21. Mai 2016; Jana:
Aufgeregt lief ich in meiner Wohnung herum, fummelte hier an einem Kissen herum, stellte dort etwas anders hin. Chrissi würde bald hier sein. Er hatte mir eine SMS geschrieben, dass er etwas später kommen würde, irgendein Notfall in der Band war dazwischen gekommen. Ich fragte mich, was los war. Doch darauf konnte ich mich nicht konzentrieren. Ich konnte nur an Chrissi denken. Ich schaute mich nochmal um und war zufrieden. Meine Wohnung war recht klein, schließlich war Luxus als Studentin nicht wirklich drin. Ich arbeitete nebenbei ein paar Stunden, um überhaupt alleine wohnen zu können. Wenn man herein kam und durch den kleinen Flur ging, kam man links ins Wohnzimmer und weiter hinten ins Schlafzimmer. Ging man im Flur gerade aus durch, war man in der Küche. Rechts war das Bad. Einen Balkon hatte ich leider nicht. Ich hatte den ganzen Vormittag alles geputzt und aufgeräumt und mich dann selbst fertig gemacht. Ich sah im Flur in den hohen Spiegel und zupfte an meinen Haaren herum. Ich hatte sie in einen unordentlichen Zopf gebunden und mir ein dunkelgrünes Bandana umgemacht. Ich fand, dass es perfekt zu meinen grünen Augen passte. Aber irgendwie war ich mit meinen Haaren nicht zufrieden. Nach etlichem Herumgezupfe gab ich es auf und setzte mich an den Küchentisch, um nach draußen zu schauen. Mein Bein wippte nervös auf und ab, während ich den Parkplatz unten beobachtete.
Irgendwann fuhr ein alter, blauer VW, der mir sehr bekannt vor kam, auf den Parkplatz und ich sprang quiekend auf. Auf Socken verließ ich meine Wohnung und flitzte die Treppen hinunter, um die Hautür aufzureißen. "Schatz!" Rief ich aufgeregt und Chrissi, der gerade seinen Koffer aus dem Auto holte, schaute auf und ließ seinen Koffer los, als ich ihm in die Arme fiel. Er legte seine Arme um mich und drückte mich eng an sich. "Hallo, mein Schatz." Murmelte er mir ins Ohr und küsste mich zärtlich. Als wir uns wieder lösten, strahlte ich ihn an. "Hey. Ich hab dich so vermisst!" "Ich dich auch! Endlich hab ich dich wieder." Er nahm seinen Koffer in die eine Hand und legte mir den anderen Arm um die Schultern, als wir ins Haus gingen. "Du bist ja auf Socken!" Lachte er, als er es bemerkte. "Ja.." Ich wurde rot. ".. hab ich vergessen, als ich dich gesehen habe." Gab ich zu, er schmunzelte und küsste mich auf die Stirn. "Du bist süß." "Neee." Nuschelte ich verlegen, spielte mit dem Saum meines Tshirts, während wir die Treppen rauf gingen. "Na klar!" Chrissi begann, meine Seite zu kitzeln und ich rannte kichernd die letzten Stufen nach oben. Er konnte ja wegen seinem Koffer nicht so schnell. In meinem Wohnzimmer brachte ich mich in Sicherheit. Unter meiner Decke auf dem Sofa versteckte ich mich. Okay, Jana, mieses Versteck. In Panik hatte ich nichts besseres gefunden. Ich hörte, wie die Wohnungstür sich schloss und Chrissi seine Schuhe auszog. "Wo bist du?" Fragte er, das Grinsen in seiner Stimme war nicht zu überhören. Ich kicherte, biss mir in den Handrücken, um kein Geräusch zu machen. "Ich finde dich!" Er kam näher. Ich linste unter der Decke hervor und stellte fest, dass er ins Wohnzimmer kam. Shit, shit, shit. Wenn er mich jetzt fand, konnte ich nicht mal weglaufen. Super gemacht, Jana. Plötzlich hörte ich Chrissi lachen und wusste, dass er mich gefunden hatte. Ich sah seine Füße vor dem Sofa stehen. Mist! Die Decke wurde weggezogen und mein Freund beugte sich grinsend über mich. "Neeeein!" Krähte ich, als er anfing, mich durchzukitzeln. Ich versuchte, seine Hände festzuhalten, doch er war viel stärker als ich. Er setzte sich auf meine Beine, so dass ich nicht mal treten konnte. Ich lachte und lachte. "Hör auf, hör auf!" Japste ich, mit Tränen in den Augen, vom vielen Lachen. Endlich ließ er von mir ab. "Das war für's weglaufen." Schmunzelte er und setzte sich neben mich. Ich setzte mich in den Schneidersitz und nahm seine Hände. Chrissi beugte sich vor, um mich zärtlich auf die Lippen zu küssen. Ich seufzte wohlig auf und ließ meine Hände über sein Hemd streichen, in seinen Nacken und vergrub sie in seinem Haar. Mein Freund zog mich an meinen Hüften zu sich. Wir verbrachten eine Ewigkeit so auf dem Sofa, genossen die Nähe des anderen, die wir so vermisst hatten. Wir hatten so viel aufzuholen.Severin:
Während Chrissi bei seiner Freundin in Frankfurt war und Malte und Henning scheinbar mit den Planungen für die neue Wohnung anfingen, saß ich zu Hause und langweilte mich. Es war ungewohnt still. Normalerweise saßen wir entweder in meinem Wohnzimmer zusammen, oder im Proberaum. Oder wir waren auf Tour. Ich beschloss, am frühen Abend einen Spaziergang zu machen und nahm meine Jacke vom Haken. Es war zwar langsam wärmer, aber abends wurde es doch recht kühl. In Gedanken versunken schlenderte ich durch die Straßen in unserer Nachbarschaft und sah Jonas vor der Kneipe stehen und rauchen. Er schwankte ziemlich und war offensichtlich besoffen. Mit ihm hatte ich eh noch eine Rechnung offen. Ich wechselte die Straßenseite und ging auf ihn zu. "Hey." Begrüßte ich Jonas knapp, er zuckte zusammen und sah mich überrascht an. "Oh, duu bist.. es. Hi." Murmelte er, zog den Kopf ein. Hatte er Angst vor mir? "Ich hab dich gesehen und wollte wegen der Sache nach dem Konzert mit dir reden.." Erklärte ich und seine Miene hellte sich auf. "Achso.. ich.. dachte scho..schon, wegen Malte.." Faselte er, undeutlich. Hä? Was war mit Malte? "Wieso? Was ist denn mit ihm?" Verwundert sah ich ihn an. "Nichts.." "Jonas, sag mir sofort, was passiert ist." Fuhr ich ihn an. "Du weißt es ecchht nicht, oder? Haben deine.. deine Freunnnde dir nichts er..zählt? Ich vertraut euch doch..doch sonst jeden Scheiß an. Alles Scheißßße!" Er klang verbittert und ich hätte ihn am Liebsten angeschrieen. Was war sein Problem? Aber irgendwie hatte er ja recht. Wieso hatten die anderen mir nichts erzählt, wenn was Schlimmes vorgefallen war? Jonas nahm einen Schluck aus der Bierflasche, die ich jetzt erst bemerkte. "Ich dachte echt, ähh.. ich dachte echt, Chrissi rennt sofort .. zuuu euch und petzt, was ich ihm er..er.. erzählt habe." Man, man, man, war der voll. "Und das wäre?" Was sollte das werden? "Naja.. ich dachte, es..es wäre leichter, Henning.. Malte aus.. zuspannen. Malte sieht so.. so guuut aus." Lallte er und schwankte wieder gefährlich. "WAS?" Rief ich aus, er zuckte zusammen. "Schrei doch nicht so.. ich höre dich auch so." "Willst du mich verarschen? Was ist passiert?" "Nichts.. hab ich doch gessaagt." Er sah mich böse an. Ich war entsetzt. "Du hast dich an Malte ran gemacht? Hast du sie noch alle?!" "Ja-haaa. Aber nichtsss passsiert, komm runter." Er klopfte mir auf die Schulter, ich schlug seinen Arm weg. "Ich wusste gleich, dass du bescheuert bist! Was ist los mit dir?" "Auaaa, ey, spinnst duu!" Er boxte mich und ich verlor die Geduld mit dem Kerl. Ich drehte ihm den Arm auf den Rücken und er wimmerte. "Auuaa, lass mich los." Ich dachte gar nicht daran, drückte ihn gegen die Hauswand. Was fiel ihm ein? Ich würde ihm den Kopf abreißen, wenn er wirklich irgendwas versucht hatte. Ich konnte nicht einschätzen, ob er betrunken die Wahrheit erzählte, oder nicht. "Hör mir gut zu, Jonas. Wenn du irgendeine Scheiße mit meinen Freunden abziehst, kriegst du ein gewaltiges Problem. Ich weiß nicht, ob du deinen Arm dann noch benutzen kannst. Diesmal lasse ich ihn noch ganz." Flüsterte ich ihm ins Ohr und schubste ihn von mir weg. Er stolperte und hielt sich gerade noch an der Wand fest, bevor er hinflog. So ein Penner. Wütend machte ich mich auf den Weg zu Maltes WG.
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Vielleicht, vielleicht
Fanfiction> Fortsetzung von Sieben Jahre < Für die Kölner Band AnnenMayKantereit hat sich, seitdem Malte als Bassist hinzugekommen ist, das Leben um 180 Grad geändert. Der holprige Sommer 2014 liegt lange hinter ihnen. Das erste Studioalbum hatte eingeschlag...