~ Kapitel 16: Versöhnung ~

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~ Ophelia ~

„Dein Kleid war vorhin aber noch in einem besseren Zustand, nicht?"

Ich atme tief durch und drehe mich zu Somin um, doch plötzlich stürmt er auf mich zu und drückt mich gegen eine Wand.

„Wo ist sie?", fragt er mich halb knurrend. „Wo ist meine Schwester und was hast du mit ihr gemacht?"

Oh. Er glaubt also, ich wäre eine Hochstaplerin...?

„Was ist denn das für ein Lärm?"

Darius späht aus seinem Gemach heraus.

„Ophelia? Wieso seid Ihr... mein Vater sagte doch, Ihr hättet Euch zu Bett begeben? Was ...  ist hier los?"

Somin blickt mich grimmig an.

„Wieso glaubt Ihr dieser Hochstaplerin? Merkt Ihr nicht, dass das nicht meine Schwester ist?"

Ich atme tief durch.

„Und was ist mit dir? Wohin ist mein Bruder verschwunden? Mein ängstlicher, liebevoller Bruder?"

Er wendet seinen Blick kurz ab.

„Könnt Ihr das bitte morgen besprechen? Die Flure schallen ziemlich und...", beschwert sich Darius, was mir mehr als gelegen kommt. Mich überkommen die Gefühle und ich werfe mich an ihn.

Somin betrachtet uns wortlos und Darius wirkt sehr verwirrt.

„Ophelia, bitte ...  was soll das?"

Ich werfe meinem Bruder nochmals einen Blick zu, dann haste ich in Darius' Schlafgemach. Ich möchte jetzt einfach nicht allein sein. Dieser Abend... der ganze Tag war so aufwühlend, das ich einfach eine Schulter zum Ausweinen brauche. „Ähm... nun gut...", stottert er, während er die Tür hinter sich schließt.

„Und was... soll das jetzt?"

Ich setze mich auf sein Bett und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen.

Für eine Weile steht er noch ratlos im Raum, ehe er zu mir herüberkommt und mir eine Hand auf den Rücken legt. Komischerweise scheint er sich gar keine Gedanken wegen des Blutes auf meinem Kleid zu machen.

„Es tut mir leid, dass er so reagiert. Damit hätte nicht einmal ich gerechnet."

„Dabei sollte er sich doch freuen, dass seine kleine Schwester wieder da ist... Aber...ich wusste insgeheim, dass es so kommen würde. Deshalb wollte ich ihn nicht sehen..."

Ich verdrücke mir meine Tränen, bin jedoch ziemlich erfolglos dabei und lasse sie schließlich einfach laufen. Darius ist ganz still und streicht sanft mit einer Hand über meinen Rücken. Irgendwann kann ich mich nicht mehr halten und lehne mich gegen seine warme Schulter. Sie gibt mir Halt und das Gefühl von Geborgenheit. Auf einmal umschließt mich Darius auch mit dem anderen Arm. Für einen Augenblick bin ich darüber sehr verwirrt, doch dann genieße ich einfach seine Nähe. Seine Wärme.

Irgendwann bin ich so erschöpft vom Weinen, dass ich einfach einschlafe. Als ich wieder aufwache, ist es noch immer stockfinster draußen. Ich blicke mich um und merke schnell, dass ich nicht in meinem Bett liege. Bin ich etwa noch immer in Darius' Zimmer? Hastig blicke ich mich um und entdecke ihn schließlich am anderen Ende des Zimmers. Er hat sich zwei Stühle gegenübergestellt, um darauf schlafen zu können. Bequem sieht es zwar nicht aus, aber es erfüllt seinen Zweck. Ich allerdings liege bequem in seinem Bett. Er scheint mich tatsächlich zugedeckt zu haben, nachdem meine Tränen versiegt und meine Augen zugefallen waren. Irgendwie rührt es mich beinahe wieder zu Tränen, immerhin hätte er mich auch einfach rausschmeißen können. Ich erhebe mich aus seinem Bett und greife nach der Decke, die ich ihm nun überlege. Er schläft mittlerweile so fest, dass er es nicht mal merkt. Dann gebe ich ihm einen Kuss auf die Stirn, der einen leichten rötlichen Fleck hinterlässt und begebe mich in mein eigenes Bett. Ich möchte nur ungern, dass man sich wegen uns beiden den Mund fusselig redet. Oder man ihm irgendwelche Dinge unterstellt wie unzüchtiges, gottloses Verhalten.

Drachenblut - Der erste TropfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt