Eine Zukunft

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Als ich erwachte, konnte ich nicht sagen wie viel Zeit vergangen war.
Doch ich starrte hinauf in die Dunkelheit und hustete schwer, wegen des Staubs in der Luft.
Mir war kalt, da mein Körper bis zur Mitte im Wasser lag und ich hatte starke Schmerzen an meiner Seite.
Keuchend berührte ich Diese und zuckte zusammen.
An meiner Hand klebte Blut, sehr viel Blut.
Ich erinnerte mich, das mich eines dieser Mutationen dort erwischt hatte und mir schwindelte.
Ich versuchte mich etwas aufzurichten, doch schmerzte meine Seite so sehr und Schwindel packte mich, dass ich es nur unter großem Kraftaufwand schaffte mich langsam auf die Knie zu kämpfen.
Ich blickte in der Dunkelheit umher und erinnerte mich, was geschehen war.
Katniss hatte das Holo zu uns hinabgeworfen, um uns nicht einem grausamen Tot zu überlassen.
Uns... Finnick!
„Finnick?" Rief ich seinen Namen und tastete fast schon blind um mich herum, während ich mit einer Hand meine Wunde hielt.
So wie sie Blutete, musste das heißen, das ich noch nicht so lange hier unten liegen konnte.
Vielleicht maximal einen Tag, oder zwei.
Zudem war meine Haut an dieser Stelle heiß und schmerzhaft empfindlich, was auf eine Entzündung hindeutete.
„Finnick?" Bitte lass Ihn nicht tot sein.
Bitte lass Ihn nicht..." Ah... Sarah?" Hörte ich Ihn leise Stöhnen und kroch dankbar aufkeuchend auf seine Stimme zu.
„Finnick..." Ich tastete in der Dunkelheit nach Ihm und berührte nach einer Weile ein Bein, an dem ich mich hinaufführte, bis zu seiner Brust.
„Finnick. Ich fürchtete schon du seist..." Ich wagte es nicht auszusprechen und sanft legte mein Freund mir seine Hand auf meine und drückte sie leicht.
„Nein. Mir geht es gut. Ich habe nur schmerzen in meinem Bein. Ich fürchte es ist verstaucht, oder schlimmer... Gebrochen."
Verdammt!
Ich atmete schwer und tastete mich an seinem Körper wieder hinab zu seinen Beinen und befühlte beide langsam, da ich nicht wusste, welches von beiden es ist.
„Ich spüre keine Unebenheiten, wie hervorstehende Knochen oder merkwürdig abstehende Gliedmaßen. Wenn er gebrochen ist, dann ist es kein offener und vermutlich auch kein schwerer Bruch." Was natürlich nicht hieß, das es somit leichter werden würde hier herauszukommen.
„Hast du eine Lampe?" Fragte ich Ihn und ich spürte, wie er nach etwas an seinem Körper suchte.
„Ich glaube ja... warte.... hier." Ich sah nicht was er tat, doch blendete mich das Licht seiner Taschenlampe stark, sodass ich die Augen fest zusammenkniff.
Ich sah wie er sich im Schein der Lampe aufrichtete und mich besorgt und völlig fertig ansah.
„Geht es dir gut?" Fragte er mich und ich atmete schwerfällig, nickte jedoch.
„Ja. Ich... mir geht es gut. Lass uns einen Weg hier raus finden." Murmelte ich und stützte mich an einem der Rohe ab, welche nun kaputt aus den Wänden ragten und aus denen Wasser lief.
„Sarah." Sagte Finnick, ich ignorierte Ihn und sah mich um.
„Vielleicht kommen wir da raus." Murmelte ich uns deutete auf einen schmalen Spalt, hinter dem ich hoffte, das dahinter ein Funktionierender Gang lag.
„Sarah." Hörte ich Finnick wieder sagen und wandte mich Ihm schließlich zu.
„Das sieht nicht gut aus." Deutete er mit dem Licht der Lampe auf meine Seite.
Ich blickte an mir hinab und konnte nun das erste Mal meine Wunde sehen und verzog bei dem Anblick mein Gesicht.
Die Wunde war komisch aufgerissen worden, leicht sickerte Blut und Eiter aus Ihr hervor und die Ränder waren dunkelrot.
Überall von der Wunde waren rote Striemen abgegangen und deuteten auf eine Blutvergiftung hin.
Ich biss fest die Kiefer zusammen und sah von der Wunde zu Finnick: „Dafür haben wir jetzt keine Zeit. Wir müssen jetzt erstmal hier raus."
„Und hoffen, das die Rebellen gewonnen haben. Denn sonst, wären wir da oben genauso am Arsch wie hier unten." Kommentierte er und ich lief zu Ihm hinüber.
„Ich habe leider keine Schiene für dich. Du musst es so schaffen." Ich griff vorsichtig unter seine Arme und versuchte Ihm aufzuhelfen.
Immer wieder keuchte er auf vor Schmerzen, doch beim vierten Versuch, indem ich schon fast aufgab, wegen meiner Wunde, schafften wir es Ihn aufzurichten.
Schwer stützte er sich auf mich und zusammen liefen wir auf die kleine Öffnung zu, welche ich gesehen hatte und schoben uns schwerfällig hindurch.
„Gott sei dank!" Keuchte er und lehnte sich draußen in dem Gang gegen die Wand.
„Ich hatte schon Angst, das hier kein Weiterkommen wäre."
„Ich auch." Keuchte ich und legte wieder einen Arm unter seine Achsel und half Ihm weiter.
Wir liefen Stundenlang mit Pausen durch die Gänge der Kanalisation, doch irgendwann konnte ich Finnick einfach nicht mehr stützen und setzte Ihn ab, während ich mich selbst neben Ihn auf dem Boden niederließ.
Erschöpft und unter Schmerzen lehnte ich meinen Kopf an seine Schulter und schloss die Augen.
„Ich fasse es nicht, das du mich erst rettest, nur damit wir hier unten sterben!" Fluchte er und ich spürte die erschöpfende Schläfrigkeit in mir aufsteigen.
„Du hättest mit den Anderen fliehen sollen. Dann hättest wenigstens du es geschafft." Murmelte er.
„Niemand kann uns sagen, ob ich es dann wirklich geschafft hätte." Gab ich leise von mir.
„Wir wissen nicht einmal ob die Anderen es geschafft haben." Ich schloss schließlich die Augen und wurde immer mehr in den Schlaf gerissen.
„Ich bin so müde." Murmelte er und Finnick sah zu mir hinab, legte einen Arm um meine Schultern und zog mich näher an sich.
„Dann ruh dich aus. Ich halte Wache." Ich schmunzelte und schlief daraufhin auch schon ein.

Als ich wieder erwachte, wurde ich auf einer Trage nach draußen gebracht und Sonnenlicht blendete mich wie zuvor Finnicks Taschenlampe, nur viel stärker.
„Finnick?" Rief ich in leichter Panik aus.
„Finnick!" „Bleiben sie ruhig, wir bringen sie hier raus." Sagte ein Mann, welcher die Trage am oberen Ende trug zu mir.
„Finnick!" Rief ich erneut und ignorierte den Mann.
„Sarah. Ich bin hier. Keine Angst. Das sind unsere Leute." Hörte ich Finnick hinter mir rufen und atmete erleichtert durch.
Sofort wurden wir in ein Hovercraft gebracht und man flog uns ins Kapitol.
Das war der Moment, in dem wir erfuhren, das wir gewonnen hatten.

Einige Tage waren seither vergangen und als ich wieder erwachte und ich fühlte mich schon viel besser.
Man hatte meine Wunde verarztet und sich um mich gekümmert.
Finnick hatte einen Sehnenriss gehabt, aber sonst war er schon wieder auf den Beinen und wurde von seiner glücklichen Frau umsorgt.
Ich selbst wurde nur von Peeta besucht.
Ich hatte erfahren, das wir vier Tage gesucht worden waren, in dieser Zeit sollte Snow hingerichtet werden.
Danach wurde Katniss nach 12 verbannt und Haymitch war mit Ihr fortgeschickt worden.
Vier Tage.
Und wir lebten.
Peeta blieb noch einige Wochen bei mir, in denen ich mich sehr langsam erholte, ehe er sich dazu entschloss nach 12 zu Katniss zu gehen.
Ich bat Ihn, niemanden von mir zu erzählen, ich wollte erst einmal wieder auf die Beine kommen, ehe ich selbst zu Haymitch zurückkehrte und dann endlich wieder leben konnte.

Ein Monat war vergangen, als Katniss Mutter mich endlich entließ und ich mich von Finnick verabschiedete, welcher mir stolz mitteilte, das er Vater werden würde und bestieg einen Zug nach Hause.
Als ich nach einer langen Fahrt endlich in 12 ankam, war ich ehrlich überrascht, das man schon soviel in der kurzen Zeit geschafft hatte.
Die Trümmer und die verbrannten Toten waren verschwunden und ich sah überall Menschen, die an Häusern bauten.
Ich lief langsam durch den Saum, welcher einst mein zu Hause gewesen war, bis ich in den Hungerspielen gewonnen hatte und schließlich in eins der Häuser für die Sieger gezogen war.
Mein Herz klopfte immer heftiger in meiner Brust, je näher ich Haymitchs Haus kam.
Ich sah von weitem, wie Katniss und Peeta draußen waren und vor Ihrem Haus Blumen Pflanzten.
Ich wollte jedoch zuerst zu Haymitch und lief unauffällig in das Haus, welches er wie damals schon nie abschloss.
Kaum hatte ich einen Fuß über die Schwelle gemacht, schlug mir der Geruch nach Alkohol entgegen.
Ich schloss verzweifelt die Augen, bei dem Gedanken an Haymitch und einer Flasche Alkohol.
Ich lief durch das Haus und fand Ihn schließlich im Wohnzimmer vor, wo er auf einem Sessel gammelte und um Ihn herum lagen lauter Flaschen.
Kurz atmete ich tief durch und lief auf Haymitch zu.
Unser Wiedersehen hatte ich mir anders vorgestellt.
Ich legte meine Arme unter seiner Achseln und half Ihm auf.
Er Murrte leise verständnislos und stützte sich schwerfällig auf mir ab.
Ich half Ihm nach oben ins Bad, was in etwa genauso schwer war, wie Finnick aus der Kanalisation zu bekommen.
Dort stellte ich Ihn unter die Dusche und schaltete das kalte Wasser an.
Fluchend zischte er und schlug um sich, wie ich erwartet hatte, weswegen ich vorsorglich zurückgetreten war und sah Ihm bloß schweigend zu.
Ich ließ Ihn einfach machen und verließ das Bad wieder, dann durchsuchte ich das gesamte Haus nach Alkohol und kippte Ihn weg, ehe ich die leeren Flaschen wegräumte und dann nach draußen ging und auf Katniss und Peeta zulief.
Peeta sah mich als erster und stand langsam auf: „Du bist wieder da."
Katniss welche verwirrt war, drehte sich zu mir herum und sah mich mit großen Augen an: „Sarah... du lebst?"
„Ja. Aber etwas anderes, warum trinkt er wieder?" Fragte ich sofort.
Katniss, welche schon immer ein sturer Bock war, sah nun verbissen zu mir: „Keine Ahnung. Aus dem selben Grund, wie vorher auch?"
Katniss hatte keine Ahnung, das Haymitch und ich zusammen waren.
Sie wusste nicht, das er dies vielleicht nur tat, weil er glaubte ich sei tot.
Dennoch war ich wütend.
„Er war trocken! Warum hast du Ihn nicht davon abgehalten?"
„Es ist nicht meine Aufgabe dafür zu Sorgen, das er nicht trinkt." Murrte sie und wandte sich ab.
„Nein, natürlich nicht." und es war wirklich nicht Ihre Aufgabe, da hatte sie nicht unrecht.
Ich seufzte und sah entschuldigend von Ihr zu Peeta.
„Tut mir leid. Ich... Ich hatte vielleicht einfach nur etwas anderes Erwartet, als ich zurückkam."
Ich war im Grunde nicht sauer auf sie oder Peeta.
Ich war wütend auf Haymitch.
Er hatte es mir versprochen!
„Verdammt! Wer war das?!" Erklang Haymitchs brüllende Stimme und er kam nass aus dem Haus geeilt.
Barfuß und mit Haaren, die Ihm ins Gesicht hingen.
„Wer hat meinen Alkohol weggekippt?!"
Er lief auf uns zu und erst kurz vor mir blieb er stehen und sah mich verwirrt an.
Seine Augen spiegelten Skepsis wieder und er schien nicht ganz zu wissen, was er von mir halten sollte.
„Du... Nein... oh Nein, nicht schon wieder. Über diesen Punkt waren wir längst hinaus!" Fluchte er und wandte sich sofort wieder um und lief zurück in sein Haus.
Ich sah Ihm nach und zögerte kurz, ehe ich mich in Bewegung setzte und Ihm folgte.
In seinem Haus sah ich mit an, wie Haymitch die Schränke durchwühlte, Fluchte und schließlich gegen eine der Holztüren Schlug, die an seinen Küchenschränken waren.
Ich zuckte kurz zusammen und sah Ihm ruhig dabei zu, ehe ich leise seinen Namen sagte, was Ihn erstarren ließ.
Er drehte sich nicht zu mir herum, stand einfach nur mit gesenktem Kopf und mit dem Rücken zu mir da.
Die Hände hatte er auf den Tresen gelegt und zu Fäuste geballt.
„Haymitch." Wiederholte ich und leise erklang seine raue Stimme: „Du bist tot. Du bist nicht hier. Also quäle mich nicht länger."
Ich sah Ihn verwirrt an und trat langsam auf Ihn zu.
Dicht blieb ich hinter Ihm stehen und berührte Ihn sanft am Rücken, was Ihn zusammenzucken ließ.
Dann legte ich auch meine andere Hand an seinen Rücken und lehnte meine Wange zwischen seine Schulterblätter.
Er war nass und kalt von der unfreiwilligen Dusche und ich schloss gequält die Augen, weil er so sehr gelitten hatte.
„Du bist nicht allein." Hauchte ich die selben Worte, wie er einst zu mir, damals, als Snow verkündete das wir Sieger wieder in die Hungerspiele müssten.
„Und ich werde nie wieder fortgehen." Schluchzte ich leise und schlang nun von hinten meine Arme um seine Brust.
Ich barg mein Gesicht in seinem Hemd und begann leise zu weinen, während er den Tresen losließ und seine Hände auf meine an seiner Brust legte.
„Sarah..." Hauchte er meinen Namen.
Langsam drehte er sich in meinen Armen zu mir herum und ich schlang sofort meine wieder enger um Ihn und barg nun mein Gesicht an seiner Brust.
„Ich bin hier." Murmelte ich und langsam legte er seine Arme auch um meinen Körper und hielt mich fest.
„Aber wie...?" Frage er verwirrt und ich hauchte: „Finnick und ich haben es geschafft uns in der Kanalisation zu retten und man hat uns Tage später endlich gefunden. Peeta wusste das ich lebe, doch als er wieder hierher kommen wollte, bat ich Ihn zu schweigen, um dir keine Sorgen zu bereiten, weil ich so langsam genas. und weil man manche Dinge einfach selbst erledigen muss."
Ich drückte mich leicht von Ihm und sah Ihm mit meinem verweinten Augen entgegen: „Du hast mir versprochen, das du keinen Alkohol mehr trinkst."
Ich sah seinen Kiefer arbeiten und dann seufzte er leise, ehe er die Augen schloss, mich fester an sich drückte, sein Gesicht an meiner Halsbeuge vergrub und mit mir langsam zu Boden sank.
Wir saßen auf dem Boden seiner Küche und hielten einander einfach nur fest.
Die Welt hatte sich wieder in Ihre Fugen gerichtet und ich wusste, das dies hier ein Anfang für uns sein könnte.
Ein Schritt in eine gemeinsame Zukunft.

The Hunger Games-Sarah Riley and her life as a tributWo Geschichten leben. Entdecke jetzt