Einweben

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Als ich kurze Zeit später Johanna verließ, welche durch die vielen Medikamente eingeschlafen war, wusch ich mir erst einmal die Hände, an denen noch immer das Blut von Homes klebte.

Gebannt beobachtete ich wie das Rot von meinen Händen in den Ausguss floss.

Ich konnte meinen eigenen schweren Atem hören.

Hörte das laute Rauschen meines Blutes in meinen Ohren.

Sah wie meine Hände zitterten, als ich mir mit krampfhaften Bewegungen Homes Blut abwusch.

Ich hatte ihm nicht helfen können.

Niemand von uns hatte das tun können und nun war er tot.

Wer würde noch alles sterben, ehe sie all das hinter sich hatten?

Als meine Hände wieder sauber waren, schaltete ich das Wasser ab, schloss die Augen und versuchte mich erst einmal wieder zu beruhigen.

Tief atmete ich durch, öffnete wieder meine Augen und lief auf den Gang, in dem noch immer alle sehr beschäftigt waren.

„Sarah!" Hörte ich Haymitch rufen und drehte mich zu ihm herum.

Besorgt blickte er mir in die Augen und ehe ich ihn fragen konnte was los war, begann er zu sprechen: „Es geht um Peeta"

Verständnislos sah ich zu ihm auf: „Ist er aufgewacht?" Fragte ich nun meinerseits besorgt, da ich befürchtete es könnte etwas nicht stimmen.

„Ja. Doch ist er nicht er selbst" Erklärte er verworren.

„Wie meinst du das?" Hakte ich nach.

„Peeta hat Katniss angegriffen. Sie wird gerade behandelt und wir wollen zu ihr gehen, ihr erklären was mit Peeta los ist" Ich schüttelte verständnislos den Kopf: „Was meinst du ihr erklären was mit ihm los ist? Und wieso sollte er sie angreifen? Haymitch verdammt rede deutlich mit mir!"

Er seufzte, es schien ihm schwer zu fallen: „Peeta ist zur Zeit nicht er selbst. Du erfährst alles wenn wir mit Katniss reden"

Ich runzelte die Stirn, fühlte Wut in mir aufsteigen, weil er kein Klartext mit mir sprach, doch nickte ich leicht und folgre ihm in einen der Untersuchungsräume.

Als ich Katniss sah, die ganz blass in einem der Betten lag mit einer Halskrause um und dunklen Ringen unter den Augen, sowie Blutergüssen die deutlich unter der Krause hervorstachen, konnte ich nicht begreifen, dass dies Peeta angerichtet haben soll.

Er liebte Katniss, so etwas würde er doch niemals tun.

Mit uns im Raum, waren Plutarch, Prim und Beetee, sowie eine Schwester, die Katniss noch etwas sagte, ehe sie den Raum verließ.

Plutarch versuchte auch Katniss Schwester Prim rauszuschicken, doch weigerte diese sich strickt mit dem Argument ihrer Mutter alles zu sagen, welche nicht so begeistert von Plutarch sein würde, da er es bisher nicht geschafft hatte Katniss zu schützen.

Plutarch sah daraufhin beleidigt aus, doch grinste Haymitch dabei nur breit: „Gib es lieber auf"

Meinte er zu dem älteren, dicklichen Mann.

„Katniss" Begann Plutarch nun und sah sie eindringlich an: „Peetas zustand hat uns alle erschreckt. Aber wie du dich sicherlich erinnerst, hat sich schon in den letzten beiden Interviews vom Kapitol angedeutet, dass es ihm immer schlechter ging. Es war offensichtlich dass er misshandelt worden war. Wir haben geglaubt dass er sich nur Physisch verschlechtert, doch allem Anschein nach wurde ihm auch Psychisch zugesetzt. Das Kapitol schein ihm einer ungewöhnlichen Technik ausgesetzt zu haben, die als Einweben bekannt ist"

Ich versuchte zu verstehen, was er uns erklärte, doch fiel es mir unglaublich schwer, da ich vom ‚Einweben' noch nie gehört hatte.

„Ich kann euch nicht alles erklären, was mit dem Einweben einhergeht" Begann nun Beetee einzuwenden: „Dafür hält das Kapitol diese Methode zu sehr geheim. Und ich glaube die Ergebnisse sind immer unterschiedlich. Wir wissen, dass es sich um eine Art Angstkonditionierung handelt. Sie benutzen die Jägerwespe, oder eher ihr Gift. Panik, Halluzinationen, albtraumhafte Visionen. Das Gift wirkt auf die Teile unseres Gehirns, in der die Angst beheimatet ist. Bestimmt weißt du noch wie furchteinflößend das war, als du gestochen wurdest. Man hat Schwierigkeiten Wirklichkeit und Einbildung zu unterscheiden" Beetee stockte kurz, sah von Katniss zu uns anderen und erklärte dann an uns alle gerichtete weiter: „Sie scheinen Peeta mit diesem Gift eingewebt zu haben, während sie ihm weißzumachen versucht haben, das du Katniss, eine Mutation bist. Nicht echt, ein Monster, das uns alle verraten und Töten will. Wir erinnern uns an Snows Worte, während der Rettungsaktion. Er sagte ‚Es sind die die wir am meisten Lieben, die uns zerstören können' Wenn wir das was er sagte und die Tatsache, dass die Rettung so leicht verlaufen ist, zusammenfügen, scheint er gewollt zu haben, das Peeta Katniss tötet. Dass er seine Drecks Arbeit übernimmt"

„Wenn sie das mit Peeta gemacht haben, kann man es doch sicherlich wieder rückgängig machen, oder?" Fragte Prim und Beetee sah bekümmert drein: „Darüber ist wenig bekannt. Genau genommen, gar nichts"

„Aber ihr werdet es versuchen, oder?" Fragte ich nun besorgt und Beetee sah mich beruhigend an: „Natürlich werden wir. Wir wissen nur nicht in welchen ausmaß wir Erfolg haben werden. Ich vertrete die These, dass furchteinflößende Ereignisse am schwierigsten auszulöschen sind. An sie erinnern wir uns am besten"

Es stimmte, musste ich doch gerade heute daran erinnert werden, was ich in den Hungerspielen alles mitmachen musste.

Egal was noch alles kommen mag, diese Dinge, werde ich wohl nie wieder los.

„Ich persönlich bin überzeugt, dass er wieder ganz gesund wird" Erklärte Plutarch und lächelte unbekümmert.

„Ach ja? Und was glaubst du Haymitch?" Fragte Prim ihn.

„Ich glaube, das Peeta sich etwas erholen wird, aber... ich glaube nicht, dass er wieder der Alte wird" Antwortete Haymitch ihr wahrheitsgetreu und zerstörte damit meine Hoffnungen.

Es durfte nicht sein, das das Kapitol nun auch noch Peeta, den guten, lieben Peeta zerstört haben soll.

Er war der einzige von uns, der immer an ein gutes Ende geglaubt hat.

Der Optimistisch war und sich stets opfern wollte zum Wohle anderer.

„Wenigstens ist er am Leben" Kommentierte Plutarch und klang als würde er die Geduld verlieren.

„Heute Nacht hat Snow Peetas Vorbereitungsteam und seine Stylisten, vor laufender Kamera hinrichten lassen. Wir haben keine Ahnung was mit Effie Trinket passiert ist. Peeta ist angeschlagen, aber er ist hier. Bei uns. Und das ist eine klare Verbesserung gegenüber der Situation vor zwölf Stunden. Daran wollen wir denken, okay?"

Plutarch war nicht wirklich gut darin irgendwen aufzumuntern und schließlich wurden wir auch alle wieder von einer Schwester aus dem Zimmer geworfen.

„Morgen wollen wir versuchen jemanden zu ihm zu lassen, dem er vertraut. Jemanden, der nicht von Katniss oder den Spielen sprechen wird" Meinte Beetee zu uns im Gang.

„Und wer soll das sein?" Fragte ich leise.

„Ich hatte dich vorgeschlagen" Meinte Haymitch und sah mich ernst an.

„Doch war Beetee der Meinung, dass auch du negative Erinnerungen in ihm wachrufen könntest, so wie auch ich. Da wir beiden seine Mentoren waren und auch in den letzten Hungerspielen dabei waren"

Ich nickte.

Ein wenig war ich erleichtert, das man nicht mich nehmen würde, auch wenn ich Peeta mehr als nur helfen wollte, glaubte ich nicht, dass ich das hinbekommen würde.

„Also, wen nehmt ihr dann?" Fragte ich erneut, als die Tür zu Katniss Zimmer sich wieder öffnete und Prim heraustrat.

Alle blickten sie an und Beetee meinte nur: „Sie".

The Hunger Games-Sarah Riley and her life as a tributWo Geschichten leben. Entdecke jetzt