Und der Sieger ist...

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Ein ganzer Tag war vergangen und nichts war geschehen.
Ich saß noch immer verletzt im Dschungel an einem Baum gelehnt und wartete auf... ja irgendetwas.
Entweder James würde mich endlich finden oder die Spielemacher ließen sich Mal langsam was einfallen.
Mittlerweile blutete ich nicht mehr, aber die Wunde schmerzte höllisch und als ich mich dazu durchgerungen hatte nachzusehen, musste ich feststellen, das sie sich entzündet hatte.
Ich brauchte Antibiotika und zwar schnell.
Und wieder konnte ich nicht auf einen Fallschirm von Haymitch hoffen, vermutlich hatten mich die Leute da draußen eh schon abgeschrieben, für sie war es bloß eine Frage der Zeit, bis ich starb.
Ich lachte leise auf, wenn man mal so darüber nachdachte, war ich weiter gekommen als gedacht.
Mir konnte also niemand vorwerfen, ich hätte es nicht versucht, ich hatte das Versprechen das ich meinen Geschwistern gab, gehalten.
Ich beugte mich unter Schmerzen etwas vor und suchte in meiner Tasche eine Wasserflasche heraus, ich nahm großzügige Schlucke und goss mir dann etwas davon auf meine Wunde, was mich zusammenzucken ließ.
Dann nahm ich das Jod, ich wusste, dass dies eine schmerzhafte Angelegenheit werden würde und biss schon einmal vorab die Zähne zusammen.
Ich drückte mir die Salbe auf die rechte Handfläche und rieb dann die Stichwunde damit ein.
Ich keuchte auf und blickte in den Himmel hinauf, ich musste kein Arzt sein um zu wissen, dass dies hier vermutlich nicht unbedingt half, doch immerhin war es besser als gar nichts.
Ein Knacken im Unterholz weckte meine Aufmerksamkeit, erschöpft lehnte ich meinen Kopf an den Stamm des Baumes und schloss die Augen, ein lächeln umspielte meinen Mund.
„Ich wusste du würdest mich früher oder später finden" Meine Stimme klang leise, kraftlos, doch James hatte mich bestimmt verstanden, er würde sich doch niemals ein Wort entgehen lassen, das ihn an seinen baldigen Sieg erinnerte.
Das Knacken setzte nah neben mir aus und James hockte sich zu mir.
Eine Hand legte sich auf meine Stirn, fast schon besorgt wie es mir schien, doch als ich meine Augen öffnete, erblickte ich nur seine kalten, grauen Augen.
Er nahm die Hand wieder weg und sah mich gelassen an: „Du hast Fieber"
Wieder lächelte ich: „Was du nicht sagst"
Er begann in meinem Rucksack zu wühlen, aß von dem Trockenfleisch und trank Wasser.
„Weißt du was ich nicht verstehe?" Fragte er mich dann belanglos und ich hob nur die Augenbrauen.
„Ich verstehe nicht, warum Haymitch es nicht geschafft hat, dir Sponsoren zu besorgen. Denn, seien wir doch mal ehrlich, hätte er es geschafft, dann lägest du jetzt nicht hier"
Nachdenklich legte er seinen Kopf auf die Seite.
„Ich kann mir nicht vorstellen, das es nur mit deinem Ausspruch bei den Interviews zu tun hat, du hattest eine gute Punktzahl und warst auch sonst, sehr souverän, das kann es doch also nicht gewesen sein. Wenn du mich fragst, dachte ich er würde alles tun um dich hier rauszubekommen, mich nicht, aber dich"
Verschlagen beugte er sich zu mir vor und flüsterte mir ins Ohr, so das die Kameras es nicht einfangen konnten: „Hast du ihm etwa was dafür gegeben?"
Ich verstand zuerst nicht worauf er hinauswollte, doch als es mir dämmerte, starrte ich ihn nur ungläubig an.
„Weißt du was, vergiss es einfach, jetzt sind wir hier, nur du und ich. Wer hätte das gedacht"
Sanft legte er mir eine Hand auf die Schulter und ließ sie an meiner Seite hinabgleiten, bei meiner Verletzung drückte er schmerzhaft zu und ich krümmte mich vor Schmerz und schrie auf.
„Das hier ist eine Show, die Leute wollen etwas sehen, warum zeigen wir ihnen nicht etwas, das sie nie vergessen werden?"
Er packte mich grob an meinen Haaren und zog mein Gesicht zu sich heran.
„Ich sagte ja, du gehörst mir" Damit stieß er mich grob zu Boden, Schlug mir ins Gesicht und trat mir in die nicht verletzte Seite.
Ich krümmte mich immer mehr vor Schmerzen, wusste nicht wo es am meisten wehtat, ich spürte es einfach nur überall.
Warum konnte er es denn nicht einfach beenden ohne seine Spiele mit mir zu spielen?
Benommen drehte ich mich auf den Rücken, unfähig auch nur einen Muskel zu rühren starrte ich in die Baumkronen über mir, bis sich James Gesicht in mein Blickfeld schob.
Ein Grinsen breitete sich in seinem Gesicht aus und mit einem Mal spürte ich wie er an meiner Hose zu zerren begann, geschockt begann ich mich zu wehren und schlug um mich, biss ihm in den Arm, sodass er aufschrie und mir erneut ins Gesicht schlug.
„Wo hast du eigentlich deine ganzen Waffen gelassen, hast du sie verloren? Das ist natürlich schade, aber gut für mich!"
Mit einem Ruck riss er mir die Hose runter und ich spürte den feuchten Waldboden unter mir.
Sollte es so also enden?
Immer noch um mich tretend, meine Wunde und die Schmerzen nicht beachtend, versuchte ich ihn von mir runter zu bekommen.
Erneut drückte er seine Finger in meine Wunde und ich schrie auf.
Er öffnete seine Hose und legte dann eine Hand an meinen Hals und drückte zu.
Wie schon am ersten Tag in der Arena musste ich nach Luft japsen und versuchte seine Hand von meinem Hals zu bekommen.
Ich hatte keine Chance, er war einfach zu kräftig, mir blieb nur noch eine Idee.
Als er begann sich an meiner Unterwäsche zu schaffen zu machen, streckte ich meinen Arm aus und suchte im Laub nach meinem Messer, ich wusste, das es dort irgendwo liegen musste, ich hatte es zwei Nächte zuvor nämlich nur aus meiner Hand gleiten lassen und nicht in den Gürtel zurückgestreckt.
Der Druck seiner Hand wurde stärker und seine Bewegungen fahriger.
„Du weißt gar nicht, wie lange ich auf diesen Moment warten musste und endlich sind wir allein, niemand kann und wird mich davon abhalten"
Seine Stimme klang sonderbar wirr und ich fragte mich ob das Kapitol ihn hinterher nicht doch ausschalten würde, da niemand einen irren Sieger haben wollte, so wie einst mit dem Tribut, der seine toten Gegner angefangen hatte aufzuessen
Meine Finger berührten die kleine Klinge des Messers und ich griff danach, schnitt mir in die Handfläche und schaffte es endlich es fest in die Hand zu nehmen, ehe ich zustach.
Überrascht sah er auf, hielt mit seinem Tun inne und starrte einfach nur auf mich herab.
Zuerst hatte ich nur seinen Rücken getroffen, doch zögerte ich nicht lange, zog die klinge wieder aus seinem Körper heraus und stach erneut zu, immer und immer wieder, bis ich sie schließlich in seinem Hals versenkte und er auf mir zusammenbrach.
Völlig starr und mit zitternden Händen ließ ich die Klinge los, sein Blut klebte überall an mir, und ich stieß seinen Körper verzweifelt von mir herunter.
Danach rollte ich mich auf der Seite zusammen und zog meine Hose wieder hoch, wieder zuckte ich bei dem erklingen des Kanonenschusses zusammen und schloss schließlich die Augen.
Tränen rollten stumm aus meinen Augenwinkeln hervor und fielen auf die feuchte Erde unter mir.
Ich konnte nur hoffen, das sie mein Gesicht mit den Kameras nicht zu sehr heranzoomen würden, niemand sollte meine Schmerzen und meine Verzweiflung sehen.
Meine Schwäche.
„Meine Damen und Herren, es ist mir eine Freude, Ihnen die Siegerin der achtundsechzigsten Hungerspiele vorstellen zu dürfen, Sarah Riley aus Distrikt 12."
Die Stimme des obersten Spielemachers ertönte durch den Wald und ich presste die Augen noch mehr zusammen.
Normalerweise müsste ich mich nun von James entfernen, damit sie ihn abholen konnten, erst dann würde ich geholt werden, doch hatte ich nicht die Kraft mich zu bewegen, ich lag einfach nur da, meine Wunde war wieder aufgebrochen und blutete stark, meine Energie hatte mich verlassen, der letzte Adrenalinstoß um mich zu schützen war vorbeigezogen und ließ mich völlig erschöpft und allein zurück.
Ich vernahm wie aus weiter Ferne die Motorengeräusche des Hovercrafts und konnte nur hoffen, das ihnen an einem Lebenden Sieger lag und nicht an einem toten, denn dann würden sie sich beeilen müssen.
Ich bekam gar nicht mehr mit, wie sie mich raufholten und auch nicht wie ich auf einem Operationstisch landete, erst als ich bereits drauf lag, kam ich wieder zu Bewusstsein.
Ich sah viele Ärzte mit Mundschutz und Handschuhen, sie sprachen viel und laut, doch verstand ich sie nicht.
Ich hatte das Gefühl mein Hirn lag auf Watte.
Mir werden an beiden Armen nadeln eingeführt und Schläuche hingen daran, wofür das alles gut war, konnte ich nicht sagen, die Schmerzen der Einstiche spürte ich schon gar nicht mehr, mir ging es einfach nur schlecht und wünschte das dieses Gefühl bald wieder aufhörte.
Dann, setzte mein Herz aus.

Als ich das nächste Mal erwachte, starrte ich auf eine Zimmerdecke, die in einem leichten, gelben Licht schimmerte.
Ich liege in einem Raum, in dem nichts weiter war als mein Bett, keine Fenster und scheinbar auch keine Türen.
Die Luft um mich herum roch nach Desinfektionsmittel und machte mir Kopfschmerzen.
In meinem rechten Arm steckten immer noch zwei Schläuche, ich bemerkte das ich Sauber war, sogar meine Nägel wurden gesäubert und wieder perfekt gefeilt.
Nun verstand ich auch, warum die Tribute nach der Arena immer wie aus dem Ei gepellt aussahen, niemand wollte einen verwundeten und abgekämpften Sieger sehen, das würde einem ja die Illusion einer Show zerstören.
Ich lag nun also da, die Bettwäsche fühlte sich gut auf meiner Haut an und doch spürte ich die Panik in mir aufsteigen.
Ich versuchte mich selbst zu beruhigen, doch irgendwie schaffte ich es nicht, meine Hände krallten sich in die Decke, ich schloss die Augen, biss die Zähne zusammen und versuchte mich auf schöne Dinge zu konzentrieren.
Ich dachte an zuhause und ein wenig meiner Panik legte sich wieder, doch kehrte sie wieder zurück, als sich die Tür öffnete und ein Avoxmann eintrat.
Er stellte auf meinen Schoß ein Tablett mit klarer Brühe und Wasser, mir wurde schon beim Anblick schlecht und ich drehte mich weg.
„Ich habe keinen Hunger" Sagte ich nur, doch der Avox machte keinerlei Anstalten das Tablett wieder mitzunehmen, also wiederholte ich meine Aussage, nur diesmal etwas fester: „ich habe keinen Hunger!"
Wieder rührte er sich nicht und ich schlug das Tablett mit einer Hand von meinem Schoß.
Als eine weitere Person den Raum betrat, verließ der Avoxmann den Raum wieder und ich starrte den obersten Spielemacher vor mir an.
„Präsident Snow hat mich gebeten ihnen eine Nachricht zu übermitteln"
Skeptisch verzog ich mein Gesicht.
„Er sagte, das der Tot von Amber Jordan eine recht unerfreuliche Sache gewesen sei und das auch der kleine Zwischenfall zwischen ihnen und James Erding nicht erfreulich gewesen war.
Er bat mich ihnen auszurichten, das dies Konsequenzen nach sich ziehen wird und das er sie vor der Ehrung der Sieger noch einmal aufsuchen wird um ihnen ihre Strafe mitzuteilen"
Damit wandte er sich ab und verließ den Raum.
Verständnislos blickte ich auf die Schiebetür, die sich hinter ihm geschlossen hatte.
Meine Strafe?
Ich hatte doch überhaupt nichts getan!
Ich hatte bloß überlebt und gewonnen.
Ich spürte, wie eine kalte Flüssigkeit durch die Schläuche in meine Venen gepumpt wurde und schlief schon im nächsten Augenblick wieder ein.

Als ich das nächste Mal aufwachte, waren die Schläuche fort und ich stand langsam auf, ich erblickte am Ende des Bettes Kleidungsstücke und musste feststellen, das sie genauso aussah wie die Kleidung der Tribute in der Arena.
Zuerst wollte ich mich weigern sie anzuziehen, doch wollte ich nicht ewig in einem Hemdchen herumlaufen.
Dann ging ich auf die Stelle zu an der sich die Schiebetür für die anderen Geöffnet hatte und trat auf einen weiträumigen Flur.
Er war verlassen, niemand war zu sehen, das einzige was ich vernahm waren Stimmen und ich ging darauf zu.
Ich war Misstrauisch, die Zeit in der Arena hatte mich dazu gebracht, ich konnte niemanden mehr vertrauen, nur noch mir selbst.
Als ich den Raum betrat, aus dem die Stimmen kamen, erblickte ich Effie, Haymitch und ein paar Personen aus meinem Stylingteam.
„Sarah" Effie war den Tränen nahe und kam auf mich zu, ihre Arme ausgestreckt, als wolle sie mich umarmen, doch erwiderte ich den Druck ihres Körper nicht, ich stand einfach nur da und starrte in die Runde.
Haymitch stand vom Sofa auf und kam auf uns zu, Effie wandte sich ihm ebenfalls zu als er zu sprechen begann: „Ich würde gerne mit Sarah alleine reden"
Sein Blick ruhte unverwandt auf mir, als die anderen stillschweigend den Raum verließen und hinter sich die Tür schlossen.
Er hatte mich nicht wie sonst immer süße genannt, sondern meinen Namen verwendet, was mir kein gutes Gefühl verschaffte.
„Setzte wir uns" Er deutete auf das große schwarze Sofa und ich folgte ihm, setzte mich und sah ihn weiter unverwandt an.
Irgendetwas stimmte hier nicht, zudem machte ich mir immer noch Gedanken darüber, das man mir eine Strafe aufbrummen wollte.
„Du hast gewonnen, ich Gratuliere süße" Begann Haymitch.
Als ich nichts erwiderte, seufzte er und sprach weiter: „Wie geht es dir?"
„Gut" War meine knappe Antwort.
„Mit deiner Wunde wieder alles klar?" Sein Gesicht zeigte Besorgnis, doch hatte ich das Gefühl, das es nichts mit meinem Gesundheitszustand zu tun hatte.
„Haymitch, was ist los?" Stellte ich nun die Frage die mir die ganze Zeit schon auf der Zunge lag.
Er biss die Zähne zusammen, das sah ich daran, das sein Unterkiefer sich anspannte, er mied meinen blick.
„Der Präsident scheint nicht erfreut zu sein, das du dieses Mädchen in das Kraftfeld gestoßen hast, zudem –und das denke ich mir persönlich- glaube ich ist er nicht vom Ausgang der Spiele begeistert"
Verständnislos sah ich ihn an.
„Aber ich habe doch fair gewonnen, nur knapp aber dennoch gerecht und was das Mädchen betrifft, auch das war ein fairer Kampf"
„Ich habe zu dir vor dem Wettbewerb gesagt, dass es dumm von mir war damals meine Spiele so gewonnen zu haben, dem Präsidenten und den Spielemachern gefällt es nun einmal nicht, wenn man sie vorführt und genau das haben wir beide getan" Versuchte er mir zu erklären aber ich schüttelte nur den Kopf.
„Ich verstehe nicht, ich habe niemanden vorgeführt"
„Eben doch Sarah! Ich habe ihnen damals gezeigt, das sie nie dran gedacht haben, das man das Kraftfeld sehr wohl als Waffe nutzen kann, das hat ihnen nicht gefallen und nun hast du es mir nachempfunden, auch das hat ihnen nicht gefallen"
„Und was soll das nun bedeuten? Was für eine Strafe erwartet mich nun und wieso hat ihnen mein Sieg über James nicht gefallen?" Ich verstand die Welt nicht mehr, all das ergab doch keinen Sinn, warum hatte Haymitch mir vorher nicht einfach gesagt, dass ich damit das Kapitol verärgern würde?
Stattdessen sagte er nur, das es unschön war, was hinterher geschah.
Haymitch seufzte wieder, beugte sich vor und stützte seine Arme rechts und links auf seinen Knien ab.
„Ich fürchte du hast deine Strafe schon bekommen" Sagte er geheimnisvoll.
Er wirkte erschöpft und müde, doch ließ ich nicht zu, das er sich ausruhte, immerhin war ich diejenige die sieben Tage in der Arena verbracht hatte, zwar weniger als manch andere Tribute, doch lange genug.
„Haymitch verdammt, sprich nicht in Rätseln, was ist los?"
Dieses Mal blickte er mir direkt in die Augen, hielt meinen fest und wirkte gefährlich und stark.
So kannte ich ihn nicht, vermutlich gab es viele Seiten an ihm, die ich nicht kannte, verbarg er diese doch meist durch trinken.
„Das Haus deiner Freundin, hat mitten in der Nacht Feuer gefangen, man kann nicht sagen wieso, aber..."
„Was ist mit Alice, mit Tommy?" Ich unterbrach ihn und sprang von meinem Sitz auf, Haymitch stand nun ebenfalls auf und streckte beruhigend die Arme nach mir aus, doch schlug ich sie weg.
„Sag, was ist mit ihnen, es geht ihnen doch gut, oder?" Meine Stimme hatte etwas flehendes bekommen, etwas, das so gar nicht zu mir passte.
Haymitch schüttelte leicht den Kopf und begann dann wieder zu sprechen: „Deine Freundin und ihr Vater haben es nicht geschafft, deine Schwester... auch nicht. Man sagte mir, das sie nicht einmal geschriehen hatten, vermutlich sind sie durch den Rauch im Schlaf erstickt, sie hatten keine Schmerzen Sarah"
Verständnislos sah ich zu ihm auf, mein Verstand konnte nicht begreifen was meine Ohren hörten und ich schüttelte einfach nur den Kopf.
„Was...was ist mit Tommy?" Flüsterte ich, zu viel Angst hatte ich vor der Antwort.
„Was mit deinem Bruder ist, weiß ich nicht, ich schätze das wird Snow dir persönlich sagen wollen"
Ich spürte die Tränen nicht als sie mir an den Wangen entlangliefen, spürte nur den Schmerz in meinem Innern, ich konnte es einfach nicht begreifen, Anna und ihr Vater tot, Alice tot und mein Bruder?
Ich stand reglos da, ließ zu, das Haymitch mich in den Arm nahm, das er mir tröstend über den Rücken strich und mir sagte, wie leid es ihm täte.
„Was weißt du denn schon, wie kannst du behaupten, das es dir leidtut, du kanntest sie nicht einmal! Du kennst mich nicht!"
Ich schlug seine Arme erneut fort und trat zwei Schritte zurück.
Sein Blick, der mich nun traf, war unergründlich, doch seine Stimme klang fest und hart: „Ich weiß mehr als du vielleicht glaubst"
Ich glaubte ihm wirklich nicht, aber das lag vielleicht auch daran, das ich im Moment nur meine eigenen Probleme sah und nicht die von jemand anderen.
„Was geschieht jetzt?"
„Jetzt, wirst du dich schön machen lassen, damit die Kameras nur deine beste Seite sehen werden. Du wirst das Mädchen spielen, das mit Mühe und Not in der Arena überlebt hat, das Mädchen, das unbedingt zu ihrer Familie zurückkehren wollte" Erklärte er mir, doch fragte ich mich inzwischen, welche Familie er meinte, war da überhaupt noch jemand?
Ich fragte mich, was Snow meinem Bruder angetan haben könnte und betete, das man mir nicht auch noch ihn genommen hatte, doch etwas in mir wusste, das auch diese Hoffnung zerschlagen werden würde.
Als wäre es nicht schon strafe genug, das ich für immer mit den Erinnerungen aus der Arena würde leben müssen, mit den Morden, nein jetzt hatten sie auch noch das kleine Bisschen an Familie zerstört, das ich besessen hatte.
Ich versuchte mich zu beruhigen, doch wollte es dieses Mal einfach nicht funktionieren, die Tränen flossen unaufhörlich weiter und ich hasste mich dafür, hasste die Schwäche, die ich Haymitch offenbarte.
Ich wünschte ich wäre allein und doch wollte ich nicht allein sein.
Wieder nahm er mich in die Arme und dieses Mal erwiderte ich es sogar, ich klammerte mich regelrecht an ihm fest, ließ meine Angst, meine verletzten Gefühle, einfach raus.
Ich schwor mir allerdings, das es das einzige und letzte Mal sein würde, nach dieser Sache, würde ich meine Gefühle verschließen, nichts sollte mich mehr verletzen können.

The Hunger Games-Sarah Riley and her life as a tributWo Geschichten leben. Entdecke jetzt