Morgendliches Knistern und Einzelcoatching

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Am nächsten Morgen klopfte es ziemlich früh an meiner Zimmertür, verschlafen wickelte ich mich in einen Morgenmantel und öffnete diese.
„Haymitch?" Ich kniff ein wenig die Augen zusammen, das helle licht das außerhalb meines Zimmers unerbittlich zu mir durchdrang, ließ sie brennen.
„Man süße, ich hätte nicht erwartet, das du so sexy bist wenn du gerade aufgestanden bist" Mit einem grinsen trat er lässig in mein Zimmer und ich verschloss die Tür wieder.
„Hast du wieder getrunken?" Nuschelte ich und griff nach einem Haargummi um meine zerzausten Haare zu bändigen.
„Ja, aber deswegen bin ich nicht hier"
Als ich mein Haar zusammengebunden hatte, sah ich fragend zu ihm rüber.
Er hatte sich in einen grünen Sessel gelümmelt und ich fragte mich wie er es geschafft hatte dabei so entspannt auszusehen, wusste ich doch, das diese Dinger nur einem zweck dienten, nämlich gutes aussehen, nicht Bequemlichkeit.
„Was ist los?"
Ich ging zu meinem Bett hinüber und setzte mich hinein, zog auch die Decke ein wenig höher, da mir vom plötzlichen aufstehen kalt geworden war.
„Peeta will von nun an alleine gecoacht werden"
Kurz sah ich auf meine Bettdecke und überlegte, versuchte mit meinem noch ein wenig benommenen Hirn zu begreifen, was er mir gerade versucht hatte zu vermitteln.
„Wie meinst du das?"
„Wie ich es sage, der Junge kam gestern Abend noch zu mir und sagte er wolle nun alleine Trainieren"
„Aber wieso?" Ich verstand die Welt nicht mehr. „Ich dachte die beiden hätten nichts voreinander zu verbergen?"
„Nun, offensichtlich gibt es doch etwas, das uns der Junge nicht verraten hat und er will auch noch nicht das Katniss es erfährt, zumindest nicht vor den Interviews"
Verständnislos blickte ich ihn an.
„Der Junge ist in unser grummelndes Mädchen verliebt"
Meine Augen wurden einen ticken größer: „Seit wann?"
Haymitch zuckte die Achseln, griff in seine Jacke und zog wieder diesen blöden Flachmann hervor und nahm einen schluck.
„Wohl schon immer. Zumindest hat er einen Plan entwickelt und will nun nicht das sie etwas davon erfährt"
„Was für einen Plan?" Ich war mittlerweile ein wenig skeptisch, was zum Teufel ging hier vor sich?
„Das hat er mir nicht gesagt, aber ich denke, er will die kleine beschützen"
„Das wird ihr nicht gefallen" Erwiderte ich und meinte sowohl die Einzelcoachings, als auch das beschützen.
„Nein, wird es nicht und aus diesem Grund wird sie heute nur erfahren, das sie in Zukunft alleine Trainieren wird"
Haymitch stand auf, streckte sich und verzog das Gesicht, dann nahm er noch einen Schluck aus seinem Flachmann und steckte diesen wider ein.
„Diese Möbel sind eine Katastrophe" Grummelte er wütend und ging auf die Tür zu.
„Warte!" Er blieb stehen und sah wieder zu mir.
„Wieso musstest du mich in aller Frühe wecken, warum hast du mir das nicht gestern Abend schon gesagt?"
Ich stieß die Decke von mir und ging auf ihn zu, doch schwieg er.
„Haymitch?"
Er sah an mir vorbei zu meinem zerwühlten Bett, dann musterte er mich von oben bis unten und begann zu grinsen.
„Ich wollte diesen Anblick um nichts auf der Welt verpassen"
Empört und Wütend schnaufte ich auf und stieß ihn Richtung Tür, öffnete diese und schubste ihn hinaus, was ihn auflachen ließ.
Effie war gerade an meinem Zimmer vorbeigegangen und sah Haymitch und mich überrascht an, begann ihn zu mustern, dann mich und schüttelte schließlich den Kopf.
„Ihr solltet euch schämen, hier sind Kinder. Macht so etwas gefälligst zu hause!" Ihre Stimme war ein leises und hohes Zischen, was Haymitch noch lauter auflachen ließ.
„Keine Angst, in Zukunft werden wir uns mehr beherrschen, nicht war süße?"
Mit einem frechen Grinsen sah er wieder zu mir und ich biss fest die Zähne zusammen, so kurz davor war ich ihm etwas an den Kopf zu schlagen.
„Ich bin nicht deine Süße!" Zischte ich zurück, so das nur er mich hören konnte.
„Also wirklich, Sarah Liebes, ich hatte immer gedacht nach James würde dein Geschmack sich bessern" Effies Worte waren wie ein schlag ins Gesicht und ich zuckte zusammen.
Haymitch's Lachen verstummte mit einem Mal, dann verfinsterte sich sein Gesicht und seine stimme klang bedrohlich, als er sagte: „Dieser Kerl hat versucht sie umzubringen, so etwas würde ich niemals tun"
Überrascht von seinen Worten, sah ich ihn lange an, Haymitch schien ziemlich wütend zu sein, aber wer wäre das nicht, wenn er mit James verglichen wird?
„Nun, davon mal abgesehen..." Effie ließ diesen Satz unvollendet und ging endlich weiter, ließ mich mit Haymitch wieder allein.
Betrübt sah ich zu Boden und murmelte: „Ich weiß das du nicht bist wie er. Du bist besser"
„Ich bin nicht besser als er, nur anders" Gab er grollend zurück, sah mich jedoch noch immer nicht wieder an.
Ich runzelte verwirrt die Stirn, was sollte ich in einer solchen Situation sagen? Was davon halten?
Effie hatte wirklich ins schwarze getroffen, ihre Worte hatten mit einem Mal alles wieder lebendig werden lassen, es real werden lassen.
Dinge die ich versucht hatte zu vergessen, drangen wieder in meine Erinnerung und das mit einer Heftigkeit, das ich mich am liebsten übergeben wollte.
„Ich kann nicht begreifen, wie ein Mädchen wie du, mit einem solchen Kerl zusammen sein konnte?" Haymitch's Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ich blickte überrascht zu ihm auf.
Ich hatte gewusst, das mich diese Worte aus meinem Interview damals irgendwann einholen würden, aber das es ausgerechnet Haymitch sein würde, der mir so etwas vorwarf, hätte ich nicht gedacht.
Wütend blickte er wieder zu mir.
„Ich..." Eisern aber mit einer Gänsehaut am Körper, sah ich ihm in die im Moment kalten Augen.
„Ich war nie mit ihm zusammen. Das habe ich damals nur gesagt, damit Caesar aufhört nachzuhaken. Ich dachte, so wären alle zufrieden und würden mich in ruhe lassen"
Sein Wütendes Gesicht wurde langsam weicher, seine Stirn glättete sich und ein undefinierbarer Ausdruck breitete sich in seinen Augen aus.
Ich wollte das er die Wahrheit erfuhr, warum, das wusste ich selbst nicht, doch irgendetwas in mir konnte den Gedanken nicht ertragen, wenn er schlecht von mir dachte.
Verwirrt und wütend auf mich selbst, da es ein Zeichen von schwäche war, das mich dazu verleitet hatte, trat ich einen Schritt zurück und schlug Haymitch die Tür vor der Nase zu.
In meinem Zimmer lehnte ich meine Stirn gegen die Tür und lauschte auf Haymitch's Schritte, die sich nach einer Weile von meinem Zimmer entfernten.

Ich ließ mich zum Frühstück nicht blicken, ich überließ es Haymitch Katniss die freudige Nachricht zu überbringen.
Vier Stunden war sie bei Effie gewesen, die ihr beibringen sollte, wie man in langen Kleidern und hohen Schuhen ging, lächelte und sich gab.
Effie kümmerte sich um die Präsentation und Haymitch und ich um den Inhalt.
Ich würde mich um Peeta kümmern, da Haymitch Katniss betreuen wollte, vermutlich hatten er und Peeta so etwas in der Art am Abend zuvor abgemacht, was mich nicht stören sollte, da Peeta eindeutig das angenehmere Gemüt war.
Katniss erinnerte mich einfach zu sehr an Haymitch, was vielleicht erklären würde, warum die beiden sich so offenkundig nicht leiden konnten.
Ich saß mit Peeta im Esszimmer, da Haymitch mit Katniss im Wohnzimmer war und sah ihn eine weile an.
„Nun, ich denke, du solltest dich so geben wie du bist bei den Interviews, dann sollte es keinerlei Probleme geben"
Skeptisch sah er mich an: „So wie ich bin? Sind sie sicher?"
„Ja, du bist nicht so feindselig wie Katniss, was bedeutet, das ich dir nicht extra sagen muss, das du lächeln sollst. Du bist ein sehr offener und freundlicher Mensch, sehr... wie soll ich sagen...Charmant!" Ich lächelte ihn strahlend an.
„Du bist sehr Charmant Peeta und das ist dein Vorteil, den musst du nutzen. Du musst deinen Einnehmenden und natürlichen selbstironischen Humor nutzen. Schäker mit den Zuschauern, bring sie zum lachen, lass sie teilhaben an dem Jungen, der du bist"
„Mh, gut, wenn sie mir das raten werde ich es versuchen" Er schien erst zu überlegen, ob er meinem Rat trauen konnte, doch dann schien ihm die Idee zu gefallen und er grinste breit.
„Und noch was. Haymitch hat mir gesagt, dass du wohl in Katniss verliebt bist?" Die Wangen des Jungen wurden rot und er wandte sein Gesicht von mir ab.
„Ich..." begann er, doch brach er wieder ab, da ich ihn unterbrach.
„Es muss dir nicht unangenehm sein. Ganz im Gegenteil. Haymitch sagte auch, das bis zu den Interviews keiner davon erfahren sollte? Dann gehe ich recht in der Annahme, das du es erwähnen wirst?"
Die Röte auf seinen Wangen wurde ein wenig dunkler.
„Ja, aber wenn sie der Meinung sind..."
„Es ist eine sehr gute Idee. Du würdest damit vermutlich sehr viele Sympathie Punkte bekommen und was vermutlich eher zu deinem Plan gehört, du würdest Ihr sehr viele Sympathie Punkte bringen. Katniss ist ein sehr schönes Mädchen und vermutlich auch sehr liebenswert, aber und das weißt du vermutlich selber, zeigt sie es den Leuten nicht gerade. Haymitch hat mal gesagt, soweit ich mich erinnere, das sie hat den Charme eine toten Nacktschnecke hat"
Er seufzte schwer.
„Ich wünschte, sie würde selber merken, was sie für eine Wirkung hat"
„Tja, leider können wir nicht so lange warten, bis sie es merkt und aus diesem Grund, unterstütze ich deinen Plan"

Am Abend saßen wir alle beim Essen, alle bis auf Katniss, die sich in ihrem Zimmer verschanzt hatte und Unmengen von Delikatessen bestellt hatte.
Bisher hatten alle geschwiegen und nur still ihr essen gegessen, doch als mit einem Mal lauter krach, der verdächtig nach zersplitternden Geschirr klang erscholl, sah ich skeptisch zu Haymitch, den ich heute bisher erfolgreich ignoriert hatte.
„Was hast du getan, das sie das Geschirr kaputt macht?"
Er zuckte die Schultern und nahm einen kräftigen Schluck Alkohol zu sich, schon vor dem Essen hatte ich bemerkt, das er mächtig angetrunken gewesen war, doch nun schien er regelrecht voll.
Anscheinend war die Einzelstunde nicht so gut gelaufen wie bei mir und Peeta.
„Ich habe ihr nur gesagt... das ich es aufgebe. Das sie die Fragen beantworten soll und sich darauf konzentrieren soll, das die Zuschauer nicht merken wie sehr sie sie hasst" Lallte er leicht vor sich hin und ich seufzte.
Wie hätte es auch anders laufen sollen, die beiden auf einander loszulassen konnte nichts gutes bringen.
Vielleicht hätte doch lieber ich mit ihr sprechen sollen.
Aber was auch immer die Stunden mit Haymitch gebracht hatten, morgen würde es sich zeigen.

The Hunger Games-Sarah Riley and her life as a tributWo Geschichten leben. Entdecke jetzt