~ Kapitel 33: Gewitter ~

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~ Darius ~

Ein heftiger Windstoß reißt mich aus meinem Schlaf. Die Fensterläden knallen lautstark gegen das Gemäuer. Ich drehe mich auf die andere Seite, doch der Lärm macht es mir unmöglich, noch schlafen zu können. Genervt stehe ich auf und schließe das Fenster, um mich anschließend wieder hinzulegen. Es regnet sehr stark sodass ich den Schlosshof kaum erkennen kann. Er verschwimmt beinahe.

Auf einmal klopft es an der Tür. Ich rühre mich nicht und hoffe, dass derjenige wieder geht, doch dann klopft es ein zweites und drittes Mal. Seufzend gehe ich zur Tür und öffne sie einen Spalt.

„Was ist?", frage ich genervt und hätte die Tür am liebsten wieder zugeschlagen: Ophelia steht davor.

„Wir... waren vor einer Stunde verabredet. Ich habe im Sturm und Regen auf Euch gewartet und Ihr... schlaft noch?"

Seufzend halte ich ihr die Tür zum Eintreten auf und gehe an meinen Kleiderschrank. Dabei wundere ich mich schon fast darüber, dass sie mir gegenüber so höflich wirkt. Oder eher distanziert, was mir dann doch einleuchtet und mir ja ganz recht ist.

„Wie du siehst, bin ich bereits wach."

„Seit gerade eben, wie es scheint."

Ich verdrehe die Augen und stülpe mir das Oberteil meines Schlafgewandes über den Kopf, um ein Baumwollhemd mit dunkelgrauer Lederweste anzuziehen. Hinter mir höre ich plötzlich ein seltsames Geräusch und drehe mich zu Ophelia um.

„Was war das?"", frage ich und merke, dass ihr Gesicht rot angelaufen ist. Schnell dreht sie sich weg.

„Ach, nichts."

Ich wende mich wieder meinem Schrank zu. Merkwürdigerweise lässt mich ihre Reaktion etwas lächeln. Das sollte es nicht, da ich sie verabscheue, aber scheinbar hat ein Teil von mir das noch nicht verstanden.

„Also ...", meint sie und setzt sich auf mein Bett.

„Wo beginnen wir heute? Die Stadtgebiete haben wir in den letzten Tagen soweit abgelaufen. Dort kann ich nichts wahrnehmen. Wollen wir uns also die Gebiete ringsherum vornehmen?"

Ich verdrehe die Augen und drehe mich wieder zur ihr um. „Meine Güte, du nimmst diese Aufgabe viel zu ernst."

„Wie bitte? Solltet Ihr das nicht auch?"

Ich fahre mir mit beiden Händen durch die Haare.

„Das dient einzig zur Beschäftigung. Weil wir beide zu verletzt sind, um richtige Arbeit zu verrichten." Ich deute auf den Verband an meinem Oberkörper. Dieser Hauptmann der Draken hat mir übel zugesetzt. „Mein Vater weiß, dass hier keine Draken mehr sind. Er hat lediglich keine Lust, dass ich nur im Schloss herumlungere."

Sie streckt sich und legt ihren Oberkörper auf die Liegefläche und lässt die Beine in der Luft baumeln.

Falsche Draken. Sie waren einst Menschen und werden nicht von jemandem aus Eoroth verzaubert. Und außerdem: Er muss es ja nicht wissen."

Ich stoße gereizt den Atem aus. Schon oft hat sie mir von diesem Märchen erzählt, dass es in unseren Reihen jemanden geben soll, der die Menschen in Draken wandelt. Doch mittlerweile habe ich es aufgegeben, ihr zu widersprechen, da sie vollends an das glaubt, was man ihr dort drüben erzählt hat. Dass sie sich trotzdem fürchtet, dorthin zu gehen, nachdem man sie auf den Schlachtfeld zurückließ, spricht meiner Meinung nach ja nicht unbedingt für die Draken, aber...wenn sie meint. Hauptsache, sie erdolcht mich nicht eines Tages.

„In zwei Stunden kommen die Bediensteten und säubern mein Zimmer. Sie würden meinem Vater nichts verheimlichen."

Ophelia richtet sich auf und reibt sich kurz über ihre Schulter. Sie hat mit Sicherheit mehr Schmerzen, als sie zugeben möchte. Ganz ähnlich wie bei mir.

Drachenblut - Der erste TropfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt