28. April 2016; Chrissi:
Heute waren wir in Frankfurt. Malte und ich waren auf dem Weg in die Stadt, zum Tattoostudio. Endlich war es soweit, ich freute mich echt auf das Tattoo. Vor einigen Tagen hatten wir uns entschieden, was wir uns stechen lassen wollten..
Rückblick:
Nach dem Konzert in Salzburg in Österreich, saß ich nachts mit Malte und einem totmüden Henning hinten im Bus. Sevi fuhr uns nach Wien. Malte und ich waren wieder in ein Gespräch über Tattoos vertieft. Ich hatte eine Idee, die mich total begeisterte. Die zwar nicht direkt etwas mit Musik zu tun hatte, wie wir uns eigentlich vorgenommen hatten, aber mit der Band und vor allem mit unseren Touren. "Was hältst du davon?" Fragte ich Malte, auf dessen Schulter Henning langsam einpennte, und zog einen Zettel mit einer Zeichnung aus meiner Hosentasche. Ich hatte ein bisschen was ausprobiert und ein kleiner Bus war entstanden. Malte schaute es sich an und nickte begeistert. "Find ich richtig cool! Der sieht ja aus wie unser guter Bus!" Fand er, und strich fast zärtlich über den Stoff der Sitzbank. Unser Bus gehörte zu uns wie unsere Instrumente. Ohne ihn klappte die Tour nicht. "Dann ist es entschieden. Das wird meins. Hast du jetzt auch eine Idee?" Ich steckte den Zettel weg. Malte suchte, vorsichtig um seinen inzwischen schlafenden Freund nicht zu wecken, etwas in seinem Rucksack. In einem Notizbuch hatte auch er was gezeichnet. "Ja.. ich dachte daran." Wow. Das war zu 100% Malte. Es war so einfach, bestand nur aus wenigen Strichen. Und doch stand es für all die Erinnerungen an die Reisen, die er unternommen hatte, bevor er zu uns gekommen war. Ich wusste nicht genau, wo er überall gewesen war. Fast ein Jahr war er durch Asien gereist, das wusste ich. Es waren viele Orte, von denen er erzählt hatte. Aber die Abenteuer, die er in Skandinavien erlebt hatte, hatten ihm am Besten gefallen. Und für die stand wohl auch das Tattoo, dass er haben wollte. "Das bist einfach so Du! Ich finde es perfekt für dich!" Platzte es aus mir heraus und Malte freute sich sichtlich. "Jetzt müssen wir bloß noch jemanden finden, der uns das sticht." Ich nickte und überlegte, ob ich in Köln jemanden kannte.. Mhm.. Nee. "Mhh.. Vielleicht irgendwie in einer der nächsten Städte auf Tour? Lass uns mal gucken was es so für Studios gibt." Schlug ich vor und Malte klappte seinen Laptop auf. "Schauen wir mal.. Dresden kommt als nächstes.." Murmelte er, klickte ein paar Seiten an, runzelte die Stirn, schüttelte den Kopf. "Nichts dabei?" Fragte ich neugierig. "Nein.. In Leipzig auch nicht.. Gucke mal in Frankfurt." Erzählte er und ein paar Minuten später hellte sich sein Gesicht auf. "Der hier scheint sehr gut zu sein." Er zeigte mir eine Website, auf der ein Haufen positiver Kommentare zu sehen war. "Das klingt echt gut. Wir können ja morgen mal da anrufen." "Klar. Machen wir. Wäre echt cool, wenn das so schnell klappen würde. Oft dauert das ja eine Weile, einen Termin zu kriegen." Malte fuhr seinen Laptop wieder herunter, klappte ihn zu und steckte ihn in seinen Rucksack. Dann kuschelte er sich an Henning, um auch ein wenig zu schlafen. Die Fahrt nach Wien dauerte noch über eine Stunde. Ich lehnte mich zurück und schloss auch die Augen. Erst jetzt merkte ich, wie müde ich eigentlich war. Langsam dämmerte ich auch weg.
Rückblick Ende
Wir parkten in einer Seitenstraße und schlenderten zu dem Laden. Ich zündete mir eine Zigarette an. So sehr, wie ich mich darauf freute, so aufgeregt war ich auch. Malte knetete ebenfalls nervös seine Hände. "Da sind wir." Ich rauchte zuende und öffnete die Tür. Malte folgte mir mit unsicherem Murmeln hinein.
Malte:
"Hi, Jungs! Seid ihr Christopher und Malte?" Fragte ein tattoowierter Kerl, mit einem Piercing in der Nase. Er schien gerade eine junge Frau im Gesicht zu piercen. Sie saß auf einer Liege. Wir sahen nur ihren Rücken und ihre langen, dunkelblonden Haare. Sie trug einen bunt gestreiften Strickpullover. "Hey, ja die sind wir. Cool, dass es so spontan geklappt hat!" Lächelte ich, überspielte meine Aufregung und setzte mich mit Chrissi auf die Sessel im Wartebereich. "Kein Problem! Wir sind hier fast fertig, dauert nicht mehr lange." Er wandte sich wieder dem Mädchen zu. Während Chrissi immer wieder einen Blick in ihre Richtung warf, schnappte ich mir einen der Kataloge auf dem Tisch und blätterte darin. "Aua." Jammerte das Mädchen plötzlich, der Tattoowierer machte ein mitfühlendes Gesicht. "Ist drin. Und.. Schon fertig!" Verkündete er. Die Blonde stand auf und ging zu dem Spiegel, um sich anzusehen. Zufrieden lächelte sie. Ich hörte, wie Chrissi neben mir der Atem stockte. Als ich ihn ansah, starrte er das Mädchen an, mit großen Augen. Sie schien das auch bemerkt zu haben. "Hey." Lächelte sie schief in unsere Richtung. Ich stieß Chrissi mit dem Ellenbogen in die Rippen. "Uhhh.. Hi. Das.. Das sieht hübsch aus." Er zeigte auf das Piercing an ihrer Nase. "Danke!" Strahlte sie und schaute sich wieder im Spiegel an. Dann ging sie zur Kasse und bezahlte. Chrissi ließ sie nicht aus den Augen. Wenn er sie nicht gleich festquatschte, würde sie für immer verschwinden. "Tu was! Ich weiß, dass du sie toll findest!" Zischte ich hektisch. Chrissi wurde genauso panisch, als ich aufstand, ihn mit mir zog und zu ihr schubste. "Einer von euch kann schon mitkommen!" Bot der Tattoowierer an, als das Mädel bezahlt hatte. Ich ging mit weichen Knien hinüber und setzte mich auf die Liege. Immer wieder schaute ich zu Chrissi, der es echt geschafft hatte, die junge Frau in ein Gespräch zu verwickeln. Sie saßen auf den Sesseln und waren offensichtlich sehr angetan voneinander, so sehr hingen sie einander an den Lippen. Ich zeigte meine Zeichnung und der Typ fing an, meinen Arm zu desinfizieren, um dann mit dem Stechen loszulegen. Es tat schon ganz schön weh. Doch es war erträglich. Ich ließ mir das Zelt mit dem Lagerfeuer und dem großen Baum auf den inneren Oberarm tattoowieren. Es dauerte eine halbe Stunde, dann war es schon fertig.
Die beiden quatschten immernoch im vorderen Teil des Studios. "Das sieht mega aus, danke!" Freute ich mich und klopfte Nico, wie der Tattoowierer hieß, auf die Schulter. "Freut mich, dass es dir gefällt. Dann wollen wir die beiden Täubchen mal stören, was?" Grinste er und stand auf. "Warte! Ich meine.. Ich wollte dich fragen, ob du mir noch ein ganz kleines Tattoo stechen könntest? Es ist echt winzig." Fragte ich hoffnungsvoll. "Klar. Was soll es denn werden?" Ich erklärte es ihm und er nickte. "Klar
Wohin denn?" "Auf meine Hand, über dem Daumen." "Okay. Steht das für wen Besonderes?" Er wackelte mit den Augenbrauen und ich spürte die Hitze in meine Wangen schießen. "Ähh.. Ja. Für.. Für meinen Bandkollegen, der auch mein Freund ist." Stammelte ich verlegen. Der Gedanke an ihn verursachte ein Kribbeln in meinem Bauch. "Wie schön." Lächelte er und nahm einen Stift, um das filigrane Motiv auf meinem Handrücken zu zeichnen. "So?" Fragte er dann. Ich betrachte es und nickte. "Ja, genau so!" "Alles klar." Er zückte wieder die Nadel und ruck zuck, war auch dieses Tattoo gestochen. Chrissi und das mir immernoch nicht mit Namen bekannte Mädchen verabschiedeten sich gerade, als wir dann nach vorne gingen. "Wir sehen uns! Tschüss!" Sie winkte und verließ den Laden. Ich hob kurz zum Gruß die Hand. Chrissi grinste verpeilt. "Naaa, wie seid ihr verblieben?" Neckte ich ihn. "Wir haben uns verabredet. Sie kommt heute Abend zum Konzert!" Ich war beeindruckt. "Sehr cool. Wie heißt sie?" "Jana." Immernoch dieses Grinsen. Ach, Chrissi.. "Was ist das denn? Das sieht nicht aus, wie das Tattoo, das du gezeichnet hast!" Fragte er plötzlich und deutete auf meine Hand. Ich lächelte verlegen und zeigte sie ihm. "Wow! Er wird sprachlos sein. Das ist echt schön!" Natürlich hatte er die Bedeutung sofort geschnallt. "Meinst du?" "Klar! Es ist toll! So, jetzt bin ich aber endlich dran!" Chrissi stand auf und ließ sich auch sein Tattoo stechen. In echt sah es noch besser aus, als die Zeichnung. Nico setzte die Nadel nach einer dreiviertel Stunde ab. "Danke, das ist echt krass!" Strahlte Chrissi, wir bezahlten und gingen dann. Auf der Fahrt zurück zur Halle hörte Chrissi nicht auf, über Jana zu quasseln. Ich konnte mir das Grinsen nicht verkneifen. Sie hatte ihm ganz schön den Kopf verdreht.
An der Halle angekommen, konnte ich es nicht erwarten, Henning meine Tattoos zu zeigen. Schließlich wusste er nur von dem einen. "Hey, da bist du ja wieder." Raunte er mir ins Ohr, während er mich an sich zog. Ich küsste ihn zärtlich. "Ich hab dich vermisst." Gestand ich, er lächelte mich an. "Ich dich auch. Zeig mal her, das Tattoo!" Forderte er, ich zeigte ihm meinen Arm. "Krass! Das sieht richtig geil aus!" "Ja, oder? Ich finds auch super schön. Und das hier auch." Ich hielt ihm meine Hand hin und er nahm sie in seine. Schock, Ungläubigkeit, Rührung und so viel Liebe spiegelten sich auf seinem Gesicht wieder, als er das kleine, filigrane H entdeckte. "Malte.." Seine Stimme brach ab und er sah mich mit Tränen in den Augen an. "Ich weiß nicht, was ich sagen soll." Flüsterte er, überwältigt. Tränen liefen nun über seine Wangen. Auch ich kämpfte mit den Tränen, als er seine Hände an meine Wangen legte, sich zu mir beugte und mich sanft auf die Lippen küsste. Ich schlang meine Arme um seine Hüfte und erwiderte den Kuss. "Ich liebe dich, Malte!" Hauchte Henning zwischen Küssen und die Schmetterlinge purzelten in meinem Bauch herum. "Ich liebe dich, Henning." Antwortete ich glücklich.
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Vielleicht, vielleicht
Fanfiction> Fortsetzung von Sieben Jahre < Für die Kölner Band AnnenMayKantereit hat sich, seitdem Malte als Bassist hinzugekommen ist, das Leben um 180 Grad geändert. Der holprige Sommer 2014 liegt lange hinter ihnen. Das erste Studioalbum hatte eingeschlag...