Wenn wir brennen, brennt Ihr mit!

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Als ich in das Ankleidezimmer trat, sah ich gerade noch, wie Beetee Katniss mit der Rüstung half, die Cinna für sie entworfen hatte.
Cinna hatte allem Anschein noch vor seinem Tot einige Entwürfe angefertigt und hatte diese durch Plutarch an Katniss weiterreichen lassen, allerdings nur, wenn sie sich freiwillig entschließt der Spotttölpel zu sein.
Es waren Rüstungen und auch Kostüme für die Popos dabei, allem Anschein nach hatte Cinna viel früher als wir gewusst, worauf das alles hinauslief.
Katniss hatte einen Helm aus gewebtem Metall auf, der den Kopf eng umschloss und so geschmeidig war, das sie ihn wie eine Stoffkapuze zurückstreifen konnte.
Eine Weste als zusätzlichen Schutz über den Lebenswichtigen Organen, ein kleinen weißes Headset, einer Gasmaske am Gürtel und schließlich ihrem Köcher, mit drei verschiedenen Fächern für ihre neuen Pfeile auf dem Rücken.
„Denk dran, rechte Seite Feuer. Linke Seite, Sprengstoff. Mitte, normal. Ich glaube nicht das du sie brauchen wirst, aber sicher ist sicher"
Dann wandte Beetee sich mir zu, zeigte mir meine Rüstung, die ein wenig abgespeckter war als die von Katniss, war ich doch entbehrlich für die Revolution und reichte mir meinen neuen Speer, den ich fest umschlang und dann in seiner zusammengeschobenen Version an meinem Gürtel befestigte.
Plötzlich öffnete sich die Tür und Boggs erschien, brachte uns zu den Flugzeugen, wo wir auf Finnick trafen.
„Katniss, Sarah, die lassen mich nicht mit! Es geht mir gut, hab ich gesagt, aber sie wollen mich nicht im Hovercraft mitfliegen lassen!"
Ich musterte Finnick, seine nackten Beine, die zwischen Bademantel und Schlappen hervorschauten, sein wirres Haar, die Schnur mit dem Knoten zwischen den Fingern, der wilde Blick, und mir wurde mit einem Mal bewusst, wie sehr Finnick unter Annies Gefangenschaft vom Kapitol litt.
Katniss schien ihn ebenfalls zu mustern und schlug sich dann die Hand gegen die Stirn, als wäre ihr grad etwas eingefallen: „Fast hätte ich es vergessen! Blöde Gehirnerschütterung, aber auch. Ich sollte dir von Beetee ausrichten, das du dich bei den Geheimwaffen melden sollst. Er hat einen neuen Dreizack für dich entwickelt"
Bei dem Wort Dreizack, kam der alte Finnick zum Vorschein und ich musste mir ein schmunzeln verkneifen, weil Katniss ihn offensichtlich von der Mission ablenken wollte.
„Echt? Inwiefern neu?"
„Ich weiß es nicht. Aber wenn es so was ist wie mein Pfeil und Bogen, oder Sarah's Speer, dann wirst du begeistert sein. Allerdings musst du erst damit trainieren"
„Stimmt. Natürlich. Dann schaue ich mal besser gleich unten bei Beetee vorbei" Sagte er und bevor er gehen konnte, hielt ich ihn auf und rief: „Finnick, wie wär's mit einer Hose?"
Er sah an seinen Beinen herab, als würde er seinen Aufzug erst jetzt bemerken, dann riss er sich den Bademantel vom Leib und stand nur noch in Unterhose da, was mich überrascht blinzeln ließ.
„Wieso? Findest du das hier" Er warf sich in eine alberne Pose: „Etwa zu aufreizend?"
Katniss und ich begannen zu lachen, es tat gut mal wieder spaß zu haben und es tat gut den alten Finnick mal wieder zu erleben, ich konnte nur hoffen, das dies nun anhalten würde.
„Ich bin auch nur ein Mensch, Odair" Kommentierte Katniss, ehe sie mit mir in den Aufzug stieg und er sich auf den Weg zu Beetee machte.
„Tut uns leid Boggs" Meinte Sie zu dem Mann neben uns und er zuckte die Schultern: „Kein Problem. Ich denke, ihr habt das ganz gut hingekriegt. Jedenfalls besser, als wenn ich ihn verhaftet hätte"
„Ja" Sagte sie und ich warf den Beiden einen schnellen Blick zu und schwieg.
Der Fahrstuhl fuhr eine Weile nach oben, ehe er mit einem klick, seitwärts fuhr.
Bloggs erklärte uns, das es im Distrikt viele Verzweigungen gäbe und es so besser ist wenn die Fahrstühle auch seitwärts fahren, denn nur so käme man am schnellsten an den gewünschten Zielort.
Als wir am Hangar ankamen, staunte ich nicht schlecht, als ich die vielen Hovercrafts sah.
„Wow, habt ihr die alle noch aus der ersten Revolution?" Fragte Katniss und Bloggs sah sie an: „Manche haben wir selbst gebaut. Andere gehörten zur Luftwaffe des Kapitols. Aber die wurden natürlich auf den neuesten Stand gebracht"
Ich verzog mein Gesicht: „Und obwohl ihr die alle hattet, habt ihr die anderen Distrikte schutzlos dem Kapitol überlassen?" Ich war gereizt, das hörte man meiner Stimme auch an, erneut war der Hass gegen Distrikt 13 aufgeflammt.
„So einfach ist das nicht" Erklärte er mir: „Bis vor kurzem waren wir nicht in der Lage zurückzuschlagen. Wir hatten selbst Mühe zu überleben. Nachdem wir die Leute des Kapitols gestürzt und hingerichtet hatten, wusste gerade mal eine Handvoll von uns, wie man die Dinger fliegt. Wir hätten Atomraketen auf sie abfeuern können, das ja. Aber da stellt sich natürlich immer die Frage: Wenn wir einen Atomkrieg gegen das Kapitol anzetteln, würde es danach überhaupt noch Menschen geben?"
„Jetzt redest du schon fast wie Peeta. Und den habt ihr einen Verräter genannt" Erwiderte Katniss.
„Weil er einen Waffenstillstand gefordert hat" Sagte Boggs.
„Wie du vielleicht bemerkt hast, hat keine der Seiten Atomwaffen abgefeuert. Wir erledigen die Sache auf die altmodische Art. Da geht's rein, Soldaten Everdeen und Riley" Er deutete auf eins der kleineren Hovercrafts und ich war nicht böse mich endlich von ihm verabschieden zu können und ging vor.
Ich stieg die Stufen hinauf und lief an dem Kamerateam vorbei, die überließ ich am besten Katniss.
Die anderen die ich von unserem Team sah, die aber hier im Hovercraft bleiben würden, trugen ausschließlich dunkelgraue Militäroveralls, einschließlich Haymitch, obwohl ihm der Kragen offensichtlich unbequem war, denn er fummelte andauernd daran herum.
Ich hätte ihm sehr gerne irgendetwas gesagt, oder wäre zu ihm gegangen, doch gab es dafür keinen Grund, zumindest keinen, der mit der Mission zu tun hatte.
Ich sah Fulvia, die aufgebracht zu Katniss lief, als diese ebenfalls einstieg.
Und Gale, der nun von Fulvia herangezogen wurde und ich hörte nur so etwas wie: Es gibt nur wenige die mit einem Kameragesicht geboren wurden, so wie er.
Ich schüttelte den Kopf, wenn sie sonst weiter keine Probleme hatte.
Aus den Lautsprechern kam die Warnung, das wir gleich starten würden und ich setzte mich auf einen Platz und schnallte mich an.
Ich hatte mir allem Anschein nach den Falschen Platz ausgesucht, denn ich saß nun gegenüber von Haymitch, der mich nun unergründlich und mit festem Blick musterte.
Mir war dieser Blick unangenehm und ich wandte mein Gesicht ab, wusste jedoch nicht wie lange ich dem Drang wiederstehen konnte, nicht immer mal wieder zu ihm herüber zu schielen.
Eine Art Aufzug hebt das Fluggerät an die Oberfläche, dann befanden wir uns mitten auf einem Feld und das Hovercraft hob ab, tauchte in die Wolken ein und zwang mich mit meinen Gedanken allein zu sein.
„Was erwartet uns eigentlich in Distrikt 8?" Fragte Katniss in die plötzliche Stille hinein und ich sah nun ebenfalls wieder in die Runde, mich interessierte es schließlich auch was auf uns zukommen würde, immerhin wurden wie noch nicht wirklich auf den Aktuellsten Stand gebracht, was die Revolution betraf, auch wenn wir nun schon einen Monat in 13 waren, war es als ob Coin uns nicht vertrauen würde, oder zumindest zutrauen würde uns zu beteiligen.
Plutarch erhob die Stimme und versuchte es uns in einfachen Worten zu erklären: „Sämtliche Distrikte befinden sich im Kriegszustand mit dem Kapitol, bis auf Distrikt 2, dessen Bewohner trotz der Teilnahme an den Hungerspielen seit jeher ein positives Verhältnis zu unseren Feinden gehabt haben. Sie hatten mehr zu essen und besser Lebensbedingungen. Nach den Dunklen Tagen und der vermeintlichen Zerstörung von Distrikt 13 wurde Distrikt 2 zur neuen Waffenschmiede des Kapitols. Offiziell wurde es als Heimat der nationalen Steinbrüche präsentiert, so wie Distrikt 13 für Granitförderung stand. In Distrikt 2 werden nicht nur Waffen produziert, er stellt auch viele Friedenswächter und bildet sie aus"
„Ich dachte immer alle Friedenswächter kämen aus dem Kapitol, das heißt einige sind auch in 2 geboren?" Fragte Katniss und Plutarch nickte.
„Das sollst du auch denken. Viele stammen ja auch von dort. Aber das Kapitol hat gar nicht so viele Einwohner um solch eine starke Streitmacht zu unterhalten. Außerdem haben sie Probleme, genügend Leute zu finden, die im Kapitol aufgewachsen und trotzdem bereit sind, ein ödes Leben voller Entbehrungen in den Distrikten auf sich zu nehmen. Sie müssen sich bei den Friedenswächtern auf 20 Jahre verpflichten und dürfen weder Heiraten noch Kinder zeugen. Manche sehen darin eine Ehre, andere willigen ein, um einer Bestrafung zu entgehen. Wer zu den Friedenswächtern geht, dem werden zum Beispiel die Schulden erlassen. Im Kapitol versinken viele in ihren Schulden, aber nicht alle eignen sich für den Militärdienst. Um zusätzliche Truppen anzuwerben, greifen wir deshalb auf Distrikt 2 zurück. Der dortigen Bevölkerung, bietet sich so ein Weg, der Armut und dem Leben in den Steinbrüchen zu entkommen. Sie wachsen mit einer kriegerischen Mentalität auf. Du hast ja gesehen, wie sich die Kinder darum reißen, Tribut zu werden"
Unwillkürlich dachte ich an all die Karriero Tribute, ich hatte ihren Eifer und ihre Mordlust gesehen und doch erstaunte es mich immer wieder aufs Neue.
„Die anderen Distrikte stehen aber auf unserer Seite?" Fragte ich in die Stille hinein und erneut spürte ich Haymitch's Blick auf mir, vermied es aber ihn anzusehen.
„Ja" Meinte Plutarch: „Unser Ziel ist es, die Distrikte einen nach dem anderen einzunehmen, zuletzt Distrikt 2 und das Kapitol auf diese Weise zu schwächen. Wenn dies der Fall ist, beginnen wir mit dem Einmarsch. Das wird eine ganz neue Herausforderung werden. Aber wenn es erst einmal so weit ist, werden wir diesen Schritt gehen"
„Und wenn wir gewinnen? Wer bildet dann die Regierung?" Fragte Gale.
„Alle" Antwortete Plutarch ohne umschweife, doch konnte ich mir nicht wirklich vorstellen, das dies möglich war.
„Wir werden eine Republik gründen, in der die Einwohner jedes Distrikts einschließlich des Kapitols ihre eigenen Vertreter wählen können, damit diese in der Zentralregierung für sie sprechen. Schau nicht so skeptisch! Das hat es früher auch gegeben" Meinte Plutarch zu Gale, der wie ich feststellen musste wirklich skeptisch aussah.
„In Büchern" Kommentierte Haymitch.
„In Geschichtsbüchern" Erwiderte Plutarch: „Und wenn unsere Vorfahren das konnten, dann können wir das auch"
Unsere Vorfahren hatten ebenso Kriege geführt wie wir und sie hinterließen uns einen zerstörten Planeten, wollten wir wirklich sie als Grundlage nehmen, oder gar als Vorbild?
„Was wenn wir verlieren?" Fragte Katniss.
„Wenn wir verlieren?" Wiederholte Plutarch und sah durch eines der Fenster in die Wolken hinein, ein sarkastisches Lächeln umspielte seine Lippen: „Dann dürften die nächsten Hungerspiele ziemlich unvergesslich werden. Apropos..." Er holte ein Fläschchen aus seiner Jacke, schüttelte ein paar lila Pillen in seine Handfläche und reichte sie uns: „Wir haben sie Nachtriegel genannt, dir zu Ehren Katniss. Im Interesse der Rebellen können wir es uns jetzt nicht mehr leiten, das einer von uns in Gefangenschaft gerät. Aber es ist völlig schmerzlos, das verspreche ich"
Ich nahm eine Pille und betrachtete sie.
Es war ein Komisches Gefühl so etwas bei sich tragen zu müssen und zu wissen, das es dazu diente sie zu nehmen, sollte man gefangen werden.
Erneut vernahm ich Haymitch's stechenden Blick und dieses Mal erwiderte ich ihn.
Fest sah er mir in die Augen, als wolle er prüfen, das ich die Pille nicht jetzt einfach schluckte und mich davonstahl, doch so etwas würde ich nie tun, wenn ich sterben musste, dann würde ich wenigstens kämpfend untergehen.
Plutarch sagte uns, das wir die Pillen in eine kleine Tasche an unserer linken Schulter tun sollten, vorn am Ärmelansatz.
Die Tasche war winzig und würde nicht auffallen, selbst mit gefesselten Händen konnte man sich nach vorne beugen und die Tasche mit den Zähnen aufreißen.
Da ich wusste, das die Kleidung von Cinna entworfen worden war, kam ich nicht umhin zu staunen, was dieser Mann nicht alles schon im voraus durchdacht hatte.

Wir landeten mit einem kurzen Schlenker abwärts in den Außenbezirken von Distrikt 8.
Als sich die Tür öffnete und eine Rampe ausließ, stiegen Gale, Boggs, Katniss, zwei weitere Soldaten und ich aus, ebenso das Kamerateam.
Sobald der letzte ausgestiegen war, schloss sich die Tür wieder, nachdem die Rampe wieder reingeholt wurde und das Hovercraft hob ab.
Das Kamerateam bestand aus zwei Kameraleuten aus dem Kapitol, ihre stämmigen Körper wurden von den tragbaren Kameras eingeschlossen wie bei einem Panzer, Crassida, die Regisseurin, mit ihren grünen Rankentattoos auf dem Kahl rasierten Schädel und Messalla, ihren Assistenten, ein schlanker junger Mann mit mehreren Reihen Ohrringen und einem Zungenpiercing in Form einer murmelgroßen silbernen Kugel.
Boggs scheuchte uns von der Straße runter, hin zu einer Ansammlung von Lagerhäusern.
Kurz darauf landete ein weiteres Hovercraft, das Kisten mit Arzneimitteln sowie ein sechsköpfiges Ärzteteam absetzte.
Wir folgen Boggs in eine Gasse zwischen zwei düsteren grauen Lagerhäusern, deren verschrammte Metallwände nur ab und zu von Leitern unterbrochen wurden, die auf Dach führten.
Als wir an der nächsten Straße wieder herauskamen, war es als hätten wir eine andere Welt betreten.
Die Verletzten von den Bombardierung von heute Morgen, werden herbeigebracht.
Auf selbstgemachten Tragen, auf Schubkarren, auf Leiterwagen, gestützt auf Schultern, von Armen gehalten, Blutend, verstümmelt, bewusstlos.
Sie wurden von verzweifelten Menschen zu einem Lagerhaus getrieben, über das nur notdürftig ein rotes Kreuz angebracht worden war.
Eine Szene wie diese kannte ich nur aus unserem Distrikt, als das Mienenunglück war und nur wenige verletzt wieder herauskamen.
Damals hatte ich so jung wie ich war, wie erstarrt dagestanden und zuerst nicht begriffen was geschehen war, doch dieses Mal war es anders, ich hatte schon zu viel gesehen, um jetzt noch zu erstarren, auch wenn mich dieses Leid und die vielen Verletzten schon schockierten.
„Das wird nicht funktionieren, hier wird das nichts" Hörte ich Katniss sagen und drehte mich zu ihr herum, sah den panischen Ausdruck in ihrem Gesicht und verstand sofort.
Sie hatte mit zerbombten Häusern und anderen Gebäuden gerechnet, stattdessen wurde sie mit zerstörten Körpern konfrontiert.
„Du machst das schon" Hörte ich mich wie von selbst sagen und trat auf sie zu, berührte sie an der Schulter und sah sie eindringlich an.
„Sie sollen dich nur sehen, damit hilfst du ihnen vermutlich mehr als irgendein Arzt auf der Welt" Ihr Blick war noch immer leicht panisch, doch schien es als würde sie sich ein wenig beruhigen und nickte.
Eine Frau kam auf uns zu, ihre dunkelbraunen Augen waren vor Erschöpfung geschwollen, sie roch nach Metall und Schweiß. Der Verband den sie um den Hals trug war völlig verdreckt und hätte vermutlich schon vor einiger Zeit gewechselt werden müssen.
Sie trug ein Maschinengewehr bei sich und rückte es gerade zurecht, als Boggs sagte: „Das ist Commander Paylor aus Distrikt 8. Commander, darf ich Ihnen Soldat Katniss Everdenn vorstellen?"
„Ich weiß wer das ist" Ihre Stimme klang gebieterisch, was zeigte, das sie wohl nicht umsonst diesen Posten hatte.
„Du lebst also" Meinte sie zu Katniss und musterte sie von oben bis unten: „Wir waren uns nicht ganz sicher"
„Ich bin mir selbst noch nicht ganz sicher" Meinte Katniss.
„Krankenstation" Boggs tippte sich an den Kopf: „Üble Gehirnerschütterung" Meinte er und senkte daraufhin die Stimme: „Fehlgeburt. Aber sie wollte unbedingt herkommen und eure Verwundeten sehen"
„Na davon haben wir mehr als genug" Meinte Paylor.
„Haltet ihr das für eine gute Idee? All eure Verwundeten auf einen Haufen?" Fragte Gale und sah sich im Lazarette stirnrunzelnd um.
„Auf jeden fall besser als sie sterben zu lassen, denke ich" Meinte Paylor hart.
„Das habe ich nicht gemeint" Versuchte Gale zu erklären, doch Paylor wank ab.
„Im Moment ist das die einzige Alternative die wir haben, Aber wenn ihr eine andere Idee habt und Coin damit einverstanden ist- bin ich ganz Ohr" Paylor wank Katniss herein: „Tritt ein Spotttölpel. Und bring doch deine Freunde mit"
Katniss sah uns einen Moment lang verdutzt an und betrat dann dicht gefolgt von uns das Lazarette.
Als ich eintrat, erblickte ich als erstes einen schweren Industrievorhang, der eine ganze Seite des Lazarettes abtrennte und hinter dem Seite an Seite leblose Körper lagen.
„Etwas westlich von hier, haben wir ein Massengrab ausgehoben. Aber ich habe im Moment nicht genug Leute um sie rüberzuschaffen"
Als wir weiterliefen, wurde ich regelrecht erschlagen vom Geruch schmutziger Laken, verfaultem Fleisches und Erbrochenem, der von der Hitze im Lagerhaus ins unermessliche gesteigert wurde.
Die Luken im Metalldach waren zwar geöffnet, vermochten es aber nicht den Dunst zu vertreiben.
Das Sonnenlicht von oben war die einzige Lichtquelle im Raum und in diesem Zwielicht, lagen reihe um reihe Verletzte auf Feldbetten, Strohsäcken und auf dem Boden.
Es war so voll, das nirgends ein Platz war, das Summen der Fliegen, das Stöhnen der Menschen und das Schluchzen der Angehörigen waren die einzigen Geräusche.
Ich spürte den Schweiß, der meinen Rücken hinablief und versuchte so gut es ging durch den Mund zu atmen, damit ich den Gestank nicht all zu sehr wahrnahm und eventuell ebenfalls brechen musste.
Katniss, die zuvor Gales Hand ergriffen hatte wie eine ertrinkende, ließ diese nun wieder los und ging weiter ins Lazarett hinein.
Katniss kam nicht weit, schon nach wenigen schritten, wurde sie an der Hand gefasst und von einer Frau aufgehalten, die sie erkannt hatte.
Sie war so erstaunt das Katniss noch am Leben war, doch war sie auch überglücklich.
Hoffnung spiegelte sich in ihren Augen wieder, das war für mich unverkennbar.
Schon nach wenigen Augenblicken, wurde Katniss Name weitergetragen und erfüllte das Lazarett.
Jeder wollte das Mädchen das in Flammen stand sehen, den Spotttölpel, das Symbol der Revolution, das Mädchen, das sie alle erretten sollte.
Doch die traurige Wahrheit war, das niemand diese Menschen erretten konnte, nicht mehr.
Denn auch mit den Wenigen Arzneien und Ärzten die wir mitgebracht hatten, würden viele von ihnen nicht überleben.
Ich lief in einigem Abstand hinter Katniss und den Anderen her, welche immer wieder Hände drücke und stehen blieb um mit den Menschen zu sprechen, alles natürlich festgehalten durch die Kameras.
Ich konnte nur hoffen, das diese Bilder, auch den Menschen in den Anderen Distrikten Hoffnung würde geben können.
Als Katniss einmal durch das gesamte Lazarett gelaufen war, blieb sie noch einmal stehen, stieg auf einen Tisch und winkte den Menschen zum abschied zu und da sah ich es.
Ich sah die Erkenntnis in ihren Augen.
Endlich schien sie begriffen zu haben, was sie besaß, nämlich Macht.
Eine Macht die Snow schon erkannt hatte, als sie die Beeren in die Kamera gehalten hatte, eine Macht die ihm solche angst bereitet hatte, das er das alles erst in ganz gesetzt hatte.
Als wir wider draußen waren, lehnte sie sich an die Wand des Lazaretts und Atmete durch.
Ich reichte ihr eine Wasserflasche und sie trank gierig.
„Das hast du gut gemacht" Meinte ich zu ihr und sie sah mich dankend an.
„Das Material ist Top" Meinte Cressida und kam freudestrahlend auf uns zu.
„Sieht es in allen Distrikten so aus?" Fragte ich Bloggs und er nickte ernst: „Ja, die meisten wurden angegriffen. Wir versuchen wo immer es geht Hilfe zu schicken, aber es reicht nicht"
„Verschwindet da, sofort, ein Bomber ist im Anflug!" Hörte ich plötzlich Haymitch's Stimme in meinem Headset und fuhr erschrocken zusammen.
„Zum Landeplatz, sofort" Meinte Boggs und half Katniss auf.
„Gibt es ein Problem?" Ich runzelte die Stirn, funktionierte ihr Headset nicht?
„Bomber in Anflug" Boggs griff nach Katniss Helm und stülpte ihr diesen über.
„Schnell weg hier!"
Wir rannten an der Vorderseite des Lagerhauses entlang zu der Gasse, aus der wir gekommen waren und ich sah immer wieder in den Himmel hinauf, konnte jedoch nichts entdecken außer wolkenloses Blau.
Plötzlich begannen die Sirenen zu heulen und innerhalb von Sekunden, erschien über uns eine V-Formation von Hoverplanes aus dem Kapitol.
Bomben fallen.
Die Druckwelle riss uns allen den Boden unter den Füßen weg und ich wurde gegen die Wand des Lagerhauses geschleudert.
Ich verspürte einen brennenden Schmerz im Rücken und zog scharf die Luft ein.
Ich sah, wie Boggs Katniss, die sich gerade wieder aufrappeln wollte, wieder zu Boden warf und ihren Körper mit seinem abschirmte und duckte mich ebenfalls.
Bombe um Bombe fiel hernieder und explodierte, bis ich das Gefühl hatte, der Boden unter mir würde aufbrechen und mich verschlucken.
„Hört zu, solange die Bombardierung anhält, können wir nicht landen, aber sie dürfen Katniss unter keinen umständen entdecken!" Erklärte Haymitch.
„Ein paar Gebäude weiter, steht ein hellblaues Lagerhaus. In dessen äußerster Nordecke befindet sich ein Bunker. Schafft ihr es bis dahin?" Fragte mit einem Mal Plutarchs ruhige Stimme.
Alle standen sofort wieder auf, sogar das Kamerateam und wir rannten schon los, ohne groß zu antworten.
„Ihr habt maximal 45 Sekunden bis zur nächsten Welle" Erklärte er.
Mein Herz pochte wie wild in meiner Brust, mein Rücken schmerzte noch immer, doch rannte ich weiter, ohne darauf zu achten.
Wir ließen Lagerhaus um Lagerhaus hinter uns und entdeckten schon bald das von Plutarch beschriebene.
Doch noch bevor wir es erreichen konnten, begann schon die nächste Welle auf uns herabzuregnen.
Wir hechteten in die Gasse direkt vor uns und gingen erneut in Deckung.
Dieses Mal schien es länger zu dauern.
Als die Welle erneut abebbte, hörte ich Gales Stimme fragen: „Alles in Ordnung bei dir?"
„Ja, ich glaube sie haben mich nicht gesehen, sie verfolgen uns nicht" Erwiederte Katniss.
„Nein, die hatten ein anderes Ziel" erwiderte Gale grimmig.
„Ich weiß, aber hier ist doch nichts, außer..." Plötzlich stockte Katniss, weil ihr anscheinend klar geworden war, was ich schon geahnt hatte.
„Das Lazarett" Gale sprang auf: „Sie bombardieren das Lazarett!"
„Das ist nicht euer Problem" Sagte Plutarch und ich drückte mit gerunzelter Stirn das Headset stärker an mein Ohr, weil ich glaubte mich verhört zu haben.
„Macht das ihr zum Bunker kommt"
„Aber da sind doch nur Verwundete!" Rief Katniss aus.
„Wir müssen doch irgendwas tun können" Erwiderte ich hitzig zu Plutarch.
„Tut mir leid nein" Meinte Plutarch: „Das wichtigste ist Katniss in Sicherheit zu bringen"
„Nein, ich kann das nicht machen!" Stieß sie hervor.
„Katniss!" Das war Haymitch mit einem Mahnenden Unterton in der Stimme.
Schlag dir den Gedanken wieder aus dem Kopf...!" Katniss riss sich das Headset aus dem Ohr und ließ es baumeln, dann richtete sie sich auf.
Ich vernahm ein Geräusch, doch konnte ich es nicht richtig hören, weil mir Plutarch und Haymitch in den Ohren lagen, also zog auch ich das Headset aus meinem Ohr und lauschte.
Maschinengewehrfeuer, das vom Dach eines der schmutzigen Häuser kam, jemand erwiderte das Feuer.
Bevor irgendwer Katniss aufhalten konnte, stürmte sie auf die Leiter zu und kletterte auf das Dach, dicht gefolgt von mir und Gale, wobei Gale hinter mir allem Anschein nach Boggs mit dem Stiefel ins Gesicht trat, damit er uns nicht folgte.
Wir erreichten das Dach und rannten auf eines der vielen MG-Nester zu, die von Rebellen besetzt wurden und gingen erstmal in Deckung.
„Weiß Boggs das ihr hier oben seid?" Fragte Paylor neben uns mit ihrem Gewehr in der Hand.
„Kein Problem, er weiß wo wir sind!" Log ich und Paylor lachte auf: „Bestimmt. Haben sie euch gezeigt, wie man damit umgeht?" Fragte sie und zeigte auf einige Gewehre am Boden.
„Ich hab es in Distrikt 13 gelernt" Meinte Gale: „ich würde aber lieber meine eigene Waffe nutzen"
Katniss und Gale zogen beide ihre Bögen, die sie von Beetee hatten, ich jedoch ergriff eines der Gewehre, da mein Stab zwar Feuer abschießen konnte, aber ansonsten nur eine Nahkampfwaffe war.
Katniss und Gale schossen als erstes mit ihren Brandpfeilen, während ich ruhig ansetzte zum schießen.
Ich sah durch das Visier, atmete ruhig ein und ließ dann langsam die Luft aus, ehe ich schoss.
Ich sah, wie ein Mann von mir in den Arm getroffen wurde, aufschrie und dann rücklinks umfiel und zielte von neuem.
Immer und immer wieder schoss ich, versuchte mir einzureden, das es richtig wäre, da wir unschuldige Menschen verteidigten und doch fühlte es sich nicht richtig an andere dafür zu töten.
Katniss und Gale kümmerten sich um die kleineren Bomber die immer in V-Formation über uns hinwegflogen und auf uns schossen, während ich mit Paylor und anderen Auf die Umgebung achteten und das Nest in dem wir hockten verteidigten.
Als ein weiteres Hoverplane anflog, sprang Katniss aus der Deckung und nahm den Piloten ins Visier.
Sie schoss und allem Anschein nach schlug der Pfeil durch die Scheibe ein und tötete den Piloten, denn das Hoverplane scharrte aus der Formation und raste mit voller Geschwindigkeit in die gegnerischen Truppen, nur um dann mit einem lauten knall zu explodieren.
Ich sielte ebenfalls auf ein Hoverplane, da die Truppen vor uns nun zerstreut waren und schoss, trotz der Geschwindigkeit mit der sie flogen, erwischte auch ich den Piloten, doch explodierte der Bomber schon in der Luft, weil die anderen mit ihren Maschinengewehren darauf schossen.
Flammen und dichter schwarzer Qualm erfüllte die Luft und Umgebung, ruhe kehrte ein.
„Ok, das war's wohl" Meinte Katniss und ich ließ mein Gewehr sinken, sah mich aufmerksam um.
„Haben sie das Lazarett getroffen?" Fragte ich Paylor neben mir und sie blickte ernst drein: „Vermutlich"
Als wir uns zurück zur Leiter begaben, kamen und Messalla und die Kameramänner hinter einem Lüftungsschacht entgegen.
Erstaunt sah ich sie an: „Die wachsen mir echt langsam ans Herz" Meinte Gale lachend und wir kletterten die Leiter wieder herunter.
Ich sah Cressida, die wütend ins Headset brülle: „Das ist mir egal Plutarch, nur fünf Minuten!"
Ich rannte zusammen mit Katniss und Gale auf die Straße und blieb dann geschockt stehen.
„Oh nein!" Flüsterte Katniss neben mir und rannte los.
Sie lief an den Verwundeten vorbei und an den Wracks der Hoverplanes, ich jedoch blieb wo ich war, es machte keinen Sinn mehr sich zu bemühen.
Alles war umsonst gewesen, das Lazarett war zerstört, all die Menschen darin, tot.
Das Gebäude brannte lichterloh, eine Gruppe von Rettern hatte sich zusammengescharrt und versuchte ins innere zu gelangen, in der wagen Hoffnung noch jemanden lebendes zu finden.
Ich biss fest die Zähne zusammen, als ich sah wie Katniss nahe der Katastrophe stehenblieb und allem Anschein nach nicht weiter wusste.
Der Anblick des Lazaretts und der vielen Toten um mich herum verstörte mich, genauso wie der Gedanke, das die Menschen, die vielleicht noch im Gebäude leben sollten, bei lebendigen Leib verbrennen würden, denn niemand würde noch rechtzeitig durch die vielen Trümmer zu ihnen hervordringen können, ohne dabei selbst von weiteren Schuttteilen des eingestürzten Daches zu sterben.
Eine Hand legte sich auf meine Schulter und ich zuckte zusammen, sah zu Boggs auf und lauschte seinen Worten: „Haymitch sagt, sie können jetzt ein Hovercraft schicken"
Ich nickte und sah wieder zu Katniss, die sich nun vom Lazarett abgewandt hatte und sich nun Cressida und ihrem Kamerateam gegenübersah.
Ernst blickte sie in die Kameras und Cressida fragte: „Präsident Snow hat veranlasst, das die Bombardierung live gezeigt wird. Dann trat er vor die Kamera und sagte, das sei seine Art, den Rebellen eine Botschaft zu schicken. Was ist mit dir? Möchtest du den Rebellen etwas sagen?"
Katniss biss fest die Zähne zusammen, ehe sie laut und deutlich sprach: „Ja. Ich möchte den Rebellen sagen, dass ich am Leben bin. Ich stehe hier in Distrikt 8, wo das Kapitol soeben ein Lazarett mit unbewaffneten Männern, Frauen und Kindern bombardiert hat. Keiner dadrin wird überleben. Euch allen möchte ich sagen: Solltet ihr auch nur eine Sekunde lang glauben, dass das Kapitol uns im Fall einer Waffenruhe fair behandeln würde, dann macht ihr euch etwas vor. Ihr wisst, wer sie sind und was sie tun. Das tun sie!" Sie deutete auf das Lazarett hinter ihr: „Und wir müssen zurückschlagen!" Sie ging langsam auf die Kameras zu: „Präsident Snow sendet uns eine Botschaft? Hier habe ich eine für ihn. Sie können uns quälen und bombardieren und unsere Distrikte niederbrennen, aber sehen sie das hier?" Sie zeigte auf die brennenden Hoverplanes rechts von ihr, auf denen deutlich das Wappen des Kapitols prangte.
„Das Feuer breitet sich aus!" Schrie sie jetzt: „Und wenn wir brennen, brennt ihr mit!"
Ihre letzten Worte hingen in der Luft und unwillkürlich stockte mir der Atem, doch wurde ich durch Katniss Zorn wieder aufgeweckt, wir hatten alle gewusst das der Kampf nicht leicht werden würde, jeder von uns würde Opfer bringen müssen, die einen mehr, die anderen weniger, doch wir hielten zusammen, vereint gegen das Kapitol, konnten wir gewinnen.
„Schnitt!" Rief Cressida aus: „Das wars!"

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