick zu. "Verschont ihn mal mit eurem Geturtel." Wisperte ich, was sie endgültig verwirrte. "Okay? Entschuldigung, dass wir glücklich sind. Ist er deswegen so angepisst?" Fragte Henning verärgert, ich nickte. War klar, dass er sofort auf Verteidigung schaltete. Da kam Chrissi wieder. Sie beäugten ihn skeptisch und schließlich zuckte Malte mit den Schultern, bevor er einen angenervten Henning an der Hand zu den Duschen zog. Chrissi und ich gingen den Flur in die andere Richtung entlang, zu den Fahrstühlen. "Meinst du nicht, dass du es den beiden erzählen solltest? Also nicht drum bitten, zehn Meter Abstand zu halten, aber einfach erwähnen, dass das nicht so toll mit anzusehen ist, als Single. Vielleicht würden sie sich doch ein wenig am Riemen reißen." Schlug ich vor, Chrissi sah nicht überzeugt aus. "Ich glaube nicht, dass das was bringt. Die sind unzertrennlich.. Henning kann ja kaum die Finger von Malte lassen. Wer weiß, wo ich rein geplatzt wäre, wenn ich fünf Minuten früher in deren Zimmer gekommen wär." Er schüttelte sich und verzog das Gesicht. "Quatsch, denk doch nicht so negativ, Chrissi." "Ist doch wahr.. nein, das hat noch Zeit." Entschied er und drückte den Fahrstuhlknopf. Die Fahrt nach unten verlief schweigend. Beim Frühstück beschlossen wir, zusammen ein bisschen durch Hamburg zu schlendern und die Eindrücke vom gestrigen Abend zu verarbeiten. Wir aßen auf und ich wartete danach auf Chrissi, der duschen ging. In der Zwischenzeit sagte ich Malte bescheid, der mir auf dem Flur entgegen kam. "Chrissi und ich gehen mal eine Weile raus." Er zog die Augenbrauen hoch. "Okay? Ist es.. also.. ist es wegen Henning und mir? Ich verstehe nicht so ganz, was wir falsch gemacht haben." Fragte er betreten. Ich zögerte, weil ich Chrissi nicht irgendwo hineinreiten wollte und die zwei auf der anderen Seite nicht vor den Kopf stoßen. Aber dann nickte ich doch. Sie hatten es verdient, zu wissen, was los war. "Naja.. wie ich vorhin schon gesagt hatte, geht es Chrissi nicht so gut, momentan.. ich glaube, er fühlt sich ziemlich einsam.. Und euch so verliebt zu sehen.. fällt ihm glaube ich recht schwer. Es ist ja nichts gegen euch, er freut sich nach wie vor für euch. Aber.. naja. Ist schwierig." Versuchte ich möglichst sanft zu erklären, Malte kaute auf seiner Unterlippe. "Das verstehe ich.. ging mir auch oft so, zu Hause. Mein Mitbewohner und seine Freundin haben es mir jeden Tag gezeigt, wie toll es ist, nicht mehr single zu sein. Vielleicht sollten wir etwas kürzer treten.." Ich wusste, dass ihn der Gedanke nicht gerade glücklich stimmte. "Mh, vielleicht zumindest für ein paar Tage. Reicht ja schon, wenn einer von euch hin und wieder was mit ihm unternimmt. Stadt erkunden oder so." Schlug ich vor, er nickte. "Ja, das ist eine gute Idee. Ich spreche mal mit Henning darüber." Er öffnete die Tür zu seinem Zimmer und nickte mir zu. "Bis dann." In seinen Augen sah ich, wie blöd er die Situation fand. Augenblicklich fühlte ich mich schrecklich. Aaaargh. Wieso musste ich dazwischen stehen? Mir tat es einerseits für Chrissi leid, aber auch für Henning und Malte. Eigentlich war es nicht fair, dass die beiden sich zurückhalten sollten. Ich wusste aber nicht, was wir sonst tun sollten. Man konnte ja nicht mit den Fingern schnipsen und schwupps, war eine Freundin für Chrissi da. "Hey.." Hörte ich Malte unsicher ansetzen, bevor die Tür ins Schloss fiel. Oh man.. das würde kein gutes Ende nehmen. So verständnisvoll wie Malte eben gerade, würde Henning nicht reagieren. Nicht nach seiner Reaktion vor dem Frühstück. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch trottete ich einige Minuten später neben Chrissi aus dem Hotel, der den Ausflug sichtlich zu genießen schien. "Danke, dass du mitkommst. Es tut gut, was zu unternehmen." Freute er sich und klopfte mir auf die Schulter. Ich lächelte gequält und hoffte, dass er mir mein Unwohlsein nicht anmerkte. "Klar, kein Problem. Was willst du machen? Hafen?" Fragte ich und Chrissi nickte begeistet und so nahmen wir die U-Bahn zum Hamburger Hafen. Es war verdammt kacke, dass scheinbar immer nur einer glücklich sein konnte und nicht alle gleichzeitig. Ging es Chrissi gut, mussten Henning und Malte einstecken, und wenn die beiden glücklich waren, konnte man Chrissi vergessen. Es war echt zum Verrücktwerden.
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Vielleicht, vielleicht
Fanfiction> Fortsetzung von Sieben Jahre < Für die Kölner Band AnnenMayKantereit hat sich, seitdem Malte als Bassist hinzugekommen ist, das Leben um 180 Grad geändert. Der holprige Sommer 2014 liegt lange hinter ihnen. Das erste Studioalbum hatte eingeschlag...