"Und da der Adanyi angenommen hat, dass du und Kaden schon miteinander geschlafen habt, hat er es natürlich über Kaden versucht, an dich heranzukommen.", führte Zarek unser aller Gedanken weiter. Kaden neben mir schien langsam rasend wütend zu werden. Seine Adern am Hals traten hervor und seine Kiefer waren stark aufeinander gepresst. Die Jungs bemerkten seinen Zustand und spannten sich an, jeden Augenblick bereit Kaden nieder zu ringen, sollte er sich aus Wut unabsichtlich verwandeln. Doch zum Glück passierte nichts weiter.
"Ich schwöre, wenn wir dieses Vieh finden sollten, dann werde ich es eigenhändig in Stücke reißen.", knurrte er und verschwand aus dem Wohnzimmer. Mel atmete hörbar aus, als hätte sie die ganze Zeit, die Luft angehalten.
"Wann hört das endlich auf?", gab sie verzweifelt von sich. "Erst hatte der Adanyi es auf mich abgesehen und jetzt auf dich Kyra. Wie lange soll das noch so weiter gehen?" Ich stand auf und betrachtete Mel und dann die anderen.
"Nicht mehr lange, darauf schwöre ich.", antwortete ich und machte mich auf die Suche nach Kaden.
Die Hintertür, die zum Garten des Herrenhauses führte stand einen Spalt breit offen. Sie knarrte als ich sie weiter aufschob, um hindurch zu gehen. Kaden saß auf den Treppenstufen der Terrasse. Das Holz war verblichen und die letzten Überreste der Farbe blätterten ab. Kaden hatte die Unterarme auf den Knien abgestützt und starrte in die Ferne. Schon sein Rücken zeigte, dass er vollkommen angespannt war und sich zusammenriss, nichts klein zu schlagen.
"An was denkst du gerade, Kaden?", fragte ich nach und legte eine Hand auf seine Schulter, eher ich mich neben ihn setzte. Von der Seite aus betrachtet, sah ich, wie er mit den Kiefer mahlte und nach einer passenden Antwort suchte.
"An einiges.", gestand er. "Aber am meisten mache ich mir darüber Gedanken, wie ich dich vor diesem Ding beschützen kann. Das Problem ist nur, dass mir absolut nichts einfällt."
"Ich kann gut auf mich alleine aufpassen, dass müsstest du eigentlich wissen.", entgegnete ich und starrte auf den zu hoch gewachsenen Rasen.
Kaden schnaubte und fuhr sich mit der Hand durchs Haar.
"Trotzdem hat der Adanyi deinen Schutzwall durchbrochen, ohne dass du oder irgendjemand von uns es mitbekommen hat. Ich will einfach nicht schon wieder jemanden verlieren. Vor allem nicht an so ein Vieh!" Kaden klang mehr als verbittert, dabei sollte ich diejenige sein, die sich solche Sorgen macht."Ich jage den Adanyi seit einigen hundert Jahren und hab mehr Menschen und Lykaner durch ihn sterben sehen als du, Kaden. Wenn ich den Adanyi endlich erwische und nur vernichten kann, wenn ich dafür sterbe, dann tu ich das. Ich hab lange genug auf dieser Erde verbracht, aber ihr nicht." Ich drehte ihm den Kopf zu und blickte in seine vor Zorn feurigen, blassgrünen Augen. "Deine Leute brauchen dich, also lass mich den Adanyi töten, denn entweder ihr alle geht drauf bei dem Versuch ihn zu vernichten oder nur ich. Auch wenn ich Mathe wie die Pest hasse, klingt diese Bilanz doch besser." Er schüttelte den Kopf und ein leises knurrend bahnte sich seinen Weg über seine Kehle entlang.
"Verdammt Kyrabelle, du verstehst es einfach nicht."
Ungläubig sah ihn an und warf völlig verständnislos die Arme in die Luft.
"Dann erkläre es mir!" Doch anstatt einer Antwort starrte er mich minutenlang nur an. Sein Blick änderte sich. Wurde weicher und etwas traurig. Gerade als dazu ansetzen wollte, etwas zu sagen legte sich seine Hand an meine Taille und zog mich plötzlich dicht an ihn heran.
"Du sagst doch immer, dass du ohne Probleme in unseren Geist eindringen kannst und unsere Gedanken lesen könntest. Wieso tust du es jetzt nicht einfach?", fragte er und verstärkte den Griff an meiner Taille.
"Du weißt warum." Kaden nickte und senkte den Kopf. Unbeabsichtigt hielt ich den Atem an, darauf wartend, was als nächstes kommen würde. Ich spürte seinen warmen Atem auf meiner Haut und kaum eine Sekunde später spürte ich, seine Lippen auf meiner Halsbeuge. Er küsste die verheilte Bisswunde. Die erste Markierung und langsam verstand ich was er damit meinte, als er sagte, dass er mich nicht verlieren möchte. Und ohne, dass ich nach meiner Magie griff oder sonst irgendetwas tat, fühlte ich die Emotionen von Kaden. Den Schmerz, die Wut, die Angst. Alles. Als er seine Lippen von der Markierung löste, verriet sein Blick, dass er wusste, dass ich seine Emotionen fühlte. Ich nahm kaum wahr, was um uns herum war. Als würden wir uns in einer Blase befinden, in der sich alles nur noch um ihn und mich drehte. Fühlte es sich etwa so, wenn Lykaner auf seine Mate traf? Ich glaubte alles über die Lykaner zu wissen. Alles über seine Art, aber anscheinend, tat ich es nicht. Wenn sich Gefährten so fühlten, waren Kaden und ich ab sofort verdammt.
"Kyra," hauchte er und zwang mich somit ihn anzusehen. "Hör auf sowas zu denken. Lass es einfach zu. Mein Vater hat Jahrhunderte lang auf meine Mum gewartet, nach ihr gesucht und selbst er hat sich nicht solche Gedanken gemacht, wie du jetzt." Ich stieß ein kurzes Lachen aus und schüttelte etwas den Kopf.
"Ich kannte deinen Dad länger, als du und glaub mir, er war alles andere als cool, als er zum ersten Mal deine Mum gesehen hat." Arkadiens' Sohn zog herausfordernd eine Augenbraue hoch. Ich stand grinsend auf und beugte mich zu ihm hinunter. Meine Nase und meine Lippen streiften leicht sein Ohr, als ich zu sprechen begann.
"Selbst in dem größten und gefährlichsten Wolf, steckt ein kleiner verspielter und ängstlicher Welpe. Vor allem wenn er seine Mate findet."
Ich richtete mich wieder auf und überquerte die Terrasse. In der Tür blieb ich stehen und sah noch einmal zu Kaden, der mir mit seinem ungläubigen Blick gefolgt war.
"Dein Vater hatte ein Happy End im Leben, viele andere Lykaner aber nicht. Ich will nicht, dass das hier in einer Katastrophe endet Kaden. Lass mich den Adanyi töten und wenn ich doch überleben sollte, dann bekommen wir beide das Happy End das wir verdienen."
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Wolfsblut - Adanyi
Werewolf~ Weißt du, was du bist? Für Melania hat sich alles schlagartig geändert und in eine völlig andere Richtung entwickelt, als erwartet. Doch ein neues Gesicht taucht in der Stadt auf und die mysteriöse Kyra scheint alles andere als normal zu sein, abe...