~ Ophelia ~
Am Tag vor der großen Schlacht bin ich so unruhig, dass ich bei der Strategiebesprechung des Raumes verwiesen wurde. Ich sei zu nervös, hieß es. Würde nur andere aufhetzen.
Ist mir sogar ganz recht. In den letzten Tagen haben wir nichts anderes getan als uns für den Kampf vorzubereiten. Sei es nun das Ausarbeiten der Taktik oder eben körperliche Ertüchtigungen. Langsam habe ich genug davon.
„Wenn wir ganz viel Glück haben, ist der Kampf binnen weniger Minuten entschieden", meint Markus, während wir unsere Waffen säubern und polieren, sodass sie fast wie neu aussehen.
„Glück? Das kenne ich leider nicht. Siehe mein Vater", gab ich seufzend zurück. „Mit Sicherheit werden wir mehrere Tage ununterbrochen metzeln."
Er grinst.
„Ach kommt schon, so schlimm ist Fevros doch gar nicht."
„Denkt Ihr. Ihr seid ja auch ein Mann und seid nicht in der Welt der Menschen aufgewachsen."
„Er gibt sich dennoch Mühe. Ihr seid einfach... schon zu erwachsen, das macht es schwieriger für ihn."
Ich lasse mein Schwert sinken und sehe Markus direkt in seine bernsteinfarbenen Augen. Tatsächlich war mir noch niemals aufgefallen, wie schön sie doch eigentlich sind. Schon seltsam.
„Na das ist ja eine schöne Umschreibung für ‚zu stur und eigensinnig'."
Ich lache schon fast, was die Blicke der anderen auf mich zieht. Im Moment ist niemandem zum Lachen zumute, doch ewig Trübsal blasen nützt doch auch nichts. Wenn man schon morgen auf dem Schlachtfeld sein Leben lassen muss, so kann man doch wenigstens aus den letzten paar Stunden seines Lebens eine schöne Zeit machen. Irgendwie.
„So hab ich das eigentlich nicht gemeint, aber wenn Ihr das sagt, muss es wohl stimmen."
Jetzt lacht auch er. Auf dem Kampfplatz ist Markus wirklich unschlagbar. Er kämpft mit einem riesigen Zweihänder und bereitet sogar Fevros ziemliche Probleme. Ich konnte mir schon vieles von ihm abschauen und er hat mir schon viele nützliche Ratschläge erteilen können. Und im Kampf Zwei-gegen-Zwei sind wir beide ein wirklich furchteinflößendes Team.
Die letzten Tage haben uns zu wirklich guten Freunden zusammengeschweißt.
Ich wuschele ihm mit einer Hand durch sein braunes, leicht lockiges Haar, um ihn zu ärgern.„Nicht das schon wieder", lacht er und hält meine Hand fest, um mich zu stoppen. Für einen Moment sehen wir uns starr an. Seine bernsteinfarbenen Augen scheinen beinahe durch mich hindurchzusehen. Ein seltsames Gefühl macht sich in mir breit, das ich in den letzten Tagen schon des Öfteren verspürt habe, sobald ich diesen Krieger nur gesehen habe. Schnell blicke ich zur Seite und widme mich wieder meinem Schwert. Mir gefällt das nicht. Ich möchte es nicht. Schließlich habe ich Darius, oder? Oder ist er wirklich verloren, wie alle behaupten? Doch selbst wenn – ich kann mich nicht sofort in den nächsten Mann verlieben. Selbst, wenn er so ein verdammt sympathisches Lächeln hat.
Er scheint mein Unwohlsein zu merken und rückt etwas von mir ab.„Entschuldigt bitte."
„Wofür denn?", will ich wissen und stecke meine Schwerter in ihre Scheiden, die ich mir um den Gürtel hänge.
„Stellt Euch nicht dumm. Ich bin Euch zu nahe gekommen. Das gehört sich nicht. Erst recht nicht nach dem, was Ihr erleiden musstet."
Ich nicke stumm und stehe auf.
„Schon gut. Ihr... könnt doch nichts dafür."
Ich muss schlucken. Mein Herz wird immer so schwer, sobald ich an Darius denke. Daran, was ihm widerfahren ist.
DU LIEST GERADE
Drachenblut - Der erste Tropfen
FantasiaSeit Jahren hielt man sie für tot, doch eines Tages trifft Darius bei einem Auftrag auf die kriegerische Ophelia, die seit sieben Jahren allein im Wald lebt, um so den strengen Gesetzen Albias zu entkommen. Doch schon bald lernen sie die magische We...