Streit

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Am nächsten Morgen, ließ sich Katniss besonders viel Zeit und Haymitch, war so an genervt, das er wütend gegen ihre Zimmertür klopfte und wetterte, das sie SOFORT runter kommen sollte.
Haymitch war nicht nur wegen Katniss wütend, er war, das wusste ich, noch immer ein wenig wegen der Sache mit James sauer, aber ansonsten war alles beim alten.
Er behandelte mich wie immer, benahm sich wie immer, nur eben ein wenig verstimmter, aber das würde sich schon noch legen.
Als Katniss dann endlich runterkam, waren nur noch Peeta, Haymitch und ich im Speisesaal um auf sie zu warten, als sie sich setzte schnauzte Haymitch sie an: „Du kommst spät!"
„Tut mir leid. Ich hab verschlafen, nachdem ich die halbe Nacht schlecht geträumt hatte"
Haymitch warf ihr einen finsteren Blick zu, dann lenkte er ein: „Okay, macht nichts. Heute beim Training hast du zwei Aufgaben. Nummer eins: verliebt sein"
„Natürlich" Murmelte sie.
„Nummer zwei: Freundschaften schließen und das gilt auch für dich" Dabei sah er mich an und ich konnte nicht anders als erstaunt dreinzublicken.
„Nein" Protestierte Katniss: „Ich traue keinem von denen, die meisten kann ich nicht ausstehen. Ich würde mich lieber nur auf uns vier verlassen"
„Das habe ich auch erst gesagt, aber..." Begann Peeta.
„Aber das wird nicht reichen" Beendete Haymitch mit Nachdruck.
„Dieses Mal werdet ihr mehr Verbündete brauchen und da reichen Sarah und ich nun einmal nicht aus und weil ich weiß, das du ebenso freundlich bist wie die kleine, will ich das auch du dich bemühst" Wandte er sich wieder an mich und ich kam mir langsam vor wie der Buhmann für alles.
Hatte ich nicht noch Gedacht, er würde mich wie immer behandeln?
Falsch Gedacht.
„Warum?" Fragte Katniss nun.
„Weil ihr im Nachteil seid. Eure Konkurrenten kennen einander seit Jahren, zumindest die meisten..." Wieder ein Blick zu mir und ich musste mir verdammt fest auf die Zunge beißen um nichts zu sagen.
„...Was glaubst du also, wen werden sie als erste ins Visier nehmen?" Fragte er.
„Uns. Und gegen alte Freundschaften kommen wir nicht an, warum also einen Gedanken daran verschwenden. Also warum können wir uns nicht einfach zusammenraufen und eine Gruppe bilden?"
„Weil es immer sein kann, das wir schon am Anfang der Spiele getrennt werden, schon einmal daran gedacht? Und weil ihr kämpfen könnt. Die Leute mögen euch. Das könnte euch durchaus zu erstrebenswerten Verbündeten machen. Aber nur, wenn ihr den anderen zeigt, dass ihr bereit seid, euch mit ihnen zusammenzutun" Erklärte Haymitch.
„Ich stimme dir ja zu, auch wenn ich nicht weiß, ob ich wirklich so schnell jemanden dazu bringen könnte mich zu mögen" Wandte ich ein.
„Zudem habe ich keine besonderen Gaben wie ihr"
Haymitch sah mich an: „Du weißt wie man überlebt. Das ist eine Gabe. Und was das andere betrifft, so solltest du dich bemühen"
Wow, eindeutig falsch Gedacht was das normal Behandeln betraf.
Katniss sah von einem von uns zum anderen: „Wir sollen dieses Jahr also mit einer Meute der Karrieros gemeinsame Sache machen?"
„War das nicht unsere Strategie? Zu trainieren wie die Karrieros?" Entgegnete Haymitch.
„Und wer zur Meute der Karrieros gehört, das wird normalerweise schon vor Beginn der Spiele ausgemacht. Letztes Jahr hat Peeta es nur mit Ach und Krach noch geschafft, aufgenommen zu werden"
„Wir sollen uns also mit Finnick und Brutus gut stellen- willst du das damit sagen?"
„Nicht unbedingt, alle dort sind Sieger. Wenn ihr es für richtig haltet, könnt ihr euch auch eure eigene Meute zusammenstellen. Nehmt, wen ihr wollt. Ich schlage Chaff und Seeder vor. Und Finnick sollte man auch nicht außer acht lassen" Erklärte Haymitch ihr.
„Tut euch mit denen zusammen die euch nützlich sein könnten. Vergesst nicht, ihr seid nicht mehr Teil einer bibbernden Kinderschar. Diese Leute sind allesamt erfahrene Killer, auch wenn sie nicht so aussehen"
Ich stützte meine Hände auf dem Tisch ab und stand schließlich seufzend auf.
„Wisst ihr, macht was ihr wollt. Ich habe schon gesagt ich bin dabei, wenn ihr eure Meinung dann wieder ändert, sagt es mir einfach rechtzeitig vorher, in Ordnung?"
„Es wird keine Änderung des Plans geben, zumindest nicht von meiner Seite aus, was die beiden machen, ist dann ihre Entscheidung" Haymitch erhob sich ebenfalls und mir kam es so vor, als würde unsere Gruppe auf einem schmalen Pfad wandern, der drohte unter unseren Füßen wegzubrechen und uns auseinander reißen würde.
Wir waren ein Team, wir wollten alles dasselbe und doch schien es als würden wir uns entzweien, weil Haymitch wütend war.
Mir wurde in diesem Moment bewusst, das Haymitch wie ein Anführer fungierte, jemand, der uns alle zusammenhielt, wenn er nicht mehr da wäre, wären wir auch kein Team.
„Wir sollten nun in die Trainingshalle gehen" Sagte er, als er an mir vorbeiging, ohne noch einen von uns eines Blickes zu würdigen.
Katniss und Peeta sahen mich verwundert an, keiner von uns schien Haymitch Stimmung zu verstehen, also zuckte ich die Schultern und schließlich folgten wir ihm.
Als wir im Trainingscenter ankamen, waren ungefähr die hälfte der achtundvierzig Tribute anwesend.
Wir teilten uns auf, Peeta ging zu Chaff und Brutus und warf ein paar Speere, Katniss ging zur Knotenstation, bei der sich zurzeit allerdings keiner weiter befand, Haymitch ging zu den Schwerter und Messern, bei denen auch Gloss und Cashmere waren und versuchte seinen Frust abzubauen und ich sah mich frustriert um.
Ich hatte keine Ahnung bei was ich beginnen sollte, oder zu wem ich mich gesellen sollte und selbst wenn ich bei jemanden war, wusste ich nicht, was ich mit jener Person reden sollte um mich mit ihr anzufreunden.
Ich war wirklich nicht sehr kommunikativ.
Hinter mir drängten sich nun auch die restlichen Tribute in den Raum, auch sie verteilten sich auf die verschiedenen Stationen.
Finnick ging zu Katniss und begann Netze zu knoten, eben typisch Fischerei.
Beetee und Wiress gingen zur Station bei der man lernt Feuer zu machen und als Johanna, Blight und That, ebenfalls aus Distrikt 7 an mir vorbeigingen, rempelte sie mich an, grinste und meinte gelassen: „Komm doch mit"
Zögernd folgte ich ihnen, versuchte ruhig zu bleiben und keine schwäche zu Zeigen.
Blight verspannte sich ein wenig, immer wenn ich ihn bei üben mit der Axt ausversehen berührte.
Johanna war erstaunlicherweise recht nett, sie zeigte mir wie ich die Axt am besten halten sollte, wie ich sie schwingen sollte und es half.
„Stimmt es eigentlich was Blight mir erzählt hat, bist du echt mit Haymitch zusammen?"
Überrumpelt glitt mir die Axt bei einem Schwung aus der Hand und blieb in einer Wand stecken.
„Was?"
„Du und Haymitch" Sie deutete mit einem Kopfnicken zu Haymitch, der noch immer bei den Schwertern schwitzte.
„Blight behauptete, er hätte ihm das persönlich gesagt"
„Nun... es ist kompliziert" Erwiderte ich und sie lachte auf.
„Ist es das mit Männern nicht immer?"
Ich verzog mein Gesicht bemüht zu einem Lächeln, aber es viel mir äußerst schwer.
„Aber jetzt verstehe ich wenigstens warum du Blight eine abfuhr erteilt hast, bei dir war ich mir nie sicher, auf was genau du eigentlich stehst, da du immer so kalt und unnahbar gewirkt hast" Johanna die bisher immer noch ihre Axt geschwungen hatte, hielt nun inne, sah mich interessiert an und meinte mit einem grinsen: „Komisch, jetzt bist du nicht mehr so. Liegt wohl an ihm"
Nun war mein lächeln ehrlich, denn es stimmte was sie gesagt hatte, durch Haymitch hatte ich mich verändert.
„Mag sein"
Johanna sah mich noch einen Moment an, ehe sie meine Axt aus der Wand zog und sie mir hinhielt: „Nicht schlappmachen, langsam machst du fortschritte"
Grinsend nahm ich die Axt wieder an mich und übte mit ihr weiter.

Später ging ich mit Johanna zu den Speeren und zeigte ihr wie man damit umging, da dies eher mein Metier war.
Es machte Spaß mit ihr zu sprechen und zu üben, sie vertrat dieselben Ansichten wie ich, doch war sie offener, sie zeigte geradeheraus ihren Unfrieden und ich konnte nur vermuten warum dies so war.
Nach einer Weile kam auch Finnick dazu, er kam sehr selbstsicher und selbstverliebt rüber, aber man spürte und merkte, wenn man ihm richtig zuhörte oder mit ihm sprach, das es da mehr gab, etwas, das sich unter all dieser glatten Oberfläche befand.
Auf eine merkwürdige Art und weise, war er nett und das er ein guter Freund von Johanna war, machte ihn nicht unsympathisch.
Ich lernte auch Mags durch ihn besser kennen, da sie einst seine Mentorin war, hatte er einen besonders guten Draht zu ihm.
Mags zeigte mir wie man aus allem möglichen Angelhaken machte, dafür versprach ich ihr, ihr einiges über Pflanzen und Beeren beizubringen.
Erstaunlicherweise hatte ich in all den Jahre noch nicht vergessen, was ich über diese Dinge gelernt hatte.
Ab und an ließ ich meinen Blick zu Haymitch wandern, der seinen alten Charme wiedergefunden zu haben schien, denn er ging nun auch von Station zu Station und unterhielt sich meist lachend mit den anderen Tributen.
Zurzeit war er bei Lyme, sie war fast so groß wie er und immer noch so schön wie bei der Ernte, nun wo ich sie auch schon von nahem gesehen hatte, war sie noch viel schöner.
„Wusstest du, das die Beiden immer mal wieder spaß zusammen hatten?" Erschrocken fuhr ich herum und sah Finnick, der dicht vor mir stehen blieb.
„Wie meinst du das?" Fragte ich ihn verständnislos.
Sein grinsen wurde breiter und offenbarte strahlend weiße Zähne.
„Die beiden sind sich mehr als nah gekommen und das mehr als einmal, verstehst du jetzt?"
Wieder blickte ich zu den Beiden rüber und mir wurde schmerzlicher weise bewusst, das Haymitch und sie wirklich ein gutes Paar abgaben.
Es würde mich nicht wundern, wenn das was Finnick sagte, stimmte.
Da ich mich sonst nie groß für die Anderen und meine Umgebung interessiert hatte, hätte ich auch nie bemerkt, ob Haymitch wirklich was mit Lyme gehabt hatte.
„Nun, selbst wenn, warum sollte mich das stören?"
Johanna hatte ihm doch nichts gesagt?
Er grinste wieder breit.
„Ich bitte dich, so wie du ihn andauernd ansiehst, merkt doch jeder, das du ihn magst"
Überrumpelt sah ich wieder zu Finnick, aber anscheinend machte ich dabei ein sehr lustiges Gesicht, denn er lachte auf einmal auf.
„So schlimm?" Fragte er und ich wusste nicht was ich dazu sagen sollte, bis er sich plötzlich zu mir beugte, ganz nah an mein Gesicht kam und mir zuflüsterte: „Schht. Er sieht gerade her und für ihn mag es nun vermutlich so aussehen, als würde ich dich küssen"
Ich zuckte erschrocken zurück: „Finnick, lass sie in ruhe" Ertönte neben mir Johannas Stimme und Finnick erwiderte: „Ich habe doch nichts getan"
„Ach und weil du nichts getan hast, ist ihr Gesicht so rot wie die Sonne wenn sie aufgeht?"
Ich fühlte mich nicht gut, mir war heiß und ich fühlte mich von allen Seiten beobachtet, was mich fast dazu veranlasste den Raum zu verlassen, aber ich blieb.
Als Katniss in den extra Raum ging um mit ihrem Pfeil und Bogen auf imaginäre Gegner zu schießen, sahen alle dabei zu, einige waren beeindruckt von ihrem Können und andere klatschten begeistert in die Hände, als sie fertig war und jeden Gegner getroffen hatte.

Später im Speisesaal, schoben einige der Tribute rings um Peeta die Tische zusammen und wir waren gezwungen alle zusammenzusitzen.
Ich wollte mich gerade neben Chaff setzen, als Finnick neben Johanna auf einmal laut sprach: „Chaff, alter Freund, willst du nicht mit Haymitch tauschen?"
Fragend sah Chaff neben mir zu dem belustigten Finnick und ich hätte ihm am liebsten den Mund gestopft.
„So wie es aussieht, haben wir noch ein tragisches Liebespaar aus Distrikt 12" Sprach er weiter und einige am Tisch schienen erst einmal die Stirn zu runzeln, verwirrt, doch als die es schließlich verstanden, brach großes Getuschel aus.
Haymitch erhob sich von seinem Platz neben Lyme und ging auf Chaff zu, dieser erhob sich nur zu gern für seine Freund und tauschte mit ihm die Plätze.
Jedoch sah Haymitch Finnick ein wenig drohend an, sodass er endlich den Mund hielt und nach einiger Zeit auch das leise Getuschel erlosch und alle ausgelassen miteinander Sprachen.
Haymitch unterhielt sich wie gewohnt mit den Anderen Tributen, seinen Freunden, doch mich behandelte er erneut wie Luft, was mich verletzte, doch konnte ich ihn verstehen, immerhin war er vor allen anderen Gedemütigt worden.

Als wir am Abend wieder im Wohnbereich von Distrikt 12 ankamen, setzte sich Katniss erschöpft auf einen Stuhl, Peeta setzte sich neben sie und ich hielt mich abseits und blieb beim Sofa stehen, während Haymitch auf Katniss herabsah.
„Gute Neuigkeiten, gut die Hälfte der Tribute will dich als verbündete, kann mir nicht vorstellen, das es wegen deines sonnigen Wesens ist" Verkündete er mit einem Grinsen.
„Weil sie so gut schießt" Erklärte Peeta, als wäre das nicht schon klar gewesen.
„Hm, ja Süße, du hast freie Auswahl, lass hören"
„Ich will Wiress und Beetee" Sagte sie.
„Johanna nennt sie Plus und Minus" Meinte Peeta seufzend, als wäre er nicht so begeistert von den Beiden.
„Okay gut, wen, wen noch?" Fragte Haymitch.
„Mags" Peeta drehte sich nun offensichtlich genervt um und als Katniss dies sah, meinte sie patzig: „Na gut bitte, dann niemanden!"
Haymitch schien zu überlegen, dann meinte er: „Ich sage ihnen erst einmal, du würdest es dir überlegen. Aber wer völlig begeistert von dir war, war Brutus, er will dich unbedingt als verbündete. Kannst es dir ja überlegen"
„Nein, er ist ein Karriero und er hat spaß am Töten. Er hat sich freiwillig gemeldet um erneut in die Arena zu gehen" Erklärte sie.
„Du hast dich auch schon einmal freiwillig gemeldet" Wandte Peeta ein und sie verzog wütend das Gesicht: „Das war ja wohl etwas völlig anderes! Aber wenn du ihn unbedingt als Verbündeten willst, nur zu"
Irgendwie schien es, als wären alle ein wenig gereizt und es wurde von mal zu mal nicht besser.
Gut, was ist mit Chaff und Seeder, die Haymitch vorgeschlagen hat?" Fragte er und Katniss schüttelte den Kopf.
„Seeder ist Ok. Aber Chaff nicht, zumindest noch nicht"
„Wieso, weil er dich geküsst hat? Ich werde verhindern, das er dich noch einmal küsst" Sprach er aufgebracht und Katniss verschränkte die Arme vor der Brust.
„Leute, warum beruhigen wir uns nicht alle erst einmal. Es ist doch in Ordnung, wenn jeder von uns anders über gewisse Tribute denkt, das hilft uns doch nur am besten auszuschließen" Wandte ich ein und Peeta sah mich eindringlich an.
„Was ist mit dir? Du hast den ganzen Tag bei Johanna und Finnick verbracht, würdest du sie als Verbündete nehmen?"
„Nun, ich... Johanna ja, bei Finnick bin ich mir nicht sicher, aber er scheint kein schlechter Mensch zu sein. Zudem denke ich auch das Chaff und Seeder gute Verbündete wären, genauso wie Blight, Mags, Beetee und Wiress. Aber wir müssen uns nicht sofort entscheiden, nur rechtzeitig"
Haymitch lachte auf: „Natürlich findest du diesen aufgeblasenen Pfau gut und mit Blight hast du dich ja auch schon bei der Eröffnungsfeier gut verstanden oder? Zu dumm nur, das ich dazwischen gekommen bin"
Empört schnaubte ich auf: „Was soll das, du wolltest doch, das ich mich mit ihnen anfreunde"
„Aber nicht so!" Fuhr er mich wütend an und ich zuckte erschrocken zusammen.
Verständnislos sah ich ihm in die Augen, ich verstand nicht, was mit ihm los war und ich musste fest die Zähne zusammenbeißen um nicht etwas zu sagen, dass ich hinterher bereuen würde, zudem musste ich darum kämpfen, die Fassung zu behalten.
Ich nickte, unterdrückte die aufsteigenden Tränen und sagte: „In Ordnung, wenn du so darüber denkst. Ihr alle..." Dabei sah ich zu Katniss und Peeta „... Dann solltest wir vielleicht jeder für sich ein eigenes Team wählen. Es ist vielleicht besser, wenn sich unsere Wege schon hier trennen, als wenn man in der Arena unangenehm überrascht wird"
Ich wandte mich ab und wollte gehen, doch rief Haymitch mir nach: „So wie James? War es auch eine unangenehme Überraschung oder wusstest du von Anfang an, das er dich Töten wollen würde?"
Ich blieb stehen, versteifte mich und schloss die Augen.
„Nein Haymitch, nicht wie bei James, von ihm war ich nicht enttäuscht, so wie jetzt von dir. Denn bei ihm war es von vorneherein klar gewesen" Murmelte ich und ging schließlich wirklich.

Ich schloss mich in meinem Zimmer ein, der Tag war furchtbar gewesen, ich hasste mich selbst, hasste Haymitch und hasste alle anderen Tribute.
Wütend schlug ich auf mein Bett, versuchte noch immer die Tränen zurückzudrängen, aber es gelang mir nicht mehr.
Haymitch hatte ich mehr vertraut als irgendjemanden sonst, seit meine Eltern gestorben waren und er hatte mich verraten.
Zumindest fühlte es sich so an.
Nach einer halben Stunde ungefähr, klopfte es an meiner Tür und ich wusste sofort wer dort stand.
„Verschwinde Haymitch, geh zu Lyme oder sonst wem"
„Sarah, bitte öffne die Tür" Ertönte seine Stimme von der anderen Seite, jetzt klang er wie immer, ruhig und freundlich, aber wenn ich diese Tür zwischen uns wieder öffnen würde, was würde dann kommen? Vielleicht echter Hass?
Das wolle ich nicht.
„Sarah bitte. Es tut mir leid. Lass es mich erklären"
Ich presste fest die Kiefer aufeinander, sodass es schmerzte, doch öffnete ich zögerlich die Tür und sah ihn an.
Er sah schlecht aus, sein Haar war zerrauft, sein Hemd war an den obersten Knöpfen nicht geschlossen und steckte nur an einer Seite in der Hose, zudem hatte er Augenringe, die mir vorher am Tag nicht aufgefallen waren.
„Was willst du mir erklären? Warum du dich aufführst wie ein riesengroßes Arschloch?"
Erstaunt hob er seine Brauen, ehe er nickte und ich seufzte auf, trat zurück, ließ ihn ein und schloss hinter ihm die Tür.
Als ich mich wieder zu ihm umdrehte, fuhr er sich gerade mit der Hand durch das lange Haar und nun verstand ich warum es so zerrupft aussah.
„Ich habe mich den ganzen Tag mies verhalten und das tut mir leid. Ich habe falsch reagiert, ich kam einfach nicht damit klar, was du mir erzählt hast"
Ich verzog wütend mein Gesicht.
„Du kamst damit nicht klar? Haymitch, es ist nichts passiert, mir geht es gut, James hat mir nichts getan!"
„Doch! Das hat er eben doch" Fuhr er mich ein wenig lauter an, nur um sich dann wieder zu beruhigen.
„Sarah, er hat versucht... dich zu vergewaltigen, während der Spiele und ich wusste es nicht einmal. Ich mein ich habe mir so etwas ähnliches schon gedacht, aber ich wusste es nie mit Bestimmtheit und nun habe ich es gesehen, habe gesehen, was es mit dir gemacht hat, er das Kapitol, Snow!" Ich schüttelte den Kopf, ging auf ihn zu und hielt ihm den Mund zu.
„Sei still, so solltest du hier nicht reden. Was ist wenn sie uns abhören?"
Er zog meine Hand von seinem Mund und schüttelte den Kopf, während er mit den Schulter zuckte, als sei ihm alles gleich.
„Was sollen sie tun, mir die Zunge rausschneiden? Mich umbringen?"
Ich schwieg, denn ich verstand was er mir damit sagen wollte, sie konnten nichts mehr tun, denn wir würde bald wieder in die Arena gehen und Haymitch konnte man nun nicht mehr so einfach austauschen.
Er griff sanft nach meinen Armen und sah mir eindringlich in die Augen.
„Sarah, ich habe Mist gebaut. Was ich heute getan habe, was ich unten vor Katniss und Peeta gesagt habe, tut mir leid. Ich war aufgebracht, das ist alles, normalerweise trinke ich um mit solchen Situationen umgehen zu können, doch da mir mein Alkohol verboten wurde, musste ich es irgendwie anders loswerden und da hast du es abbekommen und auch ein wenig Katniss. Dann hast du dich so gut mit Blight und Finnick verstanden und die Sache beim Essen, es war einfach alles zu viel"
Es war verrückt und doch schien es als wäre Haymitch ein wenig Eifersüchtig auf Finnick und Blight gewesen.
Er ließ meine Arme wieder los und fuhr sich erneut durch das Haar.
„Verdammt"
Er trat zurück, brachte ein wenig abstand zwischen uns, versuchte wieder Herr der Lage zu werden und ich ließ ihn gewähren.
„Wenn du mir eine Frage beantwortest, ehrlich beantwortest, verzeihe ich dir und wir vergessen diesen Tag heute einfach"
Überrascht von meinen Worten sah er mich an: „Ich schwöre, egal was Süße, ich beantworte dir alles, sogar Tausend Fragen, wenn es sein muss"
„Eine reicht vollkommen" Murmelte ich und wandte mein Gesicht ab, ich wollte nicht sehen, was mir sein Gesicht zeigen würde, wenn ich ihn fragte.
„War da je etwas zwischen dir und Lyme?"
Stille, stille die sich ausdehnte und die mich schon das schlimmste vermuten ließ.
„Nein, nie" Sprach er so ernst, das ich ihn wieder ansah und auch sein Gesicht zeigte keinerlei Belustigung.
„Warum hast du dann gezögert?"
Er lächelte leicht: „Weil diese Frage so viel mehr bedeutet, als dir vielleicht im Moment klar ist. Aber zwischen mir und Lyme ist wirklich nie etwas gewesen außer Freundschaft. Woher hast du das?"
„Finnick, er sagte, das ihr euch sehr oft, sehr nah gekommen seit"
Haymitch nickte: „Finnick. Erinnere mich daran, dem Jungen zu schlagen, wenn ich ihn das nächste Mal sehe"
Ich grinste leicht, würde mich aber schwer hüten, dies zu tun.
„Also ist zwischen uns jetzt alles wieder in Ordnung?" Fragte er hoffnungsvoll und ich nickte.
„Ja, ich denke schon"
„Gut" Er kam langsam auf mich zu, ergriff erneut sanft meine Oberarme und zog mich zu sich heran.
Überrascht, davon, das er mich auf die Stirn küsste, wusste ich zuerst nicht was ich tun oder wie ich mich verhalten sollte, doch gab er mir keine Chance darauf zu reagieren, denn er ließ meine Arme los, grinste sein Typisches grinsen und verschwand wieder durch die Tür, durch die er gekommen war.
Verwirrt hatte er mich und mein aufgewühltes Innenleben zurückgelassen.

The Hunger Games-Sarah Riley and her life as a tributWo Geschichten leben. Entdecke jetzt