~ Kapitel 31: Die Schlacht ~

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~ Ophelia ~

Kalter Wind weht um meine Nase und der Regen hat längst meine Kleidung unter meiner Rüstung durchnässt. Das leise Trommeln der Tropfen auf meinen Helm überhöre ich schon lang. Es ist fast wie verhext. Kaum haben wir die Grenze Eoroths nach Albia überschritten, schlug das Wetter mit einem Mal um. Es ist zwar insgesamt etwas wärmer geworden, sodass der Schnee getaut ist, doch Regen ist auch nicht unbedingt allzu besonders.
Da ich, warum auch immer, die Repräsentantin des Königs bin, reite ich voran. Das gefällt mir zwar gar nicht, doch alles Gezeter hat nichts gebracht. Meine Mutter, so heißt es, wohnt dem Kampfgeschehen später bei, wird aber nur in der allergrößten Not eingreifen.

Links und rechts von mir befinden sich Markus und Fevros. Ersterer wirft mir ständig Blicke zu, die ich nicht ganz deuten kann. Macht er mir zweideutige Anspielungen oder aber verabscheut er mich? Wobei... das wird wohl eher nicht der Fall sein. In den letzten Tagen ist er mir ständig über den Weg gelaufen und hat Gespräche mit mir führen wollen, die... merkwürdig waren. Er hat so viel über mich wissen wollen. Mir gefiel das überhaupt nicht. Noch dazu ist er der Ziehsohn Fevros'. Zwar war er bereits dreizehn Jahre alt, als er zu ihm kam, doch... er ist Fevros' Ziehsohn.

Das reicht. Grund genug, um ihn zu hassen. Schluss.

Ich blicke gen Himmel und wünsche mich wieder zurück nach Haleos, zurück zum Gut. Dort ist es so schön warm. Hier dagegen ist es kalt. Und nass. Wir gehen einen Hügel hinauf und der Regen fällt mir direkt ins Gesicht. Klasse. Das Gras gleicht eher einer Pfütze; mein Pferd rutscht einmal aus, kann sich aber noch rechtzeitig halten. Erschrocken blicke ich nach hinten und sehe, wie auch einige Krieger gestürzt sind. Einige wiederum helfen ihren Kameraden auf, um weiterzugehen.

Dann endlich sind wir auf dem Hügel angekommen und blicken auf eine große, grüne Wiese, auf der vereinzelt ein paar nackte Bäume stehen. Am anderen Ende sehe ich eine große Schar an Kriegern. König Farus ist also bereits eingetroffen, wobei ich nicht daran glaube, dass er selbst diesem Kampf beiwohnen wird. Sicher wird er durch Darius vertreten werden.

Ach, Darius ...

„Wieso gehen wir nicht weiter?", frage ich Fevros, der sein Pferd soeben zum Stehen gebracht hat.
Er wirft mir einen ernsten Blick zu.

„Weil sich die Kriegsführer erst die Hände reichen, sich begrüßen, ehe die Heerscharen das Kampffeld betreten."

Ich warte bereits auf eine abschätzige Bemerkung von ihm, aber da kommt nichts. Doch in seinem Blick sehe ich seine Anspannung. Er presst seine Kiefer fest aufeinander, das erkennt man sogar trotz seines dichten Bartes. Seine dunkelgrünen Augen sind zu engen Schlitzen geworden und seine Stirn ist in Falten gelegt.

„Und... das soll ich doch nicht etwa machen, oder?", frage ich leicht eschrocken und suche irgendwo in seinem Gesicht nach einem Anzeichen für... Belustigung oder so etwas Ähnliches.

„Ganz genau. Du vertrittst deinen Onkel, das hat er so gewollt. Normalerweise würde ich nach vorn reiten, doch in diesem Fall musst du den Kampf eröffnen. Oder darauf hoffen, dass sich die Menschen doch ergeben."

Ich nicke und blicke auf die abertausenden Krieger vor uns, anschließend auf die, die sich hinter mir befinden. Sie alle werden sich gleich auf Verderb und Gedeih bekämpfen. Bis zum Tod.

„Gut. Muss mein Gegenüber wissen, wer ich bin?"

„Das ist letztlich völlig egal. Hauptsache, man tritt seinem Gegner gegenüber. Respektsvoll, wenn auch hasserfüllt."

Das muss man ihm lassen. Er ist nicht völlig blind vor Wut.
Ich atme tief durch und versuche, mein Zittern zu unterdrücken. Mit jedem Schritt, den mein Pferd macht, konzentriere ich mich mehr und mehr auf meine Magie. Auf den Strom in meinem Körper. Ich muss ihn kontrollieren können.

Drachenblut - Der erste TropfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt