~ Ophelia ~
Noch immer kämpfe ich mit nur einem Schwert, da ich mich nicht verraten möchte.
Wieder stürmen Gegner auf mich ein, doch diesmal habe ich Unterstützung aus den eigenen Reihen. Nach und nach fallen unsere Feinde, doch auch Unsereins ist nicht unbesiegbar. Ich sehe Kameraden fallen, was mich nur noch mehr dazu anspornt, diese elenden Menschen zu besiegen. Sie alle sind falsch, verlogen... verräterisch...
Ein Hieb trifft meinen Helm, der nun störend schräg auf meinem Kopf sitzt, sodass ich ihn davonwerfe.
Blutgeruch erfüllt meine Nase und ich sehe, dass der Boden von den niedergegangenen Kriegern beinahe schon bedeckt ist. Und es wollen einfach nicht weniger Feinde werden. Wie kann es nur sein, dass sie uns so sehr zurückdrängen?
Plötzlich spüre ich eine Aura.
„Nein, das darf doch nicht..."
Elaine! Sie ist hier, irgendwo hier! Panisch blicke ich mich um, kann sie aber nirgends finden.
In der Ferne kann ich meinen Vater sehen, der mit seinem Hammer einen Feind nach dem anderen niederschlägt; im nächsten Moment ist er wieder im Getümmel verschwunden.
Ich lasse meine Magie um mich herum explodieren, damit mir niemand zu nahe kommt und versuche, Lucian auf dem Hügel vor unserem Kampfplatz zu erspähen. Er dient der Berichterstattung für den König, da er ausgesprochen gute Augen hat. Am liebsten würde ich zu ihm rennen, um ihn nach Elaine zu fragen. Hat er sie vielleicht gesehen? Oder versteckt sie sich so gut wie all die Jahre über und ist somit unsichtbar? Ich weiß es nicht, doch es macht mich verrückt, es nicht zu wissen.
Auf einmal wird es sehr laut. Schnell lege ich meine Hände auf meine Ohren und suche nach der Ursache – Vater hat mit seiner Magie die Erde bis zu den Triböcken der Menschen bersten lassen. Gerade, als eine von ihnen abgefeuert werden sollte. Zusätzlich lässt er riesige Gesteinsbrocken aus dem Boden brechen, die alle Konstruktionen zum Bersten bringen und einen fürchterlichen Krach veranstalten. Nun ist unsere größte Gefahr gebannt und ich atme etwas auf. Sofort drängen wir unsere Gegner zurück und endlich sind wir deutlich überlegen. Der Sieg könnte schon fast unser sein, wäre da nicht...
Plötzlich rauschen mehrere riesige Feuerbälle auf uns hernieder. Nur knapp kann ich ausweichen, doch dann trifft mich ein Hieb von hinten an der Schulter. Ich schreie vor Schmerz laut auf und wirble mit meinem Schwert wütend durch die Luft, als ich Somin vor mir sehe. Schnell blicke ich mich um und suche nach einer Möglichkeit, ihm zu entkommen, doch das Kampffeld ist mit einem Mal erschrocken leer. Auf beiden Seiten kämpfen nur noch wenige Leute.
„Verdammt, ich habe ihm gesagt, er solle es nicht übertreiben", sagt mein Bruder mit Blick nach hinten. Darius steht dort. Zumindest gehe ich davon aus, dass er es ist. Seine Aura ist im Grunde noch die gleiche, nur deutlich stärker, doch sein Äußeres... verändert wäre da untertrieben. Er sieht schon von Weiten wie ein völlig anderer Mensch aus. Allein seine Erscheinung, die fast schon imposanter als die meines Bruders, ja sogar meines Vaters ist, lässt mich nicht glauben, dass er es ist. Schon im Kerker hatte ich sehen können, dass seine Gesichtszüge markanter geworden sind. Erwachsener, ja das könnte man dazu wohl sagen. Elaine sieht er nun in keinerlei Hinsicht mehr ähnlich, dabei war er beinahe ihr Ebenbild. Nun ist es, als wäre... ein Bann gebrochen, der ...sein wahres Äußeres zeigt? Nein, das macht keinen Sinn, denn wieso sollte er...ein anderes Aussehen auferlegt bekommen haben? Welchen Nutzen hätte das schon? Doch ich darf mir darüber nicht den Kopf zermürben. Nach dem Kampf ist noch genug Zeit dafür. Jetzt muss ich mich aber eben auf jenen konzentrieren.
Somin hat mich glücklicherweise noch nicht erkannt, denn sonst hätte er mir wohl längst Darius auf den Hals gehetzt. Doch plötzlich macht er einen Schritt vorwärts, als wolle er mich links liegen lassen. Ich drehe mich um und sehe dort unter anderem Irina und meinen Vater kämpfen und halte Somin schnell die Klinge vor die Brust.
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Drachenblut - Der erste Tropfen
FantasíaSeit Jahren hielt man sie für tot, doch eines Tages trifft Darius bei einem Auftrag auf die kriegerische Ophelia, die seit sieben Jahren allein im Wald lebt, um so den strengen Gesetzen Albias zu entkommen. Doch schon bald lernen sie die magische We...