52. Kapitel

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Elles Sicht

Atemlos stolperte ich aus einem Kamin und blickte über die Menge feiernden und jubelnden Hexen und Zauberer. Hatten sie nichts besseres zu tun, als den Tod von Lord Voldemort zu feiern? Vor beinahe 24 Stunden war ein kleiner Junge zur Waise geworden und zwei bekannte Auroren gestorben - War es das wert? Ich seufzte leise und marschierte an dem Gruppen vorbei, um zu irgendeinem nüchternen Sekräter zu gelangen. ,,Entschuldigung!", brüllte ich eine beschwipste Sekräterin an, die die Beine auf ihrem Schreibtisch hatte und grinste. ,,Marvolo Grindelwald!", rief ich und hielt den Elderstab über das leicht ramponierte Buch. Die Seiten flatterten und blieben stehen. Schnell atmend beugte ich mich über das Buch und las.

Marvolo Gellert Grindelwald & Teddy-Caroline Grindelwald:

Anhörung: 1. November, 08:31 bis 09:57

Sie waren schon gegangen! Schnell hastete ich zu den Ausgängen und riss die Tür der Damentoilette auf. Sie waren in zwei Gruppen geteilt: Auf der einen Seite befanden sich die normalen Toiletten, auf der anderen Seite befanden sich die Ausgänge. Wie Aurorinnen sind nur jeden Tag runterspülen konnten, war mir ein Rätsel. Ich fand das Ganze ziemlich widerlich. Eine Kabine war frei und ich stellte mich angewidert in die Toilette, atmete tief durch und spülte. Verdammt, fühlte sich das komisch an! Mein Sichtfeld erweiterte sich und ich stieg eilig aus und stolperte aus den Toiletten des Tropfenden Kessels. Tom, der Wirt, blickte mir entgegen, runzelte die Stirn und erstarrte dann. ,,Elladora Gaunt?!", rief er verblüfft aus und ich blieb stehen. ,,Tom.", grüßte ich ihn. ,,Gibt es einen Ort, an dem ich ungesehen apparieren kann?" Er nickte und stotterte irgendetwas, doch ich unterbrach ihn ungeduldig und er wies mir den Ort. Ich kam am gegenüberliegenden Hof aus - Auf der anderen Seite war die Wand, mithilfe der man in die Winkelgasse gelangte. Mit einem Knall verschwand ich und im nächsten Moment lag ich blutend auf dem Boden und fluchte leise, als ich mich aufrappelte. Es war ewig her, seit ich mir zuletzt das Knie aufgeschlagen hatte. Ich klopfte den Dreck von meiner Jeans und blickte zu dem dunklen Haus. ,,Was...?" Helles Licht blitzte im Inneren und plötzlich wurde die Tür aufgerissen und eine Reihe maskierter Gestalten stürmte heraus. Wie angewurzelt blieb ich stehen und einer der Todesser bemerkte mich, während die anderen apparierten. ,,So sieht man sich wieder, Gaunt.", höhnte er unter der Maske leise und ich hob den Zauberstab. ,,WAS HABT IHR GETAN, MALFOY?!", brüllte ich, doch auch er apparierte und mein Betäubungsfluch stob auf den Boden, der laut explodierte. Mit tränenverschmiertem Gesicht hastete ich in das Haus und riss die Tür auf. Im Gang flackerte eine Lampe und die Tür der Küche war aus ihren Angeln gerissen. ,,Marvolo?!", rief ich heiser und stürzte in die Küche. Wie erstarrt blieb ich stehen und brachte kein Wort heraus. Mein Herz zerbrach in Stücke und mein Verstand kollabierte. ,,Nein..." Tränen rannen meine Wangen hinunter und ich kniete mich neben meinen Bruder. ,,Marvolo? Marvolo!" Sein Kopf sackte zur Seite und blicklose, schiefergraue Augen sahen mir entgegen. Weinend strich ich über sein blutverklebtes, weißes Haar und mein ganzer Körper bebte. ,,Oh, Marvolo...", wisperte ich und meine Stimme brach. Ein leises Stöhnen erklang aus einem anderen Zimmee und wieder erstarrte ich. Die Kinder! Campbell! Langsam hob ich meinen Zauberstab und murmelte:,,Lumos." Helles Licht erhellte die Küche und ich sah erst jetzt, dass Marvolos Körper von Wunden zerfetzt war, aus denen Blut sickerte. Seine Haut wies den typischen, grauen Farbton auf, den alle Verbluteten besaßen. Ich schluchzte laut und stand auf. Wieder erklang ein Stöhnen und ich stolperte auf den Gang und in das Schlafzimmer. ,,Campbell?" Ich eilte schnell zu meiner Schwägerin, die die Augen aufschlug. ,,Cad-" Ihre Lunge machte ein grauenhaftes Geräusch und mit einem Schaudern erkannte ich, dass ihre Lunge durchbohrt war. ,,Ich werde mich... um sie kümmern...", brachte ich heraus und ihr Kopf drehte sich. ,,-Volo..."
,,Tot...", wisperte ich schmerzerfüllt und sah zu, wie Teddy-Caroline starb, weil ihr die Luft ausging und ihre Lunge sich mit Blut füllte. Langsam stand ich auf und der Schmerz des Verlustes erfüllte mich.

Die Erben des Elderstabs ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt