21. Oktober 2016; Jana:
Eine Wölbung. Da war ganz klar eine Wölbung. Ich legte die Hände auf meinen Unterleib und tastete. Es war ein merkwürdiges, aber sehr schönes Gefühl. Spüren konnte ich das Baby noch nicht, aber die Wölbung konnte ich fühlen. Ob es wohl gerade strampelte? Oder schlief es? "Was machst du, Baby? Wie geht es dir?" Flüsterte ich, streichelte über meinen Bauch. Chrissi regte sich hinter mir im Bett. Mit wirren Haaren setzte er sich auf und schaute zu mir herüber. "Guten Morgen." Lächelte ich, er stand auf und kam zu mir. Seine nackte Brust schmiegte sich an meinen Rücken, als er mich umarmte. "Morgen.." Murmelte er verschlafen. Ich zog mein Shirt wieder hoch. "Schau mal." Chrissis Augen wurden groß. "Ist das.. Ist das etwa endlich ein kleiner Babybauch?" Ich nickte aufgeregt. Zärtlich fuhr auch er mit den Händen über meinen Bauch. Als er die Wölbung fühlte, leuchteten seine Augen. "Da ist es.. Unser Baby." Er sprach ganz leise und ich glaubte, Tränen in seinen Augen zu sehen. Seit dem wir es den Jungs gesagt hatten, ging es uns eigentlich richtig gut. Wir wussten, dass wir auf sie zählen konnten. Ich hatte meinen Uni-Abschluss seit einigen Wochen in der Tasche. Und in Chrissis Haus stand ein Zimmer leer. Ja, eigentlich passte es echt perfekt. "Ich würde so gerne wissen, was es ist. Was meinst du?" Ich schaute Chrissi an, doch der hatte nur Augen für meinen Bauch. "Mh? Achso mh.. Ich sage.. Es wird ein Junge. Und du?" "Mhh.. Ich hätte glaube ich, gerne ein Mädchen. Aber ich denke auch, dass es ein Junge wird." "In ein paar Wochen wissen wir es." Chrissi beschäftigte sich mindestens genau so viel wie ich mit Büchern über Schwangerschaft und Babies. Wenn nicht noch mehr. Ich fand es süß, dass er das tat. Es zeigte mir, dass er sich genau so sehr freute, wie ich. Und ich dumme Kuh hatte echt geglaubt, er würde mich mit Baby nicht mehr wollen. Von Henning wusste ich, dass Chrissi sich mit Malte stundenlang darüber unterhielt. Aber das war jetzt auch schon wieder ein paar Wochen her. Würde mich nicht wundern, wenn mein bester Freund am Ende neben Chrissi im Kreißsaal war, wenn es los ging. "Ja, in vier Wochen. Wir können die Jungs ja wetten lassen. Wer verliert, muss uns beim Streichen des Zimmers helfen." Kicherte ich, Chrissi grinste mich im Spiegel an und küsste mich auf die Wange. "Wie geht's dir? Immer noch diese Kreislauf-Anfälle?" "Nein, nicht mehr. Manchmal ist mir ein bisschen schwindelig aber das ist okay. Ist ja auch nicht mehr warm draußen." Ich schaute nach draußen, wo die meisten Bäume schon kahl waren. "Stimmt.. Es ist ganz schön kalt geworden.. Grund genug, um noch mehr zu kuscheln.." Chrissi schob meine Haare zur Seite und verteilte sanfte Küsse in meinem Nacken. Langsam schob er mich zum Bett. Ich lachte, drehte mich zu ihm um. "Wir können nicht jeden Tag hier drin verbringen... Mit Sex. Lass uns doch Malte besuchen und Henning. Sevi kommt bestimmt auch." Schlug ich vor, Chrissis Hände wanderten unter mein Shirt. "Chrissi, also ehrlich.." Grinsend hielt ich seine Hände fest. "Manno.." Murmelte er und ließ von mir ab. "Komm schon. Wir gehen zu Malte, frühstücken. Ich ruf ihn an." "Was hast du bloß immer mit Malte?" Fragte mein Freund und mir entging der giftige Unterton nicht. "Malte ist mein bester Freund. Und einer deiner besten Freunde. Solltest du dich nicht freuen, ihn zu sehen? Wir haben uns alle schon länger nicht gesehen." Das stimmte. Seit Sevi seine Freundin hatte und wir mit der Schwangerschaft beschäftigt waren, waren wir nicht mehr im Proberaum gewesen. "Du hast ja recht. Tut mir leid.." "Bist du etwa eifersüchtig, Christopher?" Neckte ich ihn, er wurde rot. "Nein.. Ja." Gab er schließlich zu. "Merkste selber, dass das jetzt albern ist, oder? Wo warst du die letzten zwei Jahre? Ich dachte, du hättest gemerkt, dass Malte auf Männer steht." Ich legte meine Hände auf seine Brust. Chrissi sah mich entschuldigend an. "Ja, ich weiß, dass es bescheuert ist. Tut mir wirklich leid." Er stupste meine Nase mit seiner. "Ich liebe dich. Euch." Sanft strich er über meinen Bauch. Ich legte meine Hände an seine Wangen und küsste ihn. "Ich liebe dich auch! Ich meine.. Wir lieben dich auch!" Noch ein Kuss. Wieder ließ er seine Hände unter mein Shirt gleiten. "Schatz! Du bist unmöglich!" Lachend schob ich ihn zurück und flüchtete ins Badezimmer, um zu duschen. Danach scheuchte ich meinen Freund ins Bad. Im Wohnzimmer rief ich Malte an. Verpennt ging er nach dem fünften Klingeln dran. "Jana? Hey, was.." Er gähnte ausgiebig. "Sorry.. Was gibt's?" "Guten Morgen! Hab ich euch geweckt?" "Mich ja, Henning nicht. Der schläft noch." Erklärte er, ich kicherte. "Dann weck mal dein Dornröschen, wir kommen zum Frühstück rum. Bringen Brötchen mit." Kündigte ich uns an. "Echt? Wie kommen wir zu der Ehre?" Schlagartig war er hellwach. "Ich dachte, wir könnten uns alle mal wieder treffen. Ist ja schon länger her.. Außerdem muss ich dir was zeigen." "Was denn?" Er klang neugierig und zugleich verwirrt. "Weißt du noch, ich hab dir versprochen, sofort Bescheid zu sagen, wenn.." "Wenn man was sieht?! Ohhh, komm sofort her!" Rief er und an dem Gemurmel im Hintergrund hörte ich, dass Henning aufgewacht war. "Was schreist du so rum, du Elch?" Grummelte er verschlafen. Malte entschuldigte sich lachend. "Wir sind in einer halben Stunde da. Steht auf!" Befahl ich Malte. Er freute sich total. Kopfschüttelnd legte ich auf. Chrissi kam die Treppen herunter, als ich mir meine Jacke anzog und in die Schuhe schlüpfte. "Ich hab Sevi geschrieben, er kommt auch." Verriet er, während er sich auch seine Jacke über warf. "Meinst du, er bringt seine Freundin mit? Wie heißt sie nochmal?" "Weiß ich nicht. Denke nicht. Sie heißt Merle. Wir können ihm ja mal anbieten, dass er sie mit zum Proberaum bringen kann. Vorausgesetzt, wir bewegen uns da selber irgendwann mal wieder hin." Zwinkerte er und ergriff meine Hand. Unsere Finger verschränkten sich miteinander, als wir das Haus verließen und uns auf den Weg zu Henning und Malte machten. Unterwegs machten wir noch einen Abstecher zum Bäcker.
Henning:
Böse Blicke landeten immer wieder auf Malte, der sich zum etlichsten Mal bei mir entschuldigte. Es war zu witzig, wie er um Verzeihung bettelte. Irgendwie war es ja schon mies, die Macht so auszunutzen. Aber es machte zu viel Spaß. Gänsehaut überkam mich bei dem Gedanken an seine Rache, wenn er heraus fand, dass ich gar nicht böse war. Er würde mich halb wahnsinnig machen, bevor er mich dann erlöste. Vorfreude ließ meine Fassade bröckeln und ich grinste nur für einen kurzen Augenblick. Natürlich entging Malte dieses Grinsen nicht. Er hatte zärtlich über meine Brust gestreichelt und mit sanften Küssen versucht, sich zu entschuldigen. Jetzt hielt er inne. Ich linste vorsichtig zu ihm. Seine Augen hatten sich zu Schlitzen verengt. Er musterte mich eindringlich. "Du.. Du bist.. Gott, du bist.. Argh!" Er verschränkte die Arme vor der Brust und schmollte. Ich wartete ungeduldig auf das teuflische Grinsen, dass sich gleich auf seine Lippen schleichen würde. Seine Mundwinkel begannen zu zucken. Ich erschauerte wohlig. Komm schon. Mach mich verrückt. Langsam setzte er sich auf meinen Schoß. "Weißt du.. Ich würde jetzt echt gerne Sachen mit dir machen.." Flüsterte er, beugte sich über mich und küsste meinen Hals. "Sachen, die dich um den Verstand bringen.. Das hättest du so verdient.." Seine warmen Fingerspitzen fuhren von meinem Hals über meine Brust und meinen Bauch zum Bund meiner Boxers. Ich stöhnte auf, strich mit zittrigen Fingern über seinen Rücken. Malte zupfte leicht an dem Stoff. Drückte einen sanften Kuss auf meine Kehle, der mir den Atem stocken ließ. Alles in mir schrie. Bitte. Du spürst doch, dass ich dich will. Doch plötzlich zog er seine Hände weg und kletterte von mir herunter. "Aber Jana und Chrissi sind jede Sekunde da. So ein Pech." Er stand auf und zwinkerte mir zu, verließ den Raum. Ließ mich frustriert und so verdammt erregt einfach hier liegen. Ich zog mir mein Kissen über das Gesicht und jammerte leise hinein. Er sollte mein Leiden nicht hören. Die Genugtuung gab ich ihm nicht. Ich hasse dich. Aber ich liebe dich so sehr.
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Vielleicht, vielleicht
Fanfic> Fortsetzung von Sieben Jahre < Für die Kölner Band AnnenMayKantereit hat sich, seitdem Malte als Bassist hinzugekommen ist, das Leben um 180 Grad geändert. Der holprige Sommer 2014 liegt lange hinter ihnen. Das erste Studioalbum hatte eingeschlag...