21. Mai 2016

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21. Mai 2016; Chrissi:

Endlich! Endlich war es soweit. Ich würde heute zu Jana fahren. Mit einem breiten Grinsen stand ich am Samstagmorgen auf, um die letzten Sachen in meinen Koffer zu werfen und mich fertig zu machen. Das blöde Meeting mit dem Label, zu dem ich doch hatte erscheinen müssen, lag hinter uns und jetzt stand nichts mehr im Wege. Als ich meinen Koffer nach unten gehievt hatte, saß Jonas auch schon in der Küche. Ich sah ihn verwundert an. "Guten Morgen. Wieso bist du denn schon wach?" "Ach, ich konnte nicht so gut schlafen.." Murmelte er in sein Müsli. "Wieso?" "Ach weiß nicht.." Der ließ sie ja heute alles aus der Nase ziehen. "Ist es wegen Henning und Malte?" Dämmerte es mir dann, er nickte betreten. "Henning interessiert mich überhaupt nicht." Platzte es dann aus ihm heraus, er wurde tomatenrot und in meinem Kopf fügten sich 1 und 1 zusammen. Oh nein, bitte nicht. Nein, nein, NEIN. "Das ist nicht dein Ernst. Du.. Hä. Ich dachte, du stehst auf Frauen." Brachte ich hervor, entsetzt und gleichzeitig völlig verwirrt. "Das dachte ich auch. Scheinbar nicht ausschließlich. Malte ist halt echt toll. Dachte nur, es wäre einfacher." Schmollte Jonas und ging an mir vorbei, um seine Müslischüssel in den Geschirrspüler zu pfeffern. "Was wäre einfacher?" Fragte ich, er grinste plötzlich. "Ihn rumzukriegen. Aber der merkt ja gar nicht, was ich von ihm will.. Hat nur euren tollen Henning im Sinn. Ist ja auch egal.. Dann eben nicht. Ich schreibe ihm gleich, dass ich nichts mehr mit ihm zu tun haben will." Ich sah ihn ungläubig an. "Was? Wie kannst du so mit ihm umgehen? Man, hast du dir das Gehirn weggesoffen? Ich warne dich, wehe du machst alles kaputt!" Ich war außer mir. Wie konnte er es wagen? Malte rumkriegen! Mal was für zwischendurch oder was? Unfassbar, wie ich mich in ihm getäuscht hatte. Es kam mir vor, als würde ich ihn plötzlich gar nicht mehr kennen. "Ist ja gut, reg dich ab. Wie gesagt, ich lasse ihn jetzt in Ruhe." Er ging die Treppen hoch und ließ mich einfach stehen. Es machte mich wütend, wie er das auf die leichte Schulter nahm. Er könnte alles kaputt machen, aber das machte ihm scheinbar gar nichts aus. "Jonas!" Seine Tür knallte zu. Ich war baff. Henning hatte von Anfang an recht gehabt mit seiner Eifersucht. Jonas hatte sich an Malte rangemacht und der hatte nichts gemerkt. Und er würde verdammt verletzt sein, wenn er von dem Mist erfuhr. "Du spinnst doch!" Fluchte ich und verließ das Haus mit meinem Koffer. Draußen musste ich erstmal eine rauchen. Ich war hin und her gerissen. Ich wollte unbedingt zu Malte, aber andererseits wartete Jana auf mich. Ich seufzte und trat die Zigarette aus, um ins Auto zu steigen. Aufgewühlt fuhr ich zu Maltes WG und klingelte an der Tür.

Malte:

Voller Vorfreude öffnete ich meinem Freund die Tür, als er zur WG kam. Ich wusste etwas, dass er noch nicht wusste. "Hey! Da bist du ja!" Begrüßte ich Henning. Er kickte seine Schuhe in die Ecke und zog mich an sich. "Hey.. Ich hab dich schrecklich vermisst, weißt du.." Murmelte er gegen meinen Hals, als er begann, ihn zu küssen. Ich seufzte wohlig auf. Nicht schwach werden. "Wir haben uns doch gestern gesehen." Lachte ich, zog ihn in mein Zimmer. "Viel zu lange her.." Fand Henning und drückte mich gegen die Tür, kaum, dass sie zu war. Ich unterdrückte ein Stöhnen, als er wieder meinen Hals liebkoste, zärtlich in die weiche Haut biss. "Henning, nicht.. Warte.." Bestimmt schob ich ihn ein Stück zurück, damit er mich ansah. "Was ist denn los?" Fragte er, verunsichert, weil ich ihn zurückwies. Normalerweise war ich jetzt schon Wachs in seinen Händen, doch mir brannte die Neuigkeit auf den Lippen. Ich lächelte ihn an und strich über seine Wange. "Ich liebe dich! Ich möchte das hier genauso wie du, aber ich muss dir erst was zeigen, sonst platze ich gleich!" Erklärte ich aufgeregt und er entspannte sich sichtlich. Neugierde huschte nun über seine Gesichtszüge. "Was denn?" Ich löste mich von ihm und holte den Brief von meinem Schreibtisch. "Nein!?" Rief Henning und riss ihn mir sofort aus der Hand. Seine braunen Augen überflogen den Brief und er schaute mich an. Dann begann er von einem Ohr zum anderen zu grinsen. "Ich freue mich so! Endlich!" Ich konnte nicht anders, als es ihm nach zu machen. "Wann willst du anfangen zu packen? Ich meine.. In zwei Wochen dürfen wir ja schon in die Wohnung. Willst du sofort einziehen, oder geht dir das doch etwas zu schnell?" Fragte Henning dann, ich schaute mich in meinem Zimmer um. Ich mochte es. Ich mochte die ganze WG und der Gedanke, nicht mehr mit Hendrik und Johanne zusammen zu wohnen, war komisch. Aber die Vorstellung, mit Henning in unseren eigenen vier Wänden zu leben, fand ich wundervoll und deshalb fiel mir die Antwort auf seine Frage nicht schwer. "Ich möchte am Liebsten sofort einziehen. Mit dir." Strahlte ich ihn an, Henning lachte leise. "Dann sind wir ja einer Meinung." Ich nickte und küsste ihn sanft. "Ich liebe dich!" Er vergrub seine Hände in meinen Haaren, erwiderte den Kuss zärtlich. "Ich liebe dich auch!" Flüsterte ich gegen seine Lippen und wir lächelten uns an. Das Vibrieren von meinem Handy störte uns. Ich zupfte es aus meiner hinteren Hosentasche und öffnete die Nachricht. Sie war von Jonas.

"Hi.. Ich glaube, es ist besser, wenn wir beide unser eigenes Ding machen. Aber war cool, mit dir abzuhängen. Jonas"

Verdutzt las ich die Nachricht nochmal. Sie fühlte sich an wie eine Ohrfeige. Was war denn jetzt los? Hatte er doch versucht, mich für sich zu gewinnen? "Hey, hast du einen Geist gesehen? Du bist ja ganz blass." Fragte Henning besorgt. Ich zeigte ihm die Nachricht. "Ich wusste es. Ich wusste es!" Zischte er dann und sprang auf. "Ich bringe ihn um." "Henning, ich wusste nicht, was er vor hatte, wirklich. Bitte, ich liebe dich." Flehte ich, er strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. "Ich weiß. Ich liebe dich auch. Aber Jonas, ich.." Ich merkte, wie angespannt er war. "Ich mach ihn fertig." Er machte sich von mir los, um sich hastig anzuziehen und zur Tür zu rennen. "Henning, bleib hier, das hat doch keinen Sinn!" Doch er schüttelte meine Hände ab. Erst, als es an der Tür klingelte, hielt er inne und schaute mich verwirrt an. Ich zuckte ahnungslos mit den Schultern und drückte auf den Türöffner. Sekunden später erschien Chrissi mit besorgter Miene in der Tür. "Hey.. Gut, dass ich euch zu zweit erwische. Wir müssen dringend reden." Er drängte sich zwischen uns in die Wohnung. "Weißt du, was los ist? Bitte sag mir, dass Jonas nicht.." Antworte Henning. "Er wollte dir Malte wegnehmen. Ich weiß nicht, warum er plötzlich so durchdreht. Ich dachte.. Und er auch, dass er gar nicht auf Männer steht.. Vielleicht hat er das jetzt gemerkt und probiert sich aus. Es tut mir leid, dass es dich getroffen hat, Malte. Ich weiß, dass du ihn gerne hattest." Unterbrach ihn Chrissi, er wurde immer leiser. Henning zog mich sofort an sich. "Niemals nimmt dich irgendwer mir weg." Ich konnte es einfach nicht glauben. Wie hatte ich so blind sein können? Wie hatte er mich so ausnutzen können? Es tat verdammt weh. Ich hatte echt geglaubt, in ihm einen guten Kumpel gefunden zu haben. "Henning, mach dir keinen Kopf. Er hat gesagt, dass Malte nur dich im Sinn hatte." Beschwichtigte Chrissi ihn sofort und ich lächelte meinen Freund an. "Sag ich doch." Er küsste mich auf die Schläfe. Chrissi war die Erleichterung anzusehen. "Gott, bin ich froh, dass ihr keinen Streit habt. Ich dachte schon, Jonas hätte alles kaputt gemacht." "Bei uns ist alles gut. Nur.. Henning und Jonas sollten sich erstmal nicht über den Weg laufen." Ich musste fast grinsen. Er hatte es eigentlich verdient, einen aufs Maul zu kriegen. Aber nein, dass würde es nur schlimmer machen. "Das bringt doch nichts. Ehrlich, ignoriert ihn einfach. Der soll mal wieder zu sich kommen. Ich bin froh, ihn jetzt erstmal eine Woche nicht zu sehen. Und so solltet ihr auch denken." Er klopfte Henning auf die Schulter. Der atmete durch und nickte schließlich. "Du hast ja recht." Ich umarmte ihn und küsste ihn auf die Lippen. Chrissi lachte auf. "Dann kann ich ja jetzt endlich halbwegs beruhigt nach Frankfurt fahren." Er griff nach der Türklinke. "Klar. Genießt die gemeinsame Zeit. Und grüß Jana von uns!" Verabschiedeten wir ihn und er lief die Treppen runter. "Und was machen wir jetzt?" Fragte Henning mich dann und ich grinste ihn an. Schob ihn gegen die Wand und zog ihm zwischen verlangenden Küssen sein Shirt über den Kopf. "Okay, okay. Schon verstanden." Lachte er und zog mich in mein Zimmer zurück.

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Ihr Lieben!
Ihr glaubt nicht, wie gerne ich Jonas gerade einen (eigentlich mehr) auf die Zwölf hauen würde. Glaube, es hackt bei dem.

Vielleicht, vielleicht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt