~ Kapitel 13: Magisches Wesen ~

238 14 0
                                    

~ Darius ~

Am nächsten Morgen scheint mir die Sonne so sehr ins Gesicht, dass ich mir schnell die Decke über den Kopf ziehe. Ich möchte lieber gar nicht erst aufstehen, denn dann müsste ich bald schon den Tag mit Ophelia verbringen und... darauf habe ich nur ganz, ganz wenig Lust.

Allerdings... stimmt etwas nicht. Es ist, als würde mich jemand beobachten...

„Ich kann die Vorhänge auch schließen, wenn Ihr unbedingt weiterschlafen wollt. Obwohl Ihr Schlafmütze so langsam mal aufstehen solltet."

Diese Stimme...!

Sofort schnelle ich auf und blicke Ophelia entgegen, die mit überschlagenen Beinen an dem kleinen Tisch gegenüber meines Bettes sitzt. Sie wirkt vergnügt.

„Wie seid Ihr... wann seid Ihr...?", stottere ich und suche verzweifelt nach einer Antwort. Sie kichert beinahe schon in einem eingebildeten Tonfall.

„Mir war eben so. Es sieht ziemlich lustig aus, wenn Ihr schlaft. Habt Ihr schlecht geträumt? Ihr wirktet so unruhig."

Ich atme tief durch und betrachte sie kurz.
Anstatt eines Kleides trägt sie eine braune, lederne Hose und ein schlichtes graues Baumwollhemd. Ihr Haare sind zu einem Zopf zusammengebunden und an ihrem Gürtel hängen zwei Schwerter, die regelrecht neu aussehen. Wo sie die wohl gefunden hat? Und überhaupt: Wieso trägt sie diese so offensichtlich bei sich?

„Naja, ich hatte ja immer gedacht, sobald man aufwacht, ist der Albtraum vorüber, doch Ihr seid ja immer noch da..."

Sie lächelt zuckersüß und setzt sich auf meine Bettkante.

„Ihr seid aber wieder nett. Ich hatte ja geglaubt, wir hätten das endlich hinter uns...?"

Ich seufze. Eigentlich schon. Insgeheim bin ich auch froh, dass sie im Moment so aussieht wie damals, als wir sie im Wald gefunden hatten.

„Entschuldigt bitte", erwidere ich mit sarkastischem Unterton und drehe mich auf die andere Bettkante, dann erhebe ich mich.

„Ich möchte mich dann gern ankleiden", informiere ich sie, um ihr zu erkennen zu geben, den Raum zu verlassen. Stattdessen lässt sie ihren Rücken auf mein Bett fallen und zupft an meiner Decke herum.

„Das ist schön für Euch."

Langsam macht sie mich wirklich wütend.

„Verlasst diesen Raum, sofort!" Ich habe große Mühe, sie nicht anzuschreien und atme tief durch.

„Ist ja gut, dann warte ich eben draußen." Endlich geht sie, allerdings wartet sie bereits vor meiner Türe auf mich.

„Wieso...müsst Ihr mich nur so nerven...?", frage ich und verdrehe dabei die Augen.

„Mir ist langweilig. Und ich mein... was erwartet Ihr von einem 18-jährigen Mädchen auch, dass sie ruhig und still ist?"

Darüber habe und werde ich mir wohl mit Sicherheit nie Gedanken machen...

„Oh, da wüsste ich etwas gegen Eure Langeweile. Draußen exerzieren gerade ein paar Männer. Wie wäre es? Meinen Vater scheint dies ja nur wenig zu stören." Dass im Moment ihr Bruder dort ist, verheimliche ich gekonnt. Aber vielleicht würde ich sie dort loswerden?

„Mir reicht es, heute Abend auf ihn zu treffen", erwidert sie plötzlich mit leiser, bedrückter Stimme und blickt nach unten.

„Bitte. Ich... bin noch nicht dazu bereit."
Verwirrt drehe ich mich zu ihr um.

„Deshalb spielt Ihr die Gutgelaunte, was? Um Euch davon abzulenken?" Sie nickt stumm und blickt zur Seite.

„Na gut, ich... werde... Euch in Ruhe lassen. Bis heute Abend, oder?"

Drachenblut - Der erste TropfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt