~ Kapitel 39: Der Plan ~

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~ Darius ~

Meine Mutter lächelt mich warm an, als wir am Abend gemeinsam speisen. Ich kann es nur schwer erwidern, bringe dann aber doch ein Lächeln zustande. Nach allem, was sie getan hat, fällt es mir mehr als schwer, ihr nicht das Messer in das Herz zu rammen. Mir ist es nicht einmal vergönnt, den Tod meines Vaters zu betrauern, da ich sonst auffliegen würde. Sie muss im Glauben bleiben, die Kontrolle über mich zu besitzen.

„Hattest du einen schönen Tag, mein Sohn?"

Ich nicke und leere schnell meinen Becher mit Tee. „Ich werde mich in meine Gemächer begeben, wenn es in Ordnung ist?"

„Natürlich doch, aber sag, was bedrückt dich? So kenne ich dich nicht."

Dieses Miststück hat mich tatsächlich die ganze Zeit über im Verborgenen beobachtet!

„Ist es wegen dieses Mädchens? Ophelia war doch ihr Name, richtig?"

Ich balle meine Hände zu Fäusten und beiße meine Zähne fest zusammen, um nicht lauthals loszuschreien. „Das... muss nicht deine Sorge sein."

Etwas verstimmt lehnt sie sich zurück und verschränkt die Arme ineinander. „Na schön, dann wünsche ich eben eine gute Nacht."

Kaum habe ich dir Tür geschlossen, haste ich davon.

Diese Frau wird niemals meine Mutter sein!

In meinen Gemächern angekommen schlage ich so fest gegen die Säule, die direkt in der Mitte des Raumes steht, dass meine Knöchel bluten. Diese elendige Frau verfluchend laufe ich auf und ab. Den nächsten Morgen kann ich kaum noch erwarten. Vielleicht finden wir ja Beweise, um sie zu stürzen.

Die Sonne geht langsam unter, doch die Müdigkeit meidet mich noch immer. Plötzlich klopft es an meine Tür. Genervt öffne ich und erblicke lediglich eine alte Dienstmagd, die mich anlächelt.

„Na, was sagst du?", fragt sie und... dreht sich vor mir im Kreis. „Ich liebe diese Fähigkeit."

Dann wird mir klar, wen ich da vor mir habe und ziehe sie schnell in mein Zimmer, ehe die Wachen ihre Posten beziehen.

„Meine Güte, erschreck mich doch nicht so, Ophelia!"

Sie kichert und wandelt sich allmählich wieder in das hübsche Mädchen zurück, das sie ist. Mit den lockigen, rötlichen Haaren, den grünen Augen und den zarten Sommersprossen auf ihren Wangen. Und den zwei Narben über ihrem linken Auge.

„Entschuldige bitte, aber das war der einzige Weg, um zu dir zu gelangen."

„Wird Somin dich nicht vermissen?"

Sie winkt ab. „Mir egal. Wer sich so leicht täuschen lässt, ist es mir nicht wert."

Ich grinse sie an. „Oh, also bin ich es wert, ja?"

Sie kommt näher, sodass ich sie an mich ziehen kann. Sie legt ihre Hände auf meinen Oberkörper und sieht mich an. Da sie fast einen Kopf kleiner ist als ich, kann ich ihr so wunderbar in die Augen sehen.

Sie kichert zuckersüß und ich küsse sie. Ganz zart nur, doch eigentlich wissen wir, dass wir gern mehr wollen. Offen gesagt wäre mir nichts anderes lieber, doch im Moment haben wir zu viele Sorgen, um sie so einfach vergessen zu können. Noch dazu die Sache, dass ich zur Hälfte zu den Draken gehöre...

Ich halte inne und starre auf die zarten Male, die über ihren Arm verlaufen. Wahrscheinlich bedecken sie ihren ganzen Körper, vermute ich und würde alles tun, um es herauszufinden. Doch sie kommt ebenfalls schnell zur Besinnung und folgt meinem Blick.

Drachenblut - Der erste TropfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt