~ Ophelia ~
Bisher habe ich es gut geschafft, irgendwelchen ehemaligen Bekannten aus dem Weg zu gehen. Heute ist der Tag, an dem Theodor die fünf besten Assassinen nach Idiun eingeladen hat, damit wir gemeinsam irgendeine Bedrohung bekämpfen. Da ich nicht weiß, was auf mich wartet, bin ich auch entsprechend nervös.
Ich stehe vor einem hübschen Gasthaus, das 'Zum goldenen Hirsch' heißt. Irgendwie ein einfallsloser Name, aber nun gut.
Von drinnen höre ich bereits viele Menschen, die miteinander reden und trinken. Langsam und leicht ängstlich öffne ich die Pforte und trete ein. Geruch von Bier und Schweiß, aber auch von Essen kommt mir entgegen und hüllt mich sofort ein. Der Raum sieht relativ dunkel aus. Die wenigen kleinen Fenster sind so mit Blumen zugestellt, dass sie kaum noch Licht hindurchlassen. Die Stühle und Tische sehen ziemlich einfach aus und sind nur aus einfachstem Holz geschnitzt. Womöglich Kiefer. Auf den Tischen selbst stehen Kerzen und ein Blümchen, wobei beides wohl schon bessere Tage erlebt hat.
Hilflos sehe ich mich nach Theodor um, kann ihn aber einfach nicht finden. Am Tresen kann mir auch niemand helfen, also setze ich mich auf eine abseits stehende Sitzbank und bestelle ein Glas Wasser, um nicht unhöflich zu wirken. Vielleicht bin ich auch zu früh?Ein Mann mittleren Alters tritt ein. Er ist ziemlich bärtig und wirkt, als sei er ein Bauer. Er bestellt sich sofort einen Krug Bier und flüstert der Wirtin etwas ins Ohr. Plötzlich zeigt sie in meine Richtung, woraufhin der Mann auf mich zusteuert. Ich blicke ihn mit großen Augen an und überlege schon, wie ich ihn wieder abwimmeln kann, doch er knallt nur seinen Krug Bier auf den Tisch und setzt sich mir gegenüber. Anschließend nimmt er einen großen Zug und begrüßt mich mit einem Kopfnicken.
Zwei weitere Männer treten ein. Einer von ihnen wirkt, als sei er kaum älter als ich, der andere ist wohl in den Dreißigern. Auch sie kommen auf mich zu und setzen sich links neben mich auf die Bank. Dann endlich tritt Theodor ein. Er wirkt wieder sehr eifrig und geschäftig und kommt mit kurzen schnellen Schritten zu uns herüber, wo er sich auf den freien Stuhl neben den Bärtigen setzt.
„Hallo, hallo. Schön, dass ihr alle den Weg hierhergefunden habt. Einer von euch muss leider passen. Private Probleme oder so etwas. Nun, jedenfalls... warum, glaubt ihr, sind wir hier?"
Der Junge zuckt mit den Schultern und streicht sich eine seiner schwarzen Strähnen aus dem Gesicht. Der Mann in den Dreißigern verdreht seine Augen und der Bärtige nimmt einen Hieb von seinem Gesöff.
„Zum Biertrinken sicher nicht, Ralph", ermahnt ihm der Mittlere und seufzt.
„Ist mir doch Wurst. Wenn ihr alle zu spät kommt, kann ich ja nichts dafür."
Wieder knallt er den Krug auf den Tisch. Dem Geräusch nach zu urteilen ist er wohl leer.
Sie fangen an zu streiten, was Theodor wohl etwas Angst einjagt. Währenddessen betrachte ich die Männer etwas. Der Bärtige, Ralph, ist der Kräftigste der Truppe. Sein braunes Haar und sein Bart lassen ihn beinahe wie einen Bären erscheinen. Die nötige Statur dafür hat er ja. Der junge Mann sieht hingegen gar nicht mal schlecht aus. Er hat halblanges, schwarzes Haar und dunkelblaue Augen. Er ist eher schmal gebaut und scheint wohl durch Schnelligkeit oder gutem Denkvermögen hier zu sein. Im Streit höre ich, dass er Lucian heißt. Der letzte Mann, Pavel, hat hellbraunesHaar und grünliche Augen. Er wirkt ziemlich arrogant, doch er ist wohl ein sehr guter Kämpfer. Sein muskulöses Aussehen verrät es.
„Sagt mir erst einmal jemand, was die hier macht?"
Er zeigt auf mich und wirft mir einen fast schon angewiderten Blick zu.
„Wieso haben wir hier ein Weib sitzen?"
Mit einem Mal sind alle Blicke auf mich gerichtet. Ich versuche, mir nichts anmerken zu lassen, erst recht nicht wegen dieser Bemerkung.
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Drachenblut - Der erste Tropfen
FantasySeit Jahren hielt man sie für tot, doch eines Tages trifft Darius bei einem Auftrag auf die kriegerische Ophelia, die seit sieben Jahren allein im Wald lebt, um so den strengen Gesetzen Albias zu entkommen. Doch schon bald lernen sie die magische We...