~ Kapitel 10: Schnell ~

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~ Ophelia ~

„Das ging wahrlich flott, Ophelia!"

Ich höre Theodor kaum richtig zu, als er über meinen erfüllten Auftrag schwärmt. Da Hilda mit einem blutigen Messer in der Hand im Flur gleich neben diesem Perversling lag, konnte dessen Tod durch sie erklärt werden.

„Der Zeitpunkt konnte nicht passender sein!", schwärmt er weiter, doch ich interessiere mich für seine Lobhudeleien kaum.

Noch in der Nacht, in der ich meinen Auftrag erledigt hatte, war ich wieder gen Heimat aufgebrochen. In einem Dorf, etwa einen halben Tagesritt von Idiun entfernt, empfing Theodor mich mit offenen Armen und einem kleinen Beutel voll Silbermünzen.

„Was ist denn, bekommt dir das Töten doch nicht so gut?"

Er runzelt die Stirn und blickt mich tatsächlich besorgt an.

„Ich bin nur noch nicht daran gewöhnt, es auf Befehl zu tun", erwidere ich kopfschüttelnd und hole tief Luft.

„Da mach dir mal keine Sorgen, das wird schon noch. Wichtiger ist nun jedoch dein nächster Auftrag. Ein Raubmörder treibt zurzeit sein Unwesen. Allerdings kommt er aus einem anderen Reich und... nun ja, dort ist er äußerst angesehen und würde der König ihn hinrichten lassen... du kannst dir sicher vorstellen, was darauf folgen würde."

Ich seufze.

„Also ist dieser Mann hier wahrlich vogelfrei...?"

Theodor nickt.

„Zumindest vor dem Gesetz. Allerdings handelt ihr Assassinen ja... gegen dieses Gesetz. Also... töte ihn."

Ich überfliege den Auftragszettel.

„Was genau wird ihm vorgeworfen?"

Theodor wirbelt mit seinen Händen durch die Luft.

„Nun, das Übliche... Raub, Mord, Entführungen, gewalttätige Übergriffe..."

Das reicht mir schon.

„Wo finde ich ihn?"

„Westlich von hier wurde er zuletzt gesehen. Er meidet belebte Orte, solang er nicht auf Beutezug ist, also wirst du ihn wohl im Wald finden."

Sofort mache ich mich auf den Weg.

Gleichzeitig ist es auch ganz hilfreich, den Zwischenfall mit Somin zu vergessen. Es sind erst vier Tage vergangen, seit wir uns im Wald begegnet sind. Ob er Darius schon nach mir gefragt hat? Zwar weiß dieser selbst nicht, was ich mache, doch... mir gefällt der Gedanke nicht, dass sie sich über mich unterhalten könnten...

Langsam dämmert es. Bisher habe ich ein gutes Stück zu Fuß zurückgelegt und befinde mich schon westlich von Idiun. Also müsste ich schon bald auf diesen Barbaren treffen, der in seiner Heimat als Held gefeiert wird... Ich entfache ein kleines Feuer, an dem ich mich ein wenig aufwärme. Durch den vielen Regen der letzten Tage war es allerdings nicht einfach, auch nur ansatzweise trockenes Gehölz zu finden. Unter einem umgestürzten Stamm wurde ich schließlich fündig, da er ein wenig Regenschutz bot. Plötzlich höre ich Schritte, die sich in meine Richtung bewegen. Ich blicke nicht auf, sondern lese mir die Beschreibung des Gesuchten noch einmal durch.

Er soll mittleren Alters sein, hat braune Augen und braunes Haar, trägt um den Mund herum einen Bart und eine Lederrüstung, die auf den ersten Blick vielleicht edel wirkt, auf den zweiten allerdings erkennt man, dass sie nur dürftig verarbeitet wurde.

Genau dieser Mann steht nun vor mir.

„Guten Abend, junges Fräulein! Wieso bist du um diese Zeit denn ganz allein hier draußen im Wald?"

Drachenblut - Der erste TropfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt