~ Kapitel 26: Die Welt der Draken ~

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~ Ophelia ~

Ich hätte schreien können. Darius weiß endlich, was ich bin und akzeptiert es, obwohl es mich eigentlich zu seinem Feind macht. Und... dann schnappen mich diese Draken weg, weg von ihm, weg aus der Sicherheit... weg von allem einfach. Und warum? Weil sie in mir ihre Prinzessin sehen...? Das alles ist so... falsch. Es fühlt sich nicht richtig an. Doch was hätte ich tun sollen? Wäre ich nicht mit ihnen gegangen, hätten sie Darius, Lars, Henry und alle Bewohner des Dorfes niedergemetzelt. Sollten sie mich letztlich doch töten, so konnte ich immerhin sie alle retten.

Langsam komme ich wieder zu mir. Mein Schädel brummt. Noch leicht benommen will ich meine Hand an die Stelle führen, an der es am schlimmsten schmerzt, doch... ich kann nicht. Mein ganzer Körper ist... taub, gelähmt. Meine Sinne sind mit einem Mal wie geschärft und ich blicke mich soweit wie möglich wild umher, um zu wissen, wo ich bin. Ich liege in einem Bett, das, soweit ich sehen kann, mit zahlreichen Holzschnitzereien verziert ist. Zahlreiche Pflanzen zieren den Raum, die ich zum Teil gar nicht kenne. Einige von ihnen tragen wunderschöne Blüten in den verschiedensten Farben. Sie duften himmlisch und beruhigen mein heftig pochendes Herz etwas. Links von meinem Bett ist ein großes Fenster vor dem noch viel mehr Blumen stehen, doch da es draußen bereits dunkel ist, kann ich dort nicht viel erkennen.

„Es ist zwecklos. Ich habe dir einen Bann auferlegt, du kannst dich also nicht bewegen."

Ich schrecke auf und versuche in die Richtung zu blicken, aus der die Stimme kam. Wieso nur kommt sie mir so vertraut vor?

„Ich bin froh, dich unversehrt bei mir zu haben, meine Tochter."

Ich reiße meine Augen auf. Das kann nicht möglich sein! Sie ist tot, ich habe sie selbst mit meinen Händen getötet! Wieso also... steht meine Mutter nun lebendig neben meinem Bett? Sie setzt sich auf die Bettkante und streicht eine Haarsträhne aus meinem Gesicht.

„Du bist so wunderschön", sagt sie nach einer Pause und lächelt mich an. Am liebsten wäre ich fortgerannt, doch mein Körper möchte einfach nicht gehorchen.

„Was... willst du... und wieso...?", stottere ich.

„Ich weiß, dass du sicher sehr verwirrt bist. Mich hier zu sehen, ist sicher nicht das, was du erwartet hättest."

Sie redet so sanft mit mir, wie sie es sonst immer nur mit Somin getan hat. Mich hat sie meist nur angeschrien oder nur gehässige, genervte Antworten gegeben. Mir gab sie niemals das Gefühl, ihr etwas zu bedeuten.

„Erklär mir nur eines... wieso lebst du?"

Sie streicht ihre dunkelblonden Haare zurück. Zuletzt kannte ich sie nur mit zusammengebundenen Haaren. Sie jetzt offen zu sehen, lässt sie viel jünger erscheinen. Und auch viel netter, wie ich zugeben muss.

„Ich war niemals tot. Als du mir damals das Messer durch mein Herz gejagt hast, habe ich durch meine Magie meinen Körper in eine Art Totenzustand versetzt. Glücklicherweise werden die Totenhallen nicht bewacht, sodass ich sie einfach verlassen konnte. Ich ließ eine andere verstorbene Frau meinen Platz einnehmen, veränderte durch Magie ihr Äußeres – und verschwand, zurück nach Hause."

Ich versuche zu nicken, was natürlich nicht gelingt.

„Wieso aber... wieso hast du das getan?"

Sie steht auf und geht um mein Bett herum.

„Ich wusste genau, dass du mich töten würdest. Dies gab mir die Gelegenheit, unbemerkt in meine Heimat zurückzukehren, weißt du? Außerdem habe ich so auch genug Einblick in die heimlichen Machenschaften des Königs erhalten, um genau zu wissen, wie ich ihn drankrieg."

Drachenblut - Der erste TropfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt