31. März 2016 (Teil 1)

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31. März 2016; Henning:

Überdreht stürmten wir nach dem Konzert in die Garderobe zurück und feierten den Tourauftakt mit unserer Crew. Malte fiel mir um den Hals, lachend, während Sevi sich über den Laptop beugte und Musik anmachte. Chrissi stellte alles, was er in der Minibar finden konnte, auf den Tisch und öffnete sich direkt ein Bier. Plötzlich schob sich Maltes Gesicht in mein Sichtfeld. "Das war so geil!" Schrie mein Freund mir quasi ins Gesicht, ich umarmte ihn grinsend. "Das war es! Danke, dass ich das mit dir erleben darf!" Flüsterte ich ihm zu und strich ihm eine Strähne, die sich verirrt hatte, sanft hinters Ohr. Wir beide bekamen Gänsehaut, als ich ihn berührte. Er strahlte mich an und ich legte beide Hände an seine Wangen und zog ihn zu mir heran, um meine Lippen auf seine zu pressen. "Ich liebe dich!" Murmelte er gegen meine Lippen, die Schmetterlinge flatterten in meinem Bauch herum und ließen die Glücksgefühle fast unerträglich werden. "Ich liebe dich mehr." Ich liebe, liebe, liebe dich über alles! Der Moment wurde lautstark von Sevi und Chrissi unterbrochen. "Eyyy, wir wollen auch kuscheln!" Sie drängelten sich zwischen uns und wir hielten eine verschwitzte, klebrige Gruppenumarmung ab. "Boah, ihr stinkt so!" Krähte Malte irgendwo zwischen uns und versuchte, sich Sevis Armen zu entziehen. "Ach, da stehst du doch drauf!" Lachte Sevi und drückte ihn noch enger an sich. Ich las puren Horror in den Augen meines Freundes, der die Hände verzweifelt nach mir ausstreckte. Lachend rettete ich ihn und ließ mich neben ihm auf die nächste Couch fallen. Malte öffnete uns zwei Bier. Vielleicht würde ja auch eine Kippe gegen das Adrenalin helfen, das noch immer unaufhörlich durch meinen Körper schoss? Ich zog die Packung und mein Feuerzeug aus der Hosentasche und zündete mir eine an, während ich den skeptischen Blick von Malte auf mir spürte. Ich wusste, dass er das nicht mochte. Aber er sagte nichts. Während die Euphorie in mir mit der Zeit langsam abebbte, ließ auch die Aufregung im Raum nach und Müdigkeit machte sich breit. "Alter, bin ich fertig." Chrissi ließ sich auf die Couch uns gegenüber plumpsen. Sevi setzte sich und legte seine Füße auf den Tisch. "Ich auch, ich könnte im Stehen einschlafen.." Nuschelte Malte, lehnte seinen Kopf gegen meine Schulter und seufzte auf. "Weißt du.. das sieht zwar echt.. heiß aus.." Er zeigte auf meine Kippe, als ich gerade daran zog. "Aber.." Murmelnd schmiegte er sich an mich. "Das ist nicht.. gut für dich. Gar nicht.. Lass das doch mal.." Er wurde immer leiser und seine Augen konnte er auch nicht mehr offen halten. "Ich bin so müde.. wir.. morgen.." Und dann sackte er vollständig gegen meine Schulter. Ich verdrehte die Augen. Na, auf die Diskussion morgen hatte ich ja echt Lust. Wir hatten schonmal wegen dem Rauchen gestritten. Sevi riss mich aus meinen Gedanken. "Und da war er weg." Grinste er, griff nach dem Feuerzeug auf dem Tisch und zielte auf Malte. "Wehe!" Ich sah ihn drohend an, er ließ den Arm wieder sinken. "Man.." Murrte er und machte sich ebenfalls eine Zigarette an. Chrissi tat es ihm gleich. "Lass mal ins Hotel fahren dann." Drängelte er, er war wohl echt kaputt. "Klar. Aber du fährst, keinen Bock auf noch so eine gestörte Fahrt." Gab Sevi mit einem Augenverdrehen zurück, Chrissi und ich tauschten einen belustigten Blick. Wir hatten ihn echt in den Wahnsinn getrieben. Ups. Grinsend zuckten wir mit den Schultern. "Okay. In fünf Minuten ist Abfahrt." Imitierte Chrissi Sevi, der uns am Morgen herumkommandiert hatte. Dafür fing er sich von ihm direkt einen Schlag gegen den Hinterkopf ein. "Aua! Du Sack!" Schnauzte Chrissi, halb ernst, halb grinsend. Doch der sah ihn nur strafend an und wir standen auf. Dabei wurde Malte wieder wach. "Sorry.. wir wollen los. Du kannst gleich weiter schlafen." Ich zog ihn hoch, wir suchten unsere Sachen zusammen und verließen das FZW, um zu dem Hotel zu fahren, das wir uns für Hamburg gebucht hatten.

Chrissi:

Ich steuerte den Wagen mithilfe von Sevis Wegbeschreibung zum Hotel. Es war ein einfaches Hotel, nichts besonderes. Ich zerrte irgendwie drei Koffer hinter mir her, weil Henning damit beschäftigt war, den halb schlafenden Malte aus dem Auto in das Gebäude zu stützen. "Ich wette, er kann auch ganz prima alleine gehen. Der nutzt das doch jetzt voll aus." Neckte ich die beiden, Henning drückte umständlich mit dem Ellenbogen auf den Knopf des Fahrstuhls, als Severin mit den Zimmerschlüsseln zu uns stieß. "Stört mich nicht. Lasst ihn doch." Er gähnte herzhaft. Hoffentlich mussten Sevi und ich nicht beide in ihr Zimmer tragen, wenn wir auf der Etage angekommen waren. Wir quetschten uns mit den Koffern in den Fahrstuhl, der uns nach oben brachte. Henning schleppte sich den Gang runter und blieb vor der Tür von Zimmer 238 stehen. Severin und ich hatten das Zimmer daneben. "Gute Nacht, Jungs." Ich schloss die Tür auf und betrat das Zimmer. Auf jeder Seite des Raumes stand ein Bett und dazwischen zwei Nachtschränke. Ein hässlicher, runder Teppich zierte den Holzboden. Das Fenster wurde von Vorhängen verziert, die ein ebenso schreckliches Muster hatten, wie der Teppich. "Wundervoll." Seufzte ich und legte meinen Koffer vor das linke Bett und öffnete ihn, um meine Jogginghose rauszukramen. "Wenn ihr was braucht, sag bescheid. Oder wenn ihr Stress habt.. Malte findet das nicht so cool mit dem Rauchen, oder? Ansonsten, bis später." Hörte ich Severin und Henning murmelte irgendwas, das ich nicht ganz verstand. Die Tür vom Nebenzimmer wurde geschlossen. Sevi kam herein und schaute sich um. "Reizend." Kommentierte auch er, nickte zu dem Teppich in der Raummitte. "Nicht wahr? Aber egal, die haben Betten und das ist das einzige, was ich jetzt wirklich dringend, sehr dringend brauche." Totmüde ließ ich mich auf mein Bett fallen und schloss die Augen. "Man, tut das gut." Genüsslich kuschelte ich mich ins Kissen. Wie schön wäre es jetzt, wenn es kein Zimmer mit zwei Einzelbetten wäre. Und wenn ich nicht mit Sevi das Zimmer teilen würde. Nicht falsch verstehen, er war mein bester Freund. Aber ich würde hier echt lieber mit einer Frau liegen. Mit meiner Freundin, die ich nicht hatte. Frustriert drehte ich mich um. "Ich beneide dich. Gehe noch kurz duschen. Bis gleich." Verkündete Severin, der mit seiner Kulturtasche und Schlafsachen unterm Arm das Zimmer wieder verließ und ja gerade keine Ahnung hatte, was in meinem Kopf und vor allem meinem Herz vorging. Von wegen beneiden. Das war nicht beneidenswert, sich so einsam zu fühlen. "Okay." Nuschelte ich, doch dann verlor ich doch langsam den Kampf gegen die Müdigkeit. Dass er zehn Minuten später wiederkam, bekam ich schon nicht mehr mit.

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