~ Ophelia ~
„Was ist hier denn nur los?", fragt König Farus halblaut, als er aus dem Raum wandelt. Er ist schon deutlich beschwipst vom Wein.
„Euer Sohn legt ein unzüchtiges Verhalten an den Tag, Eure Majestät. Er legt Hand an meine Schwester."
Langsam versammeln sich auch die übrigen Gäste um uns.
„I-ich... habe nichts getan! Ich habe nur mit ihr gesprochen und..."
„Ach quatscht doch nicht so dumm daher! Geküsst habt Ihr sie und wer weiß was noch!"
Darius verdreht die Augen und schüttelt mit dem Kopf. Mir platzt allerdings der Kragen.
„Hör doch auf, so über mein Leben zu bestimmen, verdammt!"
Somin lässt den Prinzen los und geht zu mir herüber.
„Du kennst die Regeln, oder?", fragt er düster und baut sich vor mir auf, das ich das Gefühl bekomme, zu schrumpfen.
„Die, die ich aufgestellt habe, meine ich", fügt er nun hinzu. Völlig monoton. Ohne jede Gefühlsregung in seiner Stimme und seinem Gesicht. Kurz überlege ich, Klein bei zu geben. Doch... das passt nicht zu mir.
„Deine Regeln... interessieren mich in keinster Weise!", wage ich zu sagen und glaube, ihn mundtot gemacht zu haben. Plötzlich hebt er seine rechte Hand in die Luft – und verpasst mir eine so heftige Ohrfeige, das ich kurzeitig Sterne vor meinen Augen tanzen sehe.
„Füge dich mir gefälligst, Ophelia. Ich stehe über dir, in jeglicher Weise. Außer natürlich, du willst dein Leben lang in dieser Stadt gefangen bleiben."
Ich bin wie erstarrt. Noch nie habe ich ihn so düster und bitter erlebt. Nicht diesen Angsthasen...! Auf einmal regt sich etwas in mir. Ich weiß nicht genau, was. Und ganz gewiss weiß ich, dass es mehr als töricht ist, dem nachzugeben, doch... es muss sein! Mit einer flinken Bewegung schnappe ich mir das Schwert Henrys, das er in alter Kriegermanier überall mit sich herumträgt und richte es drohend auf meinen Bruder. Dieser blickt mich wie erstarrt mit großen Augen und aufgerissenem Mund an, doch schon im nächsten Moment lacht er.
„Ach bitte, du willst mir drohen? Leg sie sofort weg!"
Scheinbar hat er vergessen, dass ich im Wald nicht überlebt habe, weil ich im Pflücken von Blumen gut bin, wie ich gern zu sagen pflege. Daraufhin lache ich ebenfalls kurz, blicke zu Lars herüber und gebe ihm mit einem Kopfnicken zu verstehen, dass er mir auch sein Schwert überlassen soll. Glücklicherweise sind sie beide doch wahre Freunde – sie wissen, dass ich kämpfen kann und sie wollen mir helfen.
Andere Krieger wollen nun auch zum Schwert greifen, doch Somin gibt ihnen ein Handzeichen, damit sie es unterlassen.
„Haltet ein. Wenn meine dumme Schwester so unbedingt darauf besteht, dann muss ich ihr wohl oder übel eine Lektion erteilen. Eure Majestät, ist es Euch denn auch genehm? Schließlich möchte ich Euer Schloss nicht besudeln."
Farus sieht zu mir herüber. Ein zartes Lächeln umspielt seine Lippen und er nickt so sacht, dass nur ich es erkennen kann.
„Nur zu. Wir alle erfreuen uns doch an guten Kämpfen."
Somin verneigt sich.
„Verzeiht, doch dies wird kein besonders guter Kampf werden. In wenigen Sekunden schon wird er vorbei sein, das verspreche ich Euch."
Schnell blicke ich zu Darius herüber. Dieser grinst fröhlich vor sich hin, offenbar glaubt er tatsächlich, dass ich meinem Bruder gewachsen bin. Nicht, dass ich davon ebenfalls überzeugt bin, doch auf keinen Fall wird dieser Kampf schnell vorbei sein.
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Drachenblut - Der erste Tropfen
FantasySeit Jahren hielt man sie für tot, doch eines Tages trifft Darius bei einem Auftrag auf die kriegerische Ophelia, die seit sieben Jahren allein im Wald lebt, um so den strengen Gesetzen Albias zu entkommen. Doch schon bald lernen sie die magische We...