Kapitel 44

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Die Sonne verschwand hinter dicken, grauen Wolken. Dunkelheit zog auf und die Bäume schienen sich ängstlich zu beugen, um den Weg für den Adanyi frei zu machen. Getrieben von Blutlust und ungestilltem Zorm, bahnte er sich durch den Wald und folgte den Vibtationen des Adanyi Nestes. Es konnte nicht fühlen oder denken. Das einzige was ihn antrieb war die dunkle Magie in ihm, die darauf ausgerichtet war zu zerstören und zu töten.  Zähne fletschend näherte er sich dem Ziel und seiner ersten und einzigen Beute. Ungebändigte, pure dunkle Magie floss durch seinen Körper. Es brauchte keine Lykaner zu töten, um Macht zu erlangen, denn etwas anderes nährte es. Das was ihn erschaffen hatte, war so viel stärker als alles zusammen. Langsam kroch der Geruch nach Tod und Leid in seine Nase. Ein fürchterliches Grinsen bildete sich in seinem Gesicht. Donnergrollen ließ den Boden unter ihm erzittern und Blitze den Himmel erleuchten. Das Nest war Nah. Mit jedem Schritt mit dem es dem Nest näher kam, stieg das Verlangen nach Blut und Tod. Von der menschlichen Hülle, in der der Adanyi Jahrhunderte lang geruht hatte, war längst nicht mehr da. Nichts war mehr davon übrig. Keine Erinnerungen oder Gefühle. Nichts, was darauf schließen ließ, dass es früher einmal eine andere Form gehabt hatte. Aber das hier - ein wahrhaft gewordener Albtraum ist das, was Kyra im innersten schon immer gewesen ist. Und am Ende ist nichts übrig geblieben als das pure, grausame Verlangen nach Blut, Zerstörung, Tod und dem Willen den anderen Adanyi zu vernichten. Wind kam auf und pfiff gespenstisch um die Bäume. Leichte Nebelschwaden begannen über den Boden zu krauchen. Die Luft begann zu vibrieren und die dunkle Magie des Adanyi drängte dich mach außen, als es in tiefe Dunkelheit eintauchte. Das Nest war seit dem letzten Mal gewachsen. Ein Knurren löste sich aus seiner Kehle als es stehen blieb. Der andere Adanyi kam aus dem Nest gekrochen. Diese alles verschlingende Dunkelheit schien sich für ihn zu teilen. Zähnegletschend standen sich die beiden Adanyi gegenüber. Jeder für sich ein Monster und grausamer als der andere. Pure blutrünstige Magie floss durch ihre Adern. Während der Andayi, der einst Kyra gewesen war, nur töten wollte, war das Ziel des anderen Adanyi Vergeltung zu üben. Vergeltung dafür, dass er sich nicht mehr Fortpflanzen konnte. Kyra hatte es gewagt ihren menschlichen Körper aufzugeben. Es gab keinen geeigneten Wirt mehr, der einen Adanyi in dunkler Gestalt austragen konnte. Ein riesiger violetter Blitz schaffte es für einen winzigen Bruchteil einer Sekunde diese Dunkelheit zu durchbrechen und die Visagen der Adanyi zu erhellen. Und noch bevor der Donner folgte bohrten sich die spitzen Reißzähne des Adanyi in den verwandelten Körper von Kyra. Ein lauter und schriller Schmerzensschrei zerriss die vibrierende Luft. Doch noch im selben Moment schleuderte es den dunklen Adanyi meterweit nach hinten. Der Rücken des Viehs knallte an einen Baum der sofort in der Mitte in zwei Teile zerbrach. Holzsplittet flogen durch die Luft. Der Adanyi, der einst Kyra gewesen war, grinste animalisch und stürzte sich sofort auf den Feind. Fauchen, Knurren und schrille Schreie waren im gesamten Wald zu hören. Nur der Donner war für einen kurzen Moment in der Lage diese Geräusche zu übertönen. Schwarzes, modriges Blut tropfte von.... Kyras Zähnen. Rau atmete es heftig ein und aus. Beide hatten den anderen schwer verletzt, doch noch keiner war kurz davor vor Schwäche zu sterben. Beide wurden weiter von der unbändigen Magie bekräftet und von dem Trieb geleitet zu morden. Doch wussten einzig die Götter, dass nur einer siegen konnte.

Als ein weiterer Blitz den Himmel durchzog wurde Kyra... der Adanyi plötzlich von Ausläufern der Dunkelheit angegriffen. Wie Tentakel schlangen sie sich um seine Gliedmaßen. Es musste unbedingt dir Kontrolle behalten. Es wandt sich, Knurrte und biss in die Leere, doch nichts nutzte. Der feindliche Adanyi grinste animalisch überlegen und schlich gespenstisch auf es zu. Ein Biss - ein einziger, gut platzierter Biss würde ausreichen um dem Adanyi und damit auch Kyra ein für alle Mal ein Ende zu setzen. Es schien über die Hilflosigkeit von seinem... Feind zu lachen. Bösartig und widerwärtig. Der dunkle Adanyi (Kyra) knurrte bedrohlich, aber es nützte nichts. Für einen Moment wehrte es sich nicht mehr. Ließ zu, dass die Dunkelheit es verschlang und zu einem Teil wurde. Alles schien sich plötzlich wie in Zeitlupe zu bewegen. Die Ausläufer der Dunkelheit - so wie sie selbst, bekamen mit einem Mal Konturen. Auren wurden sichtbar und plötzlich schien alles klar zu sein. Nichts stand der Auslöschung des feindlichen Adanyi mehr im Wege. Es löste sich ohne Anstrengung aus den Fesseln der Dunkelheit und stürmte auf dieses widerwärtige Geschöpf zu. Ein letztes Knurren löste sich aus den Kehlen, doch während der... Kyra zum letzten Biss in die Kehle ansetzte, hob der Adanyi seine Klaue an und zielte auf das verdorbene, durch dunkle Macht zerfressene Herz an. Schmerzerfüllt wimmerten beide auf und lösten sich voneinander. Der Körper des Adanyi fiel leblos zu Boden. Die Augen noch immer auf die sich langsam auflösende Dunkelheit fixiert. Doch ein Happy End ist es nicht. Nur ein kleiner Sieg, denn noch während sich sein Körper und die Dunkelheit auflösten, fiel... Kyras verdorbene Hülle zu Boden. Schwarzes Blut sickerte in die Erde. Mit dem Blick nach oben gerichtet begann sich die Hülle aufzulösen. Ein letzter Donnerschlag war zu hören und danach war nichts mehr übrig. Nur die zerborschtenen Bäume und die zwei dunkel gefärbten Flecken auf der Erde zeugten davon, was geschehen war.

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Und als der Himmel sich aufzuhellen begann, fiel Kaden am Rande des Waldes zu Boden und griff sich an seine Brust. Dort wo sein Herz saß. Er hatte noch nie in seinem Leben - noch nicht einmal als seine Mate ihn verstoßen hatte, solch einen Schmerz verspürt. Seine Kehle war wie zugeschnürt und einzelne Tränen lösten sich von seinem vor Schmerz versteinerten Gesicht. Dir Lykaner, die hinter ihm aus dem alten Herrenhaus traten und sahen was mit Kaden geschah, begannen sie alle stumm zu Weinen. Der Schrecken hatte endlich ein Ende, doch... gab es gerade nichts, was die aufkommende Trauer und Leere überdecken konnte. Mel schlug sich schluchzend die Hand vor den Mund und fiel zitternd zu Boden. Kyra hatte ihnen allen wirklich das Leben gerettet und ihnen so viel mehr gegeben. Sie konnte sich nicht im geringsten vorstellen, wie schmerzhaft dieser Augenblick für Kaden war. Niemand von ihnen konnte das. Und auch wenn jeder von ihnen schon einen Menschen oder Lykaner in seinem Leben verloren hat, den er geliebt hat, war dieser Schmerz und diese Trauer etwas völlig anderes. Es war... schlimmer, als alles was sie durchgemacht haben. Aber sie alle, knieten umzusammen nieder, senkten die Köpfe und beteten zu drr Mondgöttin und den guten wie bösen Geistern, dass sie Kyra in das Jenseits begleiten und ihr das ewige Leben danach zeigten. Ohne Schmerz. Ohne Leid. Ein Leben im Jenseits - in völliger Ruhe und Erlösung.

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Okay - ich bin gerade so am heulen, dass ich nichts sagen kann....

Wolfsblut - AdanyiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt