44. Kapitel

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Elles Sicht

,,Sag mal, Tante Elle..." Ein etwa neunjähriger Junge beugte sich über meinen Kessel. ,,Was machst du da?" Ich lächelte liebevoll und strich ihm über den roten Schopf. ,,Das, Bill, ist Alterungstrank. Gibst du mir bitte den Blutegelsaft? Er steht dort hinten in dem kleinen Regal." Der Kleine schlüpfte an mir vorbei und riss die Phiole vom Regalbrett. ,,Das hier?!", rief er aufgeregt und ich grinste belustigt. ,,Ja, das." Ich schüttete fünfzig Milliliter in den Kessel und zuckte zurück, als grüner Dampf aufstieg. ,,Geh doch mit deinen Brüdern spielen, meinst du nicht auch?", meinte ich vorsichtig und erhielt einen neugierigen Blick. ,,Duhu.. Tante Elle? Weißt du, welches Datum heute ist?" Ich kramte kurz in meinem Gedächtnis, während ich den Trank im Uhrzeigersinn rührte. ,,Der dreiundzwanzigste Mai 1979, wieso?" Bill Weasley grinste frech und dabei zeigte sich seine niedliche Zahnlücke. Ich konnte mir an den Kopf schlagen! Merlin, ich wurde heute Sechsundzwanzig. ,,Danke, Bill!", rief ich atemlos und füllte schnell den Trank in eine Phiole, ehe ich die Treppe hinaufhastete. Der ganze Orden wohnte derzeit im Fuchsbau, wie das Haus der Weasleys genannt wurde und so musste es unweigerlich passieren, dass ich mit irgendwem zusammenstieß. ,,Gott... im... Himmel!", brachte Benji Fenwick heraus und musterte mich besorgt. ,,Elladora, genau dich habe ich gesucht! Albus ist hier! Es ist dringend!" Das konnte nichts Gutes heißen... ich folgte dem Zauberer zu der großen Tür, die in den Essraum und die Küche führte. Das erste, was ich sah, war, dass Molly schluchzte. ,,Edgar ist tot, ebenso wie seine ganze Familie. Über ihrem Haus schwebt das dunkle Mal.", sagte Elphias Doge düster und ich keuchte entsetzt auf. Der freundliche Edgar Bones! ,,Das war aber nicht alles...", sagte Arthur leise und wechselte einen Blick mit Diggle, der ziemlich erschüttert aussah. ,,Dorcas... Du-weißt-schon-wer ist persönlich gekommen und hat ihn getötet." Mein Herz sackte zusammen. Dorcas Meadowes, der mutige, mutige Mann, der sich nicht zu schade war, einen verletzten Auror vom Schlachtfeld zu tragen, obwohl dieser ein Unterstützer der Todesser war. Albus nickte ernst und ich lehnte mich gegen die Tür. ,,Wer noch?", fragte ich leise - Alleine eine dunkle Vorahnung erfasste mich in diesem Moment. ,,Caradoc ist weg.", wisperte Joanna Dearborn, jetzt vermutlich seine Witwe und weinte leicht. ,,Das war's.", meinte Fabian Prewett düster und erhielt einen wütenden Blick von seinem Bruder. ,,Wie kannst du das sagen?!" Doch ehe ein Streit ausbrach, räusperte sich Dumbledore. ,,Wir haben auch gute Nachrichten." Ich horchte auf und trat zu den Prewetts. ,,Wir haben neue Mitglieder. Sie sind heute nicht hier, da die meisten von ihnen Auroren sind, aber alle haben für das nächste Treffen zugesagt. James und Lily Potter, Remus Lupin, Peter Pettigrew und Sirius Black. Im Übrigen haben die Longbottoms gemeint, sie würden ebenfalls beitreten." Das waren gute Nachrichten, doch der Schatten der Schlechten blieb. ,,Denkst du wirklich, dass Black vertrauenswürdig ist? Immerhin ist seine Cousine Bellatrix Lestrange und soweit wir wissen, ist sein jüngerer Bruder ebenfalls ein Todesser!" Albus nickte leicht und meinte gütig:,,Ich vertraue ihm voll und ganz." Und das war sein Fehler - Er wollte immer das Gute in allen sehen. Ich senkte frustriert den Kopf und achtete nicht auf das Gemurmel und das gelegentliche Schluchzen von Molly und Joanna Dearborn. Albus sprach weiter, doch ich hörte ihm nicht zu und verließ den Raum. Im Übrigen gefiel es mir auch nicht, dass er so anstandslos Tode hinnahm und dann gleich die neuen Mitglieder nannte und dabei aussah, als hätte man ihm verkündet, er sei der neue Besitzer der Zitronendrop-Fabrik. Nein, es wäre wirklich besser, er würde sein Verhalten etwas ändern. Zumindestens war er besser als Lord Voldemort, mein Vater.

Die Erben des Elderstabs ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt