Kapitel 19

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Kaden

Ich stellte den Wagen hinter dem alten Lagerhaus ab und stieg aus dem Fahrzeug. Kyra schlief seit zehn Minuten wie eine Tote und fast hätte ich es auch angenommen, hätte ich ihren ruhigen Herzschlag nicht gehört. Ich blickte mich und suchte im Wald nach etwas, dass nicht dort hin gehörte. Doch da war nichts. Ich schnaubte und öffnete die Beifahrertür und griff hastig nach vorne, als Kyra mir entgegen gefallen kam. Der Sicherheitsgurt hielt sie zwar noch zusätzlich, aber trotzdem war kurz ein Schock. Ich löste den Gurt und hob sie dann aus den Auto. Sie war leichter als ich dachte, aber am meisten fiel mir aus, wie schlaff sie in meinen Armen hing. Ein letzter Blick über die Schulter verriet mir, dass es noch immer, trügerisch ruhig im Wald war, bevor ich mit der Schulter den Seiteneingang aufstieß und die Lagerhalle betrat. Es roch feucht und ein rostiger Geruch lag in der Luft. Hier konnte Kyra doch unmöglich hausen. Ich zog angewidert die Nase graus. Ich trug sie zwischen einigen alten Maschinen an, die ihre besten Tage schon lange hinter sich hatten und fand eine sichtgeschützte Treppe nach oben. Kyra schien in meinen Armen nichts mitzubekommen, weswegen ich einfach auf gut Glück nach oben stieg und mich plötzlich vor einer, an manchen Stellen angerosteten, Eisentür befand. Ich drückte die Tür auf und sie öffnete sich quietschend. Das Geräusch war grässlich und knurrte leicht, als es ertönte. Kyra war ein Adanyi und sie hatte, wie es mir jetzt klar wurde, ausgeprägtere Sinne als wir Lykaner. Im Supermarkt hatte sie den Geruch des Adanyi vor mir gewittert und auch sonst schien sie ständig wegen den noch kleinsten Geräuschen Kopfschmerzen zu haben.
Ich wollte mir wirklich nicht vorstellen, wie anstrengend es für sie in dieser Wohnung war. Die Leitungen surrten kaum hörbar, doch für sie musste es ein nervtötendes, ständig andauerndes Geräusch sein. Kein Wunder, dass sie also immer so mies gelaunt war.

Die Tür fiel hinter mir wieder uns Schloss, doch selbst bei diesem lauten Geräusche zuckte der Adanyi in meinen Armen nicht einmal zusammen. Was auch immer sie angestellt hatte, um Zarek zu heilen, hatte sie so extrem erschöpft, dass sie schlief wie eine Tote. Ich lief in Richtung des Sofas und entdeckte eine Treppe, die nach oben in das Loft führte. Einige Stufen knarrteny doch selbst das rostige Geländer hielt. Man konnte von hier oben aus, die gesamte Wohnung betrachten. Mit Ausnahme des Badezimmers, direkt unter uns. Ich legte Kyra vorsichtig in das Bett, dessen grauer Leinenbezug noch immer verknittert darauf lag. Ich pellte sie aus der Jacke und ihren Schuhen und ließ sie dann in Ruhe. Die Schuhe stellte ich einfach vor das Bett und die Jacke hängte ich über das Geländer des Lofts. Ich lehnte mich dann ebenfalls dagegen und verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete Kyra. Es war mir immer noch fast unmöglich mir vorzustellen, das sie tatsächlich ein Adanyi war. Sie wirkte zwar auf andere einschüchternd, gar bedrohlich, aber für einen Adanyi hatte ich sie eigentlich nicht gehalten. Die Anzeichen waren da. Vor allem gestern, als sie uns alles über ihre Spezies erzählt hatte, was sie wusste. Nur wäre ich nie darauf gekommen, dass sie ein Adanyi war, hätte ich nicht durch Zufall ihren Namen in einem der Tagebücher meines Vaters gefunden, als ich sie gestern noch einmal durchgegangen war. Kyrabelle. Undgewöhnlicher Name. Aber er passte zu ihr. Sie hatte meinen Vater Arkadien gekannt und auch mit ihm zusammen, gegen den Adanyi gekämpft, doch sie waren beide gescheitert. Hoffentlich würden wir mit ihrer Hilfe nicht auch wieder scheitern. Ich zog mein Handy aus der Hosentasche und ging nach unten in die Küche, um Thunder und den anderen Bescheid zu geben, dass sie sich noch Zeit lassen sollten, bevor sie in das Herrenhaus zurückkehrten. Ich hielt mich kurz, als ich mit ihnen Sprach und erzählte ihnen auch noch nicht, dass Kyra ein Adanyi war, denn das sollte sie ihnen selbst erklären. Ich legte nach den Gespräch auf, doch plötzlich hörte ich ein Röcheln direkt hinter mir.

Langsam drehte ich mich um, doch einen knappen Meter vor mir, stand auf einmal Kyra. Doch bei ihrem Anblick lief es mir eiskalt den Rücken hinunter. Die Tattoos auf ihrer Haut glühten auf und ihre Augen leuchteten komplett weiß. Kyra hatten einen psychopatischen und tötlichen Ausdruck auf dem Gesicht und sie fixierte mich mit ihren eiskalten Augen. Den Augen eines verwandelten Adanyi. Ihre Fingernägel wurden plötzlich zu spitzen Krallen und ihr Mund verzog sich zu einem irren Grinsen. Genau wie bei dem Adanyi den Kate vor einiger Zeit gezeichnet hatte. Ich verstand nicht was hier los, immerhin war sie doch bis jetzt noch völlig normal gewesen. Ein Schaudern durchzuckte ihren Körper und die Luft um sie herum begann sich leicht zu kräuseln und dunkel zu verfärben. Mein Herz schlug schneller, doch ich versuchte ruhig zu bleiben.
"Kyra.", sagte ich, doch das irre Grinsen in ihrem Gesicht wurde nur breiter. "Kyra!", wiederholte ich mit etwas mehr Nachdruck. Aber es halt nichts. "Kyra!" Immer weiter sprach ihren Namen aus und streckte vorsichtig abwehrend den linken Arm nach vorne. Wieder durchzuckte ein Schaudern ihren Körper, doch eher ich mich versah, stürzte sie sich auf mich und riss mich zu Boden. Ich knallte auf den harten Untergrund und ihr vorher leichtes Gewicht, lag nun schwer auf mir. Ich musste meine gesamte Kraft aufbringen, um sie von mir herunter zu schleudern. Ich machte mir nicht einmal Gedanken darüber, ob ich sie dabei verletzte, denn das hier, war eindeutig nicht Kyra, sondern das was sie im innersten war.
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Oh oh....😯
Was für eine Wendung....

Das nächste Kapitel ist auch wieder aus Kadens' Sicht.😎❤😯
Hoffentlich verwandelt Kyra sich nicht vollständig.😯😯😯

LG Jessy 🐞🎀

Wolfsblut - AdanyiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt