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Taehyung

„Jungkook warte!“, rufe ich, während Kookie mich hinter sich her zieht, als wäre jeder Polizist der Stadt hinter uns her. Da er aber die ganze Zeit schon nicht auf mich hört, habe ich natürlich auch nicht damit gerechnet, dass er plötzlich einfach stehen bleibt und ich ungebremst in ihn hinein renne. Naja, ich stolpere mehr, als dass ich renne und wir fliegen beinahe beide nach hinten, aber Jungkook stemmt ein Bein nach hinten und umklammert meinen Oberkörper mit seinen Armen.

„Shit!“, stoße ich aus und reibe mir die Stirn, die gerade volle Kanne gegen seine Schulter gedonnert ist. „Alter, du warst vorhin noch bewusstlos, schalt' mal einen Gang runter, sonst darf ich gleich wieder nen Krankenwagen rufen“, meckere ich und trete einen Schritt zurück. Als ich aber aufsehe, weite ich direkt die Augen, denn Kookie steht grinsend vor mir. Ziemlich breit grinsend.

Gruselig...

„Äh... Wieso grinst du so?“, frage ich auch sofort, denn dieser Gesichtsausdruck wird mir langsam echt unangenehm. „Ich muss dir was zeigen“, antwortet der Dunkelhaarige und ich kriege langsam das Gefühl, dass meine Mutter recht hatte, als sie sagte: „Zieh' nicht so ein Gesicht, sonst bleibt das so!“, denn meine Augenbrauen wollen vor lauter Verwirrung gar nicht mehr auseinander gehen. Was ist denn mit ihm los? Er hat vorhin erfahren, dass dieser Typ sein Vater ist, war ohnmächtig und jetzt tut er, als wäre nichts passiert?

Jungkook will gerade weiter rennen, aber  diesmal halte ich ihn am Arm fest. „Bleib stehen!“, knurre ich möglichst ernst und presse die Kiefer aufeinander. „Kannst du mir mal verraten, was plötzlich mit dir los ist? Hast du 'ne Gehirnerschütterung, oder was soll dieses Speedy Gonzales Getue? Kookie, du solltest jetzt eigentlich in einem Krankenhausbett liegen, verdammt!“, schiebe ich hinterher und rechne schon damit, dass ich jetzt ein empörtes Donnerwetter zu hören bekomme.

Bekomme ich aber nicht.

Stattdessen fängt er wieder an, zu grinsen. „Was mit mir los ist, willst du wissen? Ganz einfach: Mir geht's gut! Zum ersten Mal seit Ewigkeiten geht's mir einfach nur gut. Seungri ist weg, ich habe einen Vater, obwohl ich immer dachte, ich würde ihn niemals kennenlernen und ich habe dich. Tae, verstehst du das nicht? Ich bin einfach glücklich. So verdammt glücklich!“, plappert mein Freund drauf los und erstaunt mich damit wieder mal, denn er hat recht. Die ganze Zeit über gab es immer etwas, das ihm das Leben schwer gemacht hat und das ist jetzt alles weg. Und nun muss auch ich lächeln. „Gut, dann zeig' mir, was du mir zeigen wolltest, ich bin dabei“, nicke ich und nehme seine Hand in meine. Bevor wir aber weiter laufen, beugt Jungkook sich zu mir und drückt mir einen kurzen Kuss auf die Lippen. „Dann los.“

Weit laufen wir nicht, denn nach gut zehn Minuten stehen wir vor Kookies Haus und genau der zieht auch gerade schon seinen Schlüssel aus der Tasche. „Jungkook, ich kenne euer Haus. Wenn ihr nicht über Nacht renoviert habt, kenne ich das Alles schon. Verrätst du mir also bitte endlich, was du mir zeigen willst?“, meckere ich, denn der Geduldigste war ich noch nie und das weiß er auch. Augenverdrehend legt der Jüngere aber nur seine Hand auf meinen Rücken und schubst mich ins Haus, folgt mir aber sofort.

Wir laufen die Treppen hoch zu seinem Zimmer und während ich mich erschöpft auf sein Bett fallen lasse, läuft Jungkook geradewegs auf seinen Schrank zu und öffnet ihn. Meine Hand legt sich schon auf den Saum meines Pullis, um ihn auszuziehen, da ich damit rechne, dass Jungkook mir eines seiner Shirts gibt, aber einen Moment später senkt sich die Matratze neben mir und ich setze mich auf. Jungkook sitzt neben mir und sieht mir direkt in die Augen, was mich kurz irritiert, bis ich aber die Schachtel bemerke, die er mit beiden Händen festhält. „Du wolltest wissen, was da drin ist. Mach' sie auf“, sagt er und streckt sie mir entgegen.

Jetzt werde ich doch etwas nervös. Ich will zwar wissen, was in der Kiste ist, aber beim letzten Mal, als ich nachsehen wollte, hatte Jungkook sich dazwischen geworfen, als würde sein Leben davon abhängen. Der Jüngere bemerkt das offenbar, denn er drückt mir das Ding gegen die Brust und nickt lächelnd. „Mach' schon“, sagt er und ich nicke ebenfalls. Ich hebe den Deckel langsam hoch und als ich den Inhalt sehr, bin ich fassungslos. „Kookie... Was... Was ist das?“, stoße ich aus und sehe auf viele kleine Dinge, die mir mehr als bekannt vorkommen.

Zum Beispiel ein Ketchup-Paket aus unserem Lieblings-Imbiss, oder das selbstgeflochtene Armband, das ich ihm geschenkt habe, als wir Kinder waren. Auch die Zettel, die wir uns in der Schule immer geschrieben haben und das erste Handy, das wir uns gemeinsam gekauft haben, weil wir nicht genug Geld für zwei hatten, liegen darin. Mit großen Augen sehe ich zu Jungkook auf, als ich das Foto von uns beiden, wie wir als Kinder Arm in Arm am Strand stehen in den Händen halte.

„Das sind wir.“

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Sooo, damit geht es aufs Finale zu.
Ein Kapitel noch, dann ist Friendzone zu Ende~

Friendzone ⇴ ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt