08. Oktober 2016

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08. Oktober 2016; Sevi:

Ich war gerade in meiner Küche am Abwaschen, als mein Handy klingelte. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Ich wusste, wer das war. Schnell trocknete ich mir die Hände ab und schnappte es mir vom Tisch. "Hey." Begrüßte ich sie. "Hey, du. Alles gut?" Es war so schön, ihre Stimme zu hören. "Ja..nein.. Ich.. vermisse dich." Gab ich zu und spürte, wie meine Wangen rot wurden. "Ich dich auch.. Können wir uns sehen?" Fragte sie. "Wenn du magst, kann ich.. also.. soll ich zu dir kommen?" Schlug ich zögerlich vor. Ich war noch nicht bei ihr gewesen und wollte sie nicht überrumpeln. Wir hatten uns seit dem Festival immer in der Stadt getroffen. Ich war heilfroh, dass sie auch in Köln wohnte. "Ja! Ich meine.. ja. Ich würde mich freuen." Sie unterdrückte ihre Aufregung und ich musste grinsen. "Okay.. dann komme ich später zu dir. Ich freue mich auch." Antwortete ich und hörte sie aufgeregt quieken, bevor sie auflegte und musste schmunzeln. Wahrscheinlich dachte sie, ich hätte sie nicht gehört. Merle war so süß. Ich hatte sie vor ein paar Wochen bei einem der Festivals kennengelernt. Sie hatte in der Menge gestanden und getanzt und versucht, unsere Texte mitzusingen. Mit ihren Freundinnen und trotzdem in ihrer ganz eigenen Welt. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so aufgeregt gewesen war, wie in dem Moment, bevor ich zu ihr gegangen war und sie angesprochen hatte. Aber ich hatte einfach das Gefühl gehabt, dass ich es tun musste. Wir hatten das ganze Wochenende beim Festival Zeit miteinander verbracht, hatten getanzt und gefeiert. Waren uns näher gekommen und hatten uns geküsst. Und jetzt saß ich in meiner Küche, grinste wie ein Honigkuchenpferd und genoss die Schmetterlinge, die in meinem Bauch herumflatterten. Es war alles so neu. So aufregend. Wie lange war es her, dass ich richtig verliebt gewesen war? Zehn Jahre, Sevi. In Lea.. Nein! Ich schüttelte den Kopf und vertrieb Lea aus meinen Gedanken. Schnell beendete ich den Abwasch und ging dann ins Bad, um mich fertig zu machen. Eine halbe Stunde später verließ ich das Haus und fuhr mit dem Rad ein paar Kilometer durch Köln. Es war kühl draußen geworden. Das erste bunte Laub wirbelte über den Asphalt. Es wurde Herbst. Meine Finger waren ganz kalt, als ich bei ihr zu Hause ankam. Merle wohnte scheinbar in einem der kleinen, gemütlichen Reihenhäuser in dieser Straße. Hausnummer 39... Ich sah mich um. 33, 35, 37.. ah! Ich stieg ab und schloss mein Rad vor dem Haus an, bevor ich zur Tür ging und nervös klingelte. Endlich sah ich sie wieder! Ich hörte drinnen Schritte und grinste, als die Tür auf ging. "Hey.. Da bist du ja!" Schüchtern grinste sie. Ich erwiderte ihr Grinsen und machte einen Schritt auf sie zu, um sie zu umarmen. "Da bin ich.. Es.. Es ist so schön, dich zu sehen." Murmelte ich ihr ins Ohr, Merle lächelte. "Du bist süß. Komm rein!" Sie zog mich an der Hand in den Flur und schloss die Tür. Ich hängte meine Jacke an die Garderobe und zog meine Schuhe aus. "Komm, im Wohnzimmer ist der Kamin an. Da ist es schön warm." Sie zog mich hinter sich her, lächelte mich an. Du bist wunderschön. Ich schaute mich um und stellte fest, dass sie ziemlich chaotisch war. Ich dachte an meine Unordnung zu Hause und grinste. Sie passte perfekt zu mir. "Was grinst du so?" Fragte sie neugierig, ich schaute sie an. "Es ist gemütlich hier. Es gefällt mir." Ich ließ mich auf dem Sofa neben dem Kamin nieder. Merle stand unschlüssig auf dem weichen Teppich in der Mitte. "Dankeschön. Willst du.. willst du was trinken? Ich kann Tee machen." Schlug sie vor, ich nickte. "Das wär toll." Ich schaute ihr nach, als sie in die Küche ging, die sich an das Wohnzimmer anschloss. Es gab keine Tür zwischen den Räumen. Merle beschäftigte sich mit dem Tee, warf mir aber immer wieder ein freches Grinsen zu. Lange hielt es mich nicht auf der Couch. Ich hatte das Bedürfnis, sie zu berühren. Schließlich stand ich auf und ging zu ihr hinüber. Sie zuckte zusammen, als ich ihr sanft meine Arme um die Mitte legte und mich an sie schmiegte. "Du hast mir gefehlt.. Ich hoffe.. das hier ist für dich okay?" Fragte ich leise, sie kicherte. "Ja.. klar. Ich.. du.." Sie drehte sich in meinen Armen um und schaute mich an. Sie war so nah. Ihre Hände legten sich auf meine Brust, in der mein Herz so laut klopfte, dass sie es hören müsste. Ich fand es schön, wie viel Nähe sie von sich aus suchte. Ich strich ihr eine ihrer braunen Haarsträhnen hinters Ohr und beugte mich zu ihr herunter. Spürte ihren Atem auf meiner Haut. Das wunderbare Kribbeln, dass ich beim Festival gespürt hatte, als wir uns geküsst hatten, kehrte in meinen Bauch zurück und ich bekam Gänsehaut. Das Pfeifen des Kessels ließ uns zusammen zucken. Ich seufzte und ließ Merle los. Verlegen schaute sie mich an und nahm den Kessel vom Herd. Wer kochte heute noch mit einem Kessel Wasser? Irgendwie fand ich es aber cool. Merle goss den Tee in zwei bunten Tassen auf und wir gingen ins Wohnzimmer zurück. Ich setzte mich wieder auf die Couch und zog Merle diesmal neben mich. Sie lehnte sich an meine Schulter. Mein Arm legte sich um sie, ich streichelte sie sanft. Lange hörte man nur unser zaghaftes Schlürfen des heißen Getränks. Dann brach Merle die wohlige Stille und stellte ihre Tasse auf den Tisch. "Wieso haben wir uns eigentlich nie zu Hause getroffen? Es ist viel gemütlicher..." Murmelte sie, drückte sich an mich. Ihre Fingerspitzen strichen über meine Brust. Ich seufzte unter ihrer Berührung, zog sie enger an mich. Lehnte mich zu ihr und nahm ihre Wangen in meine Hände. "Stimmt.. viel kuscheliger.." Zärtlich küsste ich sie, Merle schmiegte sich an mich, erwiderte den Kuss sanft. Ihre Hände wanderten in meinen Nacken, als wir uns immer wieder küssten, in die Kissen sanken. Mein Bauch kribbelte unglaublich, weil Merle mir so nahe war. Ich hatte mich nach all der Zeit wirklich wieder verliebt. Das hier war so wunderbar. Ich löste den Kuss und schaute ihr in die Augen. Sanft streichelte ich ihre Wangen. "Ich.. ich glaube.. nein, ich weiß, dass.. also.." Fing ich stotternd an, sie sah mich fragend an. "Merle, ich liebe dich." Gestand ich dann und ich wusste, dass ich feuerrot wurde. Ihre Augen weiteten sich überrascht, und doch wurde auch sie rot. Verlegen biss sie sich auf die Unterlippe. "Ich hab mich auch in dich verliebt, Sevi. Bis über beide Ohren." Gott, du bist so verdammt süß. Ich lächelte sie glücklich an und küsste sie wieder. Wir verbrachten den ganzen Nachmittag auf dem Sofa, kuschelten und küssten uns, streichelten einander. Es fiel mir unglaublich schwer, am Abend zu gehen. Doch hier zu schlafen, dafür fand ich es dann doch etwas zu früh. "Wir sehen uns bald wieder. Versprochen, Merle." Ihr trauriger Blick tat mir weh. "Okay.. Ich liebe dich, Sevi!" Sie küsste mich liebevoll. Wieder dieses Kribbeln, dass mich verrückt machte und nicht klar denken ließ. "Und ich liebe dich." Ich gab ihr noch einen langen Kuss. Ich will nicht gehen.
"Schlaf gut." Flüsterte ich ihr ins Ohr, drückte ihre Hände sanft und verließ dann das Haus. Nachdem ich mein Fahrrad los gemacht hatte, schaute ich nochmal zu Merle. Sie stand niedergeschlagen in der Tür und winkte. "Schlaf du auch gut. Tschüss." "Tschüss." Ich warf ihr noch ein Lächeln zu und fuhr dann nach Hause. Das Lächeln verschwand den ganzen Weg über nicht mehr aus meinem Gesicht. Als ich im Bett lag, piepte plötzlich mein Handy. Eine Nachricht von Merle.

"Ich liebe dich."

Wieder dieses Lächeln, dass sich auf mein Gesicht legte. Ich tippte eine Antwort.

"Ich liebe dich auch. Sehr."

Ich legte mein Handy weg und kuschelte mich ins Kissen.
Du bist sowas von verknallt, Sevi.

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