Wir hatten nur noch diesen Abend.
Direkt nach den Interviews war das Chaos unbändig gewesen, alle Tribute flüchteten in ihre Räume zurück, da die Leute im Kapitol fast einen Aufstand wegen der Baby-Bombe veranstaltet hätten.
Es war erstaunlich, wie ein einziger Satz solche folgen haben konnte und doch von Snow selbst völlig unbeantwortet blieb.
Nachdem sich jeder umgezogen und frisch gemacht hatte, befanden wir uns alle vier einschließlich Effie im Salon.
Es war bedrückend, da wir alle wussten, das wir morgen, wenn man uns abholte nicht mehr miteinander reden konnten.
Und Effie würden wir vielleicht nie wiedersehen, was dazu führte, das sie immer wieder fast anfing zu weinen.
„Ich habe hier Geschenke, für die Jungs und Sarah" Effie überreichte jedem von uns eine kleine Schachtel und verwirrt öffnete ich sie, zum Vorschein kam ein filigranes, goldenes Armband.
„Was ist das?" Fragte Haymitch als auch er ein wesentlich robuster wirkendes goldarmband hervorzog.
„Euer Erkennungszeichen, weißt du nicht mehr? Haare für mich, Brosche für Katniss, ein goldener Armreif für dich und Sarah und für Peeta das Medaillon, darüber haben wir doch gesprochen" Erklärte sie rührselig.
„Danke Effie" Murmelte Peeta betrübt.
„Wir sind ein Team, oder etwa nicht?" Fragte sie und Katniss nickte.
„Es ist wunderschön, danke Effie" Sagte ich ebenfalls und es war nicht einmal gelogen.
„Und ich bin unheimlich stolz..." Sie drückte Peeta: „Auf meine Sieger" dann drückte sie Katniss: „Unheimlich stolz" Und schließlich mich.
Es war ein komisches Gefühl, ich hatte früher nie geglaubt, Effie jemals so nahe zu stehen wie jetzt, aber die Wahrheit war, das sie mir nicht egal war.
„Ihr seit so..." Sie verlor ihre Sprache, seufzte, verkniff sich ein weinen, dann sprach sie weiter: „Ihr habt so etwas nicht verdient"
„Danke Effie" Sagte nun auch Katniss und Effie schüttelte betrübt den Kopf: „Es tut mir aufrichtig leid"
Dann verließ sie uns, Haymitch hatte sie nicht umarmt, vermutlich wagte sie es nicht, da die beiden sich immer so anzickten, obwohl man deutlich merkte, das sie sich doch auch mochten.
„Danke Haymitch" Meinte nun Peeta und umarmte seinen früheren Mentoren und Freund.
„Sarah, auch dir danke ich sehr" Dann drückte ich Peeta fest an mich, etwas, das ich bisher nie getan hatte und hoffte, das wir das alles überstehen würden.
„Noch ein letzter Rat?" Fragte Katniss.
„Bleibt am Leben" Meinte Haymitch nur mit einem grinsen.
Dann Umarmte Katniss ihn stürmisch und ich könnte schwören, das sie ihm noch etwas zugeflüstert hatte, denn Haymitch nickte und ich hörte noch, wie er flüsterte: „Katniss, wenn du in der Arena bist, denk immer daran, wer der Wahre Feind ist" Dann umarmte sie auch mich zögerlich und verließ mit Peeta den Raum.
Als ich mit Haymitch allein zurück blieb, sah ich ihn eindringlich an: „Sie hat dich an dein versprechen erinnert, habe ich recht?"
„Du durchschaust Dinge ziemlich gut" Meinte er grinsend und ließ sich seufzend auf dem Sofa nieder, ich folgte ihm, blieb jedoch stehen und sah auf ihn herab.
„Bitte Haymitch, egal was du ihr oder Peeta versprochen hast, denk auch an dich da draußen, in Ordnung?" Bat ich ihn und er musterte mich eindringlich.
„Hast du mich nicht ebenfalls um Hilfe gebeten die Beiden da rauszuholen?"
„Ja, aber nie wenn es bedeuten würde, das du dafür dein Leben opferst!" Fuhr ich ihn etwas harsch an.
Dann beruhigte ich mich wieder und sprach mit verzweifelt klingender Stimme: „Verdammt Haymitch, wie lautet dein Plan? Was hast du vor, sag es mir, damit ich weiß, worauf ich achten muss"
Noch immer musterte er mich, ehe er sich erhob und meinte: „Komm, lass uns spazieren gehen"
Ich nickte, lief mit ihm zu den Fahrstühlen, da ich wusste, das man uns draußen nicht belauschte.
Die warme Luft wehte mir ins Gesicht, als wir nach draußen gingen und langsam durch die Straße schlenderten.
Sicher würde ein Friedenswächter irgendwo aufpassen, das wir nicht versuchten zu fliehen, aber sie würden uns wenigstens nicht verstehen.
„Also?" Fing ich an.
„Ich habe mehr als die Hälfte der Tribute in meinen Plan eingeweiht. Sie sind alle bereit mitzumachen" Mehr als die Hälfte? Wann zum Teufel hatte er mit ihnen gesprochen? Beim Training? Bei den Interviews? Wann?
„Der Plan lautet, Peeta zu schützen, darauf zu achten, das ihm nichts passiert" Fuhr er fort und ich blieb verwirrt stehen.
„Wieso Peeta?"
„Er ist der Dreh und Angelpunkt von Katniss, die kleine weiß es noch nicht, aber sie liebt den Jungen, auch wenn sie ihn nicht verdient. Zudem wollte sie das wir ihn retten, also, wenn wir ihn retten, retten wir sie. Wenn er sterben sollte, hat sie keinen Grund mehr weiterzumachen, sie könnte zusammenbrechen, austicken und das Bild der Katniss aus den letzten Spielen zerstören. Wir brauchen sie aber lebend, sie ist der Spotttölpel, das Sinnbild der Revolution, die sich anbahnt. Plutarch weiß bescheid, er wird seine Aufgabe als Oberster Spielemacher erfüllen und uns ein wenig den Rücken decken, aber nur soviel, das es nicht so aussieht, als würde etwas nicht stimmen. Wir müssen es also nur schaffen, das Kraftfeld um die Arena herum zu zerstören, wenn das geschafft ist, holt er uns mit Hilfe eines Hovercrafts heraus. Sicherlich werden einige bei diesem Versuch sterben oder verletzt werden, aber die Sieger waren einverstanden es wenigstens zu versuchen"
Ich nickte verstehend, der Plan war gut, zumindest erschien es mir so, einen anderen hatten wir schließlich nicht.
„Falls der Fall eintritt das Katniss und Peeta allein unterwegs sind, ohne uns, werde ich Finnick mein Armband geben. Effie ist genial, mit so etwas um die Ecke zu kommen. Katniss vertraut ihm nicht, aber wenn sie mein Armband an ihm sieht, wird sie wissen, das ich ihm vertraue"
„Und wenn sie glaubt, er hätte es dir genommen, nachdem er dich angegriffen hat?" Fragte ich.
Er verzog nicht einmal das Gesicht: „Was haben wir zu verlieren Süße? Riskieren wir es"
Ich zögerte noch kurz, doch dann nickte ich und stimmte seinem Plan zu, hoffte, das es klappte und das keiner von uns allein da durch musste.
Auf dem Weg zurück in unsere Etage, hielt Haymitch noch in Etage 4, um Finnick das Armband zu überreichen, dann verabschiedeten wir uns und gingen selbst ins Bett.
Viel schlaf bekam ich nicht, denn das Wissen um einen erneuten Eintritt in die Arena, ließ mich bangen.
Am nächsten Tag ging alles recht schnell, wir wurden abgeholt und in die Hovercrafts verfrachtet, dort wurde jedem von uns ein Aufspürer eingepflanzt und dann wurden wir an den Starträumen abgesetzt.
Mir war eiskalt, trotz der warmen Luft um mich herum, kurz bevor ich den Startraum verließ um mich für die Arena fertig zu machen, ließ ich meinen Blick zu Haymitch gleiten, der einige Meter von mir entfernt stand.
Er schien nicht im geringsten aufgeregt, es war als wäre er die Ruhe selbst.
Als würde er meinen Blick spüren, sah er ebenfalls zu mir, hielt meine Augen gefangen und nickte mir ernst zu, dann ging er auch schon zusammen mit einem Friedenswächter durch die Tür und verschwand aus meiner Sicht.
Auch ich wurde von einem Friedenswächter in meinen Pferch gebracht, da aus Distrikt 12 kein Mentor mehr übrig war, mussten wir mit ihnen vorlieb nehmen.
Ich duschte und band mir das Haar zu einem Pferdeschwanz, dann zog ich die bereitliegende Kleidung an.
Es war ein eng anliegender, blauer Overall, mit hauchdünnem Stoff und Nylonschuhen mit Gummisohlen.
Mir war sofort klar, dass es wieder warm werden würde, da der Stoff wenig Schutz vor kälte oder Nässe bieten würde.
Vielleicht erneut die Wüste oder die Tropen, auf jeden fall hoffte ich das es mehr Wasser zu trinken geben würde als bei meiner letzten Arena.
Als das Signal ertönte, stieg ich auf die Metallplatte, woraufhin sich das Glas davorschob und nach einigen Sekunden fuhr ich wie in einem Aufzug nach oben.
Mein Herz klopfte wie verrückt, Panik machte sich in mir breit, mein Atem beschleunigte sich mit jedem Meter, den der Aufzug nach oben fuhr.
Als die Platte oben ankam, war es wie beim letzten Mal in der Arena, gleißen helles Sonnenlicht blendete mich und ich fuhr mir mit einer Hand schützend vor die Augen, es war heiß und ich war froh über den dünnen Stoff des Overalls.
Die Luft war feucht und schwer, nicht trocken wie in der Wüste, aber dennoch war alles so...gleich.
Als meine Augen sich einigermaßen an die Sonne gewöhnt hatten, sah ich mich um.
Alle Tribute standen noch auf ihren Platten in einem Kreiß um das Füllhorn herum.
Nur schmale Wege aus Steinen, die vom Strand in strahlen zum Füllhorn führten, doch musste man sich erst einmal durch das Wasser um einen herum kämpfen um dorthin zu gelangen, oder zum Wald, der hinter dem Strand begann.
Snow war nicht dumm, in Distrikt 12 hatte man eher selten bis fast gar nicht die Chance Schwimmen zu lernen, vermutlich hoffte er das auch Katniss nicht schwimmen konnte, das Problem jedoch war, das auch ich nicht schwimmen konnte.
Benommen stand ich auf meiner Plattform, blickte geradewegs auf das schaukelnde Wasser unter mir und fragte mich was ich nun tun sollte.
Noch immer leicht panisch und mit stockenden Atem vernahm ich eine Stimme, ich war mit meinen Gedanken weit weg, so das ich erst nicht wusste, das es Claudius Tempelsmith's Stimme war: „Meine Damen und Herren, die fünfundsiebzigsten Hungerspiele sind eröffnet!"
Ich kann nicht klar denken, ich sah mich um, versuchte mich zu orientieren, zu sehen, wo Katniss, Peeta oder auch Haymitch standen, doch fand ich sie nicht.
Die Tribute waren nicht in ihrer üblichen Reihenfolge im Kreis aufgestellt, sondern durcheinandergewürfelt worden, vermutlich, damit Katniss Peeta nicht fand.
Plötzlich ertönte der Gong, kaum ein Tribut zögerte und sprang ins Wasser, sie kämpften sich zu den Steinwegen um zum Füllhorn zu gelangen, nur ich und ein paar versprenkelte blieben zurück.
Mit Zitternden Beinen stand ich da und überschlug die Gedanken in meinem Kopf.
Ich hatte die Wahl hier stehen zu bleiben und eventuell getötet zu werden, oder einfach ins Wasser zu springen in der Hoffnung nicht wie ein Stein unterzugehen.
Das war eine Scheißwahl!
Am Füllhorn trafen die ersten Tribute ein und das Chaos brach aus.
Ich sah Katniss, die einem Mann, wem konnte ich nicht sagen, ins Bein schoss, woraufhin dieser ins Wasser viel.
Ich sah Finnick, der Murthugg mit seinem Dreizack tötete, als dieser Katniss angreifen wollte, ich konnte sehen, wie die Karrieros, Seeder und Cecilia töteten und das war dann der Moment an dem ich mich abwandte.
Ich konnte nicht noch mehr tote in meinem Gedächtnis gebrauchen, sollte ich dies alles heil überstehen.
Plötzlich griff jemand meinen Knöchel und ich schrie auf.
Mir wurde der Boden unter den Füßen weggerissen und ich viel in das kalte Wasser.
Panisch versuchte ich mich wieder nach oben zu strampeln und als ich mit meinem Kopf die Wasseroberfläche durchbrach, schnappte ich nach Luft.
Grob wurde ich an der Schulter gepackt und gegen die schwimmende Plattform hinter mir gedrückt, ich wollte mich wehren, doch hielt ich abrupt inne, als ich das Messer vor meinem Gesicht sah.
Ich erkannte den Mann, der mich bedrohte, es war Grant aus Distrikt 2 und er grinste mich gewinnend an.
Die scharfe Klinge berührte mich an der Wange und ich spürte den Schmerz und dann das Blut das von dem Schnitt herablief.
Schließlich holte er mit dem Messer aus und gerade als er es auf mich herabsausen ließ, holte ich tief Luft und tauchte unter.
Ein lautes „kling" ertönte über dem Wasser und ich wusste, das das Messer gegen die Plattform geprallt war.
Ich konnte nicht schwimmen, also tat ich das einzige das mir einfiel, ich ergriff Grants Beine und zog ihn zu mir herunter.
Unter Wasser packte er grob meine Arme und versuchte sich von mir zu lösen, fuchtelte mit langsamen Bewegungen mit seiner Waffe herum und schnitt mir dabei in den Oberarm, woraufhin ich schmerzhaft zusammenzuckte und ihn losließ, ich brach wieder durch die Wasseroberfläche und schnappte nach Luft.
Ich versuchte klar zu sehen, presste immer wieder die von Salzwasser brennenden Augen zusammen, versuchte Grant auszumachen, doch sah ich ihn nicht.
Dieses mal war ich diejenige, die unter Wasser gezogen wurde, doch blieb ich dort nicht lange, denn schon im nächsten Moment zuckte Grant heftig zusammen und das Wasser um uns herum färbte sich rot.
Geschockt fuhr ich zurück, stieß gegen die Plattform und tauchte auf.
„Komm!" Ich blinzelte und erkannte schließlich Lyme, eine kräftige und große Frau mit diesem unvergesslich schönen Gesicht.
Ruhig schwamm sie vor mir, hielt mir ihre Hand entgegen, welche ich schließlich ergriff.
Sie half mir auf den steinernen Weg und ich erkannte, das sie eine Axt bei sich trug, vermutlich vom Füllhorn und das sie nicht alleine war, denn ich wurde von Haymitch aus dem Wasser gezogen.
„Ich hatte schon befürchtet, wir hätten dich verloren Süße"
Mit riesigen Augen sah ich ihn an und meinte ein wenig vom Schock zitternd: „Ich kann nicht schwimmen"
Er lachte auf: „Das war vermutlich auch der Plan"
„Hier" Lyme übergab das Messer von Grant an Haymitch, welcher es nickend entgegennahm.
Einige andere Tribute stießen zu uns, ich konnte sie alle beim Namen nennen, es waren That und Joan aus 7, Sam aus 6, Filli aus 9,Lex aus 11 und John aus 10.
„Wir sollten machen, das wir hier wegkommen!" Meinte Lex und Haymitch nickte.
Besorgt packte ich ihn am Arm: „Was ist mit Peeta und Katniss?"
Er hielt mich behutsam an den Schultern fest und sprach in ruhiger Stimme: „Die Beiden sind vorhin zusammen mit Finnick und Mags in den Wald gerannt, ich bin mir sicher, es geht ihnen gut"
Ich nickte und ließ mich von ihm antreiben zum Strand zu laufen, von dort rannten wir in den Wald und liefen immer weiter.
„Ich hab schrecklichen Durst" Murmelte Sam hinter mir und Lyme antwortete mit hartem und ernsten Tonfall: „Den haben wir alle. Das Wetter trocknet einen schnell aus, wir sollten zusehen, das wir eine Quelle finden, fließendes Wasser, irgendwas"
Und so liefen wir schon seit Stunden umher und hatten noch immer nichts gefunden.
Es wurde langsam dunkel, die Sonne ging unter, oder zumindest die Illusion von der Sonne.
Die Geräusche der Tiere im Wald waren ziemlich laut und das Blattwerk wurde mit jedem Schritt dichter.
„Die sind wunderschön" Flüsterte Joan ehrfürchtig und betrachtete sich eine riesige gelbe Blüte.
„Ja und vermutlich ebenso giftig, also halte dich lieber von denen fern" Antwortete Haymitch, der noch nicht einmal von meiner Seite gewichen war und immer dicht neben mir lief.
Lyme blieb stehen und wandte sich zu uns um: „Ich vermute das es hier kein Wasser geben wird"
„Dann gibt es vielleicht nur am Füllhorn welches" Meinte John, doch Lyme schüttelte den Kopf: „Nein, am Füllhorn lagen ausschließlich Waffen, keine Nahrung, keine Rucksäcke oder Trinkflaschen"
„Aber das kann doch nicht sein verdammt!" Zischte Lex wütend und schlug gegen einen Baum.
„Es bringt niemanden was, wenn du dich aufregst und dir vermutlich noch deine Hand brichst" Grummelte Sam und Lex hob drohend den Finger und kam auf sie zu: „Ach ja?"
„Beruhigt euch!" Fuhr Lyme unwirsch dazwischen und beide verstummten: „So hat das keinen Sinn, wir sind ein Team, wir sollten uns nicht gegenseitig an die Gurgel gehen"
„Vergesst nicht wer der Wahre Feind ist" Fügte Haymitch hinzu und alle sahen ihn an.
Sam und Lex sahen beschämt zu Boden und schienen ihre erhitzten Gemüter zu beruhigen, während Lyme nur aufseufzte und nickte: „Gut, ich denke hier ist genauso gut wie überall, also sollten wir hier eine Pause machen"
Erschöpft ging ich zu einem Baum und sank an seiner Rinde hinab.
Ich stützte meine Arme auf meine angewinkelten Knie und blickte auf die grobe Erde unter mir.
„Geht es dir gut Süße?" Ohne ihn anzusehen schüttelte ich den Kopf und hörte, wie Haymitch sich neben mir niederließ.
„Angst?" Fragte er nur und ich biss fest die Zähne zusammen: „Auch. Aber das ist es nicht allein"
„Was noch?"
„Ich stand wie angewurzelt da, ich konnte nichts machen. Ich konnte mich nicht einmal selbst retten. Wie soll ich dann das hier schaffen?"
Kurz herrschte stille zwischen uns und dann folgte ein Seufzten, bevor er mir sanft eine Hand auf den Rücken legte und ich überrascht zu ihm sah.
„Du bist stark, das weißt du, das weiß ich. Du wirst es schaffen. Das mit dem Wasser war ein unvorhergesehenes Hindernis, aber auch das hast du gemeistert und du wirst auch alle weiteren packen"
Ich schüttelte den Kopf: „Wie kannst du da so sicher sein?"
Eindringlich sah er mich an und ich fühlte mich plötzlich viel sicherer.
„Ganz einfach, Ich weiß es einfach, zudem bin ich ja bei dir" Grinste er.
Ich lachte auf, wusste, das es ein spaß von ihm war um mich aufzumuntern und doch... und doch war es auch die Wahrheit.
Er war da und er würde auf mich achtgeben, wie ich auf ihn.
Ich war dieses Mal nicht alleine in dieser Arena, ich war bei Haymitch und ich war in einer Gruppe.
„Also, versuch dich ein wenig auszuruhen. Wir brauchen alle unsere kraft" Dann ließ er seine Hand von meinem Rücken gleiten und lehnte sich an den Stamm hinter uns, schloss die Augen und begann ruhig und tief zu atmen, war er tatsächlich schon eingeschlafen?
Auch ich musste eingeschlafen sein, denn als die Hymne von Panem ertönte, fuhr ich erschrocken auf.
Am Himmel waren die Bilder der Gefallenen zu sehen, es waren insgesamt neun.
Zuerst zeigten sie Grant aus Distrikt 2, den Lyme mit ihrer Axt getötet hatte um mich zu retten, dann Murthugg aus 5, welchen wie ich wusste, Finnick umgebracht hatte, dann folgte der Morfixer aus 6, Woof aus 8, der es vermutlich auch nicht einmal von seiner Plattform runtergeschafft hatte, Cecelia ebenfalls aus 8, Amanda und Xavier aus 9, Madissa aus 10 und zum Schluss Seeder aus 11.
„Ziemlich wenig wenn man bedenkt, wie viele wir sind" Meinte Lex und ich sah ihn mit gerunzelter Stirn an.
Meinte er das ernst? Fand er es nicht schlimm, das unsere Mittribute starben? Wenn er bei uns in der Gruppe war, dann musste er doch von Haymitch's Plan wissen, wie konnte er dann nur so reden?
„Man könnte fast glauben, dass es dich freut?" Fillie sah Lex mit wütend verzogenen Gesicht an.
Lex nickte mit einem auflachen: „Natürlich freut es mich, Jeder von denen der stirbt, erlaubt es mir, weiterzuleben. Aber ich vergaß, da waren deine Leute bei, stimmts?"
Fillis Brust hob und senkte sich rasch, sie schien drauf und dran aufzuspringen und Lex an die Gurgel zu gehen.
„Amanda und Xavier waren gute Menschen, sie haben es nicht verdient so zu sterben!"
Lex öffnete belustigt den Mund um etwas zu erwidern, doch fuhr ihm Lyme dazwischen: „Niemand verdient das! Aber nun kriegt euch mal wieder ein!"
Unsicher, was ich von dieser Gruppe halten sollte, wandte ich mich zu Haymitch: „Dieser Lex scheint ein Unsicherheitsfaktor zu sein. Er sucht mit jedem streit"
Haymitch nickte ernst: „Ja, so ist er. Hat schon immer gern die direkte Konfrontation gesucht. Aber ich stimme dir zu, auf Dauer, wird er zum Problem"
Plötzlich ertönten Schreie und alle horchten auf.
„Was war das?" Hauchte Sam unsicher und Lyme gebot ihr mit einem Handzeichen zu schweigen.
Weiter Schreie folgten, aber sie waren zu leise, was bedeutete, das sie zu weit entfernt waren und wir uns keine Sorgen machen mussten, zumindest vorerst.
Allerdings machte ich mir Sorgen, Peeta und Katniss waren da draußen und auch Johanna, Blight und Finnick.
Wer hätte gedacht das die Anderen drei mir ebenso wichtig werden würden wie Peeta und Katniss?
Aber die Wahrheit war, das sie in der Zeit des Trainings gute Freunde von mir wurden, vor allem Johanna.
„Sie scheinen weit entfernt, ruht euch noch etwas aus. Morgen sollten wir alle fit sein und weiter nach Wasser suchen" Meinte Lyme und setzte sich wieder auf einen umgefallenen Baumstamm und hielt wache.
„Willst du mich verarschen? Ich dache es gibt hier kein Wasser!" Fuhr Lex sie an und stand auf.
Wütend und bedrohlich ging er auf sie zu, doch Lyme stand nur gelangweilt und mit einer erhobenen Augenbraue wieder auf, hielt die Axt so, das er sie deutlich sehen konnte und Lex stoppte.
Er verzog das Gesicht, als wöge er ab, was er tun sollte, doch dann entschied er sich dazu sich wieder hinzusetzten und ruhe zu geben.
„Noch jemand was einzuwenden?" Fragte Lyme bedrohlich, alle schwiegen.
„Gut" Daraufhin ließ sie sich erneut nieder und sah grimmig vor sich hin.
„Sie kann ziemlich angsteinflößend sein, oder?" Fragte Haymitch neben mir und ich nickte.
Erneut lehnte ich mich zurück an den Baum und versuchte noch etwas ruhe zu bekommen, doch viel es mir ziemlich schwer, da die Schreie einfach nicht verstummten.
Im Laufe des Abend fügten sich auch noch die Geräusche von Affen in das Geschreie ein und ich wusste, das ich keinen Schlaf mehr bekommen würde, also setzte ich mich auf, sah mich um und ging schließlich zu Lyme und setzte mich zu ihr.
Nach einer Weile sprach sie: „Kannst du nicht mehr schlafen?"
Ich schüttelte den Kopf: „Nein. Zu viel Aufregung, zu viel von allem"
„Die Schreie sind verstummt, es sind zwei Kanonenschüsse ertönt" Erklärte sie und ich stellte erstaunt fest, das sie recht hatte, die Schreie und auch die Geräusche der Affen waren verstummt.
„Was glaubst du, wen es getroffen hat?" Fragte ich sie.
„Ich weiß es nicht, hoffen wir des es nicht die sind, bei denen wir es fürchten. Aber morgen Abend werden wir es erfahren, sollten wir dann noch leben"
„Wir brauchen dringend etwas Wasser" Murmelte ich und Lyme nickte.
„Du glaubst selber nicht, das wir welches finden werden, oder?" Fragte ich.
„Nein, wie ich schon vorhin sagte, am Füllhorn war nichts und wir sind Stundenlang gelaufen und haben nicht eine Quelle oder einen Bach gesehen. Das einzige Wasser ist das Salzige Zeug um das Füllhorn herum" Meinte sie.
Ich nickte und überlegte, sah dabei auf eine kleine lila Blume und schließlich kam mir eine Idee.
„Blumen... Im Überlebenstraining hatten wir auch die Suche nach Wasser und da wurde gesagt, das manche Blumen in ihren Wurzeln Wasser speichern" Ich hockte mich hin und begann die Pflanze auszugraben.
„Wer hätte Gedacht das du so gut mitdenkst?" Lachte Lyme auf und begann mir zu helfen.
Als wir die Pflanze samt Wurzel ausgegraben hatten, schnitt Lyme sie mit ihrer Axt leicht an, doch zerfiel die Wurzel sofort zu Sand.
Verwirrt runzelte ich die Stirn.
„Ein Trick von den Spielemachern. Hier werden wir auch kein Wasser finden" Lyme richtete sich wieder auf und verzweifelt blickte ich auf den Sand vor mir, versuchte mich innerlich zu beruhigen, doch viel es mir sichtlich schwer, am liebsten würde ich irgendwas um mich schmeißen, schreien oder... keine Ahnung.
„Hörst du das?" Fragte Sie mich und ich richtete mich langsam auf, lauschte.
„Das klingt wie..." überrascht sahen wir uns an: „Ein Geschenk" Murmelten wir beide gleichzeitig und sahen uns in der Dunkelheit nach einem kleinen Fallschirm um.
„Da" Ich zeigte auf das kleine Ding, es hing in einem Ast am Baum fest.
Lyme griff danach und öffnete es.
„Was ist das?" Verwirrt drehte sie ein kleines metallisches Teil mit mehreren Löchern in der Hand.
Ich griff nach dem Zettel, der dabei lag und darauf stand: „Ihr braucht Wasser, holt es euch"
Darunter stand nur, das es ein Geschenk aus Distrikt 2 war.
„Das ist für dich, es ist von deinen Leuten. Die scheinen dich echt zu mögen" Gab ich von mir und überreichte ihr den Zettel.
Mit gerunzelter Stirn starrte sie auf das Stückchen Papier und dann wieder auf das metallische Ding in ihrer Hand.
„Und wie benutzt man es?" Fragte sie mich und ich sah sie überrascht an, ich hatte gehofft, da es ein Geschenk von ihrer Leuten war, das sie es wüsste, aber anscheinend lag ich da falsch.
„Das ist ein Zapfen" Gab Lex von sich und ich schrak zurück, da er so plötzlich neben mir stand.
„Gib mal her" Lyme reichte Lex zögerlich den Zapfen und dieser trat an einen Baum, hielt ein Ende davon gegen die Rinde und schlug das Andere davon mit einem Stein, bis es durch die Rinde brach und steckenblieb.
„Und nun?" Fragte Lyme und trat näher.
„Einen Moment" Murmelte Lex und dann ganz plötzlich tröpfelte Wasser in feinen Rinnsalen aus einer der Öffnungen am Zapfen heraus.
„Dann war deine Überlegung nicht ganz abwegig" Meinte Lyme zu mir und ich grinste.
„Haymitch!" Rief ich und trat zu ihm.
Grummelnd wurde er wach und sah mich an: „Ist was passiert Süße?"
„Wir haben Wasser, komm!"
Einer nach dem Anderen trank bereits und dann durfte ich schließlich ran, als die lauwarme Flüssigkeit meinen Mund berührte, seufzte ich erleichtert auf und trank gierig.
Auch Haymitch trank in vollen Zügen, als jeder dran war und der Zapfen schließlich kein Wasser mehr laufen ließ, waren alle erst einmal zufrieden und ich hoffte, das nun auch die Gemüter etwas gemildert wurden.
Ein Schlurfendes Geräusch hinter uns weckte meine Aufmerksamkeit und ich drehte mich um, sah jedoch nichts.
Ich behielt meine Umgebung fest im Auge, aber noch immer konnte ich nichts sehen, allerdings war das Geräusch noch immer zu hören.
„Was ist das?" Fragte Joan und stellte sich neben mich
„Ich habe keine Ahnung"
Plötzlich erklang links von mir ein Schrei und ich sah, wie That von einer Art Ranke umgeworfen und am Bein gepackt wurde.
„Helft mir!" Schrie er, doch riss die Ranke ihn schon von uns fort in die Dunkelheit.
„Scheiße, was war das?" Fragte Lex.
Ein Kanonenschuss ertönte und ich wusste, That war nicht mehr zu helfen.
„Leute, seht mal da" Sam deutete auf die Pflanzen und nun sah ich es auch, überall um uns herum, schien es als würden die Blumen näher heranrücken, als würden ihre Ranken und ihre Blätter sich bewegen.
„Wir sollten hier schleunigst verschwinden" Sprach Lex und rannte los, niemand von uns ließ es sich zweimal sagen, alle rannten wir ohne wirkliches Ziel los und hofften diesem Wahnsinn zu entkommen.
Ranken schlugen um sich, griffen nach uns, einige der kleineren Blüten schoss mit giftigen Pfeilen und erwischte dabei Joan, welche einfach nur umfiel und liegenblieb.
Kein Kanonenschuss ertönte und ich blieb stehen, sah mich nach ihr um, hörte ihr röcheln und nach Luft schnappen.
„Joan!" Schnell lief ich zurück, versuchte ihr zu helfen, als auch schon eine Ranke nach ihr griff, sie einwickelte wie eine Schlange und schließlich in eine riesige gelbe Blume hineinschob, welche Joan dann zerdrückte.
Geschockt sah ich mit an, wie das Blut in alle Richtungen spritzte, wie sie noch einen spitzen schrei ausstieß, ehe sie vollends verstummte und ein Kanonenschuss ertönte.
„Sarah, verdammt!" Haymitch griff hinter mir nach meinem Arm und zog mich mit, gerade noch rechtzeitig, den eine der Ranken am Boden wollte sich gerade um mein Bein schlingen.
Alle rannten wir, bis wir nicht mehr konnten und noch weiter.
Es war eine Tortur, die Wärme, das wenige Trinken, der Hunger die Erschöpfung, der Verlust, all das machte es uns nicht leicht, doch gab keiner auf wir rannten einfach weiter, bin Lyme stehenblieb und sagte: „Seht doch, es scheint als können sie hier nicht durch"
Überrascht blieben Haymitch und ich ebenfalls stehen und sahen uns an was sie meinte.
Es stimmte, es war, als würden die Pflanzen gegen ein unsichtbares Kraftfeld stoßen, durch das sie nicht durchkamen.
„Verdammt, was war das?" Fragte Lex und ich versuchte mein heftig schlagendes Herz zu beruhigen und meinen Atem wieder zu normalisieren.
„Ein Trick von den Spielemachern, wir sollten weiter" Sagte Lyme und steckte sich den Zapfen, den sie noch aus dem Baum gezogen hatte in ihre Kleidung.
„Komm" Haymitch legte sanft eine Hand auf meinen Rücken und deutete mir so mich zu bewegen.
Das hier war eindeutig die beschissenste Arena aller Zeiten!
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The Hunger Games-Sarah Riley and her life as a tribut
RomanceDas Kapitol hatte Sarah Riley mit ihrem Eintritt als Tribut in die 68. Hungerspiele alles genommen. Sie war allein und musste versuchen in der Arena gegen dreiundzwanzig andere Tribute zu bestehen, nicht einmal ihr Mentor Haymitch war eine große Hil...