Am nächsten Morgen, hatte ich kaum Zeit mein Frühstück zu essen, denn schon platzte mein Vorbereitungsteam herein um mich für ein weiteres Interview hübsch zu machen.
Jackson meinen Stylisten sah ich übrigens nie wieder, worüber ich allerdings nicht böse war.
Als ich fertig angezogen war, trug ich ein cremefarbenes Kleid, mit passenden Schuhen, wurde ich unter den strengen Adleraugen von Haymitch geschminkt und Frisiert.
Es war nicht so, das er es unglaublich spannend fand dabei zuzusehen, doch denke ich, das er einen weiteren Reinfall wie bei der Vorstellung der Tribute verhindern wollte.
Er hatte anscheinend eine genaue Vorstellung im Kopf, der ich wenigstens ansatzweise entsprechen sollte.
Leider und das war meiner Meinung nach nicht sonderlich förderlich, trank er wieder zu viel.
Genervt stöhnte ich auf: „Verdammt Haymitch, musst du die ganze Zeit so dasitzen und mich anstarren?"
Ein breites Grinsen legte sich über sein Gesicht: „Das tue ich doch gar nicht süße, ich trinke zudem auch" Er prostete mir zu und nahm einen Schluck aus seinem Flachmann, was mich nur den Kopfschütteln ließ und mich dazu veranlasste mich abzuwenden.
Es machte keinen Sinn mit ihm zu reden, wenn er so war.
Er würde sowieso nicht zuhören.
Als ich fertig war, musterte er mich noch einmal kritisch, ehe er mit einem ernsten Gesicht den Flachmann wegsteckte und dem Vorbereitungsteam zunickte.
Ich stand auf und wartete darauf, das mir jemand sagte, wohin ich gehen sollte, ich hatte immerhin keine Ahnung wo das Interview mit Caesar stattfinden würde.
„Willst du dich nicht einmal ansehen, süße?" Fragte mich Haymitch und stand nun ebenfalls von seinem Sessel auf.
Ich schüttelte den Kopf: „Wozu?"
Er zuckte mit den Schultern und ging auf mich zu, er blieb dicht bei mir stehen, ich konnte seinen alkoholgeschwängerten Atem riechen und wünschte er würde mir nicht so nahe kommen.
„Wozu? Wozu? Damit du siehst, wie dich die Leute da draußen sehen werden" Seine Stimme klang begeistert, aber eher so als würde er versuchen mich damit anzustecken.
„Wie werden sie mich denn sehen?" Frage ich eher gleichgültig als wirklich interessiert.
Er packte mich von Hinten an beiden Oberarmen und drehte mich zu dem großen Spiegel um, was ich sah war ein junges Mädchen, der man nichts mehr von den Strapazen der Arena ansah, doch in meinem Innern konnte man diese Verletzungen nicht einfach verblassen lassen, oder überschminken.
Haymitch, immer noch meine Arme festhaltend, stand hinter mir und sah ebenfalls in den Spiegel, unsere Blicke trafen sich und dann sagte er mit einem grinsen: „Sie werden dich für Begehrenswert halten, die Frauen und Mädchen wollen sein wie du und die Männer und Jungen, naja das kannst du dir sicher selbst denken" Sein Grinsen wurde noch etwas breiter.
„Du solltest nur daran denken, auch ein wenig zu lächeln, falls du vergessen haben solltest wie das geht, hier ich zeig's dir..." Er griff um mich herum und seine warmen Finger verzogen meinen Mund zu einem lächeln, ich runzelte die Stirn und stieß seine Hände von mir, dann drehte ich mich zu ihm um und hasste ihn in diesem Moment regelrecht.
Warum musste er aus allem eine Farce machen? War für ihn denn nie etwas wirklich ernst?
„Fass mich nie wieder an!" Zischte ich, stieß ihn noch einmal gegen die Brust um an ihm vorbei zu kommen und verließ den Raum.
Ich wusste, das ich vielleicht ein wenig zu hart zu ihm gewesen bin, doch hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt ja auch immer geglaubt, er wäre der einzige auf den ich mich verlassen kann, der einzige der mich wirklich versteht.
Versteht wie es mir geht, was ich fühle und gerade durchmache, doch schien ich im Irrtum gelegen zu haben.
Dieser Trinker hatte absolut keine Ahnung!
Er würde mich nie verstehen.
Als ich die Tür hinter mir schloss, kam Effie mit einem fragenden Gesichtsausdruck auf mich zu, doch als sie Haymitch sah, der hinter mir ebenfalls den Raum verließ und dessen Gesicht nicht minder grimmig aussah als meins, legte sie einen wissenden Blick auf und begann dann wieder ihr typisches grinsen aufzulegen.
„Sarah Liebes, komm, dein Interview beginnt gleich. Und bitte vergiss nicht zu lächeln" Wie um mir zu demonstrieren, wie es geht, wurde ihr weißes grinsen noch strahlender.
Ich verzog nun jedoch umso mehr mein Gesicht und wusste, das es mir bei Caesar sehr schwer fallen würde fröhlich rüberzukommen.
Das Interview findet im Salon am ende des Flurs statt.
Es befand sich jedoch nur noch das Sofa dort, eine Vase mit Rosen und eine Handvoll Kameras, es würde also dieses Mal kein Livepublikum geben.
Gott sei Dank!
Als ich hereinkomme, Umarmt mich Caesar Flickermann herzlich und ich musste den Drang unterdrücken, mich aus seinen Armen zu winden.
Dieses Gespielte freundliche Verhalten, hasste ich am Kapitol wohl am meisten.
„Meinen Glückwunsch Sarah, wie geht es dir denn heute?" Fragte Caesar mich, während wir uns setzten.
„Gut, denke ich" Gab ich als knappe Antwort, aus war es mit dem Grinsenden Mädchen, das versuchte die Menge für sich einzunehmen um Sponsoren zu gewinnen.
„Denkst du? Na dann wollen wir doch mal hoffen, das dem auch wirklich so ist" Erwiderte er.
Ich hörte, wie jemand rückwärts Zählte und schließlich waren wir wieder Live auf Sendung.
Caesar begann belanglos mit mir zu Plaudern, was mich unheimlich nervte, denn ich wünschte mir, das diese Farce schnell vorüber gehen würde.
In meinem Augenwinkel, entdeckte ich Haymitch, ernst blickte er zu mir herüber und ich fragte mich, ob er wütend auf mich war, oder ob es daran, lag, das ich bei diesem Interview genauso Sympathisch rüberkam wie ein Stein.
Ich versuchte ihn zu ignorieren, doch fiel mir dies ziemlich schwer.
„Nun Sarah, kommen wir dann doch mal zu den interessanteren Fragen" Meinte Caesar und ich wusste, das nun die ernsteren fragen gestellt werden würden, fragen über die Arena.
„Wie hast du dich gefühlt, als du es geschafft hast, Nahrung von den anderen Distrikten zu stehlen?"
Ich runzelte die Stirn, wie ich mich gefühlt habe?
„Nun, ich weiß nicht genau... es war alles sehr aufwühlend und... Ich denke, ich hatte viel mehr Angst zu Verhungern oder zu Verdursten, das war mein Antrieb und ein anderes Gefühl gab es da nicht"
Ernst nickte Caesar und stimmte mir mit tragisch angehauchter Stimme zu.
„Man hat gesehen, das zwischen dir und James Erding einige Spannungen herrschten und als er schon am ersten Tag versucht hatte dich umzubringen, wurde es noch deutlicher. Sag uns doch bitte, was genau war da zwischen euch beiden?"
Ich biss fest die zähne zusammen und bemerkte wütend, wie ich kurz hilfesuchend zu Haymitch sehe.
Innerlich schalt ich mich eine Närrin, ich brauchte seine Hilfe nicht!
„Zwischen James und mir, lief es schon vor der Zeit in der Arena nicht gut, ich denke wir haben uns einfach nicht verstanden. Aber ein genaues Problem, gab es eigentlich nicht, dafür kannte ich ihn zu wenig" Das sollte doch wohl als Erklärung reichen, oder?
„Ach komm schon Sarah, Wir alle haben uns gefragt, ob ihr zwei nicht vielleicht mal zusammen wart und das es daher gekriselt heben könnte" Wie zum Teufel kamen Menschen nur auf solch einen Unsinn?
Ich schloss kurz die Augen und dachte nach, ich könnte jetzt wieder alles abstreiten und mich in eine endlose Diskussion vertiefen, oder ich stimme dem dummen Geschwätz einfach zu und hoffe das er es damit gut sein lässt.
„Nun Caesar, wenn ich ehrlich sein soll, sie haben recht. Zwischen James und mir herrschte eine tiefe Abneigung. Wie sie schon sagten, wir zwei waren einmal zusammen und es ging nicht gut aus, doch will ich darauf nicht weiter eingehen"
Caesar grinste und fühlte sich bestätigt in seiner Vermutung, es schien ihm zu gefallen, in welche Richtungen dieses Interview verlief.
Jedoch konnte ich wieder Haymitch's Gesicht erkennen, er schien die Zähne zusammenzupressen, er wirkte angespannt und nicht gerade glücklich über meine Aussage.
Darauf folgte wieder einiges an Geplänkel und schließlich macht Caesar Schluss und es ist vorbei.
Ich war mir sicher, dass ich in der ganzen Sendung nicht ein einziges Mal gelächelt hatte, was mir Effie als ich zu ihr und Haymitch kam auch gleich vorhielt.
Ich blickte zu Haymitch und versuchte sie zu ignorieren: „Und wie war es?"
Nicht das es mich groß interessieren würde...
Haymitch verzog sein Gesicht und brummte schließlich: „War ganz okay. Aber wie Effie schon sagte, du hättest lächeln müssen, oder zumindest freundlich gucken sollen"
Ich verdrehte die Augen und ging zurück in mein Zimmer, ich hatte die Nase voll von Interviews, vom Schminken und vom ständigen umziehen und Frisieren und vor allem hatte ich die Nase voll davon, das mir ständig einer sagte, wie ich mich hätte geben oder verhalten sollen.
Als ich in meinem Zimmer war, packte ich meine Sachen zusammen, schließlich fuhren wir mit einem Wagen, der getönte Scheiben hatte, durch die Stadt.
Am Bahnhof, wartete schon der Zug auf uns und wir stiegen ein.
Schnell verschwand ich in meinem Abteil und genoss die Ruhe.
In ein Paar Monaten würde die Tour durch die Distrikte stattfinden und der ganze Trubel würde von vorn beginnen.
Der Zug fuhr los und tauchte uns in die Dunkelheit des Tunnels, erst als dieser hinter uns lag, begann ich aufzuatmen.
Beim Abendbrot saßen wir drei wieder zusammen, Effie, Haymitch und ich und sahen uns die Wiederholung vom Interview an, oder besser gesagt, die beiden sahen sie sich an, ich dachte mehr und mehr an zu Hause.
An das was mich erwarten würde, nämlich...nichts.
Keine Alice, die mir freudestrahlend und mit verweintem Gesicht um den Hals fallen würde, kein Tommy, der tun würde als sei er erwachsen und der mich nur mit einem kleinen Lächeln ansehen und sagen würde : „Ich wusste das du es schaffst".
Nicht einmal mehr Anna wäre da, einfach niemand.
Was also war mir geblieben?
Ein Haus in den Reihen der Sieger?
Geld?
Dinge die ich sofort eintauschen würde, wenn ich sie nur wieder in meine Arme schließen könnte.
Nach dem Essen, verziehe ich mich wieder in meine Räume, ich verließ sie auch nicht mehr, als der Zug anhielt um zu Tanken, ich wollte niemanden mehr sehen, ich würde Haymitch und Effie, die mich beide zu sehr an das geschehene erinnern würden, noch früh genug wiedersehen.
Nach einer Ewigkeit fuhren wir endlich in den schmuddeligen Bahnhof von Distrikt 12 ein und ich erblickte überall Kameras, die alle meine Heimkehr filmen wollten, doch was für eine Heimkehr sollte das bloß werden?
DU LIEST GERADE
The Hunger Games-Sarah Riley and her life as a tribut
RomanceDas Kapitol hatte Sarah Riley mit ihrem Eintritt als Tribut in die 68. Hungerspiele alles genommen. Sie war allein und musste versuchen in der Arena gegen dreiundzwanzig andere Tribute zu bestehen, nicht einmal ihr Mentor Haymitch war eine große Hil...