01. April 2016 (Teil 2)

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01. April 2016; Malte:

Unruhig drehte ich mich in dem unbequemen Sessel hin und her. Das war nicht auszuhalten. Hennings Worte hallten immer und immer wieder in meinem Kopf wieder. "Da bin ich mir nicht so sicher, so schnell, wie du dem zugestimmt hast." Hatte er mir ins Gesicht geschrieen. Und dann hatte er mir wieder gesagt, dass er mich liebte. Konnte er sich mal entscheiden? Ein stechender Schmerz breitete sich in meiner Brust aus. Ich schluchzte und wischte mir über die Augen. Ich liebte ihn doch. "Ich liebe dich doch. Wieso unterstellst du mir sowas?" Flüsterte ich, meine Stimme klang heiser. Sevi seufzte auf und mein Blick flog zu ihm. Ich hielt den Atem an. Hatte ich ihn geweckt? Er setzte sich auf und sah mich müde an. "Atmen nicht vergessen." Flüsterte er, irgendwie belustigt, ich schnappte nach Luft. "Sorry! Hab ich dich geweckt?" "Naja.. so richtig geschlafen habe ich noch nicht. Aber du ja auch nicht." "Nein.. ich kann nicht." Murmelte ich und kaute auf meiner Unterlippe. "Mh.. was.. was hat Henning dir unterstellt?" Fragte er vorsichtig, ich seufzte. Da war wieder dieses Stechen in meiner Brust. "Naja.. also.. er hat quasi gesagt, dass er bezweifelt, dass ich ihn wirklich liebe.. weil.. weil ich deiner Idee zugestimmt habe, ein bisschen kürzer zu treten was.. was Zärtlichkeiten angeht, in Chrissis Gegenwart. Das war total bescheuert von mir, er hat ja recht." Sevi sah mich lange schweigend an. "Nein, hat er nicht. Ich glaube einfach, er hatte das Gefühl, dass du das auf die leichte Schulter nimmst. Dass du seine Gefühle nicht ernst nimmst." Überlegte Sevi laut, ich schaute auf meine Hände. Vielleicht hatte er recht? "Ich hatte doch bloß versucht, ihm zu zeigen, dass wir das schaffen würden, wollte ihm Mut machen. Ich wollte nicht, dass es ihm noch schwerer fällt, wenn ich genauso traurig da sitze." Erklärte ich, niedergeschlagen. "Ich konnte doch nicht ahnen, dass er das völlig falsch versteht." Sevi stand auf und kam zu mir herüber. Er legte mir eine Hand auf die Schulter und drückte sie sanft. "Nein, das konntest du nicht. Und genauso erklärst du ihm das nachher. Mach dir keinen Kopf, Kleiner. Henning liebt dich und das wird auch so bleiben. Vertrau mir." Ich lächelte ihn schwach an. "Hoffentlich hast du recht. Ich.. ich brauche jetzt erstmal frische Luft." Beschloss ich und erhob mich aus dem harten Sessel. "Und ich muss endlich schlafen." Gähnte Sevi und wandte sich wieder seinem Bett zu. "Mach das.. ich suche mal diese Feuertreppe.. hab irgendwo eine gesehen. Bis später." Ich nickte ihm zu und verließ das Zimmer.

Henning:

Ich wälzte mich schlaflos im Hotelzimmer in Maltes Bett herum und vermisste ihn fürchterlich. Ich fand es schrecklich, dass er nicht neben mir lag. Das Kopfkissen duftete nach ihm, ich drückte es an mich. Es hatte jetzt keinen Sinn mehr, zu schlafen. In einer Stunde mussten wir eh bald los, um pünktlich in Berlin anzukommen. Es graute mir vor fünf Stunden Autofahrt. Wir würden uns meiden, uns anschweigen und ich würde Malte am Liebsten um den Hals fallen. Das war alles meine Schuld. Was hatte ich bloß angerichtet? Wie hatte ich ihn nur schubsen können? Der entsetzte Blick in seinen Augen begegnete meinem, sobald ich die Augen schloss. Dabei hatte er doch eigentlich gar nichts getan, außer für uns alle stark sein zu wollen. Das hatte ich leider erst nach dem grässlichen Streit gerafft. "Man!" Fluchte ich, setzte mich auf und ging zur Tür. Ich musste jetzt mit ihm reden. Das konnte einfach nicht mehr warten. Als ich dabei am Spiegel vorbei ging, erschrak ich fast. Ich sah schrecklich aus. Meine Augen waren völlig verquollen und rot. Tiefe Augenringe zeugten von der beschissenen Nacht. Beste Vorraussetzungen für das Konzert heute Abend, Henning. Ich klopfte mit klopfendem Herzen an Sevis und Chrissis Zimmertür. Was, wenn er mich wieder zurückwies? Nein, das würde schon nicht passieren, versuchte ich mich selbst zu beruhigen und atmete durch. Es dauerte eine Weile, bis die Tür geöffnet wurde. Chrissi stand verschlafen vor mir. "Hey.." Lächelte ich vorsichtig. "Hey.. komm rein." Ich betrat das Zimmer und stellte fest, dass mein Freund nicht da war. "Wo ist Malte?" Verdutzt schaute ich Sevi an, der dabei war, seinen Koffer zu schließen. "Morgen.. du siehst echt beschissen aus. Malte wollte frische Luft schnappen. Das ist aber schon fast eine Stunde her. Er hat irgendwas von einer Feuertreppe gesagt." Erzählte er. Ich überlegte. Ja, irgendwo hatte ich auch eine gesehen. "Na danke.. ihr auch. Okay, danke. Ich.. ich suche ihn dann mal." Ich drehte mich zur Tür, doch der besorgte Blick, den meine Freunde tauschten, entging mir nicht. "Keine Sorge. Ich möchte nur endlich mit ihm reden. In Ruhe. Ich ertrage das nicht mehr." Versprach ich und machte mich auf die Suche. Es dauerte eine Weile, bis ich die richtige Glastür fand, hinter der sich die Feuertreppe befand. Als ich an die Luft trat, saß Malte an die Wand neben der Tür gelehnt auf der Gitterplattform. Er hatte die Beine angezogen und hielt sie umschlungen. Sein Kopf lehnte an der Metallwand des Geländers. Als er sich nicht regte, beugte ich mich zu ihm hinunter und bemerkte, dass er unter seiner Kapuze die Augen geschlossen hatte. Er schlief. Er saß echt seit einer Stunde hier draußen und schlief. Ich streckte meine Hand aus und berührte ihn vorsichtig. Maltes Hände waren eiskalt. Shit. "Malte? Hey, wach auf." Leicht rüttelte ich an seiner Schulter. Langsam öffnete er die Augen. Als er mich bemerkte, zuckte er zusammen und riss die Augen auf. "Henning, ich.. du.. ich, also.. ich wollte niemals, dass du denkst, mir fällt das Ganze leicht. Denn das tut es nicht. Ich habe versucht, es uns leichter zu machen. Positiv zu denken. Du weißt nicht, wie schwer mir das gefallen ist. Aber ich konnte mich doch nicht zwischen euch stellen. Ich wollte Chrissi helfen und dir aber gleichzeitig nicht wehtun und dann hatte Sevi diese Idee und ich dachte, das wäre eine Möglichkeit. Ich wollte dich nicht verletzen, hörst du? Ich.. Hast du echt geglaubt, mir würde es leicht fallen, dir nicht mehr auf die Pelle zu rücken? Dich nicht rund um die Uhr zu berühren, dich zu küssen oder dir zu zeigen, wie sehr ich dich liebe? Dich zu streicheln, dich verrückt zu machen? Ich liebe dich überalles, Henning. Unterstell mir nie wieder, ich würde das nicht tun!" Sprudelte es nur so aus ihm heraus und als ich aufschaute und unsere Blicke sich trafen, schlich sich ein Grinsen in meinen Mundwinkel. "Du hast keine Ahnung, Malte." Flüsterte ich. Er sah mich verwirrt an. "Was?" "Du hast keinen blassen Schimmer, wie sehr ich dich liebe. Und wie sehr ich bezweifle, dass ich dich überhaupt verdient habe." Fuhr ich fort. Und als Malte sich auf die Unterlippe biss und versuchte, das Grinsen zu verstecken, konnte ich ihm nicht mehr widerstehen. Ich packte seinen Pulli, presste mich an ihn und drückte meine Lippen auf seine. Maltes Finger fuhren durch meine Haare und griffen fest in meine Locken, während er meinen Kuss fordernd erwiederte. Ich stöhnte auf und Malte nutzte den Moment, um seine Zunge zwischen meine Lippen zu schieben. Die Schmetterlinge rasten mit dreihundert Sachen durch meinen Bauch, tanzten um mein Herz herum und ließen es vor Glück fast explodieren. Ich fuhr über seinen Oberkörper, schob ihn vor mir her und drückte ihn gegen die Hauswand. Maltes Hände erkundeten meinen Körper, zupften an meinem Shirt und schoben sich darunter. Die Kälte seiner Fingerspitzen ließ mich erzittern, als er sie über meine nackte Brust streichen ließ und er grinste in den Kuss. Du weißt ganz genau, was du mit mir machst. "Ich liebe dich." Flüsterte er, wanderte mit den Lippen zu meinem Hals. Oh nein, nich- Fuck. Zärtlich biss er mir in den Hals. Von meinen Gefühlen überwältigt stöhnte ich lustvoll auf und suchte an seinen Schultern nach Halt. Ich traute meinen zitternden Beinen nicht. "Du bist so perfekt. Ich liebe dich so sehr.." Flüsterte ich ihm ins Ohr und küsste ihn an der weichen Stelle darunter. Ein kehliges Stöhnen entfuhr ihm, als ich begann, an der Haut zu saugen. Er krallte sich in mein Shirt. "Henning.. ich.. du.. fuck." Stotterte er, presste sich an mich. Ich merkte sofort, wie erregt er war und wusste, dass er dasselbe bei mir spürte. Sämtliches Blut sammelte sich in meiner Körpermitte und mir war unglaublich heiß, obwohl es hier draußen eiskalt war. Frech grinste ich ihn an und fuhr mit einer Hand an seinem Bauch hinab, über den Stoff seiner Hose. Malte legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Fest biss er sich auf die Unterlippe. Heilige Scheiße. "Nicht hier.. oh Gott." Keuchte er, ich zog die Hand weg und vergrub sie in seinen Haaren, bevor ich mich wieder seinem Hals widmete. "Ich.. wir.. wir müssen los.. ich.." "Wer macht hier wen wahnsinnig, mh?" Raunte ich ihm zu und lachte heiser, als er wieder aufstöhnte. "Ernsthaft, wir .. können nicht.. die Jungs." Malte griff nach meinen Händen und fing sich langsam wieder. Ich sah die Lust in seinen Augen, doch er hatte recht. "Lass uns bitte ganz ganz schnell kalt duschen gehen." Lachte er und drehte sich zur Tür. Ich hielt ihn zurück. "Warte.. ich möchte dir nochmal sagen, dass mir das alles wahnsinnig leid tut. Ich möchte nie wieder so krass mit dir streiten, das halte ich nicht nochmal aus." Gestand ich und er lächelte mich sanft an. "Mir tut es auch leid. Lass uns nochmal ganz in Ruhe darüber sprechen, später. Heute Abend.. nach dem Konzert.. nachdem wir.." Er ließ ganz beiläufig seine Hände über meinen Hosenbund gleiten und zog daran. Seine Augen blitzten auf und er sah mich spitzbübisch an. Ich seufzte frustriert. Dieser Kerl..

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