~ Kapitel 37: Elaine ~

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~ Ophelia ~

„Du machst doch Witze! Das hat... er nicht wirklich versucht?!"

Darius ist außer sich vor Wut. Ursprünglich wollte ich ihm nichts von der Sache mit Aaron erzählen, hielt es aber dann doch für klüger, ehe er von jemandem Gerüchte hört, die nicht stimmen.

„Ich weiß schon, warum ich ihn hasse."

Ich lege mich auf sein Bett, meine Füße baumeln noch über der Bettkante in der Luft. Ich wundere mich immer wieder, wie frei ich mich hier bewegen kann, dass ich das Zimmer des Thronfolgers einfach so betreten kann, aber mir soll es ganz recht so sein.

„Bringt dir aber leider nichts. Wie läuft das Training denn so?"

Er seufzt und setzt sich neben mich.

„Du weißt, dass ich dir davon nichts erzählen darf, solang du dich nicht für eine Seite entschieden hast."

Eine Seite wählen, hm? Dabei bin ich weder für die Menschen, noch die Draken. Ich möchte einfach nicht, dass es wieder in einem Blutbad endet. Möchte, dass sich beide Seiten achten und verstehen. Lucian erzählte mir von einer Zeit, da lebten sie alle friedlich nebeneinander her. Und miteinander. Was diesem Frieden jedoch ein Ende bereitete, wusste nicht einmal er genau. Angeblich ein König bei den Menschen...

„Naja... zumindest kann ich dir verraten, dass Somin völlig in Sorge darüber ist, vielleicht gegen dich anzutreten. Oder gegen Irina."

Ich male mit meinen Fußspitzen Kreise in die Luft. „Ich werde jedermanns Feind sein. Auch deiner. Zur Not werde ich nämlich einfach gegen alle kämpfen, um euch allen Vernunft einzuprügeln..."

Darius seufzt und lehnt sich zurück.

„Dein Beschluss steht wirklich fest, ja?"

Sofort nicke ich mit dem Kopf und starre an die Decke. Gestern erreichte König Farus die Botschaft, dass die Schlacht in zwei Monaten stattfinden werde. Seitdem scheinen Somin und auch Darius mich nur noch mehr auf ihre Seite ziehen zu wollen, wobei Letzterer es nach einer gewaltigen Standpauke so ziemlich hat.

Draußen ist es bereits dunkel. Eigentlich warte ich nur auf meinen Bruder, der im Gespräch mit dem König war, doch mir wurde langweilig, weshalb ich zu Darius gegangen bin.

„Ich sollte lieber wieder zurückgehen. Nicht, dass Somin noch krank vor Sorge wird, was?"

Darius lacht und hält mich fest.

„Er kann sich sicher denken, wo du bist", fügt er schelmisch hinzu und küsst mich. Ich lache und erwidere den Kuss.

„Er hat allerdings eine blühende Fantasie und ich möchte nur ungern, dass du Ärger mit ihm bekommst."

„Dafür ist es leider zu spät."

Ich lache und küsse ihn noch einmal, ehe ich mich losreiße und langsam zur Tür gehe.

„Süße Träume wünsche ich", sage ich kichernd und begebe mich zum Kämmerchen des Königs. Dort angekommen kann ich ihn noch reden hören. Zunächst glaube ich, dass es Somin ist, mit dem er redet, doch plötzlich vernehme ich eine Frauenstimme. Rings um mich befindet sich keine einzige Wache. Ziemlich eigenartig, da dieser Ort beinahe besser bewacht ist als die Gemächer des Königs. Ich lehne mich gegen die Tür und versuche, dem Ganzen besser lauschen zu können. Seltsamerweise kann ich eine gewaltige Magiequelle auf der anderen Seite wahrnehmen. Wer befindet sich nur dort?

Plötzlich wird Farus laut:

„Ich habe es dir bereits gesagt, Elaine! Du hast dich deinem Sohn entsagt, kaum dass er geboren war, also hast du nicht das Recht, dich in sein Leben einzumischen!"

Drachenblut - Der erste TropfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt