Ein Monat.
Ein Monat war es nun her, seit die Brandbomben des Kapitols die armseligen Häuser der Mienenarbeiter aus Distrikt 12 ausradiert hatten.
Ein Monat, den ich und alle die in Distrikt 12 überlebt hatten nun in Distrikt 13 verbrachten.
Distrikt 13 lag unterirdisch und war ein gut durchgeplanter Distrikt.
Jeder Bewohner bekam einen Tagesplan auf den Arm gestempelt, der einem vorgab, wo man wann was tat.
Er gab einem an, wann man aufstehen oder schlafen gehen musste, wann man essen oder arbeiten gehen musste, oder wann man etwas Zeit für Freunde oder Familie hatte.
Der Plan war genau auf 24 Stunden ausgelegt und es wurde streng Kontrolliert ob er auch eingehalten wurde, erst um 22 Uhr, wenn auf jedem Plan-Baden stand, löste sich die Tinte und wusch sich ab.
Selbst das Essen wurde hier genauestens eingeteilt, je nach Größe und alter eines Menschen.
Wir aus Distrikt 12 bekamen ein wenig mehr, damit wir uns schneller wieder erholen konnten.
Meine Meinung über Distrikt 13 war eher verhalten, nach allem was uns vom Kapitol über sie berichtet wurde, das sie ausgelöscht wurden, als Mahnmal für die anderen Distrikte, empfand ich sie nur als Feige.
Distrikt 13 war der einzige aller Distrikte, der während der ersten Rebellion nicht unterworfen wurde und da das Kapitol Angst vor einem Atomkrieg hatte, den sie nicht hätten gewinnen können, wobei vermutlich fast ganz Panem zerstört worden wäre, einigten sich die beiden Parteien in einem Pakt darauf, das Distrikt 13 sich von der Außenwelt zurückziehen würde, es sollte keinerlei Anzeichen darauf geben, das in dem mit giftigen Bomben zerstörten Distrikt noch jemand leben würde, im Gegenzug würde das Kapitol sie in ruhe lassen.
Sie hatten alle anderen Distrikte büßen lassen, für etwas, das sie in gang gesetzt hatten.
Sie hatten sich diskret zurückgezogen, nur um jetzt die Gönner zu spielen.
Fakt jedoch war, die Bewohner von Distrikt 12 wurden nur aus einem Grund so freundlich aufgenommen und nicht mit Hass und Verachtung gestraft, da sie das wenige Essen mit uns Teilen mussten, in Distrikt 13 hatte es wohl einst eine Art Pockenepidemie gegeben, die die Anzahl der Bewohner drastisch verringerte und zudem viele Überlebende unfruchtbar gemacht hatte.
Sie brauchten frisches Blut, Zuchtvieh, um sich wieder vermehren zu können, das war der Grund warum wir nicht einfach zum Sterben ausgesperrt oder in Distrikt 12 zurückgelassen worden waren.
Und nun gab es erneut eine Rebellion, der sie sich anschließen konnten, bei der Präsidentin Coin die Macht an sich gerissen hatte, in der Hoffnung, das wir diese gewinnen würden, welch Ironie.
Mein Leben unterschied sich nicht wirklich von einem Leben unter dem Joch des Kapitols und doch war es auf vielerlei Arten so anders.
Ich hasste Distrikt 13, ich hasste es die Sonne nicht zu sehen, ich hasste es, das mir jemand vorschrieb, wann ich was zu machen hatte.
Seit einem Monat war ich nun hier und es kam mir vor wie eine Ewigkeit.
Ich hatte das Gefühl langsam verrückt zu werden.
Ich hatte begonnen mich von allem zurückzuziehen, von Finnick, von Katniss, zu der ich ohnehin nie ein besonders gutes Verhältnis hatte und besonders vor Haymitch.
Seit jenem Kuss im Hovercraft, war ich ihm aus dem Weg gegangen und er hatte mich gelassen.
Es war fast als hätte es diesen Kuss nie gegeben und all die Gefühle die ich für ihn hegte seien nie Wirklichkeit gewesen... fast.
Äußerlich versuchte ich die Starke zu spielen, versuchte bei Versammlungen über die Rebellion niemanden sehen zu lassen, wie es wirklich in mir aussah.
Ich war verunsichert, hatte Angst und fühlte die Sehnsucht.
Ich sehnte mich nach ihm, seiner Nähe, seiner Stimme, einfach allem und am meisten vermisste ich Peeta.
Ich machte mir unglaubliche Sorgen um ihn, ich hatte vor den Spielen doch so großspurig behauptet, sie seien meine neue Familie und ich würde sie besser beschützen, doch hatte ich es wieder einmal nicht geschafft.
Peeta, der wie ein Bruder für mich war, war fort.
Die Frage, ob er noch lebte, erübrigte sich, sie würden ihn so lange leben lassen, wie es Katniss gab, er war der perfekte Köder.
Wütend, machte ich mich auf dem Weg zu Präsidentin Coin, denn an diesem Morgen war ein weiteres Treffen einberufen worden.
An der Tür zum Saal wurde mein Tagesplan überprüft, ob ich auch wirklich dort sein sollte, genervt zeigte ich dem Mann meinen Arm, der daraufhin kommentierte, das ich zu spät sei und Ich verdrehte die Augen, fühlte mich mehr überwacht als vom Kapitol und betrat den Saal.
Drinnen waren Plutarch, Coin, Lyme, Haymitch, Gale und Katniss bereits.
„Oh, Soldat Riley, Sie kommen auch endlich. Ich würde sagen, sie sind dreißig Minuten zu spät" Coin sah mich wütend an und ich lächelte ihr gespielt freundlich zurück: „Wirklich? Ist mir gar nicht aufgefallen. Bitte, verzeihen sie mir?"
„Das ist das zweite Mal in dieser Woche. Ich garantiere ihnen, ein weiteres Mal und ich muss Konsequenzen ziehen!"
Ich verdrehte unauffällig die Augen, Gott wie ich diese Frau hasste und setzte mich auf einen Stuhl.
„Also, wo waren wir gerade?" Fragte Coin in die Gruppe, nachdem sie mich noch mit einem Blick ermahnt hatte.
„Wir waren gerade dabei zu besprechen, ob Katniss nach 12 zurückkehren kann" Erwiderte Plutarch.
„Genau... Nein" Antwortete Coin strickt.
„Aber..." Begann Katniss, doch wurde sie von Coin unterbrochen.
„Ich habe nein gesagt Soldat Everdeen. Dich nach 12 zu lassen, ist ein unnötiges, kostspieliges und gefährliches Unterfangen"
„Entschuldigen sie meinen Einwand Präsidentin, aber warum lassen wir sie nicht gehen, sie hat uns zugesagt für die Revolution den Spottölpel zu spielen, wenn sie gehen darf. Meiner Meinung nach können wir es uns eher leisten einen Tag zu verlieren, als einen weiteren Monat"
Coin schien zu überlegen, war nicht wirklich begeistert, ehe sie bedächtig nickte.
„Fein, vermutlich haben sie recht Plutarch. Du darfst gehen Soldat Everdeen, schickt ein Dutzend Hovercrafts zu ihrer Überwachung mit. Und Soldat Hawthorne wird ebenfalls dabei sein" Fügte sie noch mit einem Blick zu Gale hinzu.
Er war ein nützliches Mitglied für die Revolution geworden, daher vertraute Coin ihm an auf Katniss aufzupassen.
Immer wenn Katniss nach draußen Jagen gehen durfte, was sie im Übrigen auch nur nach langen Diskussionen und nur für 2 Stunden täglich durfte, musste er sie begleiten.
Gerade als Katniss und Gale sich erheben wollten, sprach Coin erneut: „Da ist noch etwas"
Beide setzten sich erneut, Katniss eher wiederwillig und Coin schaltete den Fernseher an.
Es war immer dasselbe, Kriegsbilder, Propaganda, Wiederholungen der Bombardierung von Distrikt 12. Eine Unheil verkündende Botschaft von Snow und schließlich Caesar Flickerman, der wie immer ziemlich schrill aussah, mit seinen Bunten Farben.
Doch war es Caesars Gast, auf den Coin uns aufmerksam machen wollte.
„Peeta" Flüsterte Katniss erschrocken und auch ich sog erschrocken die Luft ein.
Der Junge sah gesund aus, geradezu kräftig.
Seine Haut leuchtete makellos, er wirkte gefasst und ernst, so ganz anders, als ein Gefangener normalerweise aussehen sollte.
Caesar machte es sich in einem Sessel bequem.
„Tja, willkommen Peeta...mal wieder"
Peeta lächelte schmal: „Schätze sie haben gedacht, sie haben mich zum letzten Mal Interviewt Caesar"
„Ich gestehe es, ja. Am Abend vor dem Jubel-Jubiläum, Mensch wer hätte da gedacht, das wir dich noch einmal wiedersehen"
„War auch nicht geplant, das können sie mir glauben" Antwortete Peeta finster und ich runzelte die Stirn.
„Er ist so ganz anders, was haben sie mit ihm gemacht?" Murmelte ich und Katniss sah kurz zu mir, runzelte ebenfalls die Stirn, als ließe sie sich meine Worte durch den Kopf gehen und sah dann wieder auf den Bildschirm.
Caesar beugte sich ein wenig vor: „Ich glaube, jeder hier weiß was du geplant hattest. Du wolltest dich in der Arena opfern, damit Katniss Everdeen dein Kind zur Welt bringen konnte"
„So ist es, ganz einfach. Aber da hatten auch andere Leute ihre Pläne" Gab Peeta zerknirscht wieder.
Mein Blick glitt zu Haymitch, er stand im Moment bei keinem sehr hoch im Kurs, sogar Katniss ignorierte den Mann völlig, da sie sich von ihm hintergangen fühlte.
Das interview bezog sich auf Peeta und was in der letzten Nacht in der Arena geschah.
Er sagte, das die Arena einen hohen Preis kostete, das das Leben unschuldiger Menschen zu nehmen alles nimmt, was uns ausmacht.
Er Schrie Caesar an, das Katniss nichts von den Rebellen gewusst hätte, das sie nie die Bombardierung ihres Distrikts zugelassen hätte.
Als Caesar Peeta nach Haymitch fragte und ob er der Meinung war, das Haymitch von der Revolution wusste, sagte Peeta nur: „Ich hätte ihm nicht vertrauen sollen"
Dies war der Moment, wo ich meine Augen zu Haymitch wandern ließ, er starrte starr auf den Bildschirm, ließ sich nicht anmerken, wie er fühlte, doch das war nicht neu, seit den Spielen, seit der Sache im Hovercraft, hatte er sich verschlossen.
Ich war mir sicher, würde Distrikt 13 ihm Alkohol erlauben, dann würde er ihn gewiss mit Freuden wieder zu sich nehmen.
Ich lauschte dem Interview nur noch so halb, es wurde für mich erst wieder interessant, als Peeta begann die Menschen zu einem Waffenstillstand aufzufordern.
Ihm war es egal, ob die Menschen für das Kapitol waren oder für die Rebellen, er war der Meinung, wir sollten uns nicht bekriegen.
„Ihr wisst schon was das nun bedeutet, oder?" Fragte Coin und ich sah sie verständnislos an.
„Die Menschen in Distrikt 13 haben dieses Interview ebenfalls gesehen, sie halten Peeta für einen Verräter, einen Lügner und Feind. Sie erheben schwere Vorwürfe gegen ihn"
Katniss und ich sprangen beide zur gleichen Zeit auf: „Das ist Schwachsinn, dieser Junge wird vom Kapitol gefangen gehalten, wer sagt uns das er dazu nicht gezwungen wurde?!" Fuhr ich sie wütend an: „Peeta ist kein Feind, er ist der einzige den ich nicht als solchen bezeichnen würde!" Schrie Katniss.
Coin hob abwehrend die Hände: „Ich sage nur wie es ist. Sollten wir das Kapitol besiegen und Peeta lebt dann noch immer, wird er die Konsequenzen tragen müssen"
„Konsequenzen? Das soll wohl ein Scherz sein. Er und Johanna Mason wurden gefangen genommen und vermutlich gefoltert und wer weiß was noch. Sie können doch nicht einfach sagen, er muss die Konsequenzen tragen!" Ich war völlig aufgebracht und schüttelte fassungslos den Kopf.
„Sollte Peeta irgendetwas zustoßen, dann bin ich raus, dann können sie sich einen neuen Spotttölpel suchen" Meinte Katniss zu ihr, doch Coin sah sie unbeeindruckt an.
„Soldat Everdeen, wenn die Revolution beendet ist und wir sollten gewinnen, dann braucht die Welt keinen Spotttölpel mehr"
Geschockt sah ich sie an, klang dies nur für mich wie eine Drohung oder bildete ich mir das nur ein?
„Das ist verrückt, ich verschwinde" Meinte ich und wandte mich dem Ausgang zu.
„Soldat Riley, sie sind noch nicht entlassen!" Fuhr mich Coin hart an und ich sah sie mit einem leichten schmunzeln an, hob meinen Arm mit dem Tagesplan und meinte gelassen: „Laut meinem Plan, habe ich seit gut 10 Minuten Küchendienst. Ich will doch nicht noch später kommen als ich ohnehin schon dran bin, wer weiß, was mich für Konsequenzen treffen würden"
Damit ließ ich den Arm wieder sinken und ging, Coin schien sprachlos, ich hatte die Schlacht gewonnen, aber nicht den Krieg, das wusste ich so gut wie sie.
Am darauffolgenden Tag, bei den Besprechungen, hatte Katniss noch einige Bedingungen gestellt, damit sie den Spotttölpel spielte.
Die erste Bedingung war der Kater ihrer Schwester.
Haustiere waren aufgrund der Nahrungsknappheit im Distrikt strengstens verboten, aber der Kater ihrer Schwester, den Katniss am Morgen in Distrikt 12 gefunden hatte, durfte bleiben.
Zudem hatte Katniss die Bedingung gestellt, das den Tributen, die gefangen genommen worden waren, das hieß, Johanna, Enobaria und auch Peeta, nicht geschehen durfte.
Obwohl ich mir bei Enobaria nicht sicher war, ob es sich da lohnte, doch es wäre schwieriger für Katniss gewesen, diese Bedingung durchzuboxen, wenn sie einen der Tribute ohne stichhaltigen Grund ausschloss.
Es wurde zudem besprochen, das es eine Attacke auf ihr Sendezentrum geben sollte, es sollten eine Reihe von Propaganda-Spots eingespielt werden, Propos wie es Plutarch nannte.
Beetee war guter Hoffnung, das sie es schaffen würden, aus diesem Grund musste Katniss nun öfter ins Studio und aufnahmen machen.
Ich selbst hatte nicht solch eine entspannte Aufgabe, immer wieder musste ich Küchendienst absolvieren, was ich vermutlich Coin und ihrer Abneigung gegen mich zu verdanken hatte, das einzige worauf ich mich immer freute waren die Trainingsstunden.
Dort hatte ich die Zeit meine Wut abzulassen, nicht zu Denken, mich nicht einsam zu fühlen, mich nicht zu fragen, was sie wohl mit Peeta angestellt hatten oder noch anstellen würden.
Dort war ich einfach nur Soldat Riley, mehr nicht.
Von Beetee hatten Katniss, Gale, Finnick und ich jeder eine auf ihn abgestimmte Waffe bekommen.
Katniss und Gale hatten Bögen bekommen, mit Explosivgeschossen und einigen anderen Tricks, Finnicks Dreizack hatte ich noch nicht in Aktion gesehen, da Finnick nicht wirklich als Soldat angesehen wurde, da er im Moment wegen Annie noch ziemlich angeschlagen war und ich hatte einen Speer bekommen.
Mein Speer konnte Feuer abschießen und besaß eine giftige Spitze, zudem konnte man ihn wenn ich ihn gerade mal nicht brauchte auf eine sehr kleine Größe zusammenschieben, was äußerst praktisch war, so war er einem nie im Weg, außerdem, waren jeder dieser Waffen nur auf unsere Stimmen eingestellt, sodass niemand anderer sie nutzen konnte.
Ich konnte es gar nicht abwarten diese Waffe einzusetzen, so unglaublich groß war mein Hass auf das Kapitol mittlerweile.
Am Abend ging ich früh zu Bett denn ich musste am nächsten Morgen schon um 6Uhr bei einer weiteren Versammlung sein und hatte jetzt schon die Schnauze gestrichen voll von Coin und ihren Befehlen.
Ich hatte mich geirrt, es war dieses Mal nicht Coin gewesen, die uns zusammengerufen hatte, sondern Haymitch.
Er hatte uns die Aufnahmen des gestrigen Tages von Katniss's Popos gezeigt und ich musste sagen, sie waren lächerlich.
Stark geschminkt, in ein Kostüm gezwängt und zwischen dicken Rauschwaden mit ihrem neuen Bogen in der Hand, wirkte das alles wie eine Show, nicht wie eine echte Rebellion, nichts das man ernst nehmen konnte.
„Möchte einer der Anwesenden die Meinung vertreten, das uns das dabei hilf den Krieg zu gewinnen?" Fragte Haymitch in die Runde, doch keiner mochte.
„Gut, das spart Zeit. Dann lasst uns jetzt einen Moment innehalten. Ich möchte, das jeder von euch in sich geht und an die Ereignisse zurückdenkt, bei dem Katniss Everdeen euch wirklich berührt hat. Nicht, weil Peeta euch dazu gebracht hat, sie zu mögen. Mich interessieren die Momente, in denen sie ein echtes Gefühl bei euch ausgelöst hat"
Es wurde still, die Stille zog sich dahin und ich dachte schon sie würde nie enden, doch dann erhob Boggs, Coins rechte Hand, das Wort: „Bei der Ernte, als sie sich freiwillig für ihre Schwester gemeldet hat. Weil ich sicher war, das sie dachte, sie würde sterben"
Haymitch nickte: „Gut. Ein Hervorragendes Beispiel" Mit einem lila Filzstift schrieb er das auf einen Block und sah dann wieder in die Runde: „Der Nächste"
„Als sie das Lied vom Henkersbaum sang um Rue in den..."Ich zögerte, denn das Wort tot wollte ich nicht verwenden, also formulierte ich den Schluss so: „Schlaf zu singen"
Haymitch's Blick blieb an mir haften, schien mich zu durchbohren und ich sah weg, konnte diesem Blick aus den blauen Augen nicht länger standhalten.
„Wen hätte das kaltgelassen, was?" Meinte Haymitch und schrieb es auf.
„Als sie Peeta betäubte, damit sie die Medikamente für ihn besorgen konnte und ihm einen Abschiedskuss gab, da musste ich weinen" Platze Octavia, aus Katniss's alten Vorbereitungsteam heraus.
Man hatte sie und den Rest von ihrem Team in einem Raum weiter unten halb nackt an die Wand gekettet gefunden, sie waren gefoltert worden und Katniss hatte dafür gesorgt, das sie freigelassen wurden, nun waren sie erneut zu ihrem Vorbereitungsteam geworden, doch überraschte es mich, das Octavia sich traute etwas zu sagen.
Auch sie schien es zu überraschen, denn sie sah auf einmal aus als hätte sie einen Fehler gemacht und fürchtete sich vor den Konsequenzen.
Ein weiterer Grund für mich Distrikt 13 und Präsidentin Coin zu verachten.
Doch Haymitch beruhigte sie, indem er nickte: „Ach ja. Betäubt Peeta um sein Leben zu retten. Sehr schön"
Nun erinnerten sich alle wild durcheinander an die unterschiedlichsten Momente und ich konnte an Katniss's Gesicht erkennen, das sie mit einem solchen Ansturm nicht gerechnet hatte.
Plötzlich hielt Haymitch seinen Block hoch und sprach: „Die Frage ist jetzt, was haben all diese Momente gemeinsam?"
„Sie gehören Katniss" Sprach Gale ruhig in die Runde: „Niemand hat ihr gesagt, was sie tun oder sagen soll"
„Improvisiert, ja!" Rief Beetee, dann griff er nach Katniss's Hand und tätschelte sie: „Vielleicht sollten wir dich einfach machen lassen, was?"
Ein paar lachten auf und sogar sie lächelte ein wenig.
„Nun, das ist ja alles schön und gut, aber es hilft uns nicht weiter" Sagte Fulvia, Plutarchs Assistentin gereizt: „Hier in Distrikt 13 sind die Gelegenheiten für sie, toll auszusehen, leider ziemlich begrenzt. Also falls hier keiner vorschlägt, dass wir sie mitten im Kampfgebiet absetzten..."
„Genau das ist mein Vorschlag" unterbrach sie Haymitch: „Stellt sie aufs Schlachtfeld und haltet mit der Kamera drauf"
„Aber die Leute denken doch, sie wäre schwanger" Warf Gale ein.
„Wir streuen einfach das Gerücht, sie hätte das Baby bei dem Stromschlag in der Arena verloren" Entgegnete Plutarch: „Ein tragisches Unglück. Zu traurig"
Es wurde eine heftige Diskussion entfacht, doch Haymitch hatte nicht unrecht, das wussten alle.
„Jedes Mal, wenn wir sie coachen oder ihr Texte vorgeben, können wir allenfalls hoffen, das es ganz okay wird. Es muss aus ihr selbst herauskommen, darauf springen die Leute an"
„Ja, als sie damals bei der Tour der Sieger direkt über Rue gesprochen hatte, ohne Effies Karten zu nehmen, hat das die Leute in 11 so berührt, das sie den Dreifingergruß gemacht haben" Wandte ich überlegend ein: „Katniss ist keine gute Schauspielerin, war sie nie, das wissen wir alle. Peeta hat sie immer rausgeboxt, doch bei solchen Momenten, da wo sie einfach nur sie selbst war, haben die Leute sie geliebt"
„Egal wie vorsichtig wir sind, wir können für ihre Sicherheit nicht garantieren" Wand Boggs ein: „Sie wird eine Zielscheibe für jeden..."
„Ich mache es" Unterbrach Katniss ihn und alle sahen sie erstaunt an, ich hingegen und auch Haymitch schmunzelten: „Hier bin ich den Rebellen keine Hilfe"
„Und wenn du getötet wirst?" Fragte Coin.
„Seht zu, das ihr es auf Film kriegt. Dann könnt ihr ja das benutzen" Entgegnete sie.
„Schön" Sprach Coin gereizt: „Aber eins nach dem anderen. Wir versuchen die am wenigsten gefährlichen Situationen zu finden, die spontan etwas in dir auslösen" Coin trat vor die erleuchtete Landkarte der Distrikte, die die Truppenbewegung in diesem Krieg zeigten und studierte sie: „Heute Nachmittag setzten wir sie in Distrikt 8 ab. Am Morgen hat es dort schwere Bombardierungen gegeben, aber die Angriffe scheinen vorbei zu sein. Sie geht bewaffnet und mit einem Trupp Leibwächter als Begleitung, Kamerateams am Boden, Haymitch, du bleibst im Hovercraft und hältst von dort aus den Kontakt. Schauen wir mal, wie's läuft. Irgendwelche Anmerkungen?"
„Sie soll sich das Gesicht waschen" Sagte Dalton, ein Flüchtling aus Distrikt 10, der schon seit einigen Jahren in 13 lebte, er war zu Fuß bis hierher gelaufen und hatte es geschafft.
„Ihr lasst sie wie fünfunddreißig aussehen, dabei ist sie doch noch ein Mädchen. Das fühlt sich verkehrt an. So was würde das Kapitol tun"
Als die Sitzung sich aufhob, bat Haymitch, Katniss und mich persönlich zu sprechen, also blieben wir im Raum, während die Anderen, bis auf Gale, der unschlüssig stehen blieb, gingen.
Er ging auf Katniss zu und schmunzelte: „Worüber machst du dir Sorgen?" Fragte er sie: „Wenn hier einer einen Leibwächter braucht, dann ich"
„Ist schon okay" Sagte Gale und dann ging auch er, als er merkte, das Haymitch sich wegen ihm zurückhielt.
Haymitch setzte sich wieder auf einen Stuhl uns gegenüber: „Sieht so aus als müssten wir wieder zusammenarbeiten. Also los. Spuckt's aus"
Ich seufzte, überließ Katniss den vortritt: „Ich verstehe nicht, warum du Peeta nicht gerettet hast"
„Ich weiß" Sagte er.
„Jetzt du" Sagte sie, als sei damit alles gesagt.
„Ich verstehe nicht, wieso du ihn in der Nacht aus den Augen gelassen hast" Meinte er und Katniss nickte, während ich in meinem Kopf durchging, was an jenem Abend geschehen war. Haymitch hatte damals nichts gegen die Trennung in dieser Nacht gesagt, hatte Katniss die Entscheidung überlassen, uns allen. „Immer wieder gehe ich durch, was ich hätte tun können, damit wir zusammenbleiben und trotzdem nicht das Bündnis aufkündigen müssen. Aber mir fällt nichts ein"
„Du hattest keine Wahl. Und selbst wenn ich in dieser Nacht Plutarch dazu hätte bewegen können, dazubleiben und Peeta zu retten, hätte es den Verlust des ganzen Hovercrafts bedeutet. Wir sind sowieso nur mit knapper Not da rausgekommen"
Eindringlich sah sie ihn an: „Er ist nicht Tot, Katniss" Meinte er.
„Das Spiel geht weiter" Sie versuchte optimistisch zu klingen doch ihre Stimme versagte.
„Das Spiel geht weiter. Und ich bin immer noch dein Mentor. Wir beide sind das" Meinte er mit einem Blick zu mir und sie nickte leicht.
„Wenn du nachher da unten bist, denk dran, ich bin über dir. Ich habe den besseren Überblick, also tu, was ich dir sage"
„Mal sehen" Gab sie zurück.
Damit erhob sie sich und ging, ließ mich mit ihm allein und ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit.
„Und nun bist du dran" Sagte Haymitch und blickte zu mir, ich jedoch hatte meine Augen fest auf den Tisch vor mir gerichtet und hielt mich daran fest.
„Ich habe dir immer Vertraut" Gab ich kleinlaut zurück und sah aus dem Augenwinkel, wie er nickte.
„Ja, aber wir wissen beide, das da noch mehr ist"
Nun sah ich zu ihm auf, versuchte seinem Blick standzuhalten und sprach: „Ich verstehe nicht, wieso du mich geküsst hast" Erneut nickte er, schien zu überlegen und ich sprach weiter: „Du hast meine Welt aus den Fugen gerissen. Alles lief nach Plan, alles war so klar und deutlich und dann hast du das getan und ich verstand gar nichts mehr... verstehe gar nichts mehr"
„Ich denke, dass du in diesem Moment sehr wohl etwas verstanden hast" Entgegnete er und ich spürte die Röte in meinen Wangen aufsteigen.
„Du hast verstanden, was ich für dich empfinde und das hat dich aus dem Konzept gebracht, weil in deiner Welt solche Dinge keinen Platz haben, weil du zu viel verloren hast"
Ich wusste nicht was ich sagen sollte und selbst wenn ich es gewusst hätte, schnürte mir etwas den Hals zu.
„Auch ich hatte gedacht keinen Platz für solche Sachen mehr zu haben, doch dann warst du da. Fesseltest mich mit deiner Art, du warst so wild und entschlossen. Ich hatte großen Respekt vor dir und dann in all den Jahren warst du an meiner Seite, als Mentorin. Sicher du warst nicht wirklich anwesend, doch du warst da und ich vermisste die Entschlossenheit, deine Sturheit, deinen Willen zu gewinnen. Und bei den 74. Hungerspielen, bei Katniss und Peeta, warst du auf einmal wieder da und mein Respekt verwandelte sich in etwas anderes. Etwas bedeutenderes. Ich hätte nie gedacht wieder so Fühlen zu können, nicht nachdem mir das Kapitol alles genommen hatte, doch du hast mich überrumpelt, vollkommen"
Schweigend und völlig erstaunt saß ich da, ließ mir seine Worte durch den Kopf gehen.
„Ich denke nicht, das ich dich davon werde abhalten können, mit Katniss mitzugehen, aber sei dir gewiss, ich werde immer in deiner Nähe sein und auf dich achtgeben. Auf euch beide"
Damit stand er auf, es war, als wüsste er, das von mir nichts mehr kommen würde und ging.
Benommen saß ich noch immer da und mir wurde mit erstaunen bewusst, das Haymitch mir gerade sein Herz offengelegt hatte, das er mir verdeutlicht hatte, das ich ihm etwas bedeutete.
Die Sehnsucht die ich schon seit langem in meinem Herzen verspürte, wuchs mit einem Mal ins unermessliche heran und ich versuchte sie zurückzudrängen und erhob mich ebenfalls.
Ich ging zu den Ankleideräumen um mich für den Außeneinsatz fertig zu machen, ich musste mich ablenken, denn ich wusste, nun war es an mir auf ihn zuzugehen.
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The Hunger Games-Sarah Riley and her life as a tribut
RomanceDas Kapitol hatte Sarah Riley mit ihrem Eintritt als Tribut in die 68. Hungerspiele alles genommen. Sie war allein und musste versuchen in der Arena gegen dreiundzwanzig andere Tribute zu bestehen, nicht einmal ihr Mentor Haymitch war eine große Hil...