~ Kapitel 3: Ophelia ~

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~ Darius ~

Ich blicke Felix mit großen Augen an.

„Wo-woher... wollt Ihr das wissen? Ich mein, habt Ihr... gesehen, wie sie getötet wurde?"

Er zuckt mit den Schultern und blickt starr zu unseren Feinden. Unsicher suche ich Henry und Lars, die sich hinter Bäumen links und rechts von dem Lager verstecken.

„Sagen wir es einfach so: Ich weiß es. Schon als sie die Stadt damals verließ, war sie gestorben."

Ich fahre mit beiden Händen durch meine Haare und über mein Gesicht. Sobald ich in einer nervenaufreibenden Situation stecke, vollführe ich diese Geste. Eine eher schlechte Angewohnheit. Sie verrät dem Feind zu viel. Doch... kennt er Ophelia etwa persönlich? Sicher doch, wenn er weiß, dass sie fortgelaufen ist... Aber solche Zufälle sind so selten, dass ich eigentlich nicht an so etwas glaube. Oder sollte ich langsam damit beginnen?

„Naja, aber die Banditen können wir ja trotzdem... vernichten, ja?"

Felix malt mit der Klinge seines rostigen Schwertes kleine Kreise in die Luft.

„Schließlich sind sie dem König doch sowieso ein Dorn im Auge."

Ich seufze und blicke nochmals zu meinen Freunden herüber. Sie nicken mir kaum merkbar zu und begeben sich in Angriffsposition.

„Na schön. Vielleicht können wir ja zumindest ein paar andere Unschuldige retten."

Draußen befinden sich im Moment etwa zehn Banditen, die die Umgebung absuchen. In den Häusern werden sicherlich noch sehr viel mehr sein. Ganz abgesehen von denen, die vielleicht gerade auf Beutezug sind und vielleicht später zu uns stoßen werden. Aber sicher werden wir auf die früher oder später auch treffen, mal sehen.

Ich begebe mich in Position und gebe dann das Zeichen, mit dem wir uns gleichzeitig auf unsere Gegner stürzen und sie nach kurzer Zeit schon außer Gefecht gesetzt haben. Jene Banditen, die sich hier befinden, sind nicht die besten Kämpfer, das merkt man schnell. Einige scheinen nicht einmal genau zu wissen, wie man ein Schwert hält, wie man sich bewegt oder sich wehrt. Vielleicht sind sogar diese Leute nur Gefangene.

Von dem Lärm aufgescheucht stürmen jetzt die übrigen Männer mit ihren schiefen, gelben Zähnen und verfilzten Haaren nach draußen und versuchen nun ebenfalls, uns zu besiegen.

Vergeblich.

Während ich einem die Klinge in den Bauch schlage, trete ich einen anderen davon, ziehe meine Klinge aus dem Körper des sterbenden Banditen und schlage den Knauf dem nächsten so heftig gegen den Kopf, dass dieser ohnmächtig zu Boden geht.

Dem nächsten halte ich die Klinge an die Kehle, woraufhin er panisch quiekt und die Luft anhält.

„Wo ist euer Anführer?", frage ich ihn mit scharfer Stimme, doch er antwortet nicht. Ich rüttle ihn kurz und drücke die Klinge noch stärker an seinen Hals.

„Ich frage dich noch einmal", sage ich nun fordernder und wütender. „Wo ist euer Anführer, gottverdammt nochmal?"

„E-er ist... aus... auswärts. Ni-nicht hier", stottert er angsterfüllt.

„Und wo ist er?"

„Ich weiß nicht! Uns sagt er nie, wo er ist..."

Ich würde ihm gern glauben, doch leider hatte ich schon früh feststellen müssen, dass Banditen geübte und sehr gute Schauspieler sind. Sie halten in den meisten Fällen immer zusammen und würden füreinander sterben. Also bleibt mir letztlich nichts anderes übrig. Ich schneide dem Mann die Kehle auf und lasse ihn verblutend auf den Boden fallen. Dabei kann ich auch den kleinen Dolch erkennen, den er gezückt hatte, um mir damit zu schaden. Vergeblich. Mittlerweile hat sich das Kampfgeschehen aufgelöst und Henry ist bereits in die Hütte gegangen.

Drachenblut - Der erste TropfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt