Kapitel 29

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Die Eingangstür schwang auf und gab den Blick auf den Flur frei. Es hatte sich nicht viel verändert seitdem ich hier gewesen war, um Zarek zu heilen. Kaden schloss die Tür hinter mir und wies mit einem leichten Kopfnicken, die Treppe hoch.
Ich folgte ihm und beobachtete, wie die Feinstaubpartikel in der Luft, im einfallenden Sonnenlicht zu tanzen schienen. Der Geruch von altem Holz stieg mir in die Nase und von abgebrannten Kaffee. Dinge, die mir vor einigen Tagen noch nicht aufgefallen waren, nahm ich nun, durch meine verschärften Sinne, wahr. Die Stufen knarrten unter Kaden's und meinem Gewicht.
Er führte mich nach links den Flur entlang. Ein kurzer Blick über die Schulter verriet mir, dass alle anderen Türen geschlossen waren.
"Die anderen schlafen auf der anderen Seite, nur mein Zimmer ist hier noch.", gab Kaden kurzerhand zu verstehen. Ich nickte und musterte die Tür, auf die er gezeigt hatte, als er von seinem Zimmer sprach.
Ich öffnete die Tür, hinter der sich mein Zimmer befand und war erstaunt, als ich sah wie sauber es diesem Raum war. Eigentlich hatte ich angenommen, dass die Räume, die Kaden und die anderen nicht bewohnten, so blieben wie sie waren - zugestaubt und müffelnd, aber da hatte ich mich wohl getäuscht.
"Du kannst in Ruhe auspacken.", meinte Arkadiens' Sohn. "Ich suche solange die Tagebücher meines Dads."
Ich nickte und ließ meine Tasche auf das Bedeutet fallen. Kurz plusterte sich die Decke auf, bis sie sich wieder, wie eine zu Boden gleitende Feder, senkte. Ich nahm die Sonnenbrille und ging in das angrenzende Badezimmer. Der Geruch von Reinigungsmitteln stieg mir in die Nase. Ich verzog leicht bei dem leichten Geruch nach Lavendel die Nase, bevor zum Waschbecken ging. Ich hasste den Geruch von Lavendel, denn zur Blütezeit roch es fast überall penetrant nach diesen Blüten. Ich versuchte mich nicht zu sehr auf den Lavendel-Geruch zu konzentrieren und betrachtete mich stattdessen im Spiegel. Meine Male leuchteten noch immer, genau wie meine Augen. Ich seufzte und drehte den alten Messinghahn auf und schöpfte mir, mit den Händen, etwas kaltes Wasser ins Gesicht. Die Wassertropfen hinterließen ein hohles Geräusch, als sie auf das Porzellan des Waschbeckens trafen. Ich griff nach links zu den Handtuch und tupfte mir das Gesicht trocken.
"Hast du die Tagebücher gefunden oder stehst du einfach dort weil dir langweilig ist?", fragte ich und hob den Kopf. Im Spiegel blickten mir Kaden's blassgrünen Augen entgegen.
Ein leichtes Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht.
"Noch eine Sache die du nicht weißt?", kam es von ihm zurück. Ich drehte mich zu ihm um und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Ja, aber ich weiß mit Sicherheit, dass du bald ein blaues Auge haben wirst, weil du einfach zu oft die falschen Dinge von dir gibst."

"Immer hundertprozentig freundlich zu deinen Mitmenschen.", erwiderte er. Ich zog prüfend eine Augenbraue nach oben.
"Du bist ganz bestimmt kein Mensch, was bedeutet, dass ich zu dir nicht freundlich zu sein brauche.", gab ich zu verstehen. Es war einfach... einfach sich mit Kaden verbal zu zanken. Auf jeden Fall machte es Spaß.
"Sag ich doch.", lachte er. "Die Tagebücher liegen auf dem Schrank. Ich bin unten Essen machen." Kurz darauf verschwand er. Ich atmete tief ein und ging zurück in das Zimmer. Die Tagebücher von Arkadien lagen auf der Kommode. Ich fuhr mit den Fingern über den Einband und hoffte, dass sie mir etwas geben konnten, dass mir weiter half. Er hatte fast immer alles niedergeschrieben, vor allem über die Geschehnisse rund um die Adanyi - und mich. Ich war Jahre lang mit ihm durch das Land gereist, um den Adanyi zu jagen. Doch immer ohne Erfolg. Ich nahm die Tagebücher und machte es mir auf dem Bett bequem. Ich hatte einiges vor mir. Jahrhunderte voller Eindrücke und Wissen, die Arkadien niedergeschrieben hatte. Ich erinnerte mich an alle gemeinsamen Erlebnisse, die er beschrieb. Die Jahre, in denen wir den Adanyi jagten, waren die, an die ich mich am klarsten erinnerte. Doch egal wie oft ich diese Tagebucheinträge las, nie fiel mir etwas auf, dass ich übersehen hatte. All sein Wissen war gleich dem meinem, nur dass ich einiges mehr wusste, als dass er niedergeschrieben hatte. Langsam verlor ich wirklich die Hoffnung daran, Antworten zu erhalten. Antworten auf meine Fragen, warum der Adanyi sich hier niederließ und ein Nest erschuf.
Ich schmiss völlig verzweifelt eines der Tagebücher quer durch den Raum. Die Tagebücher halfen mit kein bisschen.
"Noch immer nichts?", hörte ich plötzlich Kaden fragen. Ich sah zu dem Lykaner, der mit verschränkten Armen in der Tür lehnte, und schüttelte den Kopf.
"Alles was dein Vater über den Adanyi weiß, hat er von mir. Also ja, ich habe noch immer keine Antworten auf meine Fragen.", erwiderte ich und taufte mir die Haare. Kaden hockte sich ans Bed und starrte auf die Tagebücher seines Vaters.
"Was haben wir dann übersehen?", murmelte er. "Der Adanyi hat uns angegriffen und wir haben uns verteidigt. Mel erkennt er jetzt nicht mehr als Wirt, da Zarek die Markierung vollzogen hat, trotzdem töted es weiter und baut sich ein Nest. Also warum das ganze? Was hat sich verändert?" Ich zuckte mit den Schultern. Im Moment hätte ich alles dafür gegeben, es zu wissen.
"Da Mel für ihn jetzt nur noch eine Lykanerin ist - durch Zarek's Geruch an ihr, hat er sein eigentliches Ziel verloren. Normalerweise würde er weiter ziehen, aber das tut er nicht."
Kaden legte die Stirn in Falten und sah zu mir hoch.
"Stattdessen hat er sich ein Nest gebaut. Kyra, denkst du er verfolgt jetzt ein neues Ziel?", fragte er mich.
"Du meinst seine Motivation hier zu sein, hat sich verändert?", Kaden nickte. "Das ist möglich. Nur was ist jetzt sein Ziel?"
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Hii🐞
Endlich lade ich auch Mal wieder ein neues Kapitel hoch. Ich hoffe ihr seid mir nicht böse, aber die etwas länger Pause hier auf Wattpad (bezüglich der Updates) hat drei Gründe.🙁
1. Hab ich angefangen Teil 1 Korrektur zu lesen.
2. Hatte ich ständig Problemeit dem Internet (danke Telekom!), was mir einfach die Lust zum schreiben genommen hat 😑 und
3. War ich in den letzten Tagen im Sportcamp und hatte keine Zeit zum hochladen, was ich einigen von euch auch schon in den Kommentaren mitgeteilt hatte.🙎
Ich hoffe wirklich, dass ihr mir das nicht übel nehmt.❤

LG Jessy 🐞🎀

Wolfsblut - AdanyiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt