28. Mai 2016

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28. Mai 2016; Malte:

Drei Tage später holten wir die nächsten Sachen für die Wohnung. Sevi war diesmal nicht dabei, er hatte irgendwas zu besprechen. Ich hatte nicht ganz verstanden, um was es ging. Mit Henning fuhr ich also wieder mit unserem Transporter zum Möbelhaus. Dieses Mal hatten wir eine ganze Liste mit Kleinkram, den wir brauchen würden. Von diversem Krempel fürs Bad über Küchenutensilien und Geschirr und einer Unmenge an Pflanzen, bis hin zu Bilderrahmen und sonstigem Schnickschnack war alles dabei. Henning wollte noch mehr Teppiche, während meine größte Begeisterung den Pflanzen galt. Ich liebte es, wenn alles grün war. Das gefiel mir auch so an unserem Proberaum. Wir hatten etliche Pflanzen in den Ecken und der Fensterbank stehen. Dieses Mal nahmen wir direkt zwei Einkaufswagen mit. Einen für den Kleinkram, und einen für Pflanzen. Letztes Mal war ich nämlich zurück gelaufen, um noch einen Wagen zu holen, weil in den ersten nichts mehr reingepasst hatte. "Schau mal! Die Riesige da, die möchte ich!" Bestimmte ich, als wir bei den Pflanzen angekommen waren. Die Palme, die ich wollte, war fast so groß, wie wir. "Welche von den dreitausendvierhundertachtund-zwanzig Pflanzen meinst du jetzt genau?" Neckte Henning mich, ich knuffte ihn mit dem Ellenbogen in die Seite. "Die hier!" Ich blieb vor der Pflanze stehen und sah meinen Freund erwartungsvoll an. "Na gut. Aber dann möchte ich die da!" Er zeigte auf irgendwas, das mindestens fünf Meter weit entfernt war. "Sehr präzise." Bemerkte ich, er lief los, wohl, um sie zu holen. Ich zerrte während dessen an dem fetten Topf von meiner Pflanze. Aber er war zu schwer. "Die hier, guck!" Hörte ich da Henning wiederkommen und drehte mich um. Als ich den vielleicht fünf Zentimeter großen Kaktus in seiner ausgestreckten Hand sah, musste ich laut auflachen. "Okay. Der wird adoptiert!" Stimmte ich ihm sofort zu. Henning stellte ihn ganz vorsichtig in eines der Gläser, die wir kaufen wollten. Es war schon echt niedlich, wie begeistert er von dem Ding war. Er half mir dann, die große Palme und eventuell noch zwei, drei andere große Pflanzen auf den Wagen zu stellen und ich sammelte noch einige kleinere ein. "Man kann nie genug Pflanzen haben!" Hatte ich Henning erzählt und er hatte nur über meine Begeisterung geschmunzelt, während er stehen geblieben war, um ein paar Blumentöpfe auszusuchen. "Wenn du Pflanzen so toll findest, kannst du ja ab jetzt den Blumendienst im Proberaum übernehmen." "Ha ha ha, sehr witzig. Wir haben gar keinen Blumendienst." Antwortete ich trotzig. "Jetzt schon." Grinste er und kniff mir im Vorbeigehen in den Hintern. "Ey! Na hör mal!" Gespielt empört sah ich ihn an, doch Henning drückte mir nur einen schnellen Kuss auf die Lippen und stolzierte mit seinem Wagen lachend voraus. Ich folgte ihm kopfschüttelnd, aber mit einem Lächeln im Gesicht. Wie ich dich liebe. Dich liebe, liebe, liebe! Wir holten noch ein paar Sachen und gingen dann zur Kasse. Es dauerte ewig, bis wir endlich draußen waren. Ich hatte das Gefühl, den halben Laden leer gekauft zu haben. Wie schon beim letzten Mal, war das Auto auch heute wieder komplett voll, was aber eher an meinen geliebten Pflanzen lag. Wir brachten die ausgeladenen Wagen weg und fuhren dann zum Proberaum. Die Vorfreude auf die eigene Wohnung ließ meinen Bauch kribbeln und ich sah Henning an, der neben mir auf dem Beifahrersitz saß. "Was ist?" Fragte er mich, als er meinen Blick bemerkte. "Du weißt gar nicht, wie ich mich freue, mit dir zusammen zu ziehen. Das wird so toll. Wir machen uns die Wohnung ganz, ganz schön." Lächelte ich und bog in die  Straße zum Proberaum ein. Henning strahlte mich an, er legte eine Hand auf mein Bein und strich sanft auf und ab. "Mir geht es genau so. Ich möchte nicht mehr warten. Am Liebsten würde ich sofort einziehen." Ich schluckte, seine Berührung machte mich ganz nervös. "Wenn du das nicht lässt, machen wir vorher noch einen Urlaub im Krankenhaus." Bemerkte ich trocken und Henning schob seine Finger noch weiter mein Bein hinauf. "Henning!" Warnte ich ihn und er zog grinsend seine Hand weg. "Tut mir leid." Murmelte er. "Das ist die dreisteste Lüge, die ich je gehört habe." Grinsend parkte ich den Wagen auf dem Hof. "Erwischt." Lachte Henning und beugte sich wieder zu mir. Ich dachte, er würde mich küssen, doch im letzten Moment lehnte er sich wieder zurück und stieg aus. Perplex starrte ich ihm hinterher. Als er mir über die Schulter frech zu grinste, beeilte ich mich, um ihm hinterher zu laufen. Du kleiner..

Sevi:

Verwirrt starrte ich bestimmt zehn Minuten lang auf meinen Laptop. Langsam verstand ich die Email und ich fragte mich nun, was zum Henker diesen Leuten einfiel. Ich wusste gar nicht, was ich auf ihre dreiste Nachricht antworten sollte. Das war ja wohl ein schlechter Witz. Woher hatten die überhaupt meine Email-Adresse? Meine Augen flogen wieder und wieder über die Zeilen.

"Hallo Severin,

wir haben deine Karriere bei Annenmaykantereit jetzt schon länger verfolgt und sind begeistert von deinem Talent. Wir würden dich gerne einladen, um über eine mögliche Zusammenarbeit mit dir zu sprechen. Sag uns doch einfach Bescheid, wann es passt."

Mein Mund klappte mehrfach auf und zu, bevor ich ein ungläubiges "Pfff!" aus stieß und zur Antwort ansetzte. Versuchen wir es doch erstmal möglichst freundlich.

"Hallo! Das Kompliment ehrt mich sehr. Aber ich habe kein Interesse an einer Zusammenarbeit."

Ich nahm einen Schluck von meiner Bionade und wartete. Es dauerte nicht lange, bis das Geräusch erklang, das eine neue Mail ankündigte. Gespannt öffnete ich sie.

"Hallo, Severin. Das ist sehr schade. Bitte überleg dir das doch nochmal. Du sollst ja deine Band nicht verlassen.."

Blablabla! Von wegen! Genau das war es doch, was sie wollten. Ich schüttelte fassungslos den Kopf. Frechheit! Irgendwie war ich ja neugierig, was das für Vögel waren. Seufzend sagte ich einem Treffen zu. Die wollte ich mir persönlich vorknöpfen.

"Okay. Wir können uns die Tage treffen. Ich melde mich dann noch mal."

Schrieb ich also. Sofort kam eine begeisterte Antwort.

"Das ist toll! Wir freuen uns sehr, schon bald mit dir zusammen zu arbeiten!"

Ich verdrehte die Augen und beließ es dabei. Hatte ja eh keinen Sinn. Lehnte mich im Sessel zurück und rieb mir über das Gesicht. Was für bescheuerte Menschen es doch gab. Die auffliegende Tür des Proberaums ließ mich zusammen zucken. Ich schaute auf und Malte und Henning platzten herein, sich gegenseitig ärgernd. Endlich normale Menschen. Naja.. Eigentlich hatten die beiden auch eine gewaltige Schramme. Aber eine sehr liebenswerte. Für nichts auf der Welt würde ich meine Jungs eintauschen. Und schon gar nicht für irgendwelche daher gelaufenen Pappnasen. "Hey, Sevi! Hilfst du uns beim Ausladen? Die Sachen sind sooo schwer!" Rief Malte, der Hennings Ellenbogen auswich und lachte. "Klar!" Ich sprang auf und folgte ihnen nach draußen, um gemeinsam den Bus auszuräumen. Mit Malte hievte ich eine übergroße Palme ins Haus. "Meine Güte, welche von euch Pfeifen hatte denn die glorreiche Idee, dieses Monstrum zu kaufen?" Ächzte ich, als wir sie endlich absetzten. Malte tat, als hätte er mich nicht gehört und das reichte mir als Antwort. Ich warf ihm einen strafenden Blick zu, den er nur mit einem Grinsen und einem Schulterzucken erwiderte. Er schaute über meine Schulter hinweg zu Henning und seine Gesichtszüge entgleisten. Ich drehte mich verwirrt um und sah Henning an, der vor meinem Laptop saß und aussah, als hätte er einen Geist gesehen. Ich Vollidiot hatte die letzte Email von diesen merkwürdigen Leuten nicht geschlossen. Nein. Nein, nein, nein, das verstehst du falsch. "Du verlässt die Band?" Flüsterte Henning und ich hörte, wie Malte hinter mir entsetzt nach Luft schnappte. Shit.

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Ohhhh, neues Drama, neuer Zoff. 😜 Danke an die Person, die mir die Idee gegeben hat. 😘

Vielleicht, vielleicht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt