Am nächsten Tag wollte Haymitch mit uns sprechen, jedoch nicht, bevor er etwas vernünftiges gegessen hatte, so saßen wir also am Tisch und aßen zu Mittag.
Es gab Kartoffelpüree mit Hühnchen und einer deftigen Soße.
Haymitch hatte sein Huhn mir den Händen gegessen und als er fertig war, hielt ich ihm eine Serviette hin, man kann bei diesem Mann immerhin nie wissen.
Er musterte mich, als wüsste er, das ich befürchtete, er würde seine Hände an der Tischdecke abwischen, dann nahm er die Serviette dankend entgegen.
Als er sich die Hände und den Mund gesäubert hatte, legte er das Tuch zusammengeknüllt auf seinen Teller und sah uns an.
„So, kommen wir zum wichtigen Thema. Wenn ihr es wollt, Trainiere ich euch zusammen oder getrennt, ihr müsst euch allerdings jetzt entscheiden"
Noch bevor James etwas sagen konnte, entgegnete ich hastig: „Getrennt!" Ich konnte seinen Blick auf mir spüren und versuchte ihn zu ignorieren, jedoch schien Haymitch mich zu verstehen und nickte bloß, ehe er das Thema vertiefte.
„Gut, dann will ich getrennt mit euch sprechen. Sarah, fangen wir mit dir an, du scheinst mir am enthusiastischsten" Ich konnte den wütenden Blick von James auf mir spüren, ehe er sich erhob und den Raum verließ.
Haymitch wartete bis die Schritte verhallt waren, ehe auch er sich erhob und locker meinte: „Komm, gehen wir und setzten uns auf das Sofa, diese Stühle sind bloß aufs äußere bedacht, nicht gerade die bequemsten"
Ich erhob mich von meinem Stuhl und folgte ihm, beim Sofa angekommen, setzte ich mich ihm gegenüber.
Er musterte mich kritisch und sprach dann weiter: „ Du hast nicht gerade viele Muskeln. Und auch sonst, bist du viel zu dünn. Hast du den Rat mit dem Essen wahrgenommen?"
Ich runzelte die Stirn, wo war dieser Mann bitte, wenn wir alle aßen?
Ich mein ich stopfte alles in mich hinein was ging und er fragte mich nun allen Ernstes, ob ich seinen Rat eingehalten hatte?
Er holte aus seiner Jackentasche einen Flachmann und nahm einen Schluck, was mich die Augen verdrehen ließ.
Er zeigte mahnend mit einem Finger auf mich: „Hey, wir hatten gesagt du mischst dich nicht ein"
Ich verzog erneut mein Gesicht und hielt den Mund, es war besser sich nicht zu streiten, sonst brach er das alles womöglich einfach ab.
„In Ordnung..." sagte er und lehnte sich zurück. „...dann erzähl Mal, was hast du so drauf?"
Verwirrt sah ich zu ihm auf, ich dachte es war schon geklärt, das ich nichts drauf hatte.
„Nun..." Ich überlegte angestrengt, doch viel mir nichts ein.
Er seufzte: „Ich sehe schon, es kann nur besser werden"
Er nahm noch einen Schluck aus seinem Flachmann: „Ich denke, dass du ganz gut darin bist zu überleben, irgendwie muss man den Saum ja bestehen. Doch muss dieser Instinkt, der dich bisher geleitet hat noch ein wenig geschärft werden. Bei den Trainingsstunden, will ich, das du nicht nur übst mit Waffen umzugehen, ich will, das du dein Wissen im Knotenbinden und im Überlebenstraining steigerst"
„Überlebenstraining, was wird mir da beigebracht?"
Ernst sah er mich an: „Dort lernst du unter anderem, welche Pflanzen giftig sind und welche man essen kann. Wie man Feuer macht, was ich dir allerdings nicht empfehlen würde, weil man dich so schneller findet und wie du den perfekten Unterschlupf finden kannst.
Die anderen, werden hauptsächlich mit den Waffen üben, das ist dein Vorteil, ich will, das du dich nicht beirren lässt und nur auf dich achtest.
Lerne und behalte vor allem was du gelernt hast. Was natürlich nicht heißt, dass du nicht auch mit Waffen Trainieren sollst, aber ich will, das du den Großteil bei den anderen Stationen im Training bist.
Wenn der Startschuss in der Arena erklingt, dann rate ich dir nur eins, lauf so schnell du kannst. Am Füllhorn, wird es ein Gemetzel geben, dem du nicht gewachsen bist. Wenn du also schlau bist, dann hörst du auf mich"
Beunruhigt, sah ich zu ihm auf und stellte mir selbst die Frage, wie ich ohne Ausrüstung überleben sollte.
Wer garantierte mir denn, das dort das was ich lernen würde auch wirklich verwendet werden kann, was wenn es eine Arena war, in der es keine Pflanzen gab?
„Was allerdings noch wichtig ist, sind die Geschenke und die bekommst du nur durch Sponsoren. Ich weiß, das du eine ziemlich unterkühlte Persönlichkeit besitzt, aber wenn du willst, das dich jemand Sponsert, dann sei offener, zeig ihnen was für ein liebenswertes Mädchen du bist"
„Und wie soll ich das machen?" Fragte ich gereizt.
„Ich weiß auch nicht, vielleicht ab und an lächeln, wäre schon mal nicht schlecht" Meinte er sarkastisch.
Wütend sprang ich auf und sah auf ihn hinunter: „Wie soll ich lächeln, wenn mein Leben auf dem Spiel steht. Das Leben meiner Familie!"
Nun stand auch Haymitch auf und überragte mich wieder.
„Das hier ist eine Show, die Leute wollen etwas sehen. Ich weiß, wie scheiße das alles ist, aber du musst es auch wollen" Er ging an mir vorbei und ließ mich stehen, doch im Türrahmen, drehte er sich noch einmal zu mir um: „Weißt du, im Zug und gestern als du in diesem dämlichen Kostüm hereinkamst, hatte ich kurz das Gefühl, du willst kämpfen und überleben, doch nun denke ich, das du bloß einen Grund suchst um aufzugeben. Die Wörter, ich kann nicht oder ich will nicht, gibt es hier nicht, hier musst du oder du stirbst. Deine Entscheidung"
Damit verließ er den Raum und ließ mich allein.
Verwirrt und wütend setzte ich mich wieder aufs Sofa und schloss die Augen, er hatte ja irgendwie recht, ich konnte nicht schon im Vorfeld sagen, dass ich etwas nicht konnte, es war alles eine Show und ich musste einfach so tun als ob, ich musste den Leuten etwas bieten.
Um drei ging es hinunter in die Trainingsräume, als die Fahrstuhltüren sich öffneten, erblickte ich eine große Turnhalle mit verschiedenen Waffen und Hindernisparcours.
Jeder Tribut hatte seine Distrikt Nummer auf dem Rücken und plötzlich heftete auch mir jemand meine an, dann traten James und ich ein und begaben uns zu den anderen in einen Kreis.
Die Cheftrainerin trat zu uns, eine athletische Frau mit dem Namen Atala um mit uns den Trainingsplan zu erläutern.
Bei jeder Station stehen Fachleute für die jeweiligen Disziplinen bereit, jeder kann frei von einer Station zur nächsten wechseln, jedoch ist es einem Verboten, mit anderen Tributen Kampfübungen zu machen.
Ich sah mich um, betrachtete die Tribute nun zum ersten Mal richtig und musste mit erschrecken erkennen, das fast die Hälfte der Jungs größer und kräftiger war als ich, bei den Mädchen verhielt es sich zum Glück so, das sie alle eher so groß waren wie ich oder kleiner.
Die meisten, steuerten gleich auf die Waffenschränke zu, manche gingen an die Station zum Knoten üben, jedoch blieb nie einer lange dort, allem Anschein nach, war es eine eher langweilige Station, aber Haymitch hatte mir eingebläut mich nicht auf stärke, sondern Finesse zu verlassen, also lernte ich die verschiedensten Knoten und bei der Station mit dem Überlebenstraining, lernte ich wie man Feuer machte, Hüttenbaute, ich lernte verschiedenste Pflanzen, Beeren und Wurzeln kennen, die zum Beispiel in einem Wald oder einer Wüste mein Überleben sichern würden.
Ich lernte, wie man sich Tarnte, auch wenn ich dabei eher mittelmäßig begabt war und ich lernte den Umgang mit Waffen.
Ich musste feststellen, das ich mit Schwertern und Bogen nicht so gut umgehen konnte wie zum Beispiel mit Messern oder einem Speer.
Der Speer sowie ein normaler Kampfstab, waren ehrlich gesagt meine bevorzugten Waffen, man konnte mit ihnen schlagen, sich verteidigen und man konnte zustechen –zumindest mit einem von beiden.
Also perfekt.
Mich irritierte zwar die ganze Zeit, das die Spielmacher, auf einer erhöhten Tribüne saßen und uns zusahen, oder aßen oder sich unterhielten, doch hielten sie uns Tribute stets im Auge.
Aber ich musste mich an das Gefühl, beobachtet zu werden wohl gewöhnen, immerhin, würden mir bald sämtliche Distrikte zusehen, wie ich mich in der Arena machte.
Am dritten Trainingstag, wurden wir nacheinander vom Mittagstisch zu unseren Einzelstunden vor den Spielmachern gerufen.
Es war ein komisches Gefühl nun ganz allein in diese Turnhalle gehen zu müssen, um zu zeigen, was ich drauf hatte, zudem war es merkwürdig, weil ich absolut keine Ahnung hatte, was ich ihnen zeigen sollte.
Als ich die Halle betrat, wusste ich allerdings, das es keine Rolle spielen würde, was ich ihnen zeigen würde, denn sie nahmen mich gar nicht war.
Sie hatten vor mir schon dreiundzwanzig andere Tribute gesehen und waren nun wohl langsam gelangweilt und wollten nur noch nach Hause.
Ich bemerkte, das einige auch etwas angetrunken waren, was mich nur noch nervöser machte.
Ich ging in die Mitte der Halle und griff nach einem der Speere, ich zeigte ihnen alles was ich gelernt hatte, ich warf ihn auf mein Ziel und traf sogar, ich vollführte eine ganze Reihe von Bewegungen, Drehungen, die zum Ausweichen und angreifen gedacht waren, ich drehte den Speer in meiner Hand im Kreis, warf ihn hoch in die Luft und fing ihn wieder auf, doch hatte ich das Gefühl, das keiner der Spielmacher mir zugesehen hatte.
Ich war stinkwütend und frustriet, mein Leben hing von dieser Show, von diesen Menschen ab, von den Punkten die sie mir gaben, von allem! Und sie schafften es nicht einmal mir vernünftig zuzusehen?
Ich wusste selbst auch das ich nicht die beste war und ich wusste auch, das meine Punkte nicht sehr hoch ausfallen würden, aber dennoch!
Ich war so in Rage, das ich mich nicht mehr beherrschen konnte, ich brach den dünnen Speer auf meinem Knie entzwei und warf die zwei Bruchstücke durch die Halle.
Es entstand ein riesenkrach, als einer der beiden Teile, gegen das Waffenregal knallte, es fiel zwar nichts um, aber es schepperte laut.
Überrascht und verständnislos blickten die Spielmacher zu mir herab, woraufhin ich bloß spöttisch mein Gesicht verzog, mich verbeugte und die Halle verließ.
Verdrossen saß ich in meinem Zimmer auf der Fensterbank und sah hinaus in die Dunkelheit, welche von den hellen Lichtern des Kapitols verdrängt wurde.
Wenn jetzt schon alles schief lief, wie sollte es dann erst in der Arena werden, wo es um Leben und Tod ging?
Ich presste fest meinen Kiefer zusammen um die Tränen zurückzuhalten, ich war mir sicher, das nun alles verdorben war, egal wie sehr ich in meinem Interview mit Caesar glänzen würde, was sowieso unmöglich war, ich hatte verspielt.
Es klopfte an der Tür: „Kommst du runter liebes, es gibt gleich Abendessen und danach sehen wir uns die Bewertungen an" Sagte Effie.
Sie hatte ja keine Ahnung, warum sollte ich mir Bewertungen ansehen, wo ich doch schon wusste wie es um mich stand?
Vermutlich würde ich der erste Tribut in der Geschichte der Hungerspiele sein, der null Punkte bekam.
„Sarah?" Erklang ihre Stimme erneut durch die geschlossene Tür, da sie keine Antwort erhalten hatte.
Ich seufzte und rappelte mich auf, was brachte es schon, vor seinem Schicksal zu fliehen?
Ich öffnete die Tür und trat zu Effie hinaus, sie strahlte mich so fröhlich an wie jeden Tag, doch noch wusste sie ja auch noch nicht, das ich alles versaut hatte.
Wir gingen zusammen hinunter und setzten uns an den Tisch, Haymitch und James waren auch schon dort.
Ich aß bedrückt meine Suppe und hielt meinen Blick stur auf den Tisch gerichtet, vermutlich besser als sich die Erwartung in den Gesichtern der anderen ansehen zu müssen.
„Wie ist es bei euch gelaufen?" Fragte Haymitch gerade heraus und ich blickte auf, was sollte ich sagen?
James neben mir grinste und meinte locker: „Lief ganz gut, die Spielmacher konnten sich über meine Show nicht beklagen" Er war zu überheblich, wie sagt man so schön, Hochmut kommt vor dem Fall.
Haymitch nickte und sah dann zu mir.
Unwohl drehte ich mich weg und sah zur Seite.
„Also doch so schlecht?" Es war zwar eine Frage und dann doch wieder nicht, ich denke er wusste schon, das er es als mies abstempeln konnte.
„Hey Süße, sieh mich an!" Murrte er und ich sah zu ihm auf.
Ich hob stolz meinen Kopf, obwohl ich mich am liebsten im Boden verkriechen würde.
„Ja es ist scheiße gelaufen, ok? Die haben mir nicht mal zugesehen!" Begann ich mich zu verteidigen, doch fühlte es sich immer noch schlecht an.
Haymitch schnalzte mit der Zunge und nahm einen Schluck Whiskey aus dem Glas, was vor ihm auf dem Tisch stand.
Er war verstimmt, das konnte sogar ein Blinder erkennen.
Nach dem Abendessen, gingen wir in den Salon und setzten uns, während Effie den Fernseher einschaltete.
Es war abzusehen gewesen, das die Karrieros alle acht bis zehn Punkte hatten, ansonsten gab es im Durchschnitt fünf bis sieben Punkte.
Dann kam Distrikt 12 dran, James hatte eine sieben, was mich nicht überraschte, hatte er doch gesagt das es bei ihm prima gelaufen war und als ich dran kam, blickte ich zu Boden, ich wollte es nicht sehen.
Meine Punkte wurden eingeblendet und Effie schien begeistert zu sein.
„Hast du nicht gesagt es lief scheiße, Süße?" fragte Haymitch.
Überrascht sah ich auf den Fernseher und erblickte dort die Zahl acht.
Ich konnte es nicht fassen, also entweder mir hatten doch einige Spielmacher zugesehen, oder ich wusste auch nicht mehr.
„Was hast du getan um zu denken, dass es schlecht gelaufen wäre?" Fragte Effie mich.
Ich schüttelte den Kopf: „Ich weiß nicht, ich kam rein und sie schenkten mir keine Beachtung, ich führte vor was ich kann und als mich dann immer noch keine ansah, brach ich den Speer durch und warf ihn gegen den Waffenschrank, es war ziemlich laut und dann sahen alle zu mir herab, woraufhin ich mir nur verbeugte und ging"
„Du bist gegangen ohne entlassen worden zu sein?" fragte Effie geschockt.
„Wie soll man mich entlassen, wenn mich nicht einmal einer wahrnimmt?" Entgegnete ich aufgebracht.
„Nun, nach der Aktion haben sie dich offensichtlich schon wahrgenommen" Haymitch grinste.
„Oder sie sind von deinem Feuer begeistert gewesen, wer weiß" setzte er noch hinzu, was mich stutzen ließ.
Ich besaß Feuer? Hatte er nicht noch vor ein paar Tagen gesagt, ich hätte eine unterkühlte Persönlichkeit?
Haymitch klatschte erfreut in die Hände und stand auf: „Tja, damit kann man arbeiten"
Er holte seinen Flachmann aus der Innentasche seiner Weste und nahm einen Schluck.
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The Hunger Games-Sarah Riley and her life as a tribut
RomanceDas Kapitol hatte Sarah Riley mit ihrem Eintritt als Tribut in die 68. Hungerspiele alles genommen. Sie war allein und musste versuchen in der Arena gegen dreiundzwanzig andere Tribute zu bestehen, nicht einmal ihr Mentor Haymitch war eine große Hil...