Verlust und eine neue Regel

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Noch immer völlig müde und mit dem wissen, das ich auch diesen Tag keinen schlaf finden würde, starrte ich wieder auf den Bildschirm.
Es war der fünfte Tag, seit die Hungerspiele begonnen hatten und er fing schon ziemlich ereignisreich an.
Die Jägerwespen brachen aus ihrem aufgeplatzten Nest heraus und Tumult brach los.
Es war das reinste Chaos, als die Karrieros aufwachten, befanden sie sich mitten in einer Jägerwespen Attacke und schrien los, schlugen um sich, drehten sich im Kreis und rannten schließlich weg.
Nur Glimmer hatte es nicht mehr geschafft, sie wurde von zu vielen Wespen gestochen und die Kanone erscholl.
Katniss kletterte vom Baum und torkelte auf die Tote zu, entwand ihr schwach den Bogen und wurde dann Ohnmächtig.
Erneut erklang ein Kanonenschuss, Das Mädchen aus Distrikt 4 Tara, konnte zwar wie die anderen flüchten, starb jedoch dennoch an den Folgen der Stiche.
„Was machst du denn noch hier?" Fuhr Peeta, der zurückgekommen war, Katniss an.
Diese schlug zwar die Augen wieder auf, schien aber nicht ganz klar bei verstand zu sein.
„Bist du wahnsinnig!?" Er stieß sie mit dem Schaft seines Speeres an.
„Steh schon auf! Steh auf!" Katniss erhob sich, wurde jedoch weiter von Peeta angestoßen.

„Er versucht ihr zu helfen" Bemerke ich.
„Scheint von Anfang an sein Plan gewesen zu sein, nur leider wird auch diese Wandlung für die Zuschauer nicht verständlich sein, sie werden nicht begreifen, warum er dauernd die Seiten wechselt"
„Also weiterhin keine Sponsoren für ihn" Murmelte ich.
„Jepp" Gab Haymitch zur Antwort.

Es betrübte mich, das zu hören, leider war es die Wahrheit, Peeta war nicht zu helfen, er würde es alleine schaffen müssen.
Cato kam zurück, er und Peeta schienen zwar auch beide vom Jägerwespengift getroffen worden zu sein, doch waren sie noch klarer bei verstand als Katniss.
Er stieß sie grob zur Seite.
„Renn!" schrie er: „Renn!"
Katniss rannte los, als sie Cato erblickte, wenn auch langsam und dabei immer wieder gegen Bäume stoßend.
Peeta wehrte Catos Schwert mit dem Speer ab, rang mit ihm, beide schlugen aufeinander ein.
Peetas stärke kam ihm hier zu gute und ich drückte die Hände fest zu Fäusten zusammen, bangte um ihn, hoffte, das er es schaffte.
Cato verletzte ihn mit seinem Schwert am Bein, schwer blutete die Wunde und Peeta war für einen Moment abgelenkt vom schmerz, wehrte sich jedoch weiterhin gegen seinen Gegner.
In einer anderen Ecke des Bildschirms, konnte man Katniss sehen, die irgendwann erneut zusammenbrach und von Rue an den Stellen mit den Einstichen mit Blättern bedeckt wurde.
Vermutlich kannte das Mädchen sich gut damit aus, diese Blätter würden Katniss sicherlich helfen, dann zog Rue sich wieder auf einen Baum zurück und wartete.
Wehrendessen kämpften Cato und Peeta unerbittlich weiter.
Kräftemäßig waren die Beiden relativ ausgeglichen und als Peeta Cato kräftig zu Boden stieß, rannte er so schnell er konnte weg.
Zum Fluss schlug er sich durch, begann sich zu tarnen, etwas wovon er wohl reichlich verstand.

„Hat er dir etwas davon erzählt?" Fragte mich Haymitch und ich schüttelte den Kopf.
„Nein"
„Unfassbar, da redet man Ewig von versteckten Talenten und das wichtigste verheimlicht er uns trotzdem" Haymitch neben mir Brummte weiter vor sich hin, es gefiel ihm nicht, das ihm eine solche Information vorenthalten worden war.
Nun waren beide unserer Tribute ausgeknockt, so das ich für einen Moment die Augen schloss um mich auszuruhen.

Am achten Tag, regte sich Katniss endlich wieder, sie schien relativ fit zu sein, das Gift der Jägerwespe hatte anscheinend ihren Körper verlassen.
Rue versteckte sich hinter einem Baum und sondierte die Lage, Katniss fand sie und beide schlossen sich zusammen.
Sie verbrachten die Tage und Nächte zusammen, Peeta hingegen lag noch immer allein und verletzt, versteckt am Fluss.
Ich hatte Haymitch immer wieder gebeten es wenigstens zu versuchen, für ihn Sponsoren zu gewinnen, aber er wiegelte immer wieder ab, er sah Peetas Chance als vertan an.
Also hatte ich es ein Paar mal versucht, immer wieder war ich mit meiner unsicheren Art auf Kapitols Leute zugegangen, hatte sie angesprochen, für Peeta gute Worte eingelegt, aber wie Haymitch es schon vorausgesagt hatte, diese Leute verstanden nicht, warum er dauernd die Seiten wechselte.
Völlig fertig, durch den Schlafmangel, schlief ich öfter beim zusehen ein, als mir lieb war.

Am neunten Tag, starben zwei weitere Tribute, die Spiele schritten immer weiter voran, Katniss und Rue hatten den Plan ausgeheckt, die Vorräte der Karrieros in die Luft zu sprengen, was auch soweit funktionierte, jedoch mit folgen.
Katniss hatte anscheinend durch die Laute Explosion ein geplatztes Trommelfeld, denn Blut lief aus ihrem Ohr und sie hatte Gleichgewichtsprobleme, jedoch, war dies nicht das schlimmste, Rue war von Marvel mit einem Speer getroffen worden, bevor Katniss ihn mit einem Pfeil getötet hatte.
Nun lag das kleine Mädchen am Boden, der Holzspeer ragte aus ihrem Bauch und Blut quoll aus der Wunde hervor.
Aufgewühlt, zitterten Katniss's Hände, als sie dem Mädchen sachte über das dunkle Haar strich und ihr sagte, das alles okay sei.
Tränen rannen Rue über das Gesicht und ich spürte wie meine Augen zu brennen begannen, vor Wut und Trauer, verschloss ich die Augen, wollte nicht sehen, was dort gerade geschah.
Der ganze Saal hüllte sich in schweigen, alle sahen gespannt auf die Szene die sich ihnen bot.
„Kannst du Singen?" Fragte Rue mit kratziger Stimme.
„Okay" Flüsterte Katniss.
„Auf dieser Wiese unter der Weide,
Ein Bett aus Gras, ein Kissen wie Seide.
Dort schließe die Augen, den Kopf lege nieder,
Wenn du erwachst, scheint die Sonne wieder.

Aber hier ist es sicher, hier ist es warm,
Hier beschützt dich der Löwenzahn.
Süße Träume hast du hier und morgen erfüllen sie sich.
An diesem Ort, da lieb ich dich"

Rues Augen schlossen sich mit sanften Bewegungen und erfüllten mein Herz mit Trauer.
Ihre Brust bewegte sich kaum merklich.
Man sah, wie Katniss die Tränen über die Wangen liefen und auch ich spürte wie meine Wangen nass wurden.
Ich hatte mir lange versagt zu weinen, vor allem vor anderen, doch diese Szene ließ mich nicht kalt, diese Szene zerbrach etwas in mir.
Es war, als würde ich dort hocken, am Boden, mit Alice in den Armen und mich mit diesem Lied von ihr verabschieden, etwas, das ich nie hatte tun können, etwas, das mir das Kapitol auch genommen hatte.
Die Chance Lebewohl sagen zu können.

„Auf dieser Wiese, im tiefen Tal,
Ein Blättermantel, ein Mondenstrahl.
Dort vergiss den Kummer, leg beiseite die Sorgen,
Fortgespült sind sie am Morgen.

Hier ist es sicher, hier ist es warm,
Hier beschützt dich der Löwenzahn"

Die letzten Zeilen konnte man kaum noch verstehen, erstickt durch ihre Trauer und die Tränen.

„Süße Träume hast du hier und morgen erfüllen sie sich.
An diesem Ort, da lieb ich dich"

Auf einmal war alles wieder ruhig uns still, dann nahmen die Spottölpel um sie herum ihr Lied auf und sangen es immer und immer wieder.
Die Kanone wurde abgefeuert.
Katniss küsste sie auf die Stirn und ließ sie von ihrem Schoß zu Boden gleiten, ließ ihre kleine Hand los.
Und brach zusammen, laut schrie und weinte sie, fuhr sich durchs Haar, ließ alle sehen, wie sie sich fühlte.
Lange würden sie diese Szene nicht mehr zeigen, es könnte als aufrührerisch gegolten werden, wenn ein Tribut um einen anderen trauerte.
Als sie sich beruhigt hatte, begann sie weiße Blumen zu pflücken, doch sollten wir Zuschauer nicht sehen, wofür sie gedacht waren, denn da wurde Katniss auch schon ausgeblendet.
Ich konnte nur erahnen, das sie sie für Rue gepflückt hatte, doch war es klar, das das Kapitol diese Szene nicht zeigen würde.

Einige Zeit später am Tag, als das Hovercraft Rues Leiche abgeholt hatte, bekam Katniss erneut einen Fallschirm zugeschickt, überrascht sah ich Haymitch an, dieser schüttelte jedoch nur den Kopf, so als wolle er mir damit sagen, dass er damit nichts zu tun hatte und ich starrte wieder gebannt auf den Bildschirm.
Es war ein kleiner Leib Brot und überrascht öffnete ich den Mund.
„Der ist aus Distrikt 11. Noch nie hat ein Distrikt einem gegnerischen Tribut etwas zukommen lassen"
„Es muss für sie wahnsinnig teuer gewesen sein" Murmelte Haymitch und ich stimme ihm zu, da die Bewohner von Distrikt 11 sich nicht einmal selbst richtig ernähren konnten, war dies hier ein sehr kostbares Geschenk.
Katniss sah nach oben in den Himmel und trat in einen Sonnenstrahl.
„Ich danke dem Volk aus Distrikt 11" Dann kletterte Katniss wieder auf einen Baum, höher als sonst, als wolle sie sich vor dem heutigen Tag weit entfernen.

Im Kapitol machten sich seit Rues Tot am frühen Morgen Gerüchte breit, über einen Aufstand in Distrikt 11.
Natürlich versuchten alle diese Gerüchte zu zerstreuen, doch gab es immer wieder einige, die damit anfingen.
Auch an diesem Tag hörte man es neben uns leise flüstern.
Haymitch stand auf einmal auf und überrascht sah ich zu ihm auf.
„Komm mit Süße"
Verständnislos erhob ich mich und folgte ihm.
Wir begaben uns auf direktem Weg zu den Räumen in denen die Spielemacher arbeiteten.
Haymitch sprach den Friedenswächter vor der Tür an und sagte ihm, das er Seneca Crane sprechen wollte.
Der Friedenswächter verschwand in dem Raum und ich raunte Haymitch leise zu: „Was hast du vor?"
„Warts ab"
Die Tür öffnete sich wieder und Seneca trat heraus.
Fragend blickte er von einem zum anderen.
„Was wollen sie?"
„Mit ihnen reden, würden sie vielleicht einen Moment...?" Haymitch deutete an, das er gerne im gehen sprechen würde und Seneca folgte ihm.
„Töten sie sie nicht, sie würden nur einen Märtyrerin schaffen" Begann Haymitch und nun verstand ich was hier vor sich ging.
Wie ich selbst schon dachte, könnte das Kapitol, Katniss's Sorge und Trauer um Rue als einen Affront gegen sie werten und sie beiseite schaffen, dies versuchte Haymitch nun zu verhindern.
„Es scheint als hätten wir schon eine" Wiedersprach Seneca.
„Ich höre da Gerüchte über Distrikt 11. Das kann auf andere Übergreifen" Haymitch plauderte nicht lange um den heißen Brei, sondern kam gleich zur Sache.
„Was wollen sie?" Seneca schien die Richtung in die das Gespräch ging nicht zu gefallen.
Haymitch gestikulierte mit seinen Händen um seine Wort zu untermauern: „Es herrscht sehr viel Wut da draußen, sie haben bewiesen, das sie wissen, wie man solche Massen anpackt. Wenn sie es nicht schaffen, ihnen Angst zu machen, geben sie ihnen etwas das sie begeistert"
Gelangweilt verdrehte Seneca die Augen.
„Was soll das sein?"
Haymitch beugte sich verschwörerisch zu ihm vor und flüsterte: „Eine Junge Liebe"
Seneca schien darüber nachzudenken, nickte leicht und verschwand dann wieder.
Haymitch und ich gingen zurück zum Bildschirm.
„Meinst du er wird es tun?" Fragte ich ihn beim gehen.
„Sicher wird er das Süße, Seneca ist leicht zu manipulieren, er ist verzweifelt und wird nun jeden Strohhalm ergreifen, der sich ihm bietet"
Und tatsächlich hatte es geklappt, noch am selben Tag, wurde eine Durchsage in die Arena gegeben in de es hieß, das nun zwei Tribute gewinnen könnten, vorausgesetzt, sie stammen aus demselben Distrikt.

The Hunger Games-Sarah Riley and her life as a tributWo Geschichten leben. Entdecke jetzt