Der Schluss und dann die Heimkehr

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Katniss kam auf uns zu, wir alle saßen in einem großen Raum am Ende des Flurs und warteten
Es waren einige Tage vergangen, seit dem Sieg der beiden in den Hungerspielen, Katniss hatte ein wenig gebraucht um sich zu erholen und Peeta... naja ihm war es noch schlechter ergangen.
Als sie uns sah, begann sie zu rennen und warf sich zu meiner Überraschung, erst Haymitch an den Hals.
„Gute Arbeit, Süße" Flüsterte er ihr ins Ohr.
Effie war den Tränen nahe, tätschelte ununterbrochen Katniss's Kopf und redete davon, wie sie allen erzählt habe, was für Goldstücke sie und Peeta waren.
Katniss drückt Cinna und unsicher, wie ich solch eine Umarmung angehen sollte, streckte ich ihr nur die Hand entgegen.
Wir standen uns einfach nicht nahe genug um sich um den Hals zu fallen.
Sie blickte sich um und schien unruhig zu werden: „Wo ist Portia? Bei Peeta? Er ist wohlauf, oder? Er lebt doch, nicht wahr?"
„Es geht ihm gut" Meinte ich und Haymitch sprach weiter: „Aber sie wollen euer Wiedersehen bei der Siegerfeier live übertragen"
„Ach so"
„Geh jetzt mit Cinna. Er muss dich fertig machen" Meinte Haymitch und schob sie zur Tür.
Als sie fort waren, trat ich an seine Seite.
„Warum hast du ihr nicht gesagt, was mit Peeta ist?"
Er sah mich nicht an, blickte immer noch auf die Stelle, an der Katniss eben verschwunden ist und sprach: „Ich denke, er sollte es ihr selbst sagen, zudem wäre eine ehrliche Reaktion vor den Zuschauern besser, denke ich"
„Verstehe"
Die Ärzte hatten Peetas Bein nicht retten können, nun trug er eine Prothese und einen Gehstock, ich konnte also gut nachvollziehen, warum er nicht wollte, das Katniss etwas davon erfuhr.
Er nickte, zudem machte etwas anderes ihm sorgen, nämlich Snows, Snow würde das Verhalten von Katniss in der Arena als einen Akt der Rebellion deuten würde, sie hatte das Kapitol bloßgestellt und nun musste sie alles versuchen um so glaubhaft wie möglich zu sein, wenn es darum ging in Peeta verliebt zu sein.
„Es wird schwierig genug für sie werden so gut zu Schauspielern, aus diesem Grund sollten wir sie nicht noch zusätzlich beunruhigen. Aber vielleicht kriegt sie es ja genauso gut hin wie in der Arena vor dem Jungen"
„Du meinst, so schwierig wie dein Streit mit den Spielemachern, die Katniss mehreren Schönheitsoperationen unterziehen wollten?" Fragte ich und wieder nickte er, grinste dann aber schief.
„Schwerer fürchte ich"
Nach den Spielen hatten die Spielemacher vorgehabt, Katniss Schönheitsoperationen zu unterziehen, damit sie vor dem Publikum wieder vorzeigbar wäre, unter anderem, war durch den Hunger in der Arena nämlich auch ihre Brust verschwunden, solche Makel jedoch, wollen die Zuschauer aber nicht sehen und aus diesem Grund hatte Haymitch einen riesenkrach mit den Spielemachern.
Man hatte sich im Endeffekt auf Brustpolter im Kleid geeinigt.
Ohne weiter darüber zu sprechen, begaben wir uns unter die Bühne um auf Katniss zu warten.

Sie sah wunderschön aus, das Kleid das sie anhatte, war gelblich, zart und schimmerte leicht, ließ bei jeder Bewegung ein kräuseln aufsteigen, sie war noch immer das Mädchen in Flammen und doch so viel... zarter.
Der Lärm der Menge ist ziemlich laut, sodass sie Haymitch und mich erst bemerkte, als er sie an der Schulter berührte.
Vor schreck machte sie einen Satz.
Vermutlich -und das konnte ich sehr gut nachvollziehen- war sie noch immer in der Arena.
„Keine Panik, wir sind's nur. Lass dich mal anschauen" Sagte Haymitch und streckte die Amre aus damit Katniss sich drehte.
„Nicht übel"
„Aber?" Fragte sie skeptisch.
Haymitch musterte den muffigen Raum: „Nichts aber. Wie wär's mit einmal Drücken und Glückwünschen?"
Ich runzelte die Stirn, so etwas passte nicht zu Haymitch, aber vermutlich hatte er eben mit seinem Blick durch den Raum nach versteckten Kameras oder Mikros Ausschau gehalten, die im Kapitol ziemlich üblich waren, aus diesem Grund zog er sie jetzt wohl auch in seine Arme um ihr etwas zuzuflüstern.
Seine Lippen wurden von Katniss Haaren verdeckt und ich wusste, das er es so geplant hatte.
Wer behaupten würde, das er als Alkoholiker dumm wäre, tauschte sich gewaltig.
Ich konnte nicht verstehen was er ihr sagte, was vermutlich auch besser so war, immerhin war es doch so, wenn ich ihn nicht verstand, konnte das auch kein Mikro.
Katniss lachte auf, als hätte Haymitch etwas witziges gesagt: „Und weiter?"
Haymitch ließ sie los und rückte ihr Haarband zurecht, ich konnte mir denken, dass er ihr gesagt hatte, das sie nun einen auf total verliebt machen sollte und konnte nur hoffen, das sie dies auch wirklich schaffte.
„Alles klar, Süße?"
„Alles klar. Hast du das Peeta auch gesagt?" Fragte sie.
„Muss ich gar nicht. Er macht das von allein" Haymitch lächelte leicht und Katniss schien verwirrt, vermutlich hatte sie noch immer nicht bemerkt, das der Junge sie wirklich liebte.
„Und ich nicht, oder was?" Sie nutzte die Gelegenheit um die Knallrote Fliege zurechtzurücken, die Cinna ihm aufgenötigt hatte.
„Seit wann ist es wichtig, was ich denke? Lass uns jetzt unsere Plätze einnehmen"
Er führte sie auf die Metallplatte und ich ging hinüber in den Nebenraum und trat zu Peeta.
„Nervös?" Fragte ich leise und er atmete tief ein und aus.
„Ja, schätze schon" Murmelte er.
Ich lächelte ihn an und drückte seine Hand.
„Das wird schon, Hals und Beinbruch"
„Das eine Bein kann ich mir ja nicht mehr brechen" Lachte er selbstironisch und ich hätte mir am liebsten die Zunge abgebissen.
Ich hätte mich gerne bei ihm entschuldigt, doch fuhr er schon nach oben.

Ich traf Haymitch vor der Tür wieder, zusammen gingen wir nach oben zum Rand der Bühne und sahen uns die Tortur mit an.
Die Hymne von Panem ertönte, dann begrüßte Caesar die Zuschauer und die Menge applaudierte, als die Vorbereitungsteams präsentiert werden.
Dann hatte Effie ihren Auftritt und ich wusste, das sie für ihren Geschmack zu lange darauf hatte warten müssen.
Dann kamen Cinna und Portia und ernteten riesigen Jubel, mir wurde schlecht, bei dem Gedanken im Fernsehen wieder so präsent zu sein, aber vielleicht erinnerte sich Snow dadurch ja daran, das er immer noch meinen Bruder hatte und vielleicht, nur vielleicht, würde ich ihn, wenn ich mich von meiner besten Seite zeigte, endlich wiederbekommen.
Eine warme Hand griff nach meiner und drückte sie, erschrocken blickte ich zu Haymitch auf, ich hatte nicht damit gerechnet, das er mich berühren würde, doch fühlte ich mich in seiner Nähe gleich wieder viel besser.
„Keine Panik, du machst das gut, wie immer, Süße"
Ich erwiderte nichts, sondern drückte seine Hand zum Dank für seine Aufmunternden Worte ein wenig doller, dann traten wir zusammen auf die Bühne, ohne das er meine Hand losgelassen hatte.
Ich spürte Verlegenheit in mir aufkommen, etwas das mir völlig fremd war bisher, aber doch so leicht zu erkennen war.
Als die Menge und sah, brach ein Getrampel los, das mindestens fünf Minuten anhielt.
Immerhin hatten wir eine Prämiere vorzuweisen, zudem schien ihnen zu gefallen, wie er meine Hand hielt, was mich noch verlegener machte.
Wir setzten uns und dann erschienen da Katniss und Peeta, einige Meter voneinander entfernt.
Peeta begann zu lächeln und Katniss stürmte auf ihn zu, warf sich ihm um den Hals, sodass er beinahe viel.
Katniss runzelte ein wenig die Stirn, als sie Peetas Gehstock bemerkte, doch sagte sie dazu nichts.
Peeta richtete sich wieder etwas gerader auf und zog Katniss an sich, kuschelte mit ihr und die Zuschauer flippten aus.
Zehn Minuten ging das so, bis Caesar Flickerman den Beiden auf die Schulter tippte, jedoch schob Peeta ihn einfach nur weg und die Menge rastete erneut völlig aus.
Ob bewusst oder nicht, Peeta gab ihnen immer das was sie sehen wollten.
Schließlich stand Haymitch wieder auf, trennte die beiden voneinander und schob sie grimmig zu ihrem Siegerstuhl.
Er war nicht gerade bequem, so wie alle Möbel im Kapitol, was aber bei diesem Exemplar vielleicht auch daran lag, das es eigentlich nur für einen Sieger bestimmt war.
Katniss setzte sich ganz nah zu Peeta, doch ein Blick von Haymitch, der nun wieder neben mir saß, bedeutete ihr, das dies nicht genug sei und so zog sie sich die hohen Schuhe aus, kickte sie weg und zog die Füße nach oben um noch näher zu ihm rücken zu können.
Dicht an ihn gelehnt, ja fast auf seinem Schoß, saßen sie nun da, Peeta hatte Automatisch seinen Arm um sie gelegt und drückte sie an sich.
Meiner Meinung nach wirkte das alles schon ziemlich echt, aber was wusste ich schon von Dingen wie Liebe?
Caesar Flickerman machte noch ein paar Gags, dann wurde es Zeit für die Show.
Sie würde wie immer drei Stunden dauern und ich würde vermutlich wieder nicht wirklich hinsehen, das machte ich seit meinem Sieg eigentlich nie, ich hatte das alles live im Fernsehen gesehen, ich musste es mir nicht noch einmal in slow motion anschauen und mir die Kommentare dazu anhören.
Die Lichter gingen aus und das Wappen von Panem erschien auf dem Bildschirm, ich sah zu Boden, auf mich würden vermutlich eh keine Kameras gerichtet sein, alles drehte sich im Moment nur um die beiden Liebenden aus Distrikt 12.
Ich wusste nicht wie ich es geschafft hatte, aber nach den drei Stunden in denen ich zu Boden gesehen hatte, schmerzte mein Nacken, doch war ich froh es ausgehalten zu haben.
Die Hymne von Panem wurde erneut gespielt, als Präsident Snow höchst Persönlich gefolgt von einem kleinen Mädchen, das das Kissen mit der Krone trug, die Bühne betrat.
Er drehte die Krone und teilte sie in zwei hälften, setzte jedem von ihnen eine Hälfte auf.
Es folgten endlose Verbeugungen und Hochrufe.
Caesar wünschte allen eine gute Nacht und ermahnte sie morgen wieder einzuschalten, um bei den letzten Interviews dabei zu sein.
Peeta und Katniss wurden sofort zum Präsidentensitz gebracht, wo das Siegerbankett stattfand, den Mentoren und allen anderen war es gestattet nach zu folgen, doch hatte ich schon seit Jahren nicht mehr an diesen Feier teilgenommen.
Ich verabscheute die Dekadenz des Kapitols und ging zurück in die Räume, die den Tributen aus Distrikt 12 und ihren Mentoren zustand.
Haymitch und Effie hingegen gingen ebenfalls auf das Bankett, Effie um sich zu zeigen, ihren Ruhm zu genießen und Haymitch vermutlich um zu trinken, wo sonst bekam man so viel Alkohol wie dort?

Am nächsten Morgen fand das letzte Interview mit den Beiden statt und dann konnten wir endlich wieder nach Hause fahren, dort hatten wir etwas Zeit, bis die Tour der Sieger begann.
Caesar fragte Peeta gerade wie er mit seinem neuen Bein zurechtkam, als ich den Raum betrat und neben Haymitch stehen blieb.
„Neues Bein?" Fragte Katniss und runzelte die Stirn, unwillkürlich streckte sie die Hand aus um Peetas Hosenbein hochzuziehen und starrte geschockt auf die Metall- und Kunststoffvorrichtung.
„Hat dir das niemand gesagt?" Fragte Caesar einfühlsam und sie schüttelte den Kopf.
„Siehst du, Süße. Ihre Reaktion sieht viel echter und besorgter aus als wenn sie es gewusst hätte" Murmelte Haymitch zu mir und ich nickte.
Vermutlich hatte er recht, er kannte sich in solchen Dingen einfach besser aus als ich.
Mit mir allein als Mentorin, wären die beiden wohl aufgeschmissen gewesen und das noch in der Arena.
„Das ist meine Schuld. Weil ich den Druckverband gemacht habe"
„Ja, es ist deine Schuld, dass ich noch am Leben bin" Sagte Peeta.
„Da hat er recht, ohne den Druckverband wäre er mit Sicherheit verblutet" Erklärte Caesar.
„Ich denke, ich werde schon einmal Packen gehen" Ich drehte mich um und ging, spürte jedoch den Blick von Haymitch in meinem Rücken.
Innerlich war ich erleichtert, wieder nach Hause zu können, andererseits, machte mir meine Heimkehr jedes Jahr aufs neue deutlich, das niemand auf mich warten würde.

The Hunger Games-Sarah Riley and her life as a tributWo Geschichten leben. Entdecke jetzt