~ Kapitel 21: Verrat und Täuschung ~

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~ Ophelia ~

Der nächste Morgen beginnt sehr regnerisch und stürmisch. Eine Magd bringt mir ein neues Kleid – ein Geschenk des Königs. Es ist dieses Mal türkisgrün und reicht mir bis knapp über die Knie. Ärmel besitzt es keine, doch zu meinem Glück hat es Armstulpen, die mit dem Mittelfinger verbunden sind, um nicht zu verrutschen.

Doch nicht ganz praktisch.

Also ziehe ich Irinas Handschuh darunter, so bescheiden es auch aussehen mag. Meine rötlichen Haare trage ich offen und lasse sie wellig über meine Schultern fallen.
Die Magd ließ mitteilen, dass der König mich zum Frühstück im kleinen Speisesaal erwartet. Sofort gehe ich dieser Einladung nach und bin dummerweise auch noch die letzte Person, auf die gewartet wird. Mein Bruder und Amélie sitzen bereits zur Rechten Farus', Irina sitzt etwas abseits von allen und beobachtet alles, Darius sitzt zur Linken seines Vaters. Ich setze mich meinem Bruder gegenüber und werfe Darius einen kurzen Blick zu. Dabei komme ich nicht umhin, ihn einfach anzulächeln, was er mir kurz darauf gleichtut.

„Ach was, jetzt haben die sich ja wirklich gefunden", posaunt Irina heraus, kaum dass sie unsere Blicke sieht.
Farus lächelt nur selbstzufrieden und Somin... nun, er wirft Darius einen mörderischen Blick zu, der so viel bedeutet wie:
Lasst bloß Eure Finger von meiner Schwester!

Darius hält seine Hände verteidigend vor den Oberkörper.

„He, es ist doch gar nichts! Ich weiß nicht, woher dieses Weib auf solche Ideen kommt, aber sie lügt. Was sollte ich schon mit Ophelia? Dafür habe ich ehrlich gesagt etwas zu viel Angst vor Euch."

Ich nehme schnell einen Schluck Tee aus meiner Tasse, um mein Grinsen zu verstecken.

„Das will ich auch hoffen. Sie ist noch viel zu jung, um sich den Kopf von Euch verdrehen zu lassen."

„Also ich finde das ja ganz hervorragend", schwärmt der König nun und wirft mir einen warmen Blick zu.

„Sobald du ihm zu stark bist, bist du sowieso Geschichte für ihn. Hat er damals auch bei mir so gemacht."

Darius verdreht die Augen und geht nicht weiter darauf ein. Ob er damals wirklich etwas für sie empfunden hat? Immerhin ist sie drei Jahre älter als er. Und einfach nur unausstehlich. Allerdings finde ich es mehr als merkwürdig, dass niemand etwas dagegen einzuwenden hat, dass sie mir eine Zukunft prophezeit, in der ich wie sie zur Waffe greife. Oder es ist ohnehin allen klar, dass mich niemand davon abhalten könnte?

„Naja, wie dem auch sei. Ich danke für die Mahlzeit. Ophelia, lass uns gehen."

Empört sehe ich sie an und weigere mich, ihrem Befehl zu gehorchen.

„Oh, dann willst du also, dass ich es sage und zeige, ja?"

Nun sind alle Blicke auf mich gerichtet.

„Zeigen? Was denn?", fragt Somin und wirft mir einen alles durchdringenden Blick zu.

„Ich komm ja schon", gebe ich lieber seufzend auf und erhebe mich.

„Was wollt Ihr überhaupt von Ihr?", möchte mein Bruder wissen, doch Irina lächelt nur und wendet sich dann ab. Scheinbar hat er keinerlei Ahnung von unserem Familienverhältnis.
Draußen schüttet es wie aus Eimern und schnell sind wir vollkommen durchnässt.

„Mir kam ein guter Gedanke. Draken können sich manchmal gegenseitig aufspüren. Das könnte uns also die ganze Plackerei ersparen. Also mach dir mal einen Kopf, wie du das schaffst."

Ich verdrehe die Augen und verschränke die Arme vor der Brust. Was genau will sie nur von mir?

„Ihr meintet doch aber, ich würde sterben, sobald ich Magie freisetze."

Drachenblut - Der erste TropfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt